525

Victor Smolski ich mach’ wirklich einen Kniefall vor Dir in absoluter Ehrerbietung. – Tja, und damit wäre eigentlich schon alles gesagt zu diesem Auftritt von Rage hier in der Münchner Backstage Halle.
Aber gut, erstens wisst Ihr so nicht, warum ich das tun würde, und 2) wäre das denn doch etwas sehr kurz für eine volle Konzert Review.
Vorweg sei auch noch angemerkt, dass es sich hierbei um den Tour Auftakt handelt, sowie die allererste Show von Rage, in der sie ihr neues Album ‚String To A Web’ vorstellen. Zudem bleiben meine Befürchtungen, dass wie so oft bei Bands dieser Art, die Bude halbleer sein würde, unbegründet. Ist es nämlich mitnichten mit in etwa 400 Besuchern. Im Gegenteil es wirkt sicherlich noch eine Spur voller als es eigentlich ist, dank es überdimensionalen Merchandise Standes, der gut und gern ein Viertel des Wohnzimmers einnimmt. Mein lieber Schwan, dieser Fanartikel-Handel grenzt fast schon an den von AC/DC und dergleichen... Na ja, vielleicht nicht ganz, aber dennoch – alle Achtung, zu übersehen ist der Supermarkt auf keinen Fall.

Nervös simma alle ein bisserl vor dieser ersten Messe im neuen Gewand, auch die beiden eingängigen Stimmungsmacher, die sich erst in das neue, noch ungewohnte Gerüst einfügen müssen.

Start machen ‚Seven’. – Wer? –

Ganz genau, denn keine müde Kleidermotte kennt diese Truppe, die da oben ihren Stiefel runter sprudelt. Allerdings wie Meister Hartl, hartgesottener Fan und Kenner aus gleicher Zunft, spontan bemerkt: da oben steht die Reinkarnation von Tom Araya von Slayer an der Gitarre und Kollege Andreas Schöwe am Gesangsmikro, allerdings ca. 20 Jahre verjüngt. – Nein, Gespenster gibt’s immer noch keine, aber die Evolutionslehre hat ja schon immer gepredigt, dass der Mensch nur von einem einzigen Affen abstammt. Also wer weiß, wie sich die Dna Stränge hierbei auseinander entwickelt, bzw. erweitert haben.
Kurz und gut, unser flotter Siebener hier stammt aus Tschechien hat bereits, yep genau... sieben CDs am Start, und waren in der Vergangenheit wohl bereits des öfteren als Anheizer des einen oder anderen namhaften Vertreters des harten Gewerbes unterwegs. Trotzdem ist der Name ‚Sieben’ immer noch nicht wirklich ein Begriff im Genre, außer als Nummer. Also Zeit wird’s, dass Araya und Schöwe in spe’ endlich mal die Federn aus den Windeln klopfen, um ans Trockene zu schwimmen. – Schwimmlehrer ist dabei kein geringerer als Rage Gitarrist Victor Smolski himself, der diesmal dafür gesorgt haben soll, dass die Tschechen eine weitere Chance erhalten, den Leuten endlich begreiflich zu machen, dass Sieben eben nicht nur eine Zahl ist, sondern auch eine Band. Der Rest muss von den Brüdern schon selbst kommen, und das sind vor allem sieben Todsünden. – Ja, im Ernst, so heißt nämlich deren aktuelles Album ‚Seven Deadly Sins’ . Und in Kürze kommt auch noch die allererste DVD. -
Sagen wir mal so....

Seven sind ganz nett, aber nichts spektakuläres und nichts außergewöhnliches in Sachen klassischer Hardrock, nach dem Motto: alles schon mal irgendwo gehört. Aber sie sind voll des, von mir oft gepredigten, Enthusiasmus. Und das könnte ihnen mit der Zeit noch zugute kommen. – Ich sage – könnte.... ob sie’s dann auch wirklich tun, und natürlich gehört auch etwas Glück dazu, wie immer im Showbusiness, das wird sich noch zeigen.

http://www.sevencz.com



So jetzt kommen wir zu einem Kapitel, dass in den letzten Monaten nicht so dolle von sich reden gemacht hat anhand von diversen Tournee-Streitigkeiten mit anderweitigen Künstlern. 

