Frage: wie wird man mit Mitte
40 zum ersten Mal Mama, und das von einem Kerli, der gerade mal knappe
10 Jahre und ein paar Zerquetschte jünger ist, als man selbst? .... Und
das dann auch noch durchaus glaubhaft interpretiert
gegenüber einem bestimmten Klientel. –
Ganz einfach, man besucht als Musicjournie ein Bones Konzert und
dann....
Okay, okay, erst mal hübsch der Reihe nach. Fast zwei Jahre haben wir
jetzt gewartet, bis uns die schwedische Punkrock Invasion wieder überrollen
würde. Es gibt auch kein brandneues Album, und die Band gondelt immer
noch irgendwo im Halbschatten des internationalen Rock’n’Roll
Nirvanas umher. Sprich, der Name ist zwar – so so la la Begriff in
diversen Kreisen. Aber den ganz großen Knall hat's nach wie vor nicht
getan. Woran dieser Misstand liegt, ist schwer zu eruieren. – Aber
zumindest haben die Bones bislang die größeren Clubs stets
hervorragend gefüllt mit ihren Freaks und Anhängern. – Leider nicht
so in unserem Fall heute, wo das Backstage Werk gerade mal knapp über
die Hälfte, also sprich mit ca. 500 Fans gefüllt ist. Aber ich denke
nicht, dass dieser Umstand mit einem Popularitätsverlust der Truppe zu
tun hat, sondern vielmehr am Zeitgeist und der allgemeinen
Wirtschaftskrise liegt. Letztere hat bewirkt, dass Künstler dank der rückläufigen
Produkt – Verkaufszahlen, dafür umso mehr touren. Das wiederum
bedeutet im Klartext bis zu sieben oder mehr Rockkonzerte pro Woche. Und
die Qual der Wahl und das individuelle Budget entscheidet über die
jeweiligen Besucherzahlen. Und was die Bones betrifft, ist das beileibe
kein Einzelfall.
Immerhin gibt’s die Band schon 14 Jahre, während derer sie vier Eps,
vier Alben und zwei Singles hervorgebracht hatten. Die Bones das sind:
Beef Bonanza (Voc/Git), Spooky
Fred (Drums, Andi Nero (Bass) und Marcus „Boner“ Petersson (Voc/Leadgit.)
– Und wenn mich jemand fragen würde, wer die nettesten,
skandinavischen Rocker auf diesem Planeten sind, dann gibt’s,
zumindest für mich, vor allem diese vier Jungs. Keine Angst, ich lasse
mich schon nicht von männlichem Charme und skandinavischer Attraktivität
in meiner journalistischen Urteilswahrnehmung beeinflussen. Aber
es muss einfach mal gesagt werden. Beef, Spooky, Andi und Boner sind mit
Sicherheit „nur“ auf der Bühne Rockstars. Abseits davon liegt ihnen
vor allem die Kommunikation mit ihren Fans am Herzen, viel Spaß bei der
Sache mit Wodka und Jack Daniels zu haben und etwas durchgeknallt müssen
wir auch sein. Denn dann ist unser, aus den Angeln gehobener Planet in
bester Ordnung.
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Bad Boys For Life – Tour, nennt sich
der momentane Trip, bei dem die Bones gleich von 3 Bands begleitet
werden. Allerdings muss ich gleich gestehen, dass die ersten zwei
Partizipanten, dank zeitlichen Termin-Problemen an meinem Trommelfell
vorbei geschwommen sind. Trotzdem will ich sie natürlich nicht außen
vor lassen. Der Tanz beginnt mit ‚Left
Alone’ einer Punkband aus Wilmingen, Kalifornien, die für den
simplen Punk der End-Siebziger steht, etwas vermodernisiert, versteht
sich. Nummer 2 sind ‚Reno
Divorce’
aus Denver,
Colorado. Deren Musik erinnert mich schwer an Social Distortion.
Ebenfalls aus den USA, aber aus Boston, sind die Street Dogs.
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Und jene sind dann auch die Ersten, in
deren Kunstgenuss ich komme. Hier sind wir dann auch wieder bei der,
eher englischen Variante des Punkrocks gelandet, die durch ein, sehr
englisches Outfit und allgemeiner Stage Präsenz unterstrichen wird. Zur
Band selbst sei so viel zu sagen: Nachdem Mike McColgan 1998 die
Folk-Punk Band Dropkick Murphys verließ, gründete er vier Jahre später
mit einem Bassisten, einem Gitarristen und einem Schlagzeuger die Band
Street Dogs. Seitdem sind 8 Jahre und 4 Alben vergangen, wobei der jüngste
Longplayer auch schon im vergangenen Jahr das Licht der Welt erblickt
hat. Abgesehen von Mike McColgan, besteht die Combo noch aus Bassist
Johnny Rioux, Gitarrist Tobe Bean III (seit 2006),
Drummer Paul
Rucker (seit 2006) und Leadgitarrist Marcus
Hollar.

