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Howdy, und das auf dieser Website zum dritten, wenn nicht sogar vierten Mal, was unsere Berliner Cowboys betrifft. Jesus Maria, da raucht der Colt und das Lasso schwingt, wenn Lucky Luke und seine Dalton Brothers wieder mal den Weg nach München gefunden haben. Und ich denke, das gilt  nicht nur für’s Bayerische Monument Valley. Kurioserweise waren viele Experten, darunter auch ich selbst, anfangs der Meinung, dass diese Masche, die The BossHoss verfolgen, zwar originell gewesen sei, aber sich ziemlich schnell auslutschen würde. Falsch gedacht! Denn mit jeder Tournee scheint der Zuspruch noch um einige Unzen gewachsen zu sein. So erinnere ich mich nur zu gut, als die Band vor ein paar Jahren noch in der Backstage Halle aufgegeigt hatten vor ca. 400 Sporenträgern. Es folgte eine Show im Zenith, wo man, genauso wie anschließend auf dem Tollwood Festival, mehr als 2.000 Folks anzog. Und das wiederum scheint den Spirit von Billy The Kid  umso mehr angetörnt zu haben für weitere Abenteuer im üblichen Jargon, aber um einige unübliche Utensilien aufgepeppt.
Unsere Ponderosa Ranch namens Circus Krone zeigt sich bestens ausverkauft (na ja, so gut wie...) Und so mancher Großstadt Buffalo Bill hat wieder einmal seinen Stetson aus dem Schrank geholt und abgestaubt, um damit heute Abend vor Ort mächtig Eindruck zu schinden, und natürlich um sich mit seinesgleichen auszutauschen.

Aber sehr bald stellt sich heraus, dass dies hier keine gewöhnliche BossHoss Show ist, sondern dass unsere Butch Cassidys von etlichen Men in Black begleitet werden, genauer definiert von einem ganzen Orchester. Und das meine Freunde der gediegenen Westernmythologie passt einfach irgendwie nicht ganz wie die Faust aufs Klein-Adlerauge. Aber Boss, Hoss & the Wild Bunch müssen sich gedacht haben: Gegensätze ziehen sich an. Karl May hat in seinen Büchern schließlich auch Winnetou in den Orient reisen lassen und Kara Ben Nemsi ist kein Geringerer als Old Shatterhand himself. 

So let’s get rolling zum fröhlichen Washboard Jodeln, das heute durch schmetternde Saxophon - und Klarinetten Klänge unterstützt, - und durch weiteres klassisches Gerät ergänzt wird samt antiker Standleuchten. Das Resultat dieser Schlacht am Little Big Horn ist weder blutig noch grausam, dafür sehr konträr und durchaus sehens- und hörenswert. Wenngleich ich mich trotz alledem nicht wirklich mit der Verquickung dieser beiden musikalischen Grundelemente anfreunden kann. Bzw. sagen wir mal so, ich hege schon immer eine leichte Antipathie gegen orchestrale Unterstützung bei Auftritten von Rockbands, was nicht heißen soll, dass ich mir nicht gern zur Abwechslung mal ein Symphonie Konzert mit Beethovens Eroica anhöre. Aber wenn da oben die Rolling Stones oder AC/DC loslegen, können Cello und Geige samt Paukenschlag von mir aus in der arktischen Tiefsee ersaufen. -  Aber gut, die Strategie – Jesse James meets Herbert von Karajan scheint bei den Einwohnern von Dawson – Munich City hervorragend anzukommen. Und das ist schließlich und endlich das golden Nugget  auf der Stiefelspitze. Ach ja, die Men in Black nennen sich übrigens „Fabulous Babelsberg G-Strings und die Tijuana Wonder Brass“. Sprich, hier hamma nicht nur ein, sondern gleich zwei Orchester, die unsere imaginären Lasso-Schwinger akustisch unterstützen. Und man kann auch nicht abstreiten, dass einige BossHoss Arien eine etwas extrovertierte und durchaus voll-voluminöse Note erhalten.

Die Daltons haben ansonsten ihre High Voltage Strategie nicht wirklich verändert. Das beginnt bei den altgedienten Barhockern und endet bei der, in der Tat, sehr handlichen Thanx Gitarre, die Hoss nur umzudrehen braucht, um den brandenden Applaus zu beantworten, ohne dass er seinen Kaugummi von einem Weißheitszahn zum anderen schieben muss. Cowboys sprechen schließlich auch lieber anhand von Taten als durch Worte. (Anm:siehe Charles Bronson
in Once Upon.. und sowieso, oder Clint Eastwood als Rächer der Gerechten)

Kurz zur Setliste, damit Ihr auch alle wisst, was das Kartell gegackert hat:

Setlist: Polk Salad Annie,
Remedy,
Rodeo Radio,
Monkey Business,
Rodeo Queen,
Have Love Will Travel,
Gay Bar,
Break Free,
Last Day,
High,
Early Morning Rain,
Drowned In Lake Daniels,
Sugarman,
This Corrosion,
Go!
Go! Go!,
 Mary Marry Me,
Stallion Battalion
Zugabe 1: Shake & Shout,
Jesus Built My Hotrod 
Zugabe 2: Close,
I Say A Little Prayer
 


Als kleine Zwischeneinlage werden zwei attracktive Cowgirls in den Sattel geholt, nicht nur zum stimmlichen Tete’a’Tete, sondern auch zur Verschönerung des Rodeos. Boss gibt sich etwas später noch die Sporen zum Per Pedes Ritt durchs Publikum samt Megaphon und galoppiert wie Silberpfeil durch die Appalachen der Zirkus Arena. Jawohl das zischt runter wie das sportliche Helle und der französische Rote durch Zorros Kehle, da oben auf dem Thron. Und die Mundharmonika vollführt einen apokalyptischen Regentanz gegen die Tijuana Wonder Brass-Trompete. Zwei Stunden und ein paar Zerquetschte dauert das Duell im Kronebau mit einem äquivalenten Ausgang. Beide Parteien sind absolut zufrieden gestellt im Schweiße ihres Angesichts, und die Sporen qualmen wie unser Vulkan auf Island. Little Joe sagt zum letzten Mal  thankx, aber diesmal ohne 6 Saiten und Kautabak. Und die Ponderosa bleibt nach wie vor am Lake Tahoe, bzw. an der Hackerbrücke situiert. Nur eine Sache wundert mich ein ums andere Mal. Warum ist eigentlich immer Boss der Hahn im Korb bei all den Saloon Girls, Sa.. äh sorry  Hoss hat doch mindestens genauso viel Sexappeal im Allerwertesten, jedenfalls mindestens genauso viel wie Wyatt Earp nach einer Frischzellenkur.   
Howdy, Sitting Bulls kleine Schwester hat gesprochen und bricht jetzt definitiv ihre Zelte ab, um im gemächlichen Trab die zeitweiligen Jagdgründe des heimatlichen Tipis aufzusuchen. 

http://www.thebosshoss.com/