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Halt, diese Band kenn’ ich
doch schon... und überlege und überlege und zerbreche mir den Kopf, wo
und wann ich sie schon einmal gesehen habe. Sorry, meine grauen Zellen
sind halt auch nicht mehr die taufrischesten, aber dann doch noch nicht
ganz verkalkt. Denn, jawohl ja, ich entsinne mich jetzt. Die Amis waren
damals im November 2008 als Support von den Kanadiern Simple Plan
verpflichtet und heizten denen mächtig Feuer unter den Allerwertesten.
Leider ist es halt meistens
so, dass, gerade Supportacts in einer so großen Halle wie dem Zenith,
etwas verloren wirken und unter den Tisch fallen. Denn 1) bekommen sie für
ihren Auftritt nur die halbe Power und noch weniger Licht. Und 2) wartet
das komplette Publikum eigentlich lediglich auf den Headliner und duldet
deshalb die Vorgruppen nur genötigt – mehr oder weniger. Zebrahead geistern jedenfalls jetzt seit 14 Jahren durch die Untiefen des Musikzirkus und begeistern nach wie vor ein relativ junges Publikum, auch wenn die Musiker selbst ein Durchschnittsalter von 30 + vorweisen. Letzteres mag vielleicht an der erfrischenden Verquickung zwischen kernigen US-Mainstream Rock, Punk und Rap und sogar etwas Funk sein. Bei Johnny Depp hat alles angefangen. Besser gesagt in dessen Club Viper Room, wo die Jungs dem Alanis Morissette - Entdecker Glenn Ballard aufgefallen sind. Im vergangenen Jahr erschien ihr immer noch aktuelles Album "Painty Red" auf den Markt. Aber am großartigsten sind sie immer noch live! Selbst beschreibt sich die Truppe: „Wir sind nicht politisch und wir sind nicht da, um die Welt zu retten. Unsere Texte handeln davon, man selbst zu sein und Spaß zu haben. Wir sind nicht traurig und beschweren uns nicht, dass die Welt uns wie Dreck behandelt. Wir wollen diese positive Lebensanschauung beibehalten.“ Klar, und so soll’s auch sein. Die Jungs von Zebrahead besitzen zwar allesamt einen amerikanischen Pass, aber vor allem Frontsau Ali Tabatabaee kann seine iranische Herkunft fast nicht verleugnen, sei es allein vom Namen-, als auch vom exotischen Aussehen her. Bassist Ben Osmundson hat seine Wurzeln in Schweden beheimatet und Gitarrist Greg Bergdorf ist philippinisch-deutscher Abstammung. Drummer Ed Udhus hingegen kann auf eine norwegische Familie zurück blicken, wobei die Großmutter aber Portugiesin ist. Und der ursprüngliche andere Gitarrist Justin Mauriello wurde durch den Nebraskaner Matty Lewis ersetzt, seines Zeichens ehemaliger Sänger der Pop-Punk-Band Jank 1000 aus Omaha. Das nenn’ ich doch mal wirklich Multi Kulti in einer Band. Aber Musik ist Gott sei Dank eine universelle Sprache. Und diese Jungs verstehen sich offensichtlich prächtig untereinander.
Leider, oder auch Gott sei Dank, das kann man jetzt nehmen wie man will,
erfreuen sich Zebrahead hier in Germany eines weitaus größerem
Beliebtheitswerts als in ihrer Heimat USA, wo sie immer noch im
Underground herum krebsen. Aber es ist vor allem Japan, wo sie
inzwischen wie Superstars gehyped werden und in riesigen Stadien, mit
bis zu 50.000 Zuschauern, auftreten. – Hier bei uns ist der Name zwar
auch schon ein eingängiger Begriff bei den Fans, aber noch muss sich
die Gruppe mit kleineren Brötchen zufrieden geben. Deshalb gibt es auch
diese Club Tour hier und man versucht auf etlichen Sommer Festivals präsent
zu sein. Gerade mit letzteren, ist die Chance am größten, den
Popularitätspegel noch um einiges zu steigern. – Aber erst mal sind
wir hier in München im 59:1 Club und lassen die Kiste ordentlich
rumpeln vor ausverkauftem Haus, sprich vor etwa 250 sehr jungen Gästen,
würde ich schätzen. Aber anders, als kürzlich im Backstage, wo man
aus Rücksicht auf das junge Publikum die Beginnzeiten vorverlegt hatte
und um 21 Uhr Zapfenstreich war, ist das hier mitnichten der Fall. Mit
zwei Supportacts geht der Zauber los, und das erst gegen 21.30 Uhr. Aber
nicht, dass Ihr denkt, das sei eine Laune des Wirts, der die Gäste
obgleich der Wartezeit zum erhöhten Konsum von Getränken verleiten
will. Nein, es ist vielmehr so, dass ich oberhalb dieser Lokalität eine
Rechtsanwaltkanzlei befindet in der neun Anwälte beschäftigt sind, die
des öfteren Überstunden machen. – Nun, unser Cheffe hier, der
gleichzeitig die Konzertagentur Propeller Music sein eigen nennt, ist
zwar ansonsten in keinster Weise zimperlich, wenn es um etwaige
Diskussionen und Streitigkeiten geht. Aber mit – gleich neun Rechtsanwälten
legen wir uns dann doch lieber nicht an. Also nehmen wir die späten
