München und Heavy Metal –
schweres Pflaster... heißt es allgemein, und ist es auch, aber beileibe
nicht für alle Vertreter dieses Genres. Denn Thrashmetal, New Metal,
Metal Core und Gothic Metal läuft sogar außerordentlich gut hier mit
meist vollen Hallen und einem jungen Publikum. Die leidtragende Unterschicht ist vielmehr der
sogenannte Power Metal, vor allem, wenn er aus deutschen Landen stammt
und das auch noch aus den Achtziger - und Neunziger Jahren. – Ich persönlich
lehne diese Schubladen Zerkleinerung einzelner Kategorien in einem
Musikstil ansich ja kategorisch ab. Denn
Rock ist Rockmusik, und Metal ist Metal – aus Basta. Aber
anders lässt sich dieses Phänomen des ausbleibenden Publikums nicht
erklären. Nicht, dass (deutscher) Power Metal schlecht wäre, im
Gegenteil, da gibt es sehr wohl einige durchaus attraktive Künstler,
die in ihrer Art unterbewertet sind und nach wie vor werden. Der Punkt
ist vielmehr, dass diese Unterart des Hardmetalls 1) nicht wirklich
zeitlos ist wie all die alten Kultbands, die Betonung liegt auf Kult, 2) von jeher eine Randgruppe darstellte und 3) eine falsche
Selbsteinschätzung besitzt. Wie oft habe ich schon den Satz gehört:
‚wir scheren uns nicht um Konventionen und Modeerscheinungen und
machen nur das was wir wollen’. – Klar doch, das ist ja auch gut und
schön, und jeder hat das Recht dazu. Aber dann soll er sich auch nicht
beschwerden, wenn sich die Popularität in eher eingeschränkten Grenzen
hält. – Primal Fear ist so ein Fall, auch wenn der Name in
Metal-Kreisen seit etlichen Jahren Programm ist, ein gewisser Herr
Sinner die Fäden in der Hand hält und ein Herr Scheepers über ein
beachtliches Stimmvolumen verfügt. -
In anderen Städten Deutschland mag es vielleicht noch etwas
besser ziehen mit ab und zu 150 oder auch schon mal 200
Konzertbesuchern. Und was Übersee betrifft, entzieht sich die Statistik
meiner Kenntnis. Aber was unsere bayerische Landeshauptstadt angeht, da
sind die, heute anwesenden 35 und ein paar zerquetschte Seelen, mehr als
nur ein Armutszeugnis. – Und bitte schiebt diese Tatsache nicht etwa
aufs momentane Oktoberfest. Steel Panther, die zwei Tage vorher in München
gastierten, zählten über 200 Gäste. Limp Bizkit im Zenith war so gut
wie ausverkauft. Und sogar der müde Abklatsch von Supertramp hatte
allemal noch 5.000 Zuschauer in der Olympiahalle. Also an was liegt’s? Ich lasse Euch selbst spekulieren und mutmaßen und halte mich lediglich an die Fakten und beende hiermit meine Philosophie über den deutschen 80er Jahre Heavy Metal, der, so wie hier, viel zu tierisch ernst vom Stapel gelassen wird.
Die, seit 1997 existierende Truppe hat gerade erst vor
ein paar Tagen ihr sechstes Album namens ‚Red Silent Tides’ veröffentlicht
und versucht als Opener auf dieser Tournee, das Werk gebührend zu
promoten. Dies ist das übliche
Vorgehen mittelprächtiger Künstler, und
bei unseren Metal Vertretern aus dem Nachbarland kommt dies bei
manchen gut an, stößt aber auch auf vermehrte Ablehnung, zumindest
nach dem, was ich mir habe berichten lassen. Ich selbst kann mir leider
kein Urteil bilden – sorry. Wobei sie weniger die Linie von Primal Fear und Konsorten verfolgen, sondern eher eine, wie soll ich es beschreiben ?, - internationalere Strategie verfolgen, sowohl was die Musik als auch den visuelle Aspekt betrifft. Kissin’ Dynamite sind in der Tat noch sehr jung. Alle Boys sind unterhalb der 20 Jahresgrenze, und waren noch lange nicht geboren als Mötley Crüe ihren ersten großen Erfolg mit Shout At The Devil feierten. Dennoch lehnen sich die Brüder Johannes und Ande Braun, Jim Müller, Steffen Haile und Andy Schnitzer genau an diesen Stil an. Und sie tun das mit so einem starken Selbstbewusstsein und Ego, inklusiver ihrer jugendlichen High Energy, dass man diese Combo simpel nur als gut bezeichnen kann.
