Satte drei Jahre ist es schon
wieder her, dass uns die amerikanischen Schockrocker von GWAR das letzte
Mal beehrt haben hier in München. Andererseits ist das aber auch keine
allzu lange Abstinenz, wenn man bedenkt, dass die Brüder sehr viele
Jahre überhaupt nicht präsent in Europa waren. Auf alle Fälle soll
keiner mehr daher kommen und behaupten, dass Gwar Lordi abgekupfert hätten
was die visuelle Darstellung, bzw. die Kostümierung betrifft. Denn das
ist wohl eher umgekehrt der Fall. Unsere satirische Thrash-Metal-,
Hardcore-Punk- und Shock-Rock-Band, wurde nämlich bereits 1985 von Künstlern
und Musikern der Virginia Commonwealth Universität in Richmond,
Virginia gegründet. Und mal abgesehen von der Monster-Maskerade sind
sich Gwar und die Finnen von Lordi in allen anderen Belangen etwa so ähnlich
wie Right Said Fred und Motörhead. Amüsant ist auch die Tatsache, dass
mir Lordi einmal erzählt haben, dass sie mindestens 3 Stunden brauchen,
bis sie in ihren Kostümen stecken. Oderus Uringus a.k.a. Dave Brockie
hingegen meinte vor dieser Show hier ganz lapidar, dass die Band, wenn
es sein müsste, innerhalb von 5 Minuten in ihrer Monsterschale stecken
könnte.
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Dave Brockie hat im
Gegensatz zu Lordi kein Problem damit unmaskiert geknipst zu
werden..- aufs Foto klicken und unseren Small Talk anhören (im
WMP - fängt mit musikal.Intro an...
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So siehts im Gwar Dressing
Room aus
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Tja, wer kann der kann halt, vermute ich.
Und dank ihrer 25jährigen Existenz haben Gwar denn doch etwas mehr
Praxis als die Finnen, deren Stern nach dem injizierten Grand Prix Sieg
im Jahr 2006 auch schon wieder merklich am verblassen ist.
Aber Schluss jetzt mit diesen ewigen Vergleichen, die letztendlich doch
nur dazu führen, dass man die einen liebt und die anderen kategorisch
ablehnt – wen auch immer. Gwar selbst sind jedenfalls nicht unbedingt
gut auf Lordi zu sprechen wegen deren Imitations - Versuchen. Und was
die Popularität betrifft, so erleben Gwar in den USA momentan so etwas
wie einen zweiten Frühling und sind neben etlichen anderen
Veranstaltungen, Shows und Events auch regelmäßig zu Gast beim
‚sehr’ konservativen TV Sender Fox News. Vielleicht liegt es an ihrer
Verspottung von Prominenten oder anderen Persönlichkeiten aktueller
Ereignisse. Dieses geschah bisher zum Leidwesen von O.J. Simpson, John
Kerry, George W. Bush, Barack Obama sowie jeden amerikanischen Präsidenten
seit Ronald Reagan, Jerry Garcia, Osama Bin Laden, Michael Jackson, Al
Gore, Paris Hilton, Arnold Schwarzenegger und vielen weiteren. Einige
sind inzwischen wegen Inaktualität weg gefallen.
Kurz und gut, momentan befinden sich Gwar mit Frontmann Oderus Urungus
(Dave Brockie), Gitarrist Balsac the Jaws of Death (Mike Derks),
Gitarrist Flattus Maximus (Cory Smoot), Bassist Beefcake the Mighty
(Todd Evans) und Drummer Jizmak Da Gusha (Brad Roberts) mitten in ihrer
neuen Europa-Tour, treten bei etlichen Festivals auf, aber scheuen auch
nicht davor zurück, einige Clubs mit ihrer abgefahrenen und wie immer,
sehr nassen Show zu versauen. Und dass Gwars Show meistens über die
Grenzen des guten Geschmacks von Otto Normalverbraucher schießt, ist ja
ohnehin bekannt.
’Lust in Space’ heißt der Slogan und auch das aktuelle, neue Album,
dass uns die Truppe , in all seinen Fassetten präsentiert.
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Beginnen tut der Reigen aber mit der
lokalen Münchner Metalband Hell Inc. die hier ihr Debütalbum „Damnation
Offering“ vorstellen.
Bei den Jungs handelt es sich um eine
„sehr“ junge Band, deren ältestes Mitglied gerade mal 23 Jahre jung
ist. Da wären Gerdi (Gesang), Dani A. (Bass),
Patrick (Git.), Basti (Git) und Michi (Drums) und beim genaueren
Betrachten bin ich mir auch ziemlich sicher, dass ich Hell Inc.
irgendwann schon mal live on Stage gesehen haben. Aber mir fällt beim
besten Willen nicht mehr ein wo das war. Auch egal jetzt, - denn die Münchner
geben sich ganz schön selbstbewusst da oben und freuen sich bestimmt
selbst am meisten, dass sie hier und heute Abend GWAR supporten dürfen.
– Einziges Manko ist die (noch) mangende Zuschauerschaft die Hell Inc
hier anziehen.
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Leider ziehen es etliche Fans zu diesem
Zeitpunkt noch vor draußen an der frischen Luft die Abendsonne und eine
Zigarette mehr zu genießen. Aber auch insgesamt ist unser Backstage
Werk weit entfernt vom Ausverkauft-Status. Ich schätze das Publikum auf
ca. 5 – 600 Köpfe insgesamt. Aber unter den wenigen, die sich Hell
Inc aufmerksam rein ziehen, befindet sich auch ein unscheinbarer Typ mit
grauem T-Shirt und blondem Pferdeschwanz, der in aller Ruhe und einem kühlen
Hellen den Auftritt der Münchner beobachtet ohne dabei selbst behelligt
zu werden von Fans. Tja, hat doch was Gutes so eine Maskerade, und wie
schon gesagt, zur Not ist man ja in 5 Minuten umgezogen.
Für Hell Inc. sollte dieser Auftritt ein
weiterer Schritt nach vorne sein, um Praxis zu sammeln mit ihrer
Mischung aus verschiedenen Heavy Metal Varianten.
http://www.hell-inc.de
Nun, etwas länger haben Gwar dann doch benötigt für ihre schicke Bühnenbekleidung.
Tourmanager Eddie hat auch noch vorher
durchsagen lassen, dass Fans, die am Merchstand ein Tourheft kaufen,
kurz vor der Show noch ein persönliches Autogramm von der Band
erhielten.
Das zeitliche Rendevouz von 21.45 Uhr
verspätet sich folglich nach hinten um eine halbe Stunde, ebenso dann
der Monsterzauber von Gwar, die statt um 22 Uhr, dann um 22.30 Uhr in
Erscheinung treten. In den vorderen Reihen befinden sich wie immer die
eingeschworenen Freaks, gedressed in weiße T-Shirts, die dann hinterher
eingefärbt in rot und grün und blau als heilige Trophäen zu Hause
ausgestellt werden. Im Gegensatz zu den Shirts müssen sich deren Träger
den üppigen Farbenzauber der Gwar Taufe dann wohl oder übel wieder
abwaschen.- |