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Ist es Euch auch schon mal
passiert, dass Ihr zu einem Konzert gegangen seid, von dem Ihr Euch
eigentlich nicht wirklich viel erwartet habt. Ihr habt lange überlegt,
ob Ihr Euch das Ganze überhaupt antut und seid dann schier vom Mount
Everest gepurzelt, weil es so klasse war?
Nun, ich bin heute Abend hier in der Garage nicht ‚nur’ zum
Zeitvertreib, sondern weil ich u.a. auch einen Photocall in der Tasche
habe. Aber wer weiß, ob ich mich sonst überhaupt aufgerafft hätte die
bequeme, heimatliche Couch zu verlassen, die von mir ohnehin meist sträflich
vernachlässigt wird. Nun, James Rivera ist kein Unbekannter für mich, so habe ich ihn in der Vergangenheit bereits mit Seven Witches, mit Helstar und auch Vicious Rumours live on Stage erlebt. Aber dieses Mal ist er mit keiner, der eben genannten Combos unterwegs, sondern mit einer Black Sabbath- Judas Priest Tribute Band. Zumal man auch hier etwas genauer ins Detail gehen muss. Die Truppe rund um James stammt aus Slowenien, nennt sich Metal Steel, und das älteste Mitglied ist gerade mal 22 Jahre jung. Sprich, die drei Jungs und ein Mädel könnten locker allesamt Mr. Riveras Sprösslinge sein. Sind sie aber nicht, sondern sie sind eine eigenständige Band, die, wie ich später erfahre, aus sogenannten Wunderkindern besteht, alles Naturtalente, die mit 13 Jahren schon Musik gemacht haben. Allerdings besitzen Metal Steel noch keine eigenständige Reputation und versuchen mit der Hilfe von James Rivera, der ja doch in Heavy Metal Kreisen einen gewissen Namen hat, sich erste Sporen außerhalb der Heimat zu verdienen. Andererseits ist der Name von Rivera auch
wieder nicht so groß, als dass man sofort mit fliegenden Fahnen aus dem
Häuschen fällt. Wenn Ihr versteht was ich meine. Die Idee, seinen beiden Lieblingsacts in
dieser Form zu huldigen, wäre ihm über Nacht gekommen, sagt er. Und
seine Begleittruppe hätten alle Voraussetzungen hierfür gezeigt.
Letzteres sollte sich dann auch umgehend bewahrheiten.
Beschreiben wir es mal so: ich habe selten erlebt, dass ein Musiker hier in der Garage eine derart gute Akustik produziert hat. Normalerweise hapert es gerade bei jener meist an allen Ecken und Enden. Und es ist vor allem auch die Art und Weise, diese eigenwillige Interpretation der Sabbath und Priest Titel, die dem Konzert eine besondere Note verleihen. Ich möchte noch nachschicken, dass ich eigentlich absolut kein Freund, bzw. Freundin von Tribute – oder Coverbands bin und die Orignale stets bevorzuge. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel, muss ich heute Abend feststellen. Das hier, und vor allem das wie – ist wirklich beispiellos gut. Und so manche altgediente Rockband könnte sich noch eine Riesenportion von diesen Kiddies abschauen, die da oben spielen wie Zeus im Freudentaumel. Sie sind jung, und sie sind höchst ambitioniert, und sie sind trotz ihren jungen Jahren, exzellente Musiker. Das einzige Mädchen in Band sitzt am Schlagzeug. Und so schmal und zierlich wie sie ist, so tierische Kräfte entwickelt sie an den Drums – beneidenswert, einfach beneidenswert. Aber natürlich ist es James Rivera der hier im Mittelpunkt des Geschehens steht und der dann auch zwischen der musikalischen Darbietung seine Ehrerbietung posthum an Ronnie James Dio, seinen Mentor vom Stapel lässt und umgehend den, wohl berühmtesten Solotitel der viel zu früh verblichenen Rocklegende - ‚Holy Diver’ zum Besten gibt. Die Kommunikation mit dem kleinen, aber feinen Publikum (ca. 100) klappt hervorragend. Und das wiederum dankt es Rivera mit (ich würd’ am liebste standing Ovations sagen, aber stehen tun wir ja ohnehin alle) mit lautstarken Bitten nach mehr und mehr und noch mehr. Und James tut uns den Gefallen und hängt noch einen, und noch einen und noch einen Song dran. Und hierbei kommt dann auch Hellstar Musik zum Zug, noch ein weiterer Dio Klassiker ‚Don’t Talk To Strangers’, sowie zwei bis drei Eigenkompositionen seiner jungen Begleiter. Doch irgendwann geht auch ein, noch so gutes Konzert zu Ende. Denn sonst, so James: ‚bringe ich morgen keinen Ton mehr heraus, und das abhängen an der Bar wird zur reinen Buchstäblichkeit.“ - Schön war’s. Wer hätte das gedacht!
Große Sangeskunst meets brillante Nachwuchstalente, gewürzt mit viel
Engagement und Spielfreude. Bei diesem Rezept kann eigentlich gar nichts
mehr schief gehen, außer ein Mangel an richtiger Promotion verhindert
die mehr als verdiente Reputation. |
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