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Fast vier Jahre ist es her, dass ich Lamb of God bereits einmal live on Stage erlebt habe, damals im Zuge der Unholy Alliance Tournee zusammen mit Slayer, Children Of Bodom und InFlames. Lang is’ es her, und einiges hat sich seit damals verändert, vor allem der Auftritt selbst, der zwar nicht mehr in so einer großen Halle wie damals im Zenith stattfindet, dafür aber statt als Opener, diesmal in der Headliner Position.  Und ausverkauft is’ unser gutes Backstage Werk auch wieder mal, aber hallo.... !!!! Heute Abend hat nicht mal mehr eine Ölsardine Size Zero Platz hier drinnen, deshalb gibt’s diesmal auch keine selbstgefilmten Clips. - Denn die Chancen auch nur für 10 Sekunden einen freien Blick auf die Bühne zu erwischen, sind gleich Null wenn man nicht von vorneherein einen guten Platz inne hatte. Für mich galt das leider nicht, mal ausgenommen natürlich die Zeit im Fotograben zum visuellen Festhalten des Geschehens.
Und wieder wird die Szenerie von einem ‚sehr’ jugendlichen Publikum beherrscht. Vielleicht nicht ganz jung als am Tag zuvor beim Paganfest an selber Stelle, aber auch heute würde ich das Durchschnittsalter auf allerhöchstens 25 und ein paar Zerquetschte schätzen. – Es ist offensichtlich, dass derzeit eine ganz neue Generation an Hardrock/Heavy Metal Fans heran wächst. Eine Jugend, die kaum noch Interesse an den Altrockern der Achtziger, Siebziger oder noch früher zeigt, mal ausgenommen vielleicht von AC/DC, die kaum noch lange Haare trägt und statt stupides headbangen lieber lebensgefährliches moshen im Pit bevorzugt. Die jetzigen Idole sind nicht viel älter als sie selbst und stehen für eine neue, moderne Härte, die an Aggressivität fast nicht mehr zu überbieten ist. Allerdings hat so etwas dann oft die Folge, dass die Individualität und vor allem Qualität auf der Strecke bleibt. Da aber der generelle musikalische Anspruch bei diesen Fans anscheinend ohnehin nicht so übermäßig ausgeprägt ist, steht jener auch nicht an erster Stelle. Unterhaltung pur ist gefragt, vor allem zum auspowern. Dass manche dieser ultraharten Thrash- und Metalcore Bands unterm Strich trotzdem auch wirkliches Können bieten, geht sehr oft im allgemeinen Geknüppel unter.


Und genau das ist gleich beim Opener ‚Between The Buried And Me’ der Fall.

Diese Formation aus Charlotte/Winston Salem US lässt in ihrem Metal deutliche Strukturen von Jazz Avancen durchklingen. Und diese Mischung macht sich äußerst interessant und gibt dem Ganzen einen sehr intellektuellen Anstrich. Laut Berichten soll diese Truppe in ihrer Heimat Amerika bereits einen ziemlich hohen Standard besitzen. Das aktuelle und insgesamt siebte Album ‚The Great Misdirect’ vom vergangenen Herbst, hat es in den US Album Charts gar auf Platz 36 gebracht. Und das ist für dieses Genre schon sehr beachtlich. 10jähriges Jubiläum feiern ‚Between The Buried And Me’, deren Namen sich übrigens aus einer Textzeile eines Counting Crows Songs namens ‚Ghost Train’ ableitet.

 Ein Begriff ist die Band allemal inzwischen, nur mit dem etablieren in Europa hapert es noch ein wenig. Meine Analyse ist jedenfalls eine positive: - diese Gruppe hat was, und das ist alles andere als schlecht....
http://www.betweentheburiedandme.com 



Nummer Zwei ist ‚August Burns Red’ aus Pennsylvania, die seit 7 Jahren on the Road sind und bislang 3 Alben und 3 Eps vorweisen können.

Christlicher Metalcore nennen die Brüder ihren Stil, wobei mir diese Beschreibung etwas schleierhaft ist. Aber gut, live on stage ist ohnehin kaum eine Silbe vom gesungenen Gewaltepos zu verstehen. Da müsste man sich wohl eher mit den Texten der Stücke in den CD Sleeves beschäftigen. Aber mal ehrlich... wer tut das schon?

Mit diesem Outfit kann ich allerdings wenig anfangen, denn hier lässt sich weder eine klare Struktur noch eine straighte Linie erkennen. Aber auch hier gilt: Hauptsache der Rhythmus stimmt, damit ordentlich gemosht werden kann. Ich für meinen Teil ziehe es vor, für den Rest dieses Auftritts lieber draußen etwas frische Luft zu schnappen.
www.myspace.com/augustburnsred    

Als nächstes folgen Job For A Cowboy, die fürwahr schon einen beachtlichen Status in der Szene erreicht haben.