Und ab jetzt gibt es für Fotografen auch noch strikte Regeln, nach dem Motto: nur 3 Songs lang und wagt es ja nicht den Blitz einzuschalten. Klar, logisch, man muss ja schließlich seinen Status als Superstar verteidigen und gerecht werden )) Gott sei Dank ist jener Umstand kein weiteres Problem, da die Lichtverhältnisse gut - und die Stücke lang sind, und man jetzt von Primal Fear nicht wirklich 150 Fotos benötigt. Zudem haben die Musiker anscheinend irgendwann schon mal ein Laufsteg-Training bei Bruce Darnell oder einem anderen Coach dieser Art, belegt. Denn das Posing ist absolut perfekt und filmreif. Nun denn – optimaler Fokus für die Kamera, würde ich mal sagen.... – Ein Dutzend Jahre hat die Band jetzt auf dem Buckel und praktiziert nach wie vor jenen statischen, bierernsten Heavy Metal, der aus eben jenen glorreichen 80er Jahren adoptiert wurde. Sagen wir mal so, im Prinzip muss man froh und dankbar sein, dass es überhaupt noch Konsumenten gibt, (meist sind das Leute, die mit dieser Musik groß geworden sind) die den dt. Melodic Powermetal zu ihrer auserwählten Lieblings Muse auserkoren haben. Allerdings scheinen diese Wenigen eher in Köln oder Hamburg zu sitzen als hier in München. Das große Plus von Primal Fear ist aber definitiv ihr Sänger, dessen Kehlkopf fast schon Olympia-reif ist. Kein Wunder also, dass sich Ralf Scheepers schon längst selbst einen Namen gesetzt hat und zur Zeit auch noch an einem Soloalbum bastelt, das im Januar 2011 erscheinen soll. Was man vielleicht noch erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass vor kurzem Gitarrist Henny Wolter aus persönlichen Gründen (auch bei Sinner) ausgestiegen ist und jetzt Alexander Beyrodt die zweiten 6-Saiten zupft. Und diesen Herrn muss ich den eingefleischten Fans der Szene nun wirklich nicht vorstellen, so hat er doch schon bei Sinner, Silent Force, Voodoo Circle mitgegeigt und tut es teilweise immer noch. Andererseits wen interessiert's wirklich angesichts der beiden Obermacker Sinner und Scheepers, die hierbei das Regiment führen. Sprich, alle anderen sind austauschbar. Anyway, langer Rede kurzer Sinn und um wieder zum eigentlichen Geschehen da oben zu kommen, fest steht, eine Rockband kann noch so gut oder energiegeladen sein und sich den Arsch aufspielen, aber wenn der Funke nicht rüber springt, und die Halle und deren Inhalt eher einem Seniorenkränzchen beim Rosenkranz beten ähnelt, dann nützt das ganze Charisma und Bemühen nichts. Da kannst du eine Schnecke zum Iron Man nach Hawaii schicken. Zumindest gibt es hier in der Backstage Halle noch
eine Handvoll Getreuer, die in erster Reihe liebevoll ihre Gliedmaße
nach oben strecken , um zumindest die Situationskomik zu retten. Ralf
Scheepers selbst hat es gut erkannt mit der Bemerkung: „hier kann ich
ja jeden Einzelnen begrüßen“....quasi sind das alte Bekannte, die
ohnehin immer schon zu unseren Konzerten gekommen sind. Gut so, denn
sonst Freunde, würde es, zumindest hier in München, noch viel düsterer
ausschauen. Meine Wenigkeit verdrückt sich nach dem sechsten Song,
deshalb an dieser Stelle auch kein weiterer Kommentar zu der restlichen musikalischen
Darbietung..... |
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