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Anyway, die Streetdogs bieten uns zwar
nichts neues, aber eine, durchaus fetzige Liveshow mit sehr viel Fannähe.
McColgan sucht kontinuierlich den Kontakt zu den Fans indem er ins
Publikum springt und durch die Menge rennt, was in dem Fall nicht so
beschwerlich ist, dank der, eher lichten Reihen in diesem Wohnzimmer
hier, das normalerweise 1.200 Köpfe fasst. Das einzige was mich ein
wenig stört bei der Streetdogs Performance ist der ungeheuer hohe
Wortanteil, der die eigentliche Musik fast schon etwas in den
Hintergrund drängt. Ansonsten bieten uns die Bostoner eine recht
passable, explosive Punkshow, nicht wirklich aufregendes, aber beileibe
auch nicht verachtenswert, vor allem nicht für Freunde guter Punkmusik.
http://www.street-dogs.com/
And there we go – ohne lang zu fackeln.... cool wie immer mit
Sonnenbrille und ganz in schwarz, so wie wir’s gewohnt sind, nehmen
Beef und Co. Besitz vom Backstage Podest und rocken umgehend den
Kleister von allen vier Wänden samt
Blafon.
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Al Capone lässt grüßen und gibt dem
Punk einen neuen Namen. Vor allem sind unsere Schwedenbömbles
lebendige Plakatsäulen, bei denen Van Gogh, De Goya bis hin zu Picasso
noch was lernen könnten was moderne Kunst betrifft. Nun gut, leider
kommen wir nicht in den Genuss sämtlicher Popart Gemälde, da manche
nicht wirklich zur Schau gestellt werden können aus bestimmten Gründen,
auch wenn’s sicherlich nicht uninteressant wäre :-))
Aber das was hier offensichtlich zu bewundern ist, schindet so
schon Eindruck genug und das nicht zu knapp. Es gibt nur Einen, der das
alles noch bei weitem überbietet, und das ist Bones Fan Nr. 1 ‚Lupo’
aus Österreich (siehe Diary). Okay, Markenzeichen sind immer gut und
schön für eine Rockband. Aber letztendlich ist es denn doch die Musik,
die den ausschlaggebenden Ton angibt und bestimmt. Und der wiederum haut
goldrichtig den Energielevel in den Orbit und darüber hinaus.
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The Bones produzieren straight in the
Eyes – Ass kickin’ Rock’n’Roll in einen Punk-Rahmen gebettet.
Hier gibts keine Balladen und keinen Schmalz, dafür umso mehr Druck
mitten ins Kontur. Und das kostet Kraft, sehr viel Kraft sogar. Deshalb
wird auch der Gesang redlich geteilt zwischen Beef und Boner, wobei
hierbei ein Unterschied liegt wie zwischen einem kastrierten Singreiher
und einer, unter Keuchhusten leidenden Freilandkrähe. Aber
letzteres ist durchaus nicht als Manko zu verstehen, sondern passt
nahezu haargenau in das boni’sche Song-Konzept. This is
Rock’n’Roll wo jede Tonlage eine Salto Mortale schlägt.
Auch das Sexappeal lässt sich nicht
lumpen, sei es Beefys verwegene Punktolle, Andys General Custer Hut,
Spookys individuelle Schlagwerk Mimik, oder die allerschönsten Augen
von ganz Skandinavien (das zum Trost für den Ausdruck Freilandkrähe).
Hey hey, nicht vergessen: das Auge isst immer mit, besonders was uns
weibliche Zaungäste betrifft :-)))
Musikalisch wird aus dem
gesamten Backkatalog geschöpft inklusive der beiden Erfolgssingles ‚Do
You Wanna’ und ‚It’s My Life’. Das Motto ist nach wie vor der ‚Burn Out Boulevard’,
wobei es bei dieser Tour hauptsächlich gilt, die neue DVD ‚Burn Out in
Berlin’ zu promoten.
Und das tun sie auch bis zum
abwinken und ersaufen im eigenen Schweiß und wir in unserem. Denn Bones
Musik kann ganz schön aufreiben in positivem Sinn versteht sich. Genauso
wie eine richtige Rock’n’Roll Party sein soll im Stil von Sex und
Booze und Bratwürscht und Toyboys und noch viel mehr hardrockin’ Burn
Out Bones’n’Roll......
Fakt ist: wer die Bones noch immer nicht live on Stage oder off Stage
erlebt hat, der hat wirklich was versäumt im wahrsten Sinn des Wortes.
http://www.bonesrocknroll.com/
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