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Auf geht’s wieder zum fröhlichen
Leichenschmaus in unserem Backstage Mausoleum. Da klappern die Gebeine
und der Hauch der Unterwelt weht wie ein Lüftchen im Mai durch die höheren
Sphären des gediegenen Black Metal Jargons. Na ja, die Wärme des
Wonnemonats lässt noch so einiges zu wünschen übrig, aber
andererseits passt das wiederum nicht wirklich zu den satanischen
Versen, es sei denn es handle sich um eine Art Fegefeuer. Ihr wisst
schon, die vielbesagte Zwischenstation
zwischen Wolke 7 und dem Höllenstaat. Wie auch immer, unser heutiges Begräbnis findet tatsächlich im düsteren Schummerlicht des Backstage Hallen Sarkophags statt. Deshalb ist auch der Name „Dark“ Funeral durchaus gerechtfertigt. Allerdings halten sich die Satansjünger des schwarzen Gottesdienstes heute Abend in Grenzen, zumal das Wochenende mit dieser Messe hier beendet ist, was wiederum bedeutet, die nächtliche Grabesruhe ist zeitlich begrenzt, um dann wieder zu den Untoten ins Tagwerk zurück zu kehren. Und so eine nächtliche Kürze mag zwar für manchen Neffen von Graf Dracula Verzückung hervor rufen, nicht aber bei uns normalen Kirchgehern. Aber wie auch immer, - keine Angst, unsere Zombies hier beißen nicht, sie rasseln lediglich ein wenig mit dem Säbel und versuchen ihre Botschaft möglichst orginalgetreu an ihre Verehrer der schwarzen Magie weiter zu vermitteln. Übrigens kann Heidi Klum und ihre Topmodels sprichwörtlich planschen gehen, bei so viel Haute Couture und visagistischer Meisterleistung, die sich uns bei unserem Black Metal Rendevouz heute Abend bieten. Picasso könnte kein abstrakt-schöneres Gemälde in die freundlichen Gesichter unserer Satansjünger gezaubert haben. Hier spricht die Ästhetik pur in jeglicher Hinsicht. Das gilt übrigens für sämtliche Kameraden aller teilnehmenden Partykapellen. Wobei die Qual der Wahl tatsächlich gar nicht so einfach ist, wer denn nun das raffinierteste Make Up trägt. Auf alle Fälle überwiegt on Stage bei allen, anwesenden, männlichen Pendants von Markus Schenkenberg, eine auffallend vornehme Blässe, die sich leicht schattiert von knapp unterhalb der Kinnlade bis zur aristokratischen oberen Stirnfalte zieht. Diese Grundierung, mit einem Hauch Puder a la Coco Chanel überzogen, verleiht den Nachtgespenstern das stilgerechte Timbre. Unterstrichen wird das kunstvoll -klassische Odeuvre von dezent-schwarzen Lidstrichen, die sich mehr oder weniger schwungvoll durch die, meist unbewegliche Mimik schlängeln. Auch die allgemeine Figürlichkeit bewegt sich zwischen Klapperstorch und Twiggy (nicht Ramirez) und entspricht wahrscheinlich exakt Karl Lagerfelds Vorstellung von Prêt-à-porter Schönheiten auf einem Pariser Laufsteg. Nur dass letztere sich vermutlich mit etwas mehr Eleganz fortbewegen, als unsere Nachtschatten-Eulen hier. Aber genug jetzt von all dieser visuellen Lieblichkeit, die unser Adlerauge entzückt. Man darf schließlich bei all der höllischen Herrlichkeit auf keinen Fall die darstellende Kunst außer Acht lassen, die im Grunde genommen ja der springende Punkt zu unserer Jahreshauptversammlung des Münchner Sportvereins für schwarze Hades-Seelen ist. Stilgerecht wird oral besonders das hohe C, wenn nicht sogar E bevorzugt, selbstredend mit einigen individuellen Schwingungen versehen. Und sämtliche Partizipanten üben sich in unterschiedlichster Verausgabung ihrer persönlichen Kreativität was die Verwirklichung zur satanischen Selbstdarstellung betrifft. Die sanften, betörenden Melodien schenken sich nichts in ihrer musischen Vielfältigkeit und passen hervorragend zum Abendgebet der Sirenen von Anthemoessa, frei nach Homers Odyssee. Unsere Sirenen hier stammen zwar zum größten Teil aus nordischen Gefilden, aber das spielt keine Rolle. Denn einen Hades gibt es überall, ob im Herzen der Wüste Gobi