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….. und schon wieder sind wir beim leidigen Thema über das Dahinvegetieren sogenannter True Metal Bands und anderer Urgesteine im Genre. Dabei ist der Headliner dieses 4 – Band Packages weder ein Fossil aus längst vergangenen Tagen, noch gehört die zweite Gruppe der True Metal Stilistik an. Bei Nummer 3 handelt es sich um eine lokale boarische  Rock’n’Roll Größe, und der Opener, der sich auch noch dem  Thrashmetal verschrieben hat, kann schon rein überhaupt nichts für die Misere. – Tja, zieht das Zugpferd nicht mehr, dann leiden auch die anderen Teilnehmer dieses Trosses hier. – Dabei handelt es sich bei Circle II Circle mit Sicherheit um kein unbeschriebenes Blatt. Vor neun Jahren hatte der ehemalige Savatage Sänger Zak Stevens seine eigene Truppe hier gegründet und seitdem auch fünf Longplayer veröffentlicht inklusive der neuen CD ‚Consequence Of Power’, die es jetzt zu promoten gilt.
Kinder helft mir, denn ich bin mit meiner Weisheit am Ende, woran es gelegen hat, dass hier im Cafe Paradox in Ingolstadt nur ca. 30 vergammelte Seelen aufgetaucht sind zu diesem Stell Dich Ein. Vielleicht ist es der Ort, der nicht zur Band passt, vielleicht ist es die Band, die nicht mit dem Tag harmoniert oder die Stilistik, die nicht die Stimmung zu einem Konzertbesuch provoziert.
Tatsache ist ebenfalls, dass Zak Stevens auch keine alten Savatage Fans aus den Hauspantoffeln wecken konnte in dieser Stadt. Und die glorreichen Zeiten von Begleitband Vicious Rumors haben sich, um ehrlich zu sein, bereits mit  dem Ableben von Sänger Carl Albert 1993, verabschiedet.
Armer Geoff Thorpe! Wie sehr kämpft er seitdem um weitere Anerkennung und wechselt seine Frontmänner durch wie andere ihr tägliches T-Shirt. Aber an den guten Carl, Gott hab ihn selig, ist bislang keiner heran gekommen, weniger was die individuellen Talente angeht, sondern vielmehr ist es dieser ganze spezielle Gesangsstil von Carl, der bislang von keinem anderen auch nur annähernd erreicht wurde. Aber ein Geoff Thorpe gibt nie auf. Und vielleicht findet das, ach so gerupfte Federvieh irgendwann doch wieder ein kleines Korn im überdimensionalen Suppentopf der Industrie. Zu wünschen wäre es ihm.
Vorletzte Truppe sind Steel Engraved aus Passau, von denen ich, ehrlich gestanden, vorher noch nicht viel gehört habe, dafür aber umso mehr vom Opener Dustbolt, ebenfalls aus Bayern und zugleich die Kücken im Verein. Diese Jungs sind unsere persönlichen Schützlinge hier in München, den mit ihren, gerade mal durchschnittlichen 20 Jahren legen sie eine Motivation an den Tag, dass es stets eine Gaudi ist, ihnen beim musizieren zuzusehen. Und genau aus diesem Grund sind sie immer wieder gern gesehene Gäste als Supportacts anderer namhafter Rockbands in München und Umgebung.
Es gibt mehrere Gründe warum ich zum heutigen Konzert den Weg nach Ingolstadt auf mich genommen habe. Aber hauptsächlich will ich einen alten Freund wieder treffen, einen, der mir in den letzten 25 Jahren ans Herz gewachsen ist und mit dem ich so manche Erinnerung teile. Und jedes Mal wenn sich dazu die Gelegenheit bietet, nehme ich sie auch wahr, denn, so denke ich mir, wer weiß wann und ob es ein nächstes Mal gibt. Aber dazu später.

Erstmal sind Dustbolt dran, die leider vor fast leerer Hütte auftreten müssen.

Zu diesem Zeitpunkt, ca. 20 Uhr, sind es höchstens 20 Gäste, und die wiederum bevorzugen noch den Barhocker  und mitnichten die vorderste Front an der Bühne. Trotzdem kann ich sagen, dass es unsere Jungs wieder mal klasse meistern, trotz gähnender Leere und gerissenen Gitarrensaiten, ihr Set souverän und selbstbewusst runter zu orgeln.
Und so etwas imponiert 100x mehr, als 200 Besucher und ein nur pflichterfüllendes Muss-Gastspiel. Für Dustbolt spielt das keine so große Rolle. Sie sind jung und engagiert. Und wenn auch nur ein einziger Fan zuhört, dann hat sich die Sache schon gelohnt, auch wenn es sicherlich schöner wäre, wenn die 20 zumindest vorne mit headbangen würden.