Was auch immer da vorgefallen war, interessiert auch kaum an dieser Stelle, aber wie sagt man so schön? – Das berühmte Licht wirft dann halt diverse fragwürdige Schattierungen zurück, die aber andererseits auch für gesondertes Interesse  sorgen. Schlechte Promotion ist nämlich auch, und das - ab und zu sogar die bessere Promotion. – Gut, lasst uns auf das Wesentliche konzentrieren, und das ist der momentan Auftritt von Jaded Heart, von dem man nunmehr gut und gerne von einer deutsch-schwedischen Kooperation sprechen kann. Und obwohl das neueste Werk der Melodic Rocker ‚Perfect Insanity’ schon fast ein halbes Jahr auf dem Buckel hat, ist das hier jetzt im Prinzip der erste Trip zur Promotion jenes Dukaten. Wie vorhin bereits angeschnitten, ging der erste Versuch eines solchen, gleich zu Beginn gründlich in die Hosen aus was immer für welchen Gründen. –
Ich muss an dieser Stelle wirklich aufpassen, da ich persönlich so meine Probleme habe mit jener Art von Rockmusik, die sich durch viiieeeel Melodie und vor allem Bombast präsentiert, - einer Stilistik die ihre Blütezeit schon so einige Jahre hinter sich gelassen hat. Und leider entspricht der sogenannte Melodic Rock momentan nun mal so gar nicht dem modernen Zeitgeist.  Sagen wir mal so: Rock ist Rock, und diese Feintüftelei in Sachen katalogisieren von musikalischen Unterarten ist ab und zu schon ziemlich übertrieben. Fakt ist aber auch, dass die besten Zugpferde im allgemeinen Musikzirkus, entweder die ultra- bis knallharten sind, die Trendsetter oder die klassischen Evergreens. Alles was dazwischen liegt, dümpelt unter ferner liefen dahin. Tja und zu letzterer Sorte gehören eben auch Jaded Heart, zwar einerseits schon alt eingesessen, aber den richtig ultimativ-großen Wurf haben sie ebenfalls noch nie gelandet und werden es wahrscheinlich auch nie mehr tun. Noch eines will am Rande betont sein. Man kann über Sänger Johann Fahlberg  denken was man und wie man will. Aber einen Michael Bormann kann er gesangstechnisch nicht das Wasser reichen.

Was den heutigen Debüt - Autritt dieser Tour generell betrifft, bin nicht nur ich der Meinung: Jungs das war nix, sorry! Und das hat absolut nichts mit irgendwelchen persönlichen Vorlieben oder Abneigungen gegen die musikalische Gangart zu tun. Als Entschuldigung lasse ich lediglich die Nervosität vor dem 1. Gig der neuen Tour gelten und ein, dadurch bedingter Mangel an Selbstvertrauen oder auch Routine. Allerdings sollten letztere Eigenschaften gerade Jaded Heart eigentlich schon besitzen nach so vielen Jahren.

Wie auch immer, auch das letztendliche zertrümmern einer Gitarre on Stage beeindruckt keine Stubenfliege mehr. Im Gegenteil: schade um das schöne Instrument! Und seien wir mal ehrlich, Aktionen dieser Art, - ... das  war einmal – irgendwann vor langer langer Zeit in den Sechzigern und Siebzigern.... Und überhaupt, wenn sich das heute noch einer erlauben könnte inklusive Zuspruchs, dann eigentlich nur eine Band - Who?.... In diesem Sinne....Vielleicht steigert sich ja die allgemeine Konstitution noch im Verlaufe dieser Tour.... – und aufgeben.. – nein, aufgeben tun wir  nur allerhöchstens einen Brief und sonst gar nichts.....

http://www.jadedheart.de/ 



WHO’s next….?
Klar doch, es fehlt ja nur noch einer, und das sind the kings of the Road. – 

