Okidok, und kurz angeschnitten... Was soll ich noch groß über unseren Kult-Horror-Rocker Nummer 1 philosophieren? Denn im Prinzip ist eigentlich schon alles gesagt worden in den letzten vier Jahrzehnten. Wobei es auch in Mr. Furniers Karriere Phasen des Stillstandes gab. Na ja, vielleicht nicht kompletter Stillstand, aber nennen wir es vornehm künstlerische Schaffenspause. Dies war vor allem in den Neunzigern der Fall. Denn zwischen 1994 und 2000 passierte so gut wie gar nichts.  Trotzdem oder gerade deshalb ist Alice Cooper heute wieder angesagter denn je. 25 Studioalben, 14 Liveaufnahmen und 8 DVDs sind das mehr als beachtliche Resümee einer beispiellosen Karriere. Und abgesehen von alledem engagiert sich Vincent Furnier, wie er mit richtigem Namen heißt, noch in etlichen anderen Dingen.

Er  trat in vielen Filmen als Gaststar auf. Zu seinen (vornehmlich Horror-) Filmen gehören unter anderem Die Fürsten der Dunkelheit von John Carpenter und der sechste Teil der Nightmare On Elm Street-Serie. Bei letzterem spielte er Freddys Vater. Sich selbst spielte er in Wayne's World, in einer Folge der Serie Die wilden Siebziger und in dem weniger bekannten Film Roadie, in dem Meat Loaf in der Rolle des Roadie Trawis W. Redfish alle Hände voll zu tun hat, seiner Angebeteten den Wunsch zu erfüllen, Alice Cooper persönlich zu treffen. Alice Cooper diente zudem Richard O'Brien als Vorlage für die Figur Frank-N-Furter in The Rocky Horror Picture Show. Er ist außerdem  leidenschaftlicher Golfspieler – im Juni 2008 erzählte er in einem Radiointerview bei Radio RST, dass er fast immer Par spiele. Er hat ein Handicap von 3.
Und er ist entgegen seinem Image ein gläubiger Christ, der mit seinen Kindern jeden Sonntagmorgen in die Kirche geht. Er ist ebenfalls Vorsitzender der christlichen Stiftung Solid Rock Foundation, für die er auch Spendengelder sammelt.Auf der Gesamtaufnahme der Londoner Produktion des Hardrock-Musicals Jesus Christ Superstar von 1996 singt Alice Cooper die Rolle des König Herodes.

Auf der LP „Welcome to my nightmare” sprach der US-Filmstar und Theaterschauspieler Vincent Price (1911-1993) das Intro zum Song „The Black Widow”. Cooper und Price verband seit dieser Zusammenarbeit eine gute Freundschaft. Alice ist auch noch einer der Sponsoren des berühmten Hollywood-Schriftzugs. Und seit dem 22. Oktober 2009 ist Alice Cooper das neue Testimonial der Elektrohandelskette Saturn.
Und seit diesem Jahr ist Herr Cooper gelegentlich Gastmoderator bei dem Berliner Radiosender Star FM. Zuvor moderierte er dort einige Zeit regelmäßig Freitag abends die Sendung „A night with Alice Cooper“.

Soviel zur Trivia, und ich überlege gerade krampfhaft, wie oft ich unseren Schock-Rocker schon live on Stage gesehen habe. Ich kann es nur schätzen. Aber so ca. 20 Mal im Verlauf der vergangenen 30 Jahre dürften es schon gewesen sein. – Und heute haben den 06.11. 2010, und jawohl, wir machen uns auf zum ungeliebten Münchner Zenith, um uns die Splattershow von good old Alice einmal mehr rein zu ziehen. Ca. 3.000 alte und junge Fans haben sich eingefunden, jene, die so wie ich, Cooper auch schon mehrmals live gesehen haben, und die Jugend, die eben erst dabei ist, diesen Musiker für sich neu zu entdecken.




Beginnen tut der Zauber mit der schwedischen New-Rock Formation ‚Straight Frank’.

Die Brüder gibt’s seit ca. 2 Jahren in dieser Konstellation und sie hören auf die Namen: Tobias (Voc/Git), Kasper – (Drums) Henrik – (Voc/Bass) und  Coma – (Git).  Zudem gibt’s bislang eine Scheibe, die sie jetzt anhand dieses Supportslots vorstellen. Die Band beschreibt ihren musikalischen Still ganz simpel als Rockmusik, wobei hierbei ein sehr moderner Touch vorherrscht und im Prinzip auf ein sehr junges Klientel hingeschnitten ist. Der erste Eindruck ist beileibe kein schlechter, wenngleich sich mir das Gefühl aufdrängt, dass Straight Frank in einer kleineren Location viel besser rüber kommen würden, als hier auf der Riesenbühne, wo sie eher etwas verloren wirken.

Aber gut, dieses Phenomän bekommen wir nur allzu oft präsentiert. Also was soll’s. – Mit etwas Durchhaltevermögen, eingängiger Musik und viel Glück, werden sich die Schweden schon noch behaupten... – hoffentlich!

http://www.myspace.com/straightfrank




Die zweite Vorspeise wird von Tarja Turunen serviert, der ich, der Einfachheit halber, irgendwann mal den Spitznamen Diridari verpasst habe.

