Live Review 580

... und schon wieder rollt eine diese Old School Metal Bands aus längst vergangenen Tagen an, um uns einerseits in Nostalgie schwelgen zu lassen und um uns andererseits zu überzeugen, dass sie immer noch am Leben sind und immer noch gut weg rocken. Tja, manchen dieser alten Metalbands, mit denen ich gewachsen bin, gelingt das, anderen wiederum nicht. An was das liegt, sei dahin gestellt. – Wie auch immer, Annihilator haben 1984 ihre Fühler in Vancouver, Kanada ausgestreckt und sind seitdem mit etlichen Höhen und auch Tiefen sowie noch mehr Line up Veränderungen unterwegs in der globalen Heavy Metal Landschaft. Von anno dazumal gibt es nur noch ein Mitglied, nämlich den Cheffe selbst – Jeff Waters, der wie ein Fels in der  Brandung die Zügel seines Hengstes festhält.  Der Rest der Truppe hat sich über die Jahre hinweg immer wieder verändert. Außer Jeff himself, der mit seinem neuen Irokesen Haarschnitt up to date und vor allem mindestens 10 Jahre jünger wirkt, wären da noch Dave Patton. Und jener hat optisch ebenfalls mehr mit einem Punker gemeinsam, als mit einem Heavy Metal Freak und ist zudem mindestens 15 – 20 Jahre jünger als der Meistro. Aber im Verlauf dieses Konzerts stelle ich fest, dass Patton ein exzellenter Musiker ist. Ergänzt werden die Beiden Türme im Getriebe noch  von Bassist Al Campuzano und Drummer Carlos, die auf der official MySpace Seite der Band nur als touring Bassist und touring Drummer bezeichnet werden. Deshalb bin ich mir da jetzt auch nicht sicher, ob die Beiden fest zur Truppe gehören oder nur für diese Tour engagiert wurden. 


Jedenfalls  führt diese Konzertreise Annihilator durch halb Europa mit etlichen Stopps, allerdings wurde dabei diesmal München ausgelassen. Zum Glück ist Wörgl in Tirol (in der Nähe der Grenzstadt Kufstein) nicht weit mit ca. einer Autostunde und gut und einfach zu erreichen. Nebenbei bemerkt handelt es sich um dieses Date um die einzige Österreich Show auf dieser Tour.  Support kommt übrigens von den Engländern Sworn Amongst und den Norwegern Svolk.  Allerdings muss ich hierbei gleich vorausschicken, dass ich die beiden Vorreiter des Zugpferds versäumt habe, teils aus zeitlichen Gründen, teils wegen zwischenmenschlicher Verquasselung mit alten Bekannten. Ich hoffe, mir wird dies nicht zu übel genommen jetzt. -

Auf alle Fälle haben sich hier im Komma – Kulturzentrum in Wörgl ca. 350 Metalheads versammelt, um Annhilator auszukundschaften. Etliche Besucher sehen die Band hier zum ersten Mal und nur wenige so wie ich selbst, kennen die Kanadier bereist aus den Achtzigern. Auf alle Fälle stelle ich selbst gleich mal fest, dass die Band bei uns in München wahrscheinlich nicht mal die Hälfte der Besucher hier, gehabt  hätte.
Wie auch immer, Jeff Waters und Co übertreffen alle Erwartungen in ihrer Performance. Und  von wegen alte, abgehalfterte 80er Jahre Metalband. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man wirklich den Eindruck gewinnen, dass das hier eine taufrische, jugendliche Combo der sogenannten New Generation ist.- Ist es aber nicht, zumindest was Mastermind Waters und die Musik ansich betrifft. Aber letztere ist irgendwie auch zeitlos geblieben und hört sich nach wie vor frisch und spritzig, frei von der Leber und straight between the Eyes an. Hier tobt der Bär und tanzt einen Rumba im 7/8tel Takt. -  Wobei man gleich dazu sagen muss, dass Annihilators Thrashmetal durchaus saloonfähig ist, da er immer wieder durch sehr melodische Passagen aufgepeppt wird, Melodien, die trotz der Härte sofort ins Ohr gehen.

Ambush
Clown Parade
Plasma Zombies
King Of The Kill
Betrayed
The Box
Hell Is A War
Ultra-Motion
Set The World On Fire
WTYD
The Trend
The Fun Palace
Medley
21
Phantasmagoria
Crystal Ann
Alison Hell

Wie der Setliste zu entnehmen ist, hat Jeff alt und neu gut gemischt. Und einer der Höhepunkte ist mit Sicherheit ‚King Of The Kill’ aus dem Jahr 1995.  Oder man nehme das geniale ‚Set The World On Fire’. Auch 3 brandneue Tracks werden vorgestellt, vom gerade erschienenen, selbstbetitelten Studioalbum – nämlich der Opener ‚’Ambush’, - ‚Betrayed’ und das Stück ‚The Trend’.  

Waters und Patton teilen sich die Leadvocals, und somit auch die Kraftreserven exzellent. Erwähnen sollte man auch die fast schon animalische Vorstellung von Drummer Carlos. – Abgeschlossen wird das Metal Feuerwerk  mit Annihilators größtem Wurf ihrer gesamten Karriere – und was sollte das anderes sein, als ‚Alison Hell’. Ohne diesen Song ist ein Annihilator Konzert kein Annihilator Konzert – it’s as easy as that.  

Und damit gehen 90 Minuten Nostalgie aber auch geniale Heavy Metal Unterhaltung zu Ende, dessen Eintrittsgeld kein Mensch hier bereut hat. Das war Party pur ohne Schwachstellen mit einer exzellenten Band, die leider heutzutage viel zu wenig beachtet, - und noch mehr unterbewertet wird. Schade, denn Annihilator sind absolut klasse. Da gibt’s kein wenn und aber  und auch sonst keinen weiteren Kommentar mehr. Ich hoffe nur, dass diese Umstände bei zukünftigen Konzerten auch noch von einigen anderen Freunden des klassischen Heavy Metals erkannt wird und die Hallen wieder voller werden. Zu wünschen wäre es ihnen. Alison Hell ist noch lange nicht tot.
http://www.annihilatormetal.com/                 Einige Off Stage Schnappschüsse gibts im Diary

Weitere Fotos von dieser Show gibts auf metalhammer.de