Fragt man mich, wen ich für
den besten Gitarristen auf diesem gottverdammten Planeten halte, dann würde
für mich in erster Linie einer in Frage kommen, und das ist Al Laurence
Dimeola, kurz Al Di Meola. Aber gut, der Begriff ‚bester’ ist immer
relativ. Das kann man drehen und wenden wie man will. Fakt ist aber, dass
dieser Ausnahmemusiker tatsächlich zu den, von der Fachwelt
anerkanntesten und profiliertesten Musiker seines Faches zählt.
Ganz kurz zur History, für all diejenigen, die Al bislang nur vom Namen
her, oder überhaupt nicht kannten.
Geboren wurde der italo-amerikanische Fusion Gitarrist 1954 in New Jersey.
Nachdem sein Talent früh erkannt wurde, studierte er am Berkley College
Of Music in Boston, um dann mit gerade mal 19 Jahren von Chick Corea
entdeckt zu werden. Jener engagierte ihn straight für seine Return To
Forever Truppe. Nachdem er 1976 vom Guitar Player Magazin zum "Best
New Talent" gewählt wurde, veröffentlichte Al Di Meola kurz darauf
seine erste Soloplatte. Ebenfalls vom Guitar Player wurde er 1977 als
"Best Jazz Guitarist" und sein zweites Album als "Best
Guitar LP" ausgezeichnet. Damit war er der jüngste Gitarrist, der
diese Auszeichnungen jemals bekam; insgesamt wurde ihm dieses Prädikat
viermal verliehen. Guitar Player machte ihn auch dreimal zum "besten
Akustik-Gitarristen" und nahm ihn 1981 in seine "Gallery Of
Greats" auf – neben Musikern wie Leo Kottke und Andrés Segovia. In
den 70er Jahren galt Di Meola auch als "schnellster Gitarrist der
Welt".
1981 spielte er zusammen mit den Gitarristen John McLaughlin und Paco de
Lucía das berühmte Live-Album Friday Night in San Francisco ein das über
zwei Millionen mal verkauft wurde. 1982 folgte das Studio-Album Passion,
Grace & Fire. 1996 versuchte das fulminante Trio mit 'The Trio', einem
weiteren Studio-Album, und einer Reunion-Tour an frühere Erfolge anzuknüpfen.
Satte 22 Alben hat Al bislang
veröffentlicht, und das 23ste Teil ist nur noch eine Frage der Zeit. Die
unzähligen Sampler und die
Zusammenarbeit mit anderen Musiker sei hier nur am Rande erwähnt.
Allerdings ist und bleibt seine bekannteste Veröffentlichung das 1977er
Album ‚Elegant Gypsy’ mit den Gassenhauern ‚Race With The Devil On A
Spanish Highway’ und ‚Mediterrian Sundance’. Die Scheibe vekaufte
sich umgehend über 2 Millionen mal.
Aber dass man es trotzdem gerade als Fusion Musiker nicht unbedingt
leicht hat in der heutigen Zeit, davon kann Al ein Lied singen. Warum?
Nun, ganz einfach, Otto Normalverbraucher bevorzugt mehr und mehr die
einfache und anspruchslose Kost. Hingegen ist der Musikliebhaber mit einem
hohen Anspruch eher selten geworden.
In den letzten zehn Jahren habe ich diesen Musiker zwei Mal
gesehen und gehört und jedes Mal mit einem anderen musikalischen
Motto. Beim ersten Mal 2003 überwog der Fusion, beim zweiten Mal 2008 lag
der Fokus auf Jazz, und heute stellt er uns seine neue Band vor. Wobei das
‚neu’ eher auf die Strategie gemünzt ist als auf die Musiker, von
denen ich Zwei sofort vom letzten Mal wiedererkenne.
München ist leider noch nicht drin auf dieser Tour, aber dafür Imst in
Tirol, wo Al Di Meola im Rahmen des alljährlich-stattfindenden
Tschirgart Jazzfestival auftritt. Von München ist das eine Anreise
von ca. zweieinhalb Autostunden, je nach Verkehr. Keine Angst, wir sind
nicht am Ende der Welt, sondern in der wunderschönen Tiroler Bergwelt,
welche durchaus auch ein gewisses Potential an Kultur aufzubieten hat und
nicht auf Neu Guinea beheimatet ist. (Anm. so viel zu etwas Werbung für
die alte Heimat)
Den Prolog gestaltet der französische Musiker Biréli Lagrène, der
bereits im Alter von 12 Jahren seine erste Platte einspielte.
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Gearbeitet hat er u.a.
auch mit dem US-amerikanischen Bassisten Jaco Pastorius zusammen. Lagrène
gilt manchen als ein „legitimer Nachfolger“ Django Reinhardts, dessen
Kompositionen er nicht nur kongenial interpretiert; er ähnelt seinem
Vorbild an Kreativität und in virtuoser Phrasierung, unternimmt aber auch
Ausflüge in andere Spielarten des Jazz, in lateinamerikanische Musikstile
und sogar in die Klassik. In der Tradition der Sinti- bzw.
