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Wer???  Ich glaube, diese Frage habe ich in den letzten 2 Wochen ca. 50 Mal gehört. Nun, Kennern der internationalen Bluesrock Szene brauche ich diesen Mann nicht mehr groß vorzustellen. Denn Mr. Principato geistert seit mehr als 40 Jahren in den internationalen Gefilden dieses Genres umher, und, man höre und staune, er gehört doch tatsächlich zu den Besten seines Faches. In den Siebzigern war der, in Washington DC ansässige Musiker, Mitglied der Band Powerhouse, die das, von der Presse hochgelobte Album ‚Night Live’ veröffentlichte. Später spielte Tom ein Jahr lang bei George Muldaur mit, und wirkte auf den Alben von Musikern wie Billy Price And The Keystone Rhythm Band mit, sowie bei Big Mama Thornton, Sunnyland Slim, James Montgomery, und der Band The Assassins mit Jimmy Thackery, ehemaliger Gitarrist von The Nighthawks. – 1984 entschloss sich Mr. Principato eine Solokarriere zu starten. Und die beinhaltet inzwischen 15 Alben, darunter eine Livescheibe. Außerdem gibt es noch zwei DVDs, nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Hier in Europa ist der Ausnahmegitarrist regelmäßig gern gesehener Gast in der Clubszene. Und ja, richtig erraten: hier haben wir wieder mal ein Exemplar aus der Gattung – je besser desto kleiner die Clubs. Ich glaube, inzwischen habe ich schon eine Familienpackung Zewa Soft verheult, so viele großartige Künstler sind mir in den letzten Wochen und Monaten über den Weg gelaufen vor einem mehr als erbärmlich kleinem Publikum. Es ist schon traurig, aber man muss es immer wieder erwähnen: der durchschnittliche Deutsche ist einfach nicht reif für geniale Bluesriffs und brillante Slide-Impressionen, it’s as simple as that... und traurig aber wahr. Da bleibt nur ein kleiner Kreis von Insidern, die sich mit dieser Materie auseinander setzen und die die Qualität und den Fasettenreichtum des Bluesspektrums wirklich zu schätzen wissen.

Tom Principato gehört zu dem kleinen Kreis jener auserwählten Musiker, die dem Anspruch der, gerade beschriebenen Insidern mehr als Genüge tun. Also gibt er sich vorerst zufrieden mit der vorhandenen Wohnzimmer Atmosphäre und spielt mit der gleichen Hingabe,  als ob er ein komplettes Stadion unterhalten müsse. – Er ist gut, sehr gut sogar. Und was mir besonders gefällt, ist der Umstand, dass er seine Akkorde scheinbar total locker und easy und ohne Anstrengung aus dem Ärmel schüttelt.  Und wie es bei so vielen Musikern Gang und Gebe ist, so ist so ein Auftritt auch für Principato keine Arbeit, sondern ein einziges Vergnügen und eine Herausforderung an sich selbst.
Unterstützt wird er auf der Bühne noch von Bassist Jay Turner und Schlagzeuger John Tracey und einem lokalen Bongo Spieler und.... so wie heute im Village, zwischendurch auch mal vom Cheffe der Location – Didi Blues. Alle Achtung, so was hat Seltenheitswert. -



Principato arbeitet sich durch eine, endlos scheinende Setliste. Allerdings hält er sich nicht ganz so streng an das, dort schwarz Gedruckte und tauscht so manches Stück gegen ein anderes aus oder ändert hier und da mal die Reihenfolge. – Und er entlockt einer jeden gar fabelhafte Töne. Songs, die mir persönlich jetzt besonders ins Ohr gekrabbelt sind, sind ‚Down In Louisiana’, ‚Too Damn Funky’ oder ‚Fish Fry’, um nur einige wenige beim Titel aufzuzählen.

14 Gitarren besitzt der, inzwischen 58jährige Amerikaner. Auf der Bühne verwendet er gerade mal drei Stück.
Ach ist das schön und gleichzeitig doch wieder deprimierend, dank der so kargen Zuschauerschaft von gerade mal 40 Bluesverfechtern, die sich heute Abend hier im Village eingefunden haben. Aber die danken es Tom Principato umso mehr und zeigen sich absolut angetan von so viel Virtuosität, die aber keine Spur überkanditelt oder abgehoben wirkt. Das ist Gitarrenkunst in seiner puren Reinheit – leicht und locker vom Hocker vorgeführt. Ehrlich gestanden, von mir aus hätte Herr Principato noch die halbe Nacht so weiter spielen können

Also nehmt diese konzertkritik bitte als kleinen Tipp am Rande, Euch diesen genialen Musiker einmal live rein zu ziehen, wenn er das nächste Mal in Eurer Nähe spielt. Ihr werdet den Eintrittspreis nicht bereuen. Auf alle ist ist dieser Musiker u.a. auch ein weiterer Garant dafür , dass der, Gitarren-orientierte Bluesrock noch lange nicht vom Aussterben bedroht ist.
Letztendliches Fazit: das war wirklich klasse!

http://www.tomprincipato.com/