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Zugegeben, etwas witzig wirkt das Ganze schon da oben auf der Bühne, wenn 5 Sänger(in) und ein Schlagzeuger in bester Heavy Metal Manier los legen und so in etwa jedem Klischee’ entsprechen, welche das Genre zu bieten hat. Andererseits ist das auch wieder nicht ganz korrekt, denn es fehlt ja die ansonsten, unumgängliche Klampfe. – A cappella Performance nennt man so etwas. Und ganz so strange ist das nicht, so kennen wir doch aus der Vergangenheit Bands wie die englischen Housemartins, die diese Technik schon vor 20 Jahren angewendet haben, wenngleich auch stilistisch unterschiedlicher Art.
Unsere Sängerknaben und ein Mädchen, haben sich jedenfalls erst 2006 zusammen gerauft, anfangs unter dem Namen Jester’s Funeral. Für das jetzige Moniker entschied man sich auf Grund der Tatsache, dass das lateinische Wort Canto übersetzt: „ich singe“ bedeutet. Das „Van“  habe man einfach vorne dran gehängt, weil es besser klingt und auch gedruckt besser aussieht. It’s as easy as that. -
Nun in den letzten vier Jahren, die insgesamt drei Alben hervor gebracht haben, hat sich Van Canto als fester Bestandteil der deutschen Heavy Metal Szene etabliert, nach dem Motto: der Name ist Begriff, vor allem aber, weil sie eben etwas nicht alltägliches sind. Und wer jetzt glaubt – ‚nur zu singen’ wäre ja ganz einfach, der liegt aber mindestens 5,85 Kilometer und ein paar Zerquetschte daneben. Denn mit der Alle Meine Entchen in C-Dur Technik hat das hier in etwa so viel zu tun wie  Hansi Hinterseer mit Cradle of Filth. Aber dazu später.....
Unser Metropolis ist proper gefüllt, wenngleich noch nicht ausverkauft. Aber dennoch, Respekt, - so alltäglich ist diese Ansicht hier drinnen auch wieder nicht. Ich würde die Besucherzahl mal auf ca. 350 bis knappe 400 beziffern.
Allerdings ist eine der Supportbands namens Evil Hedgehog ausgefallen, lasse ich mir gleich zu Beginn sagen, aus was immer für welchen Gründen,  deshalb habe man auch die Beginnzeit etwas nach hinten, genauer gesagt auf 21 Uhr verlegt.
Der zweite Anheizer heißt In Legend (genau wie der Film) und ist ein Ableger Van Cantos. So hat sich doch bei jenem Projekt der Schlagzeuger des Hauptacts heute Abend, namens Bastian „Basti“ Emig, selbstständig gemacht. Schlagzeug spielen allein macht noch keinen ganzen Sommer, muss er sich wohl gedacht haben. Und die Erfüllung scheint er erst bei seiner multiplen Selbstverwirklichung zu finden.

Und somit bedient er hier weniger die Felle, als vielmehr die Pianotasten eines wahren Ungetüms von Gerät, das da die Hälfte der Bühne einnimmt. Außer ihm selbst, der neben dem Klavier auch noch für die stimmliche Untermalung verantwortlich zeichnet, gibt’s noch Daniel Wicke am Bass (Anm: mein Gott – diese Haare!!! Aber der Bart muss abJ))  und Schlagzeuger Dennis Otto, der gerne  der Drumming Tornado genannt wird.  Auch hier gibt es einen außergewöhnlichen Umstand, nämlich dass in dem Fall das Piano den treibenden, harten Sound beherrscht. Und jenes Monstrum ist denn auch der Fokus da oben. Es wird nicht nur zum musizieren verwendet sondern auch als Klettergerät. Apropo, mit ihrer EP Pandemonium sind In Legend jetzt zum ersten Mal in die Öffentlichkeit der  Metalszene getreten. Und das ist sicherlich kein Fehler, denn sie werden sehr gut von der Van Canto Fan Gemeinde aufgenommen.