Manouches-Musiker ist Biréli Lagrène Multiinstrumentalist; neben der
Gitarre beherrscht er Bass, Geige sowie Klavier und spielt gelegentlich
Schlagzeug. Das was er uns heute live on Stage bietet würde ich
allerdings am ehesten in die Kategorie Bar Jazz einordnen oder auch Lounge
Music genannt. Mit seinem Gypsy Trio präsentiert er uns, die im Herbst
erschiene CD mit dem Titel ‚Gypsy’ und natürlich selbstredend einige
Django Reinhardt Klassiker. Hier wechseln sich Jazz Standards mit leichten
lateinamerikanischen Rhythmen und Popart ab. Dass der 43jährige Gitarrist
ein außerordentliches Talent besitzt, ist mit Sicherheit nicht zu überhören.
Nur mit der allgemeinen Vermarktung am internationalen Horizont hapert es
noch ein wenig.
http://www.bireli.com/
Eines steht fest, Al Di
Meola ist mit beiden Beinen am Boden geblieben, und er leidet weder unter
Starallüren noch Selbstüberschätzung. Im Gegenteil, der 56jährige
Jazzrock Gitarrist der Superlative stellt sich und seine Musiker gleich
selbst vor und gewinnt allein schon mit seinem südländischen Charme die
meisten der ca. 600 Zuschauer hier für sich. –
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Seine neue Band, wie er
es nennt, heißt World Sinfonia, die aber wiederum, wie bereits vorhin erwähnt,
einige alte Bekannte von vergangenen Exkursionen beherbergt.
Eines muss ich an dieser Stelle noch anmerken. Mein Dank gilt an die
Mitarbeiter des Artclubs Imst, für die eine, nichtvorhandene Gästeliste
genauso wenig ein Problem darstellte als meine Fototätigkeit. (Anm. da
merkt man erst einmal im Vergleich, wie zickig es hier in München
zugeht.)
"Ich bete, wenn ich spiele! Musik ist eine Religion!" meinte Al
in der Vergangenheit einmal. Aber von wegen andächtig oder
hochkonzentriert. Das was der Meister aller Klassen uns da oben bietet,
demonstriert geradezu die Leichtigkeit des Seins. Aber meine Freunde, das
ist es eben nicht, sondern eine überdimensional, akrobatische Leistung
der Fingerfertigkeit. Und auch das Talent seiner Mitmusiker muss man an
dieser Stelle hervorheben.
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Letzteres wiederum ist
nicht weiter verwunderlich, denn mit weniger würde sich Al in seiner Band
nicht zufrieden geben. Das Al ein besonderes Verhältnis zu den
elektro-akustischen Gitarren hat ist offensichtlich. Übrigens war er
einer der ersten Jazzgitarristen, der auch auf der Bühne sein
Gitarrenspiel mit Synthi Tönen anreicherte. Anyway, es ist wieder Fusion
angesagt, der eine Verquickung etlicher Musikstile vereinheitlicht. Aber
es ist mitnichten eine aggressive Form, sondern vielmehr eine
geschliffene, gediegene Linie, die Al mit seinen World Sinfonia verfolgt.
Ach ja, letztere setzen sich aus Fausto Beccalossi am Akordeon, Peo
Alfonsi (Git), Gumbi Ortiz (Perc.), Peter Kaszas (Drums) und Victor
Miranda (Bass) zusammen. – Eine Live CD – ‚Live From Seattle And
Elsewhere’ kann man bei den Konzerten erwerben. Das volle Album soll
dann noch in diesem Jahr regulär erscheinen.
Die Akustik hier in dieser Örtlichkeit, die eigentlich eine Tennishalle
ist, entpuppt sich ebenfalls als Hochgenuss. Nein, man kann es drehen und
wenden wie man will, aber an Al Di Meolas Gastspiel gibt es aber auch rein
absolut nichts zu meckern.
Das ist allerhöchste Kunst auf noch höherem Niveau. Aber kein Wunder,
denn wie gesagt, da oben steht einer der weltallerbesten Gitarristen, wenn
nicht sogar der Beste überhaupt. Und auch die elektrischen 6 Saiten
kommen nicht zu kurz.
Zur Zugabe bittet Al die
Zuschauer von ihrem Sitzen nach vorne an den Bühnenrand und schließt das
Konzert mit einer schwungvollen Version seines Klassiker ‚Mediterrian
Sundance’ ab.
Wer jetzt Lust darauf
bekommen hat, der checkt mal ganz schnell die Tourdates auf dieser Seite.
Denn es stehen noch etliche weitere Termine in unseren Breiten an, wo man
sich von dem Riesentalent eines Al Di Meolas überzeugen kann. Und ich
sage Euch jetzt schon: bereuen wird das keiner..... denn einen besseren
und schnelleren gibt’s nicht... nun zumindest für mich.....
http://www.aldimeola.com/ |