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Diesmal sind wir wieder bei einem Künstler angelangt, der zur berühmten Kategorie gehört: brillanter Musiker, dem einfach nicht der große Wurf gelingen will. Im Laufe der vergangenen Jahre habe ich festgestellt, dass es derer viel zu viele gibt. Aber anscheinend ist in unserer Gegenwart Qualität nicht so sehr gefragt als vielmehr Hitpotential, visuelle Aspekte und Schiebung. Und so dümpeln geniale Künstler wie z.B. Eric Sardinas, Jeff Scott Soto um nur einige zu nennen, oder eben Todd Wolfe, in der unüberschaubaren Masse an Bands und Musikern dahin und kommen einfach auf keinen grünen Zweig. Sie ackern sich den Arsch auf und spielen jeden noch so kleinen Club auf diesem Globus, ernten von Kennern auch stets anerkennendes Lob und werden geschätzt. Aber bei alledem bleibt's dann auch meistens.  Und auf der nächsten Tournee spielen sie wieder in den selben Venues mit mal mehr und mal weniger Zuschauern. Doch der sogenannte zündende Funke zu einem breitgefächerteren Bekanntheitsgrad will und will nicht aufflackern, trotz Riesentalent und Güteklasse 1.
Da könnte so manch einer verzweifeln, allen voran ich selbst, wenn ich so oft beobachte, wie viele wirklich beschissenen Gruppen  vor 3 – 5.000 oder sogar mehr Fans spielen und auch noch tierisch abgefeiert werden, und dann kommen diese wahnsinnig guten Musiker daher und müssen sich mit 50 verlorenen Seelen begnügen. Wenn man das dann miterlebt, dann könnte ich nur zu gern los heulen bzgl. so viel Ungerechtigkeit. Aber genau diese Umstände zeigen uns, dass Berühmt-Sein nicht allein mit Können zu tun hat, sondern vor allem auch mit Glück, guten Beziehungen und am meisten natürlich mit Kohle. Ums straight zu nehmen: im Endeffekt hängt doch im Showbusiness alles nur von den Finanzen ab – na ja fast alles.

Okay, das zur erläuternden Einleitung und back zur momentanen Action.
Für alle, denen der Name Todd Wolfe noch nicht so geläufig ist, sei schnell erzählt, dass dieser Mann früher vor allem als Leadgitarrist und Songschreiber für Sheryl Crow tätig war. Auch mit Mountain und Leslie West hat Mr. Wolfe in der Vergangenheit eng zusammen gearbeitet. Und West, der selbst ein begnadeter Gitarrist ist, meinte einmal:
"There are very few guitar players I like better than myself. Todd Wolfe is one of them!" -
Aber am liebsten tourt der Ausnahme Gitarrist mit seiner eigenen Band von Coast to Coast in Amerika und quer durch Europa, und das jahrein und jahraus. Diese Truppe besteht außer ihm selbst, noch aus Suavek Zaniesienko am Bass sowie Roger Voss am Schlagzeug. Das sind zwei Musiker, die selbst schon eine renommierte Vergangenheit nachweisen können. Und zu Beginn dieses neuerlichen Europa Trips erschien noch schnell Todd Wolfes sechstes Album „Stripped Down At Bang Palace“. Dieses Teil wurde live im Studio eingespielt und war innerhalb von nur 2 Wochen fertig gestellt. Da fragt man sich natürlich, wie macht er das nur, wo doch andere oft 3 – 6 Monate benötigen um eine neue Scheibe zu produzieren.

Leider ist dem guten Mann auch bei seinem heutigen Einstand hier im Münchner Titanic City Club am Kurfürsten Platz keine allzu große Zuhörerschaft beschieden. Schätzungsweise ca. 50 Insider und Freunde des gehobenen Bluesrock haben sich eingefunden, um sich an dem progressiven, draufgängerischen, mit Blues eingefärbten, Jam-Rock zu ergötzen.  Eine Besonderheit sei an dieser Stelle noch vermerkt. Ein Todd Wolfe Konzert dauert immer so um die 3 Stunden mit einer kurzen Pause dazwischen. Setliste gibt es keine, - braucht er auch nicht. Neben einigen neuen Versionen von Stücken aus längst vergangenen Tagen der Band, finden sich auch Songs die bereits ihren fixen Platz im Live-Repertoire der Todd Wolfe Band haben, jedoch bisher nicht auf einer CD veröffentlicht wurden. Und selbstredend gilt es natürlich das neue Album zu promoten. Last but not least findet man je nach Lust und Laune des Meistros dann noch die eine oder andere Coverversion eines bekannten Hits wie z.B. "Money (That's What I Want)" im Original von Barrett Strong aus dem Jahr 1959.

Die Lichtverhältnisse im Club hier sind, wie nicht anders erwartet, wieder mal äußerst bescheiden. Und es ist mehr als schwierig, hier noch das optimalste an visuellen Eindrücken festzuhalten. Im Gegensatz dazu sind die akustischen Impressionen ein Hochgenuss. Todd Wolfe zeigt auch hier, wie perfekt er sein Baby beherrscht und ihm liebevoll die harmonischen Töne entlockt, die wiederum entweder konform oder total verquer zum Bass von Suavek Zaniesienko laufen.  Und ums nicht außen vor zu lassen, drummer
Roger Voss ruft bei mir im Verlaufe des Sets den berühmten Wauw Effekt hervor in Hinsicht auf sein Können und auf....
okay forget it... :-))

Alles in allem sind das hier 3 Stunden Blues Rock at it’s Best. Und ich kann Euch versichern, der Gähnfaktor ist gleich Zero. Und da ich mir so ziemlich sicher bin, dass Mr. Wolfe auch im nächsten Jahr wieder anrücken wird,  kann ich Euch nur wärmstens ans Herz legen: erweitert Euren musikalischen Horizont und gebt Euch diesen Mann einmal im Leben live. Ich bin zwar nicht Herr Kaiser von der von der Hamburger-Mannheimer, aber ich versprech’ schon nicht zuviel – don’t worry...und vor allem, dass es, wenn einmal gesehen, auch nicht bei diesem einen Mal bleiben wird.
http://www.toddwolfe.com/

Todd & Roger mit Veranstalterin Hannah http://www.southrich-music.de/