Weiter so Jungs, die nächste Gelegenheit, und dann wieder vor größerem Publikum, kommt sicherlich bald. Und Ihr habt ja noch soooooo viel Zeit Euch zu profilieren.
http://www.myspace.com/dustbolt


Vier Jahre und zwei Alben können Steel Engraved aus Passau bislang vorweisen.

Und wie ich eingangs erwähnt habe, ist mir dieser Name noch nicht wirklich ein Begriff bis dato.  Ihre musikalische Vorgehensweise ist nicht ganz so thrashig wie die es Openers, sondern zielt eher in die Powermetal Ecke, ist aber nicht wirklich etwas neues oder gar innovatives. Aber, und ich denke mal, das ist das große Plus dieser Truppe, die Stimme von Frontmann Marco ist, gelinde ausgedrückt sagenhaft gut. Alle Achtung: es gibt sie doch noch, die versteckten Perlen, die in einer Auster schlummern, die erst noch geöffnet werden muss. Nur klingt letzteres einfacher als es tatsächlich ist. Denn die Schale zum überregionalen Erfolg ist zäh zu öffnen. Abgesehen davon stellt sich noch die Frage, wollen Steel Engraved das überhaupt?! Nun, ich denke, das will jede engagierte Rockband. Nur im Fahrwasser von einer Gruppe wie Circle II Circle wird das wohl derzeit schwerlich gelingen. – Wenn es nicht überhaupt schwierig ist momentan mit dieser Art von Heavy Metal weitflächig zu punkten. (siehe Prolog).

Auf alle Fälle hinterlassen Steel Engraved gar nicht mal so einen schlechten Eindruck. Und selbst zwei Jungs von Vicious Rumors, die anschließend am Zug sind, lassen es sich nicht nehmen, im Publikum erst etwas mitzuschäkern, um  dann last but not least zum großen Finale und letztem, gemeinsamen Tourtag eine Jamsession hinzulegen. Und dabei triumphiert VR Drummer Larry Howe auf und lässt als Frontsau mit einer Hommage an Black Sabbath  buchstäblich die Puppen tanzen. Was für eine Gaudi!!!!

Schade, dass diese Party nur von so wenigen Fans erlebt wird, und sich deshalb auch die Allgemeinstimmung in eingeschränkten Grenzen hält.
http://steelengraved.de


Vicious Rumors...oje, was für ein Kapitel für sich über all die Jahre...

Nennen wir’s einmal beim Punkt, diese Gruppe, bzw. deren Seele namens Geoff Thorpe arbeitet sich seit etlichen Jahren buchstäblich den Arsch auf, um sein Baby wieder in die Gänge zu kriegen, seit sein Goldkind Carl Albert im wahrsten Sinn des Wortes 1993 die Kurve gekratzt hatte mit seinem US-Ferrari. Vor diesem verheerenden Zwischenfall war alles noch Freude, Friede, Eierkuchen. Und obwohl Carl Albert auch nicht der Original Shouter dieser Band war, feierte die Band gerade mit ihm und den beiden Alben ‚Vicious Rumors’ 1990,  und ‚Welcome To The Ball’ 1992, ihre größten Erfolge. – Nachdem Carl den Löffel abgegeben hatte, war nichts mehr so wie es bis dato gewesen war. Und ehrlich gestanden kenne ich kaum eine andere Gruppe, die seit dem einem so regen Line up Wechsel unterliegt, wie Vicious Rumors. Nur Gitarrist Geoff Thorpe steht als eiserner Fels in der Brandung seit Beginn weg, also 1979, inmitten der Bandhistory. Und  ein Geoff Thorpe gibt nicht auf, - niemals. Er ist ein Stehaufmännchen und kein noch so bitterer Rückschlag oder länger anhaltende Stagnierung kann ihn umwerfen. Im Klartext – Geoff Thorpe ist Vicious Rumors und Vicious Rumors ist Geoff. Das derzeitige Line up der Band, abgesehen vom Cheffe ist: Kiyoshi Morgan (Git), Stephen Godwin (Bass), unser altbekannter Larry Howe (Drums) und der ehemalige und jetzt wieder – Shouter Brian Allen.

Auf alle Fälle drehen Vicious Rumors 2010 hier und heute Abend auf, also ob der Jüngste Tag angebrochen ist. Beim heiligen St.Christopherus, da wackelt der letzte Backenzahn  in seiner Verankerung, vor allem was die enorme Lautstärke betrifft. It’s Showtime im wahrhaftigsten Sinn der gesprochenen, bzw. gesungenen Silbe. Und das Hauptinteresse liegt selbstredend auf dem Sänger - Brian Allen, der ja bekanntlich schon einmal für kurze Zeit in dieser Firma angestellt war. Nun, mal abgesehen vom a-typischen visuellen Aspekt eines Heavy Metal Shouters, macht er seine Sache relativ gut. Ich betone hiermit das Wort ‚relativ’, denn, so hoffnungslos das jetzt klingt, aber an einen Carl Albert hat hinterher  noch keiner auch nur annähernd heran gereicht. Und leider unterliegt diese Band nun mal dem Fluch, dass sich alles und jedes was die orale Beisteuerung betrifft, nun mal an der einstigen goldenen Kehle von Carl misst.

