... und schon denkt man
an Toto, - was sonst?! Denn, obwohl Luke, wie ihn seine Freunde nennen,
in Fachkreisen ein durchaus eigenständig-anerkannter Gitarrist ist, so
wird sein Name trotzdem als erstes untrennbar mit dem von Toto in
Zusammenhang gebracht. Ist ja auch kein Wunder nach,- über den Daumen
gepeilt, 30 Jahren Bandhistory. Trotzdem will er selbst gerade jetzt,
dass sein Pseudonym für sich allein steht, unabhängig von der
Rocklegende. – „Ich habe genug in Toto investiert, jetzt denke ich
auch mal wieder an mich und meine Solokarriere“, gibt er erklärenderweise
in unserem Small Talk vor der heutigen Münchner Show zu bedenken. –
Lange genug hat es ohnehin gedauert, bis Luke seinen Weg wieder mal in
die Bayerische Landeshauptstadt gefunden hat, wenn man mal von der total
verregneten Toto-Show im Sommer in Benediktbeuren (Oberbayern) absieht.
– Aber jetzt ist er da und mit ihm sein brandneues Studiowerk
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’All’s Well that
Ends Well’. – Übersetzt heißt das soviel wie Ende gut alles gut,
ist es aber, glaube ich, noch lange nicht. Luke wirkt eine Spur zu fröhlich,
zu überdreht, und wenn man ihn fragt, wie es ihm ginge, dann bekommt
man innerhalb von 5 Minuten seine gesamte Live Story unterbreitet –
clean und sauber – zumindest momentan, dafür ständiges Pech mit den
Frauen. 53 Jahre alt ist er jetzt, hat wahrscheinlich mehr erlebt in
seinem Dasein als die meisten Otto-Normalbürger und beteuert, dass es
ihm momentan so richtig gut ginge.
Sagen wir mal so, ich
kenne Luke persönlich zu lange, um ihm das tatsächlich abzunehmen. Im
Gegenteil denke ich, dass er sich gerade in einer Riesen-Identitätskrise
befindet. Andererseits hat
ihn genau jene, dieses wirklich geniale neue Soloalbum kreieren lassen,
das jetzt vorliegt. Und jenes soll auf der momentanen Tour natürlich
gebührend beworben werden.
Es ist schon kurios, während Theraphy sich gegenüber im wesentlich größeren
Backstage Werk vor gerade mal 350 Fans abstrampeln, ist die Backstage
Halle hier mit fast 700 Leuten restlos ausverkauft. Heiliger
Christopherus – wer hätte das gedacht. Und da tummeln sich nicht nur
Toto-Fans, sondern auch etliche Gitarristen, Insider und Möchte Gern
Adabeis der Münchner Szene. Dass auch Herr Mandoki den Weg hier her
gefunden hat, muss ich wohl nicht weiter erwähnen. Und sogar der Label
Chef gibt sich die Ehre (Anm: an dieser Stelle möchte ich mich bei ihm
entschuldigen, dass ich ihm Luke so lange entführt habeJ))
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Kurz und gut, um 21 Uhr steht Luke in der Pol Position, denn Supportact
gibt’s keinen, - braucht’s auch keinen.
Und sein Publikum begrüßt ihn und seine Band auf’s Herzlichste und
freut sich auf fast 2 Stunden – Lukather pur, aber.... keinen einzigen
Ton von Toto. Und das finde ich auch gut so. – Denn wir sind heute ja
nicht hier, um ‚Africa’ und ‚Rosanna’ zum 145sten Mal zu hören,
und das von einer Band, die auch Toto sein könnte, denn jene sind bis
auf Lukather in den letzten Jahren ohnehin nur noch eine Austauschgruppe
gewesen. -
Lang lebe Steely Dan. Und das ist so ziemlich das einzige was Luke
wirklich wurmt. Denn im Gegensatz zu seinen Toto Kollegen Davide Paich
und Jeff Porcaro, hatte er niemals das Vergnügen gehabt mit der,
wahrscheinlich besten Band der Welt live on Stage zu musizieren. Dafür
plätschert vor jedem Lukather Konzert mindestens eine Stunde lang
Steely Dan Musik aus den Boxen. Nur leider fällt das wiederum nicht
jedem auf.
