532

In buntem Wechsel kommen wir heute wieder mal zu einer Band, die den Älteren unter uns noch ein Begriff ist, mit hohem Nostalgiefaktor versteht sich. Und zur Abwechslung haben wir es hier mal nicht mit einer Rock- Metal oder Bluesband zu zun, sondern mit einer Elektronik-Popband, die sich anno 1981 aus den Scherben von Human League heraus kristallisierte. Ihre größten Erfolge feierten Heaven 17 mit ihrem ersten Album Penthouse and Pavement und mit der zweiten Scheibe The Luxury Gap’. Auf letzterem ist auch der größte Hit der Truppe ‚Come Live With Me’ und natürlich ‚Temptation’ enthalten. Von diesen beiden Tracks lebt die Band auch heute noch, oder sollte ich sagen – wieder. Denn von 1988 bis 1996 lag das Projekt quasi auf Eis. Heute nennen es Martyn Ware und Glen Gregory eher vornehm ausgedrückt, eine kreative Pause. Aber dann dauerte es noch satte neun Jahre bis ein komplettes neues Studioalbum ‚Before After’ erschien. Und auch darauf tat sich noch nicht wirklich viel. Bis.... ja bis Ware und Gregory im vergangenen Nov./Dez. auf der Nokia Night of The Proms Tour auftraten. Im Zuge dessen entstand auch ein Interview, dass hier zu finden ist. Der Wiedererkennungswert von ‚Temptation’  und ‚Come Live With Me’ war so hoch, dass in diese momentane Tour große Erwartungen gesteckt werden. Man beschließt zum Neubeginn mit einem De ja Vu durchzustarten, indem Heaven 17 ihr komplettes Erstlingswerk ‚Penthouse and Pavement’ durchackern  und abgesehen davon nur die großen, vorhin erwähnten Hits zu berücksichtigen.

Die Freiheiz Halle hier in München, in der ich übrigens heute zum ersten Mal bin, ist gut gefüllt, wenngleich auch nicht brechend voll oder gar ausverkauft. Ich schätze die Zuhörerschaft auf etwa 400 bis maximal 500 Gäste, die sich vornehmlich aus einem Publikum zusammensetzt,inklusive meiner selbst, das bereits die erste Ära von Heaven 17 Anfang der Achtziger bewusst mitbekommen hatte, . Zugegeben, es ist immer etwas gewöhnungsbedürftig für mich, wenn man sonst meist nur mit den rockigeren Tönen zu tun hat dank der etlichen Fotoaufträge verschiedener Musikmagazine. Aber auch bei mir stellt sich der Nostalgie Faktor ein und die Erinnerung an damals. Und ehrlich gestanden, tut es auch ganz gut, zwischen all den hardrockenden Gebetsbrüdern, auch mal etwas anderes zu sehen und zu hören. Es lebe die Aufgeschlossenheit in Sachen Musik. Und wie ich immer zu sagen pflege: es gibt nur gute und schlechte Musik – egal welche!
Supportbands gibt es leider keine, dafür aber ein halbstündiges Lichterspiel untermalt mit elektronischen Tönen und einer digitalen, auf Leinwand projizierten Uhr, die die Minuten herunter zählt bis zum eigentlichen Showstart, - etwas überflüssig meiner Meinung nach. Und so mancher Besucher begibt sich wieder nach draußen, um noch schnell eine weitere Zigarettenpause einzulegen. Das Konzert beginnt relativ unspektakulär, aber wie immer sehr sophisticated, wie der Engländer sagen würde.

 Jackett ist Pflicht bzw. auch das Markenzeichen der Band. Weniger die Glatze von Mr. Gregory, die eher dem berühmten Zahn der Zeit zu verdanken ist. Aber es steht ihm nicht schlecht. Neben den beiden Hauptakteuren ist da natürlich das hübsche Aushängeschild Billie Godfrey, die als Backgroundsängerin seit 2008 dabei ist. Zur Vervollständigung seien noch Asa Bennett an der Gitarre erwähnt, Joel Farland E-Percussion und Bassist Randy Hope-Taylor, die als Liveband verpflichtet wurden für diese Konzertreise.

Zu Beginn kann ich mich nicht wirklich anfreunden mit dem Ganzen aus was immer für welchen Gründen. Aber je länger die Show dauert, desto mehr Drive bekommt sie, um dann zum guten Schluss noch wirklich gut zu werden. Ich muss gestehen, ich habe schon lange kein elektronisches Schlagzeug mehr on Stage erlebt. Auffallend sind auch die Qualitäten von Mr. Taylor an den vier Saiten. Aber im Mittelpunkt stehen natürlich Frontmann Gregory und sein Partner Ware, der sein Keyboard förmlich beschwört mit nahezu theatralischer Ausdruckskraft. Natürlich wird auch an Human Leage gedacht, nach dem Motto: wir wollen ja nicht vergessen, woher wir kommen, gelle?! Synthi Pop zieht immer noch, keine Frage, auch wenn dies hauptsächlich für die Freunde des Achtziger Jahre Hitsounds gilt.

Die Zugabe ist demzufolge auch der Höhepunkt der Show mit ‚Temptation’ und dem Human League Klassiker ‚Beeiing Boiled’ Nein, man kann wirklich nicht meckern. Das hier ist beste Unterhaltung der elektronischen Art. Es ist nur eine Sache des individuellen Geschmacks. Denn  nicht jeder ist so open minded was Musik betrifft, wie ich es z.B. bin. Und auf alle Fälle bin ich gespannt, wie und ob und überhaupt es jetzt weiter geht mit Heaven 17. In diesem Sinne – lange lebe die Achtziger Jahre.....
http://www.heaven17.com/