Startzeiten mit knirschenden Zähnen in Kauf, auch wenn es für uns Otto
Normalverbraucher schon heftig ist, wenn Konzerte in dieser Location oft
bis weit nach Mitternacht dauern, und wir dann früh morgens schon
wieder raus müssen an Werkstagen. Aber erst mal macht es unseren, großteils
jungen Mädels nichts aus, und
sie fiebern allesamt den hübschen Jungs von Zebrahead entgegen,
wohlweislich, wenn’s irgendwie geht, in der ersten Reihe postiert. Das sind zwei Rapper und ein Schlagzeuger, die im Verlaufe ihres Sets durch die beiden Gitarristen und Bassist von Zebrahead verstärkt werden. Nun, man kann von Rap halten was man will. Aber ich finde, dass die Jungs ihre Sache nun tatsächlich nicht schlecht machen. Mir ist auch aufgefallen, was für ein Riesenunterschied es ist, ob man so eine Band nur auf einem Bildschirm sieht oder eben live so wie hier. Hier kommt tatsächlich eine, nicht unbeachtliche Ladung an Funkenregen rüber und lädt zum mithüpfen ein. http://mclars.com Unsere Attack!Attack! sind waschechte
Waliser aus Großbritannien, und ihren Bandnamen haben sie mit zwei
Rufezeichen versehen. Leider kann ich nicht sehr viel zu diesen Pflanzen
sagen. Official Website gibt’s bislang nur als Überseite. Und aus der
My Space Page geht auch nicht allzu viel hervor. Auf alle Fälle zählt
diese Gruppe auch noch eher zum jungen Gemüse im Rock’n’Roll, mit
einem Sänger, der Woody Allens kleiner, wohlgewichtiger Neffe sein könnte.
Hammerartig ist auch der Gitarrist, der da vor meiner Nase rum tanzt.
Der kleine Wicht scheint sich in einen wahren Trance Zustand hinein zu
katapultieren. Ein Album scheinen die Briten noch nicht veröffentlicht
zu haben. Trotzdem bieten sie uns hier eine Reihe kraftvoller punkig,
angehauchter Hardrock Songs, die die müden Glieder aufmöbeln. Gefällt
mir auch nicht schlecht, muss ich sagen und es geht runter wie Öl ins
Getriebe. http://www.myspace.com/attackattackband
Denn was die Jungs rund um die beiden Ober-Zebraköpfe Ali Tabatabaee und Matti Lewis da aufs Parkett legen entwickelt fast schon die Kraft wie unser, derzeit feuerspuckender Vulkan auf Island. Nur Flugverbot haben wir hier keines. Im Gegenteil, unser Ali segelt elegant in die geöffneten Arme des überenthusiastischen Publikums und wird von zig Armen gestützt und gehalten. Jetzt flippt die Bude komplett aus, und ich bin froh und dankbar über mein sicheres Plätzchen vor dem rechten Eckpfeiler an der Bühne. Hier kann mir keiner was, und ich bin zudem in der Lage, unbescholten die Situation auf Speicherkarte festzuhalten. Dies ist ohnedies schwierig genug wegen des ungeheuren Bewegungsdrangs der momentanen Akteure. Visuell fällt übrigens noch die etwas eigenartige Modelinie der Amis auf, wobei man hier sogar Strumpfhosen erkennen kann, und ein zeltartiges Flatterteil an Hose mit abstrakten Rautenmuster, das man fast als neueste Kreation von Modezarin Vivienne Westwood bezeichnen könnte. Nun zumindest sorgt der Anblick für sehr viel Abwechslung genauso wie die explosive Show. Und Zebrahead verstehen es, neben ihrer Musik auch noch mittels anderer Hilfsmittel die Sympathiewerte zu steigern. Man nehme ein Blatt Papier, schreibe darauf in Lautschrift auf deutsch einige lustige Zitate und Kommentar, befestigt diese, natürlich gut lesbar vor der Monitorbox und Mikro-Ständer am Boden, um dann die, ohnehin schon durchgedrehte Zuhörerschaft mit seinen kargen Sprachkenntnissen zu beglücken. Aber den Kids gefällt diese Einlage sichtlich. Und das ist ja schließlich der springende Punkt und Sinn und Ziel der Sache. Das Programm umfasst ein Best of... Bukett, das kaum Zeit zum verschnaufen lässt. Zebraheads Musik ist wie ein Elefant im Porzelanladen.Die Kunst ist zwar eher einfacher gestrickt, aber dafür umso solider. Nein, hier bleibt wahrlich keiner unglücklich
und die Stimmung könnte brillanter nicht sein. – Nur, um jetzt wieder
zurück zum eigentlichen Problem zu kommen, das hier ‚Zeit’ heißt,
denn mit einem Take off nach 22.30 Uhr sind Zebrahead gegen Mitternacht
noch immer weit von der Zugabe entfernt. Also ziehe ich letztendlich
doch die Konsequenzen samt meinem Hut, gebe mich mit 90 Minuten High
Voltage Show zufrieden und entschwinde in die Nacht. Dabei müsste ich
nicht einmal früh aufstehen am nächsten Morgen.... Ich sage müsste,
denn da gibt’s denn doch jemanden, der mich unfreiwillig aus der Kiste
holt. Aber das wiederum bin ich ja seit 14 ½ Jahren gewöhnt. |
Auf's
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