oder auf dem Gipfel des Mount McKinley, sofern man davon selbst auch überzeugt ist, versteht sich. Und wie sagt man so schön: der Glaube versetzt bekanntlich Berge. In unserem Fall hier versetzt er aber höchstens einen Guglhupf, ganz zum Trotz all der schmucken Pentagramme und auf dem Kopf stehenden Kruzifixe, die lediglich zur Verzierung des stilgerechten Ambientes dienen. Okay, ums einmal straight beim Namen zu nennen, unsere Höllen Wauwaus Zerberos, Castus und Pollux hören vielmehr auf die Namen: ‚Nefarium’, Carach-Angren’, Zonaria’ und Dark Funeral’. Halt, da is’ ja einer mehr! Auch egal... Fakt ist, dass all jene klangreichen Paradiesvögel black-metallischer Kleinkunst, weniger im Bestreben liegen uns zu Satansbraten zu bekehren, als vielmehr den allgemeinen Unterhaltungswert dieser musikalischen Stilrichtung zu etablieren. Was die schrill geflüsterten Botschaften dabei betrifft, nun, die versteht ohnehin kein mesobotamischer Nachtfalter, der nicht sowieso schon unter chronischem Tinnitus leidet. Die werte Besucherschaft in unserer Gruft hier gibt sich mondän, und zeigt sich in passender Garderobe - ziemlich angetan vom düster-makabren Vater Unser, das übrigens nie mit einem Amen endet. Nur im nachahmen physischer Haupthaar Aerobic fühlen sich einige der illustren Partygäste etwas unpässlich, dieses allerdings weniger obgleich mangelnder sportlicher Konditionen als vielmehr dank der Tatsache erblicher Mangelerscheinungen in Sachen körpereigenem Federschmucks. Hoast mi – Palmesel . katholischer? – würd’ der Urbayer jetzt sicherheitshalber nachfragen.
Andererseits, katholisch simma hier
drinnen noch lange nicht, jedenfalls nicht so lange wir uns hier von
fliegenden Holländern, Giuseppe Verdis missratenen Ur-ur-ur Enkel und
Edward Griegs verfälschten Peer Gynt Suiten berieseln lassen. Apostel Nummer 3 – Zonaria stammen nun tatsächlich aus König Carl Gustafs Hofstaat knapp unterhalb vom Polarlicht, genauso wie unsere letztendliche - tiefschwarze Bestattung, besser bekannt als ‚Dark Funeral’, die ihren finalen okkulten Satans-Segen eindrucksvoll und genauso wie die Peer Gynt Suiten auf uns niederprasseln lassen. Dies alles passiert,
genau wie bei den vorhergehenden Suren aus den anti-christlichen
Geschichten aus 1.000 und einer Nacht mit sehr viel süffisanter Hingabe
und noch mehr Herzblut. Wobei letzteres vermutlich eher eine Konsistenz von abgespecktem
Tomatenextrakt enthält oder anderen chemischen Grundelementen.
Hauptsache es ist rot und ungiftig. Wir wollen doch nicht, dass unsere
attraktiven Schleiereulen Ausgeh Verbot in der Unterwelt bekommen. Hmmmm... kann es sein, dass Kaiser Magus gar die Wiederauferstehung von Gaius Caesar Augustus Germanicus, besser bekannt unter dem Namen Caligula, ist? - Ihr wisst schon der Skandal Heini, der von 37 bis 41 nach Christi als Kaiser von Rom quasi die sadomasochistische Theresa Orlowski der Antike verkörperte. Andererseits saß der wiederum in der Ewigen Stadt, während unsere heutige Ulknudel in Schweden die Elche das röhren lehrt (und das mitnichten nur da oben jenseits der Mitternachtssonne) Aber es sind auch so einige Iden vergangen seit unserem lateinischen Mini Stiefel, übersetzt – Caligula, und dessen vierjährigen Sexskandal anno dazumal. In den paar Jährchen dazwischen könnten sich die Gene gut und gerne weltweit weiterverbreitet haben. Wir stammen schließlich alle von irgendeinem Primaten Ureinwohner Afrikas ab, den sie heute Lucy Mensch nennen und wohnen inzwischen fast schon auf dem Mond.
Aber jetzt ist es genug, sonst lande ich irgendwann noch bei der
psychologischen Aufarbeitung von Luzifers Potenzproblemen. Und spätestens
dann wird mich jeder Liebhaber der düsteren Künste in Form von Chat
Noir durch die Maschinerie für gemischtes Hackfleisch drehen.
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