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Also eines kann ich jetzt schon sagen. Wenn ich für jedes Mal, das ich Saxon innerhalb der letzten 30 Jahre live on Stage gesehen habe, sagen wir mal... 10,-- Euro erhalten würde, dann könnte ich locker einen 3wöchigen Hawaii Urlaub machen, und das auch noch mindestens wahlweise im 5 Stern Waikoloa Village Hilton auf Big Island oder im Westin Maui.  Okay, okay, ich will jetzt hier mal keine versteckte Werbung machen. Obwohl... na ja, sagen wir mal so, -  ich kann Euch beide Adressen nur wärmstens empfehlen :-))
Anyway, back to the Subject. Und im Ernst, langsam mach’ ich mal Mengenrabatt geltend, bzw. äh falsch, ich meine natürlich Zusatzbonus für meine unzähligen Einsätze bei Auftritten von Biff Byford und Co. Aber auch wenn ich deren Liveshow inzwischen in und aus und 3x rot unterstrichen vermultipliziert und auseinander dividiert kenne, so kann man bei Saxon doch in einem Punkt sicher sein Die Oldies bieten nach wie vor ein solides, bodenständiges Intermezzo. Dieses bietet uns zwar nichts wesentlich neues mehr, aber die Evergreen-Gassenhauer ‚Crusader’, ‚Wheels Of Steel’, ‚Strong Arm Of The Law’ und natürlich ‚Denim & Leather’, um nur einige zu nennen, holen uns nach wie vor aus der Alltagslethargie und lassen Jung und Alt einen freiwilligen Marathon in Sachen Headbanging-Physio Theraphie  aufs Parkett legen. – Ich sage übrigens bewusst jung und alt, denn bei den Golden Gir.. äh, Boys of Saxon, wo ein jeder die magische 50 schon seit längerem überschritten hat, ist das doch ein beachtlicher Umstand. Ich meine, jenen, der auch 18 – 25jährige Fans noch anzieht und abrocken lässt. Aber genau das ist im Prinzip der springende Punkt, den viele der älteren Rockband Semester für sich verbuchen können. Nämlich, dass ihre Songs zu Evergreens geworden sind, Songs die von Beginn weg und auch noch in 30 oder gar 50 Jahren mitgegrölt werden. Und das ist etwas, was man bei der neuen Band Generation kaum  noch findet, geschweige denn Kultstatus. Warum? – Ganz einfach! 1) fehlt, auf Grund von Finanzen meist die Zeit zum entwickeln von Individualität, und 2) wird die Masse an Bands immer größer, und die Gefahr in dieser zu ertrinken, oder im besten Fall unter ferner liefen mit zu schwimmen ist allgegenwärtig. – Aber ich will es nicht verschreien. Es gibt trotz allem auch gute, neue Bands, Bands, die heute da sind und morgen wieder weg. Einen Rohdiamanten zu entdecken ist bekanntlich auch im buchstäblichen Sinn gar nicht einfach. Und wenn, dann muss er auch erst geschliffen werden. – Aber damals in den guten, alten Zeiten, da lagen diese Klunkersteine noch offen auf der Straße herum. Und fein gescheuert haben sie sich ganz von selbst.  Saxon hatten dazu bislang 34 Jahre Zeit. Und ehrlich gestanden, es sieht nicht danach aus, als ob sie in absehbarer Zeit als Brillantencollier im Safe der Bank von Neu-Kaledonien landen auf Nimmer Wiedersehen.
Gelandet ist der Vogel erst einmal hier in München, der Ausgangsbasis zu einer weiteren Crusade in Sachen Solid Ball of Rock.



Support kommt von Big Ball aus Baden-Würtemberg.

Und jetzt wird’s etwas schwierig. Denn es gibt allein hier in Deutschland mehrere Bands mit diesem oder so ähnlichem Namen. Zugegebenermaßen habe ich auch erst mal recherchieren müssen, welche Website jetzt zu unseren Dicken Bällen gehört. Vor allem haben sich fast alle Vertreter mehr oder minder dem Spirit von AC/DC verschrieben. Unser Vierer hier gibt denn auch unumwunden zu, dass sie Angus und Co. nacheifern und abgekupfert haben. Aber sie sind beileibe keine Coverband, sondern blubbern ihr eigenes Süppchen. Sänger Thomas hat mit diesem Bandprojekt übrigens einen harten, persönlichen Cut durchgezogen, so frönte er,- und tut es immer noch, - bislang auch dem sogenannten Death Metal mit der Band Debauchery. -  Keine Ahnung was ihn dazu bewogen hat so einschneidend umzusatteln. Fakt ist jedenfalls, dass dies hier, heute Abend, lt. eigener Aussage der allererste Live-Gig mit Big Ball ist, sofern ich das da richtig verstanden habe. – Auf alle Fälle hinterlassen die Brüder bei mir eher gemischte Gefühle, und das nicht nur wegen der banalen Ähnlichkeit zu AC/DC. Beim Gesang könnte ein Presslufthammer die Silben nicht besser heraus quetschen, wobei der Austrittspunkt des Kraftakts  im Verlaufe seiner Tätigkeit  immer mehr an Farbe gewinnt vor lauter Anstrengung. Präsentiert werden uns Songs aus dem Debütalbum ‚Hotter than Hell’. Aber um ehrlich zu sein, ähnelt nicht nur die Stilistik den großen australischen Vorbildern, sondern die Tracks in sich selbst gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen.

