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So, dann schaun wir mal, wie hier die Aufstellung ist. Mit nur einem Stürmer geht der FC Bayern ins Halbfinale in der Champions League, beim Rückspiel in Lyon. Und natürlich ist unser aller Halbgott Arien Robben wieder mit von der Partie. Ohne den, wären wir, ehrlich gestanden, gar nicht so weit gekommen. Und überhaupt ist das wied.... 
Oh Mist, - andere Baustelle! Wir sind hier weder in Frankreich noch in der Fußball Arena, sondern begrüßen heute unsere Schweden Invasion in Sachen Rock’n’Roll, und das in der Backstage Halle. Und diese Live Review gilt nun mal in erster Line dem musikalischen Ereignis!  Aber da wir hier nun mal in München sind in der FC Bayern Heimatstadt, ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass uns gleich zwei Großleinwände am Areal, indoors und outdoors zur Verfügung stehen, um das gleichzeitig stattfindende Fußballspiel mitzuverfolgen. Andererseits muss ich gleich dazu sagen, dass sämtliche Konzertbesucher, derer hier geschätzte 250 Melodic Rock Liebhaber vor Ort sind, anscheinend keine großen Fußball Freaks sind. Denn bis auf meine Wenigkeit, bevorzugen die Meisten das Innere der verräucherten Backstage Halle, um sich erst von H.E.A.T., dann von den Poodles und zum Schluss von Treat berieseln zu lassen. Und für diejenigen, die Fußball bevorzugen, kann Schweden in Schweden bleiben, wenn Ihr versteht was ich meine. 
Nicht back to the Future, sondern forward to to the past muss es jedenfalls hier beim musikalischen Spektakel heißen. Denn bereits beim visuellen Aspekt , vor allem was die ersten beiden Bands betrifft, fühlt man sich augenblicklich in die glamourösen End-Achtziger zurück versetzt. Aber hallo! So eine weiße Hose mit den breiten, schwarzen Längsstreifen hatte ich auch mal anno 1984, oder so um den Dreh. Genau weiß ich das nicht mehr. Ist schon zu lange her. Aber gut, für unsere ersten Paradiesvögel hier namens H.E.A.T. sind Bands wie Guns’n’Roses oder Mötley Crüe genauso Idole, wie für mich Led Zeppelin oder die Rolling Stones, nur mit dem Unterschied, dass bei letzteren die allgemeine Trendsetzung in Sachen Haute Couture etwas neutraler gesetzt ist. Ergo bezieht sich die Stilgebung alleinig auf die Musik und nicht auf eine, mit einher laufende visuelle Trendsetzung.


Okay, Anpfiff ist erst um 20.45 Uhr in Lyon. Showtime hingegen läuft bereits um 19.30 Uhr an. Glück für die Nummer Eins des sogenannten Hair-Metal Pakets namens H.E.a.T., denn sie genießen meine ganze Aufmerksamkeit und das bis zum letzten Ton.


(Anm.: doofes Synonym eigentlich, denn lange Zottel haben auch Brüder der Prügel Metal Fraktion und arme Kirchgeher) Aber egal jetzt. Wir zelebrieren jetzt erst mal ein De ja vu aus  Cinderellas Zylinderhut und stellen sehr bald fest, dass das was H.E.a.T.  da oben fabrizieren, zwar recht passabel ist, aber absolut nichts neues oder gar gravierend Innovatives. Und letzteres birgt demzufolge die Gefahr, dass der springende Funken auf der Strecke bleibt. Im Klartext heißt das so viel wie: ja es ist ganz okay, aber nichts weltbewegendes, und das alles, obwohl sich der Verein da mächtig ins Zeug haut. (Anm.: oder sind wir Münchner hier einfach schon zu verwöhnt in dieser Hinsicht?) 
Der, immer noch jugendliche Enthusiasmus ist nicht zu übersehen, logisch, die Band ist grade mal 3 Jahre alt und veröffentlicht in Kürze ihr zweites Album ‚Freedom Rock’. 

1. There 4 You
2. Late Night Ladie
3. New song Freedom Rock (Black Night)
4. Straight 4 Heart
5. Cry
6. Straigh Up
7. New song
8. Keep On Dreaming
9. Beg Beg Beg

Also geben wir ihnen noch ein wenig Zeit, um sich zu behaupten und ein wenig besser zu etablieren. Dann reden wir weiter. PS.: Seid Ihr ganz sicher, dass der Bassist nicht doch ein Mädchen ist? :-)

http://www.heatsweden.com



Die goldene Mitte wird von... ja aber hallo, wen haben wir denn da schon wieder? – den Poodles bestritten, allen voran unser Unschuldsengel und Hahn im Korb aller Damen – Jacob Samuel.

