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Der liebe Gott hat uns erhört
und schenkt uns nach vielen, unzähligen Regentagen, heute und just zum
lang angekündigten Eric Clapton/Steve Winwood Konzert am Münchner Königsplatz herrlichsten Sonnenschein. Und noch mehr freut sich der örtliche Veranstalter über den Umstand, dass sich viele Bluesrock Anhänger im allerletzten Moment doch noch zu einem Besuch des Konzerts entschieden haben, dank der Wetterbesserung. Ich meine, wer steht schon gern 2 Stunden lang im strömenden Regen und in der Kälte. So aber hat der Sonnenschein letztendlich doch 14.800 Zuschauer angezogen, und dass, trotz des hohen Ticket Preises von 95,-- bzw. 70,-- Einen Prolog, sprich Supportact braucht ein Winwood nicht mehr und schon gar nicht ein Clapton, also legen die beiden Oldies pünktlich um 20.15 Uhr mit Traffics ‚Had To Cry Today’ los. Man merkt, die Zwei kennen sich gut, auch wenn es schon fast vier Dekaden her ist, dass sie miteinander bei der ersten Supergroup des Rock’n’Roll ‚Blind Faith’ musiziert haben. Zu jener Zeit hatten sich Beide bereits einen Namen gemacht, sei es mit der Spencer Davis Group was Winwood betrifft, oder Cream mit Eric Clapton. Jener brummt dann auch so nebenbei in seinen Bart: “It’s great to play with Steve again. Something I’ve wanted to do all my life.” – Der Reigen setzt sich mit ‚Low Down’ fort, wo sich Beide die Lead Vocals teilen und vor allem dem Keyboard eine beeindruckende Soloeinlage gewährt wird.
Der heutige Abend ist eine Zeitreise durch sämtliche Epochen ihrer beider Schaffenskraft. Sei es Claptons Greatest Hits, wie ‚Low Down’, ‚After Midnight’, ‘Layla (natürlich in der akustischen Version) und selbstredend ‚Cocaine’. Traffics firstclass Paradesongs ‚Glad’ und die Zugabe ‚Dear Mr.Fantasy’ von Traffic kommen ebenso zum Zuge wie eine Hommage an Ray Charles mit ‚Georgia On My Mind’ hervorragend interpretiert von Mr. Winwood der jenes Stück mit den Worten ankündigt: „Here’s something that takes us back a bit and it might take you back too.” Ray, Gott hab ihn selig, hätte es nicht besser spielen können.
Nicht zuletzt wird an Jimi Hendrix gedacht mit ‚Little Wing’ und
einer 15minütigen Version von ‚Voodoo Chile’. Und als Steve Winwood
zum Nummer Eins Hit der Spencer Davis Group – ‚Gimme Some Lovin’
ansetzt, singt der komplette Königsplatz mit.
Zwischen den einzelnen Stücken wird kaum gesprochen, außer dem
obligatorischen „thank you“. Nur einmal erinnert Eric Clapton an
seinen letzten Einstand hier in München an selbiger Örtlichkeit und
dem einhergehenden Dauerregen damals, und wie schön es doch heute Abend
sei. Aber das ist es auch schon, was die Kommunikation mit dem Publikum
angeht, das heute im Gegensatz zu damals steht und nicht sitzt. Und während
das offensichtliche Facelifting bei
Steve Winwood,61 schon von weitem zu erkennen ist, wirkt Mr.
Slowhand,64 mit seinen deutlich, wieder längeren Haaren, eher wie ein
Althippie, Aussteiger oder der arme Poet. Aber genau das ist Clapton mit
Sicherheit nicht. Lediglich die launische Exzentrik für die der Meister
der Bluesgitarre so bekannt ist, ist in seinem Gesichtsausdruck deutlich
abzulesen. Er tut was und wie er es will, und er macht keine Promo und
keine Presse mehr. Wozu auch?
Am Schlagzeug sitzt ebenfalls kein Unbekannter, nämlich Steve Gadd. Der wiederum gehört in die Top Liga aller Drummer weltweit.
Billboard und Rolling Stone haben ihn in der Vergangenheit sogar schon
zu den besten zehn Musikern auf diesem Instrument gewählt. Allerdings
bleiben bei einem Clapton/Winwood Konzert extensive Schlagzeug Soli aus,
denn diese würden hier nicht wirklich hinein passen. Und während Clapton alle Nase lang eine andere Gitarre zur Hand nimmt, wechselt Winwood zwischen den 6 Saiten und dem Piano hin und her. Trotzdem kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, als ob sich Letzterer als Background Musiker wohler fühlen würde, als auf dieser Tour, wo er an vorderster Front mit mischt. Dabei besitzt er die wesentlich durchschlagendere Stimmkraft als Clapton.
Beim Münchner Multi-Generationen Publikum, vom Opa bis zur Enkeltochter ist alles vertreten, und jenes zeigt sich restlos begeistert, wenngleich auch nicht mit der Überschwänglichkeit und dem Enthusiasmus einer Teenie Generation. Klar doch, die meisten von uns sind ja keine 20 mehr und die hören lieber zu und genießen schweigend, mit anschließendem Applaus. Pünktlich um 22.30 ist dann auch Zapfenstreich, und die schwarzen Limousinen mit ihrer prominenten Fracht sind schneller ins Dunkel der Nacht entschwunden, als, dass der erste Zuschauer das Gelände verlassen hat.
Fazit ist, dass sich der Trip in den Vergangenheit tatsächlich
gelohnt hat mit zwei der letzten überlebenden Rock’n’Roll Ikonen
aus den Sechziger Jahren – Eric Clapton und Steve Winwood. |