584

Auweia, jetzt heißt es aufpassen, damit ich mich nicht von zweitrangigen Tatsachen bei dieser Live Review beeinflussen lasse. Obwohl, ganz so nebensächlich sind diese Fakten auch wieder nicht. Denn wenn Mäxchen mit seiner Gesundheit weiterhin  russisches Roulette spielt, dann werden Soulfly in nicht allzu ferner Zukunft Geschichte sein. Ich habe Herrn Cavalera  in den vergangenen 20 Jahren so einige Male getroffen und auch vor mein Rede & Antwort Mikrophon gekriegt. Und somit hatte ich gute Vergleiche, nach dem Motto: wie ruiniere ich meine Gesundheit. Ehrlich gestanden habe ich mich nach dem kurzen Rendevouz mit Max vor der heutigen Show ernsthaft gefragt, wie dieser überhaupt die Show durchstehen will. Aber ich habe in anderen Fällen auch schon sehr oft erlebt, dass da einfach ein Schalter umgelegt wird. Und aus so manche apathisch anmutenden Trauerweide ist für 90 Minuten ein Vulkan geworden, um anschließend postwendend wieder in diese – out of this world – Lethargie zu verfallen. Nun let’s see and wait... und warten der Dinge, die da kommen…..
13 Lenze haben Soulfly jetzt auf dem Buckel, während derer – sieben Alben entstanden sind, inklusive des aktuellen Longplayers ‚Omen’. Und dieser wird auch im zweiten Teil der Europa Tournee 2010 promotet. Natürlich haben wir es hier wieder mit einer jener US/Brasil.Bands zu tun, wo man sich langsam fragt, - ob sie nicht ihren Wohnsitz früher oder später mal hier her verlegen sollten. Denn getourt wird ohnehin zu ca. 90 Prozent bei uns in der alten Welt. – Andererseits haben Soulfly das letzte Mal hier in München noch das Backstage Werk mit 1.200 Fans voll gemacht, während sie sich diesmal mit der Backstage Halle begnügen müssen. Diese ist zwar ebenfalls so voll gepfropft, dass keine platte Flunder mehr hinein passt. Aber es sind halt diesmal nur ca. 650 Headbanger, also fast die Hälfte zu damals, die Max Cavalera, Gitarrist Mark Rizzo,Johnny Chow (Bass) und Joe Nunez (Drums) die Ehre erweisen.- Aber wieder anders überlegt, ist dieser Zuspruch immer noch größer als bei den meisten anderen Combos dieser Art.


Die Schlacht von Waterloo wird mit der Supportband Incite begonnen.

Und da alles in der Familie bleibt, sei am Rande erwähnt, dass dies die Band von Gloria Cavaleras Sohn Richie ist, Mäxchens Stiefsohn. Der Kleine profitiert selbstredend von der Reputation seiner Oldies und darf fast schon regelmäßig als Supportact bei Tourneen von Soulfly und Cavalera’s Conspiracy aufwarten. So good, so far, aber sehr viel lässt sich zu Incite ohnehin nicht vermelden, außer dass sie in, fast kompletter Dunkelheit auftreten und noch kein wirkliches Ass aus dem Ärmel ziehen können mit ihrem Hardcore Metal. Der bekannteste Song ist noch ‚The Slaughter’, was ohnehin der Titeltrack vom Debütalbum ist. Aber ansonsten fehlt dieser Band noch so einiges an Individualität, und das, obwohl sie jetzt bereits seit sechs Jahren unterwegs sind.

Aber ich nehme mal an, die Eigenständigkeit muss hier erst noch erarbeitet werden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Sie sind ja noch sooo jung.
http://www.myspace.com/incite1


Kurze Zeit später ist Max an der Reihe und steht tatsächlich da oben, als ob ihn kein Taifun vom Sockel hauen könnte.

Steif und eisern führt er das Regiment mit stoischer Miene und Metal-Kampfgeist, ohne auch nur eine, unterm Hotzenplotz-Bart versteckte, Mimikfalte zu verziehen. Allein auf weiter Flur im relativ breiten Fotograben, fällt mir allerdings, durch die Linse betrachtet, ziemlich schnell auf, dass Max seine 6 Saiten mehr oder weniger zur Staffage um den Hals hängen hat. Denn die meiste Zeit hält er sich vielmehr am Mikrophonständer fest, um, so wie es mir erscheint, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Gesanglich hat sich dagegen nicht viel verändert, und er schmettert nach wie vor seine Hymnen ala’ ‚Seek’n’Strike’, ‚Carved Inside’ oder die beiden Sepultura Klassiker ‚Arise’ und ‚Roots’ und etliche andere Gassenhauer in die Menge.
Es macht sich auch deutlich bemerkbar, dass Soulfly mit ihrem neuen Werk ‚Omen’ noch einen Zahn an Aggressivität zugelegt haben zum Vorgänger
"Conquer".
Und was Cavalera aus was auch immer für welchen Gründen gitarrentechnisch vernachlässigt, das fängt Mark Rizzo wieder auf, dessen Genialität sich in Metalkreisen schon weitläufig herumgesprochen hat.

Auf alle Fälle hält Max einen Trumpf in der Hand, und das ist der Umstand, dass Soulflys Musik  ein gewaltiges Potential besitzt. Und sie ist irgendwie außergewöhnlich anders, inmitten des endlosen Dschungels von Thrashmetal Arien, und lässt einen automatisch aufhorchen. Und wie schon bei früheren Auftritten dieser Truppe, muss ich meinen Gesamteindruck, und wahrscheinlich auch den der 650 Kiddies hier, als einen wirklich Guten einstufen.Alle Achtung Max, das hast du gut gemeistert. Das Zauberwort heißt wohl Routine.

Einziger wirklicher negativer Aspekt ist die Tatsache der, fast schon abartigen Enge hier drinnen, die einen kaum zum atmen kommen, - und nur schwerlich das Konzert genießen lassen. Aber abgesehen davon macht sich der ziemlich angeschlagene physische Zustand vom Cheffe da oben auf der Bühne kaum bemerkbar – Gott sei Dank! Und somit ist auch Soulflys allgemeine Reputation wieder gerettet....- zumindest für’s Erste.
http://www.soulfly.com/


Interview mit Gitarrist Mark Rizzo
(Max war etwas unpässlich - siehe unten)