Die Setliste zeigt ein Best of... von Vicious Rumors inklusive ‚Ship Of Fools’ und dem finalen Song und größten Erfolg der Band ‚Don't Wait For Me’. –

Hmmmm.... schwer zu sagen in dem kleinen Rahmen und bei der Lautstärke, aber zumindest donnert Geoff und Co. mit jeder erdenklichen Energie ins Kontur. Und das kommt bei den 30 plus ein paar zerquetschte sehr gut an... Und Geoff gibt einmal mehr zu bedenken: ‚we don’t care, whether playing for 200 or 20, because we just luv’ to play for you’,-  Nun, ich denke mal, der gute Mann hat noch nicht vor 20.000 gespielt, sonst wär’s ihm wahrscheinlich nicht sooo egal... So aber ist er wahrscheinlich froh und dankbar, dass er überhaupt noch die Chance bekommen hat, diese 25 Dates umfassende Tour wahr zu nehmen. Tja, und da sind wir wieder beim Thema... Geoff, ich hab mich wirklich gefreut Dich, meinen alten Freund und Kupferstecher wieder mal zu sehen, und wer weiß.... wann und vor allem ob es ein nächstes Mal geben wird. Man weiß ja nie... Aber ich wünsch’ Dir ganz viel Glück... und halt die Ohren steif.... Stehaufmännchen sterben nicht... –

Auf's Foto drunter klicken für einen visuellen Rückblick auf 21 Jahre deutsch-amerikanische Freundschaft

Bis jetzt hat er’s bewiesen, und in einem oder zwei Jahren reden wir dann weiter...
http://www.viciousrumors.com/



Last but not least kommt noch der Headliner – Circle II Circle allen voran Zak Stevens, der ehemalige Savatage Frontmann.

Die präsentieren mit dieser Tour ihr neues Album ‚Consequence of Power’, das eben erst erschienen ist. Neun Jahre lang führt Stevens jetzt sein Flagschiff durch den Rock’n’Roll Ozean, allerdings unter ferner liefen. Sprich, die Band hat sich zwar ein gewisses Renomee´ angeeignet über die Jahre, aber hat es nie wirklich geschafft sich frei zu schwimmen in höhere Sphären des Genres. Fünf Alben in fast einer Dekade ist recht beachtlich, aber anscheinend eben nicht genug, um sich zumindest in einen mittleren Status hinauf zu katapultieren. Und was meiner Meinung dieser Band noch fehlt, ist vor allem eine individuelle Ausstrahlung, so eine, wie es z.B. Vicious Rumors besitzen. Im Vergleich zu diesen, wirkt der Headliner fast etwas farblos. Und das liegt mitnichten an der Attraktivität der einzelnen Individuen Es ist vielmehr deren etwas farblose Aufmachung. Außerdem besitzen Circle II Circle bei weitem nicht die Explosivität von Vicious Rumors. Und so etwas kann sich fatal auswirken, wenn man nach der Versprühung von so viel Power der Vorgänger, mit nur halber Leistung an den Start geht. In gut deutsch, wirkt das Ganze dann etwas müde und ausgelaugt.

Zak hat Stimme, keine Frage, und Schlagzeuger Johnny Osbourne versucht das Tier in sich selbst zu entfalten. Aber das genügt einfach in dem Fall nicht, um die Massen (ha ha... – die 30 Schäflein) noch ein wenig mehr aufzumöbeln. – Es klingt jetzt grausam, aber irgendwie stehen Circle II Circle hier auf verlorenem Posten, und da hilft auch kein Bodycontact mit dem Publikum. – Fragt mich bitte nicht, aber hier passt einfach der Punkt auf dem i nicht, wie man so treffend sagt. Es fehlt der sogenannte magische Funken, der, der das Feuerwerk hochgehen lässt. –

Aber zumindest ist unser Wohnzimmer vom Auftritt von Vicious Rumors zuvor, noch so aufgestachelt, dass es während des Headliner Sets wenigstens zusätzlich etwas abdampfen kann. - 

Zugegeben, ich streiche die Segel noch vor der Zugabe, verabschiede mich noch gebührend von demjenigen, wegen dem ich eigentlich all den Weg von München her gekommen war, und verflüchtige mich in die Nacht und auf die leere Autobahn.... Ich sags Euch Leute – so eine Autofahrt bei Nacht und ohne LKWs, die hat schon was....
In diesem Sinne,  - lang lebe der Zeitgeist, aber bitte ohne schalen Nachgeschmack...
http://www.circle2circle.net/

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