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Es ist fast exakt zwei Jahre her, dass der ehemalige Kopf von Creedance Clearwater Revival, John Fogerty das letzte Mal in München, im Zenith, gastiert hat. Und in Erinnerung daran blieben nur gemischte Gefühle übrig. Das Intermezzo war extrem kurz samt einem  offensichtlich, missgelaunten Künstler. Und genau deshalb ist die Skepsis vor dem heutigen Einstand auch entsprechend groß. Wieder gibt es keinen Supportact. Einen solchen benötigt ein Herr Fogerty anscheinend nicht.
Heute sind wir jedenfalls in der Musikarena (Zelt) auf dem alljährlich, stattfindenden Sommer Tollwood Festival im Münchner Olympiapark. Um mich von den letzten Jahren her kurz zu wiederholen, sei nur noch erwähnt, Events, insbesondere die Konzerte, beginnen am Tollwood sehr früh um 19 Uhr, da um 22 Uhr spätestens Zapfenstreich sein muss dank städtischer Auflagen. In unserem Fall heute ist die Show Time auf 19.30 Uhr angesetzt, dank fehlender Vorgruppe. Aber der Startschuss zieht sich nochmals 30 Minuten hin, und das Pfeifkonzert des Publikums schwillt deutlich hörbar an. Eieiei, jetzt wird’s aber allerhöchste Eisenbahn. Und die pfeift dann auch letztendlich an mit, - wie soll ich es am besten beschreiben? – einem Paukenschlag. Drei Minuten John Fogerty live genügen, um die lange Wartezeit vergessen zu lassen. Und der anfängliche Unmut schlägt in blanke Euphorie um. Halleluja, und ums kurz zu beschreiben, zwischen dem damaligen Auftritt im Zenith und der Show heute liegen nicht nur Welten, sondern ganze Galaxien.

Der gute Mann, immerhin schon flotte 65 Jahre alt, hat sich anscheinend in einen Jungbrunnen tauchen lassen was seine heutigen Energien  betrifft. Und er sprüht vor guter Laune und Tatendrang. Umgeben ist er noch dazu von einer relativ jungen Band, die dieses Timbre dreifach unterstreichen. Aber natürlich ist es Fogerty selbst, der sich hier als Fokus des Geschehens präsentiert. – Klar doch, so hat er als Musiker in seinem Leben so ziemlich alles erreicht, was es zu erzielen gibt: Rock and Roll Hall of Fame mit CCR, dann den Grammy für Blue Moon Swamp, den Orville Gibson Lifetime-Award, weiters einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame und die Aufnahme in der Songwriters Hall of Fame. Sprich John Fogerty hat definitiv an der Rock’n’Roll History mitgeschrieben und das nicht gerade unwesentlich. Und genau diesen Querschnitt seines Schaffens kriegen wir auch heute wieder geboten. 

Das Publikum, größtenteils ältere Semester, die anno dazumal schon die großen Hits von CCR – ‚Proud Mary’, ‚Bad Moon Rising’ etc. miterlebt haben, schwelgen in nostalgischer Begeisterung und singen lautstark mit. Und das sind immerhin ca. 4.000 Fans aller Altersklassen. Es ist heiß hier drinnen im Zelt, sehr heiß sogar dank der momentanen Hitzewelle, aber stören tut das keinen hier, denn was John Fogerty und seine Combo da oben abziehen ist schlicht und ergreifend brillant. Einige Stücke sind durch exzellente Gitarrensoli des Meistros verstärkt, trotzdem hat er ein Auge drauf, dass auch seine Band die durchaus verdiente Anerkennung bekommt. Zwischendurch begibt er sich auch bis an den Rand des vorhandenen Catwalks und schüttelt sogar Hände. 

Und er tröstet uns sogar zum verlorenen Halbfinale bei der WM, indem er mit einer Deutschlandflagge minutenlang über die Bretter wedelt. Das ist Seelenbalsam für so manchen eingefleischten Fußballfan in dieser Menge hier. Und die Zuneigung und Sympathie für Fogerty nimmt immer noch mehr zu. Das schönste ist, im Gegensatz zum letzten Mal, zieht er volle zwei Stunden durch und zeigt dabei nicht die kleinsten Ermüdungserscheinungen. Das Programm liest sich wie das who is who, oder besser what is what.... Und ich denke mal, dass hierbei jeder voll auf seine Kosten kommt. 

Es gibt nur einen einzigen, nicht gespielten Song, den ich persönlich etwas vermisse, das ist ‚I Put A Spell On You’, eine alte Bluesnummer, die schon von vielen verschiedenen Künstlern interpretiert wurde. Aber die Version von CCR ist die Allerbeste, meiner Meinung nach... Aber wie gesagt, das ist ein rein persönlicher Gedanke von mir, und spielt hier keine Rolle. – Fakt ist: an diesem Konzert von John Fogerty heute Abend gibt es aber auch nicht die kleinste Kleinigkeit zu kritisieren, außer dass es schlicht und ergreifend grandios ist.

Und deshalb für alle, die dieses Konzert oder eine der Shows von Fogerty bei uns in Deutschland, Europa bislang versäumt haben, nutzt die Chance und schaut es Euch an, sofern es noch eine Möglichkeit gibt. Ihr werdet es nicht bereuen... 
http://www.johnfogerty.com/