Ich persönlich ziehe jedenfalls immer den Hut, wenn jemand so wie in diesem Fall, Bastian Emig, so viele unterschiedliche Talente besitzt und vor allem auch die Ausdauer, gleich zwei Shows hintereinander zu absolvieren. Nicht übel, was In Legend da auf die Bretter geklimpert haben. Von mir aus hätte deren Show gut und gerne etwas länger dauern können. Aber das wäre dann doch vielleicht etwas zuviel des Guten für Basti gewesen in Sachen physischer Kondition. Ansonsten gibt’s bei der ganzen Schose wirklich nichts zu meckern.

http://www.myspace.com/inlegend


Nach nur kurzer Verschnaufpause geht’s umgehend weiter, und das jetzt mit hohem und tiefen „Rakkatakka“- Gesang und einer tiefen „Dandan“-Stimme.

Okay, okay, ich gebe es ja zu, dass ich mit diesen Fachbegriffen bislang nicht viel anfangen konnte. Wobei ich mir jetzt nicht so sicher bin, ob diese Ausdrücke nicht von der Band selbst ins Leben gerufen worden sind.
Hier sind jedenfalls im wahrsten Sinn des Wortes die Stimmen die Instrumente. Das alles hört sich auch sehr leicht und spielerisch an, ist es aber beileibe nicht. Ich denke mal, dass hier harte Arbeit und noch mehr Übung dahinter steckt, um diesen speziellen Klang so exakt abzustimmen und harmonisch synchron gehen zu lassen. Als reine A cappella Combo kann man Van Canto aber dennoch nicht bezeichnen, denn es gibt ja, wie schon eingangs erwähnt ein Schlagzeug, das für den Rhythmus sorgt. Die Imitation von Gitarren und Bass werden übrigens mit Hilfe eines Gitarrenverstärker erzeugt, der Effekt des Wah-Wah-Pedals allerdings lediglich anhand der Stimme erzeugt. Und ich muss sagen, das, - und vor allem wie die Brüder das da oben bringen, das hat Hand und Fuß. Nur Sängerin Inga Scharf kämpft anfangs mit einigen Problemen , die da Nasenbluten heißen. Sie entschuldigt dies mit den hohen Tönen in der E – Klasse, die die Äderchen platzen haben lassen. Aber ein hilfreicher Gast aus dem Publikum versorgt sie schnellstens mit einer Packung Tempo Taschentüchern. Somit ist das kleine Handicap bald behoben.

Van Canto präsentieren uns eine bunte Palette aus eigenen Songs, genauso wie Adoptionen von Manowar, Nightwish und nicht zuletzt Iron Maidens ‚Fear Of The Dark’.  Und wenn man diese Art und Weise der Interpretation noch nicht kennt, dann lässt es sich auch sehr schwer nachzuvollziehen bzw. vorzustellen.

(siehe also Videoclips) Zwischendurch dürfen sich die beiden Leadstimmen, wovon die eine eben Inga Scharf gehört und die andere zu Philip Dennis „Sly“ Schunke, etwas ausruhen, während der Rest der Truppe zu einer kleinen akustischen Einlage einlädt. Dazu setzt sich Drummer Basti nach vorne mit einem Brett versehen, und soga eine richtige Gitarre kommt zum Zuge. Also von wegen – eine reine A cappella Partie

Anschließend geht es wieder fröhlich zwitschernd und gluckernd weiter, und den Fans gefällts immer besser. Dabei gibt sich Frontmann Schunke sehr überrascht und wirft ein, dass es doch allgemein bekannt wäre, dass das Münchner Publikum eher schwierig wäre, er aber hier so rein gar nichts davon bemerke.

Ist es auch, - ist es auch, keine Sorge lieber Phillip. Ich kann Euch ein Lied davon singen. Aber Ihr habt halt einfach den richtigen Tag und eben genau die goldrichtige Zuhörerschaft, und die auch noch in sehr guter Laune erwischt. Und Ihr seid gut. Was will das Rockerherz mehr?! In der Tat, bei solchen Publikumsreaktionen, und das auch noch hier in München, da kann man sich direkt was einbilden. Gratuliere zu einem gelungenen Abend. Van Canto haben auf der ganzen Linie gepunktet mit ihrer außergewöhnlichen Strategie für Heavy Metal Unterhaltung. Viel mehr bleibt mir da nicht zu sagen.......

http://www.vancanto.de/

Weitere Impressionen gibts auf
www.metalhammer.de