Luke startet die Show hier in München mit dem ersten Stück vom neuen
Longplayer – ‚Darkness In My World’. Überhaupt besitzt dieses
Album einen eher gefühls-morbiden Touch, zumindest was die Song-Titel
betrifft. Auf der Bühne herrscht aber ein fröhlicher Tenor, bei dem
Luke von Steve Weingart (Keyb.), seiner Ehefrau
Renee Jones am Bass und Eric Valentine am Schlagzeug
unterstützt wird, allesamt renommierte Musiker. Gut, mit was
anderem würde sich Luke auch gar nicht zufrieden geben, sehen wir’s
mal so.
Zurück zum
musikalischen Cocktail, der außer dem Auftakt noch vier weitere Tracks
vom neuen Baby enthält. Der Rest besteht aus älteren Stücken, wobei
aber auch so einiges außen vor gelassen wird, wie zum Beispiel, dass
kein einziger Song vom ersten Soloalbum auf der Setliste aufscheint oder
auch von der letzten CD ‚Ever Changing Times’ das geniale ‚Jammin
With Jesus’ nicht mit dabei ist.
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Aber auch egal jetzt,
denn Luke zeigt trotzdem seine gesamte Bandbreite vom breitstampfigen
Rocker bis zur gefühlvollen Ballade oder dem rauchigen Blues.
Dazwischen unterhält er die Menge mit witzigen Sprüchen oder eben Teil
1.403 seiner Lebensgeschichte, die kein gutes Jahr hinter sich hat mit
2010. Das fing damit an, dass er seine Mutter tot im Wohnzimmer vor dem
Fernseher auffand und endete damit, dass ihn seine hochschwangere Frau
verließ. Aber zumindest wird jetzt der Alkohol und andere ungesunde
Dinge gemieden – behauptet er zumindest, und bevorzugt dafür
Ingwertee und Sushi (Anm. letzteres stimmt, ich war dabei und mir war
fast schlecht von dem intensiven Ingwer-Geruch). Anyway, wie schon
eingangs durch die Blume erwähnt, hat Luke ein außergewöhnlich großes
Bedürfnis seine Mitmenschen an seinem Leben teilnehmen zu lassen. Einen
weiteren Menschen, den Luke nie auslassen würde in einem seiner
Konzerte, ist sein Mentor Jeff Porcaro, der traurigerweise 1993 nur
allzu früh im Alter von nur 39 Jahren an ungesunden Substanzen
verstorben war. (Anm: meiner Meinung nach ist Toto damals mit Jeff schon
gestorben – aber gut, hierbei scheiden sich die Geister) Für ihn hat
Luke das Stück ‚Song For Jeff’ geschrieben. Und auch Jimi Hendrix
wird eine Hommage gewidmet mit dessen Song ‚Little Wing’. Im
gesamten macht sich Lukes Darbietung als eine kurzweilige Angelegenheit
aus, die trotz der hohen Musiker Kunst weder steif noch überperfektoniert
- distanziert rüber kommt.
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Trotzdem dürfte so
mancher lokale Gitarrero nach diesem Konzert ein wenig Frust schieben
obgleich dieses Könnens und dem Vergleich zur eigenen Virtuosität. Um
Luke mal ganz kurz zu beschreiben, was ein Steve Vai für den Hochadel
ist , das ist Luke für das gemeine Volk. Denn während Vai einer, eher
theatralischen, Noblesse unterliegt, wirkt Luke mehr oder weniger wie
der Naturbursche, der mit Gott und der Welt gut Kumpel ist. Und da könnte
man noch etliche weitere Vergleiche ziehen. Und dieser durchaus
charmant-intime Bezug zum Publikum setzt dem Ganzen noch das Extrasahnehäubchen
auf.
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Auf alle Fälle gehen
hier im Backstage fast 2 Stunden kurzweilige Unterhaltung zu Ende, die
einen, wie ich immer zu sagen pflege: nicht die Zeit beachten lässt und
auch die Füße vom Stehen nicht spürt. Und genau das macht einen gelungenen
Konzertabend aus.
Apropos Toto: „klar wird die Band auch wieder touren, aber ein neues
Album wird es nie mehr geben. Dieses Kapitel ist ein für allemal
beendet. Nun, dann ist nur noch zu hoffen, dass Luke auch noch seinen
persönlichen Frieden wieder findet, vor allem, nachdem er im kommenden
Januar zum fünften Mal Vater geworden ist. Und vielleicht kann es
dann auch
für ihn persönlich irgendwann mal heißen: „Ende Gut, alles Gut“!
http://www.stevelukather.net/
PS: diese Live Review ist einmal mehr JP gewidmet. |