Im Gegensatz zu ihren sonstigen Headliner Shows, fehlt der Performance hier schlicht und ergreifend das nötige Licht. Stattdessen unterstreichen lediglich ein paar Trauerfunzeln die Szenerie und Tarjas Liebreiz. Nun, ich tue mich immer wieder schwer, diese Walküre zu rezensieren, da mir die Verquickung von Operngesang und Heavy Metal persönlich nicht wirklich zusagt. Aber das wiederum hat eher etwas mit individuellem Geschmacksnerv zu tun. Denn Tarja kommt hier beim Münchner Publikum ganz passabel an.


(c) 4everzoom

Momentan liegt das Hauptaugenmerk auf dem, im September veröffentlichten Album ‚What Lies Beneath’, aber auch ältere Gassenhauer kommen bei ihrem 45 Minuten Auftritt zum Zug. Und ihre Coverversion von 'Poison' steht heute nicht auf der Liste. Warum wohl? - Ihre derzeitige Backing Band besteht aus: Mike Terrana (Drums),  Christian Kretschmar (Keyboards).  Kevin Chown (Bass), Alex Scholpp (Git9; Max Lilja (Cello).

 – Nun vielmehr will dazu nicht sagen, außer vielleicht, dass  ich dank der mangelnden Beleuchtung hier, schon bessere Fotos von Diridari gemacht habe. Ich bitte deshalb, dies zu entschuldigen. Und mal ganz ehrlich, - so ganz passt unsere finnische Metal-Operndiva ohnehin nicht zu Alice Cooper. But who cares….
http://www.tarjaturunen.com


And there he is, der Meister des Rock’n’Roll Horrors, unser Hardrock Jekyll & Hyde und Erfinder des Hardrock Frankensteins. 

Und Alice Cooper wirkt in seiner gewohnten Aufmachung und dem üblichen Make Up so, als ob all die Jahre spurlos an ihm vorbei gegangen sind. Nur am etwas ausgeprägteren Doppelkinn und den vermehrten Fältchen am Hals (Anm. und das sieht man auch nur, wenn man so wie ich ganz vorne im Fotograben, keine 2 Meter entfernt vom Objekt der Begierde steht) merkt man, dass auch Alice Cooper langsam in die Jahre kommt. Konditionell allerdings schenkt er sich noch immer nichts und rattert sein Programm runter, wie eh und je. Ein weiterer auffallender Aspekt ist die nahezu perfekte Professionalität des Ablaufs. 


(c) 4everzoom

Hier stimmt einfach alles bis ins kleinste Detail. Und natürlich sind wieder mal sämtliche Folter- und Hinrichtungs-Utensilien mit von der Partie, vom Schafott bis zur Zwangsjacke. Zwischendrin kommen sogar ein oder zwei neue Details zum Zuge wie zum Beispiel das grüne Krümelmonster zu ‚Feed My Frankenstein’. Nur die Boa Constrictor, die gibt’s seit geraumer Zeit schon nicht mehr. Seit jene nämlich in hohem Alter verstorben war, hat es Alice vorgezogen, sein geliebtes Haustier durch kein weiteres zu ersetzen.


(c) 4everzoom



Auch die Band ist immer noch dieselbe wie vor 3 Jahren als Cooper zusammen mit Whitesnake das letzte Mal in Deutschland gastierte (abgesehen von Festival-Auftritte) Das wären: Jimmy Degrasso  (Drums); Chuck Garric (Bass), Damon Johnson (Git) und Keri Kelli (Git). Vor allem letzterer zieht neben Alice noch zusätzlich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, nicht nur wegen seiner Virtuosität auf den 6 Saiten, sondern auch wegen seiner, ebenfalls schillernder Erscheinung.


(c) 4everzoom

Ach ja, und nicht zu vergessen wäre Alice Coopers älteste Tochter Calico Cooper,29, die seit dem Jahr 2000 als Krankenschwester, oder Mädchen für alles bei der Show mit dabei ist.
Nein man kann sich hier wirklich nicht beschweren. Obwohl einige unter uns, die Alice Cooper schon des öfteren live erlebt haben in der Vergangenheit, so ist es trotzdem immer wieder eine amüsante und äußerst kurzweilige Angelegenheit. Und auch wenn oft gemunkelt wird, dass so einiges nicht ganz live gesungen ist, so ist dies dennoch 1) nicht hinterlegt und 2) merkt keine müde Tze Tze Fliege etwas davon.


Das Programm ist ein Best Of Gourmet Dinner, das von ‚School’s Out’ – Alice größtem Hit gestartet wird, und nochmal mit ‚School’s Out’ beendet wird. Dazwischen werden uns jede Menge Perlen aus Alice Schatzkästchen präsentiert mit etwas ‚Theatre Of Tragedy’ garniert. (siehe Setliste)


Bilder sprechen mehr als 1.000 Worte sagt man immer so schön. Also lassen wir das an dieser Stelle auch geschehen, und ich erspare mir die Fortsetzung von Herr der Ringe Teil 4.



Auf jeden Fall hat good old Alice auf jeder Linie gepunktet und ist in der allgemeinem Beliebtheitsskala um einige Kilometer nach oben geklettert. Lang lebe der Kultcharakter. Und ich frage mich letztendlich wieder einmal: was ist, wenn irgendwann mal all unsere Rock’n’Roll Legenden  - Legenden sind?

http://www.alicecooper.com/