Mit einer russischen Overtüre fangen wir an, die sich da Arkona nennt.
Und Fokus dieser Band ist selbstredend Sängerin Maria („Mascha“)
‚Scream‘ Archipowa, die sich hauptsächlich der Muttersprache
bedient bei ihren durchaus variablen Gesängen. Die Moskauer können
bereits auf eine Bilanz von fünf Studioalben und zwei Livealben
und eine Compilation zurückblicken, alles produziert seit dem Gründungsjahr
2002. Russische Folklore bestimmt den Ton, der ansonsten ziemlich
kompromisslos hart ist. Da ich hier allerdings nicht das ganze 30minütige
Set miterlebt habe, enthalte ich mich einer weiteren
Auseinander-Differenzierung und beschränke mich lediglich auf meinen
persönlichen, spontanen Eindruck, der sich partout nicht mit weiblichen Stimmen in
diesem Genre anfreunden will. Fideln oder Schalmei etc. – gut und schön,
aber zwitschern – nein danke! Aber gut, wem’s gefällt, der ist
ansich gut bedient.
Weitere Infos zu Arkona gibt’s unter: http://www.arkona-russia.com/
Die nächsten Vertreter in der teilnehmenden Runde sind Varg.
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Und damit kommen wir zu einem, nicht ganz unheiklen Thema. So wird
diese Band vermeintlicher Weise in die rechtsradikale Ecke gedrängt,
was jene immer wieder vehement abstreiten. Woher diese Gerüchte Tendenz
kommt ist nicht ganz raus. Sei es bezüglich der äußerst fraglichen
Texte der Songs oder eventuell wegen der Namensähnlichkeiten zu einem
norwegischen Herrn, der da Varg Vikernes
heißt. Jener Musiker begründete ein sehr rechtsextremes Neuheidentum
und saß als Mörder des Black-Metal-Musikers Øystein „Euronymous“
Aarseth satte 16 Jahre im Knast. (Mehr über diesen finsteren Gesellen
gibt’s hier
zu lesen.) Wie auch immer, unsere deutschen Varg gibt’s jedenfalls
erst seit fünf Jahren, während derer sie drei Alben veröffentlicht
haben. Die Rote Körperbemalung tut das ihrige um den finsteren Touch,
der diese Brüder umgibt, zu verstärken. Musikalisch passen sie sich an
den Pagan Trek hier an, wenngleich auch noch um eine Spur
death-metallischer ohne tatsächliche
folkloristische Stilbrüche.
Sänger
Freki aka Philipp Seiler betont demnach zwischen den
Epen auch lautstark, dass die Band nichts mit Rechtsradikalismus am Hut
hätte und brüllt inbrünstig hinaus: „fuck off Nazis.“ – Ehrlich
gestanden habe ich in diesem Moment nicht den Eindruck, als ob das auch
nur eine Seele hier irgendwie gebissen hätte Und nehmen wir’s mal
straight: 1) wissen all die 16jährigen Teenies hier gar nicht mehr
wirklich, um was es da tatsächlich geht, und 2) wollen jene im
Augenblick nur abrocken und sonst gar nichts. Und das tun sie auch mit
aller Ausdruckskraft. Varg selbst dürfen sich freuen, denn nach
etlichen wilden Spekulationen dürfen sie jetzt doch am diesjährigen
Wacken Open Air auftreten. Viel mehr gibt’s hier nicht zu sagen, außer
dass es sich als äußerst schwierig erweisen kann, sich eines unguten
Images zu entledigen. – Sofern es sich tatsächlich „nur“ um ein
Image handelt.... – Hoffentlich!
http://www.varg.de/
Aller paganischen Dinge sind drei und das wären nunmehr Dornenreich
aus Ösiland.

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Alle Achtung, ganze 16 Jahre haben die Dark Metaller bereits auf dem
Buckel inklusive sechs Studioalben,
einer Livescheibe und einer DVD. Diese Truppe habe ich bereits
einmal live erlebt, allerdings damals in rein akustischer 2 Mann
Besetzung. Dieses Mal beginnt der Zauber auch als Duo-Set, belebt sich
aber nach zwei Stücken durch ein Schlagzeug, natürlich alles in
dunkelblau und viel Nebel gehüllt. Zugegeben, dass was Jochen „Evíga“
Stock (Voc/Gitarre), Thomas „Inve“ Riesner (seit
2006) und Moritz „Gilvan“ Neuner (Drums) da fabrizieren, ist
etwas gewöhnungsbedürftig. Und das liegt nicht nur an der Fidel. Aber es
ist deutlich festzustellen, dass Dornenreich über eine beachtliche Anhängerschaft
verfügen, die vor allem aus weiblichen Trauerweiden besteht, die sich
den düster-traurig- und teils aggressiven Klängen mit Genuss hingeben.
Ich für meinen Teil hege noch keine Suizid Gedanken, jene die man bei
dieser Musik gut und gerne entwickeln könnte aber natürlich nicht
muss. Alles eine Art von Auffassung und persönlichen Geschmack. Außer Frage steht
jedoch, dass es sich bei den akustischen Darstellern um exzellente
Musiker handelt.
Abgesehen davon, sind Dornenreich mit Sicherheit bestens dazu
geeignet, den individuellen Hang zur Melancholie zu
verbessern. Also gilt für jeden, der sich auf Friedhöfen, einsamen,
verregneten Bahnhöfen oder im schottischen Hochmoor besonders heimisch
fühlt: - Dornenreich liefern die perfekte Untermalung dazu.
http://www.dornenreich.com/
Gruezie miteinand sagen wir jetzt zu Eluveitie, die hiermit unseren
Schweizer Exklusiv-Export darstellen was Pagan- bzw. Folkmetal angeht.
Der Name ist Programm, denn die Eidgenossen haben sich wahrlich schon
einen festen Platz an der Front gesichert. Das hier ist nicht nur eine
Band, sondern fast schon ein Orchester mit satten acht Mitgliedern –
sowohl weiblich als auch männlich. Oberfeldwebel ist aber immer noch
Christian „Chrigel“ Glanzmann, der sich heute Abend als Mützenmann
präsentiert, vielleicht auch, um etwaige visuelle Schwachstellen zu
kaschieren. Braucht man aber heutzutage nicht mehr hey hey,.. oder
doch?! Anyway, Fakt ist, diese Truppe sagt mir in diesem Bandpaket mit
Abstand am meisten zu, mit ihrer individuellen Mixtur aus Metalcore und
Brauchtumstönen.
Einzig allein der Dudelsack stört mich. Ihr wisst ja, - dieses
Instrument ist für mich wie das rote Tuch für den Stier. Aber gut, das
gehört nun mal dazu, wenn Eluveitie das Keltentum der Helvetier
auseinander klabautern. – Ich frage mich nur so oft, warum sich all
diese Bands zwar einerseits immer auch irgendwelche Kulturen berufen,
aber sich nicht nur ausschließlich deren Sprachen bedienen bei ihren
Shows. Denn seien wir mal ehrlich, was immer die da oben von sich geben
in Wort und Text wird beim inbrünstigen Moshen ohnehin von keinem Fan
wahrgenommen, egal ob in englisch, deutsch oder gälischem Graubünden
Dialekt. Schmarrn... aber Ihr wisst was ich meine....
Aber ums kurz zu machen, Eluveitie kommen trotz gesanglicher
Abstriche einer der beiden weiblichen Spielleute und dies bedingt wg.
Unpässlichkeit, trotzdem hammermäßig gut an beim jugendlichen
Publikum. Und das wiederum wird wieder mit viel Gegenliebe beantwortet.
Last comment: die Schwitzerlis werden mit Sicherheit noch längere Zeit
ihre Emmentaler Stammwürze exportieren.
http://www.eluveitie.ch/
Sodala, einen hamma noch in der langen Litanei. Und das sind
Finntroll, - die Kings on the Road auf diesem Paganfest.
Woher die Kameraden stammen, brauche ich hier an dieser Stelle wohl
nicht mehr betonen, nach dem Motto: alles im Namen enthalten. Wir sind
im verflixten 13.Jahr ihrer Existenz und mit grad mal fünf Alben und
drei Eps haben uns die Nordländer bislang beglückt, natürlich alles
im Stil von sogenanntem „Trollish Hoedown Metal“. Heissa, mir
schmilzt schon die Großhirnrinde bei all diesen Ausdrücken und
Beschreibungen innerhalb des Genres. Ein Kuriosum sind mit Sicherheit
die Polka Einflüsse, die sich durch Finntrolls Heavy Metal ziehen und
welche einen sogenannten Aufhörer darstellen. Das ist
dieses gewisse Etwas, dass einem unweigerlich die Lauscher auf
180 verzwirbelt. Frontmann Mathias „Vreth“ Lillmåns, der im Prinzip
erst seit vier Jahren mit von der Partie ist, verfügt über eine
ansehnliche Ausstrahlung und selbstredend Stimme die sich zum Teil der
ältesten Gesangsformen der Welt, dem so genannten Joik der finnischen
Ureinwohner (Samen), (so zum Beispiel im Lied „Jaktens Tid“)
bedient.
Und einmal mehr kommt das meiste Echo offensichtlich von der
weiblichen Anhängerschar im Publikum. Aber was solls? Schaden tut es
auf keinen Fall – so oder so. Lustig ist auch noch der Umstand, dass,
obwohl die Band finnischer Herkunft ist, sie sich doch der schwedischen
Sprache bedienen, da diese angeblich irgendwie trollischer klingen würde.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der erste Sänger dieser Band
Jan „Katla“ Jämsen schwedischer Herkunft war. Die Songs
handeln von Trollgeschichten (wie sollte es auch anders sein)
an Natur-, Kriegs- und heidnischen Thematiken. Allerdings wer sich da
nicht intensiv damit beschäftigt, wird das meiste nicht wirklich
verstehen. Auch egal... hier
geht’s hauptsächlich um die Unterhaltung, und die wiederum wird durch
die Musik ansich bestimmt. Tja, und jene wiederum ist universell, egal
in welcher Sprache.
Fazit dieses Abends, unser Kindergarten hier im ausverkauften
Backstage Werk ist 100%ig zufrieden gestellt worden, und die Kiddies
haben ihren Schokoladenkuchen samt Zuckerguss bekommen mit allem drum
und dran. Aber deshalb geben wir noch lange nicht unsere Konfession auf.
Ob Heidentum oder katholischer Veitstanz, - auch egal... pfeif
drauf, scheeen wars und guat’ Nacht.....
http://www.finntroll.net/ |