Und damit schließt sich der Reigen mit dem was ich anfangs gepredigt habe. Ihr wisst schon... das mit dem Kniefall!  Fakt ist: Rage sind im Prinzip das beste Beispiel dafür, dass man auch als Trio imstande ist, einen satten Sound zu produzieren und mindestens genauso viel Saft aus den Kanülen schießt, als eine andere Combo, die 5 oder gar noch mehr Mitglieder hat. – Allerdings kommt andererseits das uralte Vorurteil dazu, von wegen – deutsche Band – klingen doch ohnehin alle irgendwie gleich, vor allem auf Grund dieses typischen, schnellen Double Bass Rhythmus usw. usw. – Und da sind wir beim großen Vorteil den Rage genießen, zumindest seit eben Victor Smolski in der Truppe agiert. Nicht nur, dass er ein Weltklasse Musiker ist, sondern auch, weil genau er es ist, der wesentlich dazu beiträgt, dass diese Band eben nicht deutsch klingt, mal abgesehen vom leichten germanischen Akzent in Peavy Wagners Stimme beim jubilieren. 

Zugegeben, meine Erwartungen waren hierbei im vorhinein nicht wirklich hochgeschraubt. Umso erfreulicher ist das, was sich da gerade auf der Bühne abspielt. Auch sind und waren Rage schon immer eine Spur zu hart, um als eine der gängigen deutschen Hardrock Bands durch zu gehen. – Aber auf der anderen Seite besitzt die Musik trotzdem eine klare Struktur mit einem eingängigen Rhythmus. Bekanntlich sitzt hinterm Schlagzeug kein Mike Terrana mehr, sondern Andre’ Hilgers, der lt. Peavy mindestens die gleichen Qualitäten besitzt wie sein Vorgänger und seit 3 Jahren mit von der Partie ist.. 

Letzterer war, bzw. ist immer noch, der größere Showman. So etwas kann zwar recht unterhaltsam wirken, muss aber nicht zwingend davon abhängig sein, ob eine Show sich nun als anregend oder langweilig entpuppt. – 
Peavy selbst, um mindestens ein Viertel geschrumpft in visuellem Umfang (PS: was sicherlich nicht zu seinem Nachteil istJ)) gibt sich souverän, auch wenn er das bzgl. des Tourauftakts nicht sei, wie er ebenfalls vor der Show betonte. Merkt man aber nichts davon.

Irgendwie scheint mir auch das Verlangen an intellektuellem Anspruch in dieser Gruppe gewachsen zu sein, spätestens seit eben jener Victor Smolski seinen Input mit beisteuert. Und ich kann mich nur noch einmal wiederholen, was für ein genialer Musiker das doch ist. 

Hoffentlich zerlegt er sich nicht selbst noch irgendwann mal bei seinem zweiten Hobby, das wesentlich riskanter ist, als die Musik, nämlich das des Autorennens. Russische Verwirklichung tut jedenfalls das seine, um Rage diesen internationalen Anstrich zu geben, jenen, der vielen hiesigen Akteuren fehlt. Und der vorhin erwähnte Anspruch macht sich vor allem in der neuen Scheibe ‚Strings To A Web’ bemerkbar, um nur ein geniales Stück daraus zu erwähnen: ‚Empty Hollow’. Etwas  länger als 15 Minuten dauert die Liverversion hier, aber keine Sekunde ist langweilig. 

Nein, ums noch einmal zusammen zu fassen, das hier ist trotz Tourauftakt und einigen, kleinen, eventuellen Unsicherheiten, ganz großes Kino. Das muss man Rage neidlos lassen ohne wenn und aber. Und meine eigenen Vorurteile in diversen Aspekten auf Grund von vergangenen Erfahrungen in diesem Sektor sind, wie gesagt, wie weggeblasen.


Ach ja, ums nicht außen vor zu lassen, Herr Smolski ist nicht nur ein hervorragender Musiker und leidenschaftlicher Rennfahrer, er ist auch offensichtlich ein cleverer Geschäftsmann. Denn was ist vorteilhafter als 5 Minuten nach Show Ende umgehend zum Kaufhaus a la’ Rage zu hüpfen und noch fleißig Fan Promotion zu betreiben. Ein paar T-Shirts und CDs mehr, waren’s mit Sicherheit, die den Besitzer gewechselt haben. – Und das, meine Freunde ist schließlich Sinn und Ziel der Sache.    
http://www.rage-on.de/


Weitere Impressionen gibts auf metalhammer.de
Im Diary gibts noch einige Off Stage Schnappschüsse