Nun mal ehrlich, ich bin zwar seit über 25 Jahren Musikjournalistin, aber den Unterschied zwischen sogenanntem Deathcore und Metalcore kenne selbst ich nicht. Es sei denn, ich bin dafür einfach schon zu alt. Mein lieber Herr Gesangsverein, ich bin zwar mit Deep Purple und den Rolling Stones aufgewachsen, aber ich lasse mich auch gern mal belehren was diese Feindifferenzierung verschiedener Unterkategorien von Musikstilen betrifft. Sofern man hier überhaupt von Musik als solcher überhaupt sprechen kann. Verständnis ist hier gefragt, sogar sehr viel Verständnis. Aber da  ich schon immer ein sehr wissbegieriger Mensch war und immer noch bin, der gern dazu lernt, ziehe ich mir auch so was mitunter rein, um endlich die wahre Philosophie dieser Schublade zu begreifen. Und zugegeben, ich tue mich etwas hart.


(c) Radioo3

Deshalb beschränke ich mich hier auch aufs wesentliche. Gegründet 2002 in Glendale Arizona, haben Job For A Cowboy bislang ein Demo, eine Ep und 2 Alben auf den Markt geworfen. Und siehe und staune, die beiden Longplayer haben tatsächlich dank einigen Verkäufen den Weg in die US Charts gefunden – ‚Genesis’ von 2007 auf Platz 54 und ‚Runination’ vom vergangenen Jahr auf Platz 42. -
Ergo, wir haben einen Namen auf dem Parkett und versuchen diesen auch weiter zu etablieren. Und das dürfte den Brüdern mit dieser Konzertreise im Schlepptau von Lamb Of God durchaus gelingen.
http://www.jfacmetal.com/



Last but not least – Lamb Of God – roh, pur und mit einer Urgewalt, dass auch der letzte Ziegeltstein dieser Hütte zum Schwanentanz ansetzt.

Und ums 3 Mal rot zu unterstreichen, meine Herrschaften... diese Band feiert, ob Ihrs glaubt oder nicht, gerade ihr 20jähriges Jubiläum. Jawohl ja, und demzufolge dürfte zumindest Gitarrist Mark Morton, Bassist John Campbell und Schlagzeuger Chris Adler dem runden 40er schon ins Auge blicken, wenn sogar nicht bereits darüber hinaus. Und die vier Jahre später, die Sänger Randy Blythe hinzu gestoßen ist, dürften auch nicht viel Unterschied in Sachen Age Gap gebracht haben. Lediglich Gitarrist Willy Adler ist erst seit 11 Jahren mit von der Partie. Wie man lesen kann, gibt’s auch noch Familienbande in der Truppe. Sechs Alben, drei DVDs, und höre und staune, das jüngste Release ‚Wrath’ schaffte es in den Billboard Rock-Album Charts gar bis auf Position 2, und hielt sich ganze 6 Wochen in den Hitlisten. Das hat natürlich einiges an Renomee gebracht.


(c) elochai90

Wie schon oben erwähnt, sind mir die Gotteslämmer keine unbekannten mehr seit ihrer Tour mit Slayer vor vier Jahren. Nur ist es offensichtlich ein Riesenunterschied, ob man als einer von vier Acts an zweiter Stelle in einem riesengroßen Venue spielt und darin verloren geht, oder ob man sich in kleinerer Stätte als Headliner abfeiern lässt.
Auch Lamb Of God donnern mit aller Brachialgewalt über uns herein, zu der sie nur fähig sind. Aber bereits im Fotograben während der ersten 3 Songs, merke ich trotz schwierigster Knipserei,(Anm:Lichtverhältnisse sind wieder mal katastrophal)  dass hier ein gar außergewöhnlicher Gitarrist am Werk ist. Ich spreche von Mark Morton. Nur ist  höllische Aufmerksamkeit gefragt, um diesen brillanten Umstand auch tatsächlich heraus zu hören. – Andererseits, wer steht schon still bei diesem Unwetter an ohrenbetäubenden Höllentanz.


(c) Radioo3

Wie auch immer, Rolle scheint das keine zu spielen, denn die Party explodiert förmlich unter der Apokalypse von Lamb of God. Und sämtliche 1.200 Apostel opfern sich förmlich auf für ihre Heroes aus der Unterwelt und deren Predigt.
Mir reichts und mein Bedarf an Lagerfeuer Romantik a la’ Lamb Of God’ ist fürs erste wieder gedeckt. 
Aber wie auch immer....  einen weiteren, äußerst erfolgreichen Sturm auf die Backstage Bastille kann man ihnen wahrlich nicht absprechen. Der Sieg ist unser, und das Amen ist gebetet und der Tinnitus für die nächsten drei Tage auch.
http://www.lamb-of-god.com/


Lamb Of God Gitarrist Willy hatte auch noch ein paar
Statements übrig.
(aufs Foto klicken & per WMP anhören- beginnt mit ca. 20 Sec.Musik-Intro)