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Gleich vorneweg, bitte wundert Euch nicht obgleich der schwachen Bildberichterstattung. Und keine Sorge, ich kann immer noch fotografieren, und meine Kamera ist auch noch intakt.
Aber für das wir hier vorgesetzt bekommen haben, braucht man in aller Bescheidenheit schon fast ein Nachtsichtgerät. Ihr wisst schon, eines von diesen Infrarot-Strahlern, mit denen die Verbrecher im Wald aufgespürt werden. Keine Ahnung was sich der Licht-Techniker hierbei gedacht hat. Oder war es gar die Band selbst? Man kann ja auch noch verstehen, wenn jemand nicht in volles Spotlight getaucht werden will. Aber bei diesen visuellen Verhältnissen hier, frage ich mich, warum man überhaupt noch einen Mann da ans Pult gestellt hat. – Normalerweise würde man demzufolge jetzt auch logischerweise ein Blitzlicht beim fotografieren benützen, nämlich dann, wenn rein gar nichts mehr ohne geht. Aber – blitzen is' nicht – strikte Order von Münchens größtem örtlichen und Deutschlands größtem Tournee-Veranstalter. Dafür gibt’s in der, ohnehin relativ kleinen Backstage Halle sogar ausnahmsweise einen Fotograben. Aber was nützt einem der, wenn sich einem dann nur eine pechschwarze Ansicht bietet, wo gerade mal der Schlagzeuger von einem gediegenem Teelicht angedeutet wird. –
Aber nicht nur das alles, sondern schon wieder heißt es: 3 Songs knipsen und dann raus! – In diesem Fall stört mich das auch nicht weiter, denn von jenseits des Photopits bis zur Eingangspforte geht rein gar nichts mehr! Im Gegenteil ganz hinten quellen die Besucher teilweise schon wieder hinaus bei der Tür, dank des Platzmangels.
Resultat: es ist heiß wie im Amazonasbecken mit 99% Luftfeuchtigkeit, niemand ist mehr in der Lage auch nur mit dem großen Zeh zu wackeln, und von freier Sicht will ich schon überhaupt nicht reden. Und auch wenn man diese hätte, so blickt man direkt ins Bla... äh sorry ins Schwarze. Mit etwas Glück schält sich dann zwischendurch eine Silhouette aus den Nebelschwaden.
Um ehrlich zu sein,  bei der Supportband Naera beende ich meine Fotografier-Versuche nach ca. 2 Minuten, da es sich hierbei lediglich um eine Verschwendung an Akkulaufzeit und Kameraverschleiß handelt. Beim Headliner ist es nicht viel anders. Wobei da zumindest ab und zu noch ein wager Lichtschimmer, – von hinten – versteht sich, durchsickert.

Neaera begleiten Fear Factory auf dieser Tour und leiten die Party der Nachtschattengewächse ein.

Der Fünfer stammt aus Münster und kann bislang vier Alben im Tornister nachweisen. Stilistisch packen sie sich selbst in die Metalcore Ecke. -
Jetzt haben die Norddeutschen die Chance auf dieser Tour nochmal ihr, im vergangenen Mai erschienenes, Album ‚Omnicide – Creation Unleashed’ zu promoten. Nur viel mehr kann ich dazu nicht sagen. Drei Songs sind schnell gespielt, und off we go durch die Hintertür – rund ums Haus – zurück zum Haupteingang, um dort brav auf das Intro von Fear Factory zu warten. Sorry Jungs, aber ich traue mich fast zu wetten, dass es nicht in Eurem Sinne ist, dass keine weitere Berichterstattung erfolgt. Andererseits bin ich in diesem Fall auch nicht wirklich traurig bzgl. dieser Regelung. Denn da drin stehen in dem Backofen heute Abend, ist alles andere, aber beileibe kein Vergnügen.

Mehr Infos zu dieser Band gibt’s unter:
http://www.neaera.com/



Bei Fear Factory wiederholt sich das Spiel und das in nicht minderer Dunkelheit.

Blitzen is' immer noch nicht da vorne drin. Aber Hauptsache ein Dutzend Fans blinken fröhlich mit ihren Pocketcams durch die Gegend. – Nicht dass ich ihnen das nicht vergönne, - im Gegenteil. Aber es ist nun mal ein Unterschied, ob man die Knipserei zum reinen Privatvergnügen macht, oder weil man einen Auftrag eines Printmagazines in der Tasche hat.
20jähriges Jubiläum feiern Fear Factory jetzt. Burton C.Bell (Voc) und Dino Cazares (Git) sind noch übrig vom Original Line up, und vor nicht einmal einem Monat erschien das insgesamt achte Album ‚Mechanize’. Ergo: diese Tour steht natürlich ganz im Zeichen dieser Scheibe. Über allem schwebt aber immer noch ein übler Namens-Rechtsstreit zwischen einerseits Burton/Cazarares und zwei ehemaligen Bandmitgliedern, der immer noch nicht geklärt ist. Man erwartet aber noch in diesem Jahr eine Entscheidung.
Was ich beim knipsen  innerhalb der Zeit von 3 Songs noch am Rande mitkriege, ist der außerordentliche Enthusiasmus den die ca. 500 Fans, die hier zusammen gepfercht sind, wie eine Horde Gänse bei der Mastzucht, - an den Tag legen.

Fear Factory sind vor allem sehr laut. Manche Zungen behaupten später, dass der Gesang live bei weitem nicht der Qualität auf Platte entspricht. Nun denn – ein Lob der Technik würde ich sagen. Auch die physische Verausgabung der Band hält sich in Grenzen. Aber gut, bei den, gelinde beschrieben, - etwas vollschlanken Figürlichkeiten der Akteure, mal abgesehen vom Frontmann, ist das auch nicht weiter verwunderlich.



nachstehend der Beweis zur lokalen Sachlage hier in München

(c) Alvandoom

Und damit hört auch hier an diesem Punkt meine Berichterstattung  auf. Die ersten drei Stücke sind passe’, und diesmal flüchte ich fast schon aus dem Backstage Amazonas-Dschungel.
Ja doch, ich hätte mir nach Verstauung meines Arbeitsgeräts noch den Rest der Show anschauen dürfen. Aber... ich hätte es gar nicht gekonnt. Denn, wie ich schon vorhin beschrieben habe, ein hineinkommen is’ so gut wie gar nicht mehr. Und ein gewaltsames Eindringen, um dann nur in die Dunkelheit zu starren oder auf den Hinterkopf des Vordermannes in dieser Bullenhitze, das tue ich mir dann last but not least doch nicht mehr an. In diesem Sinne noch einen (un)angenehmen Restabend dessen einhergehende Umstände mit wahrscheinlicher Sicherheit nicht der Band zuzuschreiben sind.  


(c) Alvandoom

http://www.fearfactorymusic.com