Nun mal ehrlich und genauer
betrachtet, aber warum diese Tournee – ‘Taste Of Chaos’ Tour
bezeichnet wird, geht mir nur dahin gehend ein, dass damit die Musik
selbst gemeint ist. Denn ansonsten ist hier alles mehr als straff
durchorganisiert. Das beginnt beim Ablauf und endet bei den Finanzen,
die durch das Sponsering von Rockstar Energy Drink noch um einiges
aufgestockt werden – keine Frage. Abgesehen davon trifft das Chaos
allenfalls noch auf die Verquickung all der verschiedenen musikalischen
Stilistiken innerhalb des Heavy Metals zu. Sprich: Opener Halestorm
steht mehr oder weniger noch für den klassischen Metal, während Nummer
Zwei Buckcherry sich mehr zum LA Garagenrock bekennen. Es folgen Papa
Roach mit ihrem jungen New Metal und werden von Disturbed und deren
Alternative Metal getoppt. Und die anwesenden ca. 3.000 Fans hier im
Zenith teilen sich in genau zwei Lager, nämlich in Papa Roach Fans und
in Disturbed Anhänger. –Es
gibt noch eine weitere Besonderheit auf diesem Tour Trek. Und zwar ist
das der Umstand, dass es sich hierbei um eine Frauen Domäne handelt.
