Es gibt sie immer noch, diese
vielen, unzähligen Künstler, die nach wie vor unterbewertet sind und
werden. Da sind zu viele Talente da draußen, die sich unerkannt und
durch Ignoranz gestraft, den Allerwertesten aufspielen, und dies zudem
meistens in Miniclubs mit allerhöchstens 100 Zuschauern. Das Problem
habe ich schon viel zu oft in meinen Reviews erläutert. Trotzdem
ist es jedes Mal immer wieder zum heulen, wenn man leider viel zu
oft und immer wieder diese Erfahrung macht. Und andererseits bekommt man
die Massenware vorgesetzt, jene die die Charts stürmen, oft nicht mal
den Bruchteil eines Talents besitzen, aber sich dank einer simplen Mitgröhl-Melodie
wunderbar an Otto Normalverbraucher verkaufen lassen. Nehmen wir’s mal
beim Wort: der durchschnittliche Normalkonsument gibt sich mit mehr als
wenig zufrieden und schluckt was ihm durch die Medien vorgesetzt wird.
Im Klartext, unsere heutige Musiklandschaft wird zunehmend vom
finanziellen Aspekt regiert. Quantität statt Qualität bestimmt die
Wirtschaft, und der Ausdruck Kult ist zum Fremdwort geworden.
Der Teufelskreis dreht sich immer schneller um die eigene Achse.
Je weniger Produkte abgesetzt werden, desto öfter wird getourt, desto
mehr Retortenbabies werden geboren und am Fließband produziert. Nicht
so sehr Talent (so was lässt sich heutzutage meist mit Technik
kaschieren) sondern Massenware ist gefragt. (Anm. mal abgesehen von den
wenigen wirklich großen qualitativ hochwertigen Acts)
– Aber was rede ich da noch lange. Die Insider unter uns kennen
dieses Problem schon lange und suchen nunmehr nach der berühmten
Stecknadel im Heuhaufen, dem Rohdiamanten, der hochkarätig wahre Klasse
zeigt. Und Gott sei’s getrommelt und gepfiffen gibt es diese Spezies
im Untergrund noch, die, die nur glänzen, wenn man sie ab und zu hervor
holt und poliert. Ich spreche hier von 1A Musikern wie Eric Sardinas,
Lance Lopez, The Brew, Jeff Scott Soto u.a. um nur einige zu nennen.
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Steve Gibbons
gehört auch zu dieser Artenklasse. Mit 69 Jahren, 40 Jahren
Karriere und 15 bislang veröffentlichten Alben hinter sich, gehört er
zum Establishment, keine Frage. Und jedem halbwegs, versierten
Musikkenner der, nicht mehr ganz so jungen, Generation , ist der Name
Begriff. – Gibbons größter Hit und Markenzeichen: ‚Down
In the Bunker’.
Sein Musik- und Gesangsstil wurde oft mit dem von Bob Dylan verglichen.
Kein Wunder also, dass Gibbons Ende der Neunziger noch das Dylan Project
gründete als zweites Standbein, und mit jenem Bob Dylan Klassiker in
seiner individuellen Fassung wider gab. Aber auch Konzerte mit der
S.Gibbons Band beinhalten stets ein oder zwei Dylan Tracks. -
Tja, und wo liebt man unsere Oldies und einstigen Legenden am
allermeisten? Klar doch – in Germany. Und so tourt Steve Gibbons so
gut wie jedes Jahr in unseren Breitengraden. Der Vollständigkeit halber
sei das Line up seiner derzeitigen Band erwähnt. Da wäre Phil Bond –
(Piano/Akordion), Brendan Day – (Drums), John Caswell – (Bass) und
Howard Gregory – (Git/Violine). -
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Auch im Village
in Habach (Nähe Garmisch) war die Steve Gibbons Band schon des öfteren
zu Gast. Nur wenn der Termin auf einen Wochentag fällt und noch dazu
der Wettergott seine Schleusen geöffnet hat für erfrischendes Nass,
dann überlegt auch der eingeweihteste Musikliebhaber, ob er seinen
Allerwertesten vom heimatlichen Sofa hoch kriegt. Nun, um es positiv zu
beschreiben, hier sind immer noch mehr Besucher anwesend, als bei so
manchem anderen Einstand, der in diesem Laden schon gehalten wurde. Ich
würde die Bezifferung mal mit ca. 70 Besuchern beschreiben und
offensichtlich sind einige darunter, die Mr.Gibbons bereits persönlich
kennen. Der Startschuss ist etwas vorverlegt im Wissen, dass die meisten
Leute hier am nächsten Morgen wieder früh aus den Federn müssen.
–Gibbons Musik ist nicht aufregend laut oder zu schnell, sondern eher
gediegen und sehr filigran. Hier vermischt sich Singer/Songwriter mit
Bluesrock und sogar Jazz. Und dazwischen hagelt es amüsante Kommentare
und Einlagen. Die übliche Pause unterbricht das ca. 2stündige
Gastspiel. Und neben etlichen Eigenkompositionen, schwebt auch wieder
Bob Dylan’s Spirit über der Performance. Für mich persönlich ist
der absolute Höhepunkt der Song ‚Jazz’, bei dem sich der Meister
ohne Gitarre, rein auf seine Stimme verlässt. Und wie schon der Titel
sagt, handelt es sich hierbei um eine exzellente Smooth-Jazz
Komposition, die er mit sehr viel Gefühl und Herzblut vorträgt. Aber
auch Standards wie ‚BSE’ hören sich nach wie vor gut - und
mitnichten verstaubt an .
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Evergreens nennt man so etwas im
allgemeinen. Allerdings vermute ich, dass Gibbons bei seinen
Vorstellungen immer vom jeweiligen Publikum stimuliert wird. Ist ja bei
vielen Künstlern so. Aber wenn sich die Zuschauerschaft überall in so
kleinem Rahmen hält, wie es heute der Fall ist, dann könnte Gibbons’
Antriebsmotor, der trotz des fortgeschrittenen Alters immer noch relativ
hoch ist, irgendwann doch an Öl verlieren, - Öl das das Getriebe
schmiert, wenn Ihr versteht was ich meine.Alles in allem war dies hier einmal mehr eine kleine, aber feine
Angelegenheit, mehr für den stillen Genießer, als für den Abrocker.
Und ‚Down In The Bunker’ gehörte heute Abend nicht dazu, wurde aber
kaum vermisst. -
Wie schon eingangs erwähnt, Gibbons ist ein, seit vielen Jahren
feingeschliffener Brillant, der aber 'nur' unter dem Zwirn von Hugo Boss
glitzert.....
Hey, hey.... Wink mit dem Zaunpfahl.. Ihr wisst schon.....
http://www.stevegibbons.de/
http://www.stevegibbonsband.com/
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