Und wir sehen wieder richtig cool aus mit schwarzer, hausgemachter Designerjacke und den unvermeidlichen Sonnengläsern. Jetzt weht bereits ein kräftigerer Hauch im Gerüst. Und die obligatorisch-anwesenden Wasserstoff-Blondinen setzen sich deutlich in Szene, möglichst weit vorne postiert, um ja auch von oben erspäht  zu werden. Den Single Titel ihrer letzten Veröffentlichung ‚I Rule The Night’ haben die Poodles wirklich wörtlich genommen. Jacob hat sie alle in der Hand von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ich für meinen Teil frage mich langsam, warum diese Band noch nicht hier her übersiedelt ist, so oft wie sie bei uns zu Gast sind. 


1. Echoes From The Past
2. Metal Will Stand Tall
3. Tonite
4. Caroline
5. Streets Of Fire
6. Shadows In Your Life
7. Rule The Night
8. One Out Of Ten
9. Dreams To Follow
10. Like No Tomorrow
11. Line Of Fire
12. Bass and guitar solo
13. Drum solo
14. Thunderball
15. Flesh And Blood
16. Seven Seals
17. Everything
18. Night Of Passion

Und das, meine Freunde, scheint nicht nur am König Ludwig Dunkel zu liegen. Die Truppe ist zwar gerade nur ein Jahr älter, als der Opener, zeigen aber deutlich mehr Routine und Selbstsicherheit. Und so etwas wirkt sich natürlich  spürbar aufs allgemeine Erscheinungsbild aus. Musikalisch bleiben wir bei, in etwa der gleichen Setliste wie die vom vergangenen Oktober im Münchner Metropolis. Und nach dem Motto: Schuster bleib bei Deinem Lederstiefel, bieten uns die Poodles auch nichts weiter aufregendes, aber das frisch von der Leber weg, zumindest bis zu dem Moment, wo mich die Großleinwand wieder nach draußen ruft....

http://www.poodles.se/   


Und.... Toooooooorrrrr! Jawohl, so soll’s ein, und die Franzmänner beginnen langsam die Radieserl von anderswo wachsen zu hören. 
Und mit Tor Nr. 2 nimmt die Lautstärke zu. Jetzt ist es ohnehin so gut wie gelaufen, also lassen wir unsere Helden für einige Zeit alleine hinterm Ball herlaufen und widmen uns dem dritten und letzten Schweden Export namens Treat. 

Und deren Vergangenheit erstreckt sich immerhin über drei Dekaden, wenn man die kreative Pause zwischen 1993 und 2006 mal außen vor lässt. Da ergibt sich natürlich ein passender Vergleich von back then und heute, bzw. zumindest zum letzten Einstand im Januar 2009 beim ‚Rock Over Munich’ - In Door Melodic Rock Festival. Denn ich glaube nicht, dass sich heute Abend viele Besucher hier befinden, die Treat schon in den Achtzigern live erlebt haben so wie ich. Okay, Treat sind nicht mehr ganz so jung und nicht mehr ganz so schlank (jedenfalls teilweise) wie die anderen beiden Teilnehmer dieser Tournee. Sie sind auch nicht ganz so bunt (Anm.: wäre auch etwas fehl am Platz) aber dafür besitzen sie bei weitem die meiste Erfahrung und Professionalität. 

Gut, wenn man’s genau nimmt, sind ohnehin nur Sänger Robert Edlund und Gitarrist Anders "Gary" Wikström vom Ur-Line up von 1983 übrig. Wenngleich Drummer Jamie Borger auch schon eine halbe Ewigkeit, genauer gesagt seit 1987 mit dabei ist.  Keyboarder Patrick Appelgren kam 1989 dazu. Nur Bassist Nalle Påhlsson ist quasi ein Neuling und ist erst 2006 zu Treat gestoßen. Anyway, Fotos sind im Kasten, und das dritte Tor der Bayern und den Schluss vom Match habe ich glatt verpasst. Dafür gilt jetzt meine Konzentration voll und ganz dem restlichen Gastspiel von Edlund und Co. die sich da oben redlich abrackern und, jawohl ja, - schließlich und endlich die meiste Resonanz seitens des Publikums erhalten. Ehrlich gestanden mir ist jetzt alles egal. Gewonnen haben wir 0 : 3 in Lyon, und nur das ist wichtig. Und Treat geben noch eins drauf mit ‚World Of Promises’ im buchstäblichen und sinnbildlichenJargon und verabschieden sich, nicht ohne einen, wieder mal tatsächlich guten Eindruck zu hinterlassen.
http://www.treatnews.com
Und jetzt gehen wir feiern!

Im Diary sind einige Aftershow Schnappschüsse zu finden
& siehe nächste Print Ausgabe von Break Out Magazin