Gut, das könnte man jetzt zum Beispiel auch von Airbourne behaupten, die erst einige Tage vorher hier in der unmittelbaren Nachbarschaft ihre verwandtschaftlichen Gefühle für  AC/DC propagandiert haben. Aber der kleine, feine Unterschied zwischen den eben erwähnten Kollegen und unseren Big Ball hier ist der, dass die einen ihre Action auch in die allgemeine Bewegungsmotorik legen und allein dadurch schon das Publikum förmlich ins Auge des Zyklons reißen, - Wogegen bei den Baden Würtenbergern, wie soll ich es beschreiben, tote Hose da oben herrscht. Nicht falsch verstehen bitte! Klar hat die musikalische Darbietung Vorrang. Aber diese kann noch so gut sein, wenn der allgemeine Vibe nicht stimmt dann kann sich so was ziemlich schnell verkorksen. Gerade wenn es sich um rhythmischen Hardrock handelt. Hey, wir sind hier nicht beim statischen Death Metal, sondern beim Rock’n’Roooollllllll – ich sage rollin’ rollin’, rollin’.... Capito?! – Bewegung Leute, legt den Pfeffer in Eurer Musik auch in die müden Gebeine sofern Ihr dazu in der Lage seid. Ihr werdet sehen, dann kommt auch ins Publikum mehr Bewegung – wetten?!

http://www.myspace.com/bigballrocks



Platz da für Saxon zum 75sten Mal (oder is’ es die 76ste Show)

Und hmmm... was soll ich noch großartig über diese, etwas in die Jahre gekommene Flag-Frigatte des einstigen New Wave Of Heavy Metal philosophieren. Sogar die Venue Größenordnung hat sich nicht verändert, es sei denn man spielt mit anderen Hochkarätern wie Motörhead zusammen. Im Alleingang füllen wir allerdings stets immer noch einen Club mit durchschnittlicher 1.000 Kopf Kapazität, wobei das Motto beileibe nicht immer ausverkauft lautet. So is’ es denn auch hier in der Münchner Theaterfabrik. Ich schätze die werte Zuhörerschaft auf ca. 700 Kuttenträger der älteren Fraktion, vermischt mit etlichem jungen Gemüse, die sich aber allenfalls zu einem Logo T-Shirt hinreißen lässt und die klassische Langhaar Mähne als mehr oder weniger antik einstuft. Aber bei Saxon darf man trotzdem all das Antike praktizieren, zumal deren Mitglieder selbst eher der visuellen Hardrock Dino Haute Couture entsprechen. Aber jetzt kommt eben das fette Plus zu Sprache, dass ich eingangs erwähnt habe. Und das sind all die, ins Hard Rock History Buch eingeschweißten Evergreens, die im Gegensatz zum visuellen Aspekt nie aus der Mode kommen. Ich spreche von ‚Power And The Glory’, 747 Strangers In The Night’ oder ‚And The Band Played On’…. und in zweideutigem Sinn: ‘Never Surrender’.

Das Zauberwort heißt dabei wie so oft bei all den Altrockern – ‚Nostalgie’. Und in einer solchen schwelgen wir auch heute Abend, zumindest diejenigen, die Saxon schon anno 1980, so wie ich,  oder gar früher live on Stage erlebt haben. Die anwesende Jugend hingegen, inspiriert von ihren Eltern oder auch durch entsprechende Medien, lässt sich vom allgemeinen Enthusiasmus anstecken und nimmt die Oldies mit einem neu-entdecktem Empfinden für Classic Hardrock auf.

Eine kleine Veränderung gibt es auf dieser Konzertreise dennoch. Leider ist Bassist Nibbs Carter nicht mit von der Partie aus familiären Gründen. (offizielles Statement). Für ihn sprang kurzfristig Yenz Leonhardt (Kingdom Come, Lacrimosa) ein. Aber Nibbs wird auf alle Fälle zurück kehren heißt es. Nun, wenn man mal davon absieht, dass es für den Aushilfsbasser ein Schnellstart ist, dann muss man sagen, dass er seine Sache recht gut macht, auch wenn er beileibe nicht das Selbstbewusstsein eines Nibbs Carters ausstrahlt. Aber wer weiß, vielleicht will er bewusst im Hintergrund bleiben.

Für uns Knipser sind die Lichtverhältnisse wieder mal eine mittelschwere Zumutung. Nicht etwa, dass zu wenig davon vorhanden wäre. Aber wenn die Strahler gesammelt und gebündelt alleinig nur von hinten zielen, und ich schon zu fluchen beginne, warum ich keine Sonnenbrille im Gepäck habe, dann beginnt sich auch meine Kamera zu beschweren und wehrt sich vehement gegen eine korrekte Belichtung. Am Ende behalte ich dann doch die Überhand, wenngleich auch nicht bei allen Schnappschüssen. – Die Zeit ist knapp bemessen fürs Photoshooting, und anschließend hätte wieder die Regel gegolten: raus auf nimmer wiedersehen für alle Fotografen. Deshalb an dieser Stelle ein Dank ans Management und Tourbegleiter für deren Schützenhilfe.

Abgesehen davon bleibt mir nicht mehr viel zu sagen. Saxon wie eh und je, Paul Quinn und Doug Scarrett im Gitarren Wettstreit, von Nigel Glockler hört man mehr als dass man sieht, aber das ist ja auch okay so. Und der gute, alte Biff macht mit seinen fast 60 Jahren noch so manchem Jungspund was vor, was die Allgemein-Konstitution betrifft. Nein, man kann über die Engländer sagen was man will, aber auf keinen Fall, dass sie ein abgehalfterter alternder, verrosteter Kahn sind.
Wie ich schon sagte: ein Solid Ball Of Rock, nicht mehr, aber auch weniger, und das zum 87sten.. oder wars nur das 46ste Mal.....???  Auch egal, pfeif drauf....
it’s only Rock’n’Roll and we still like it….

http://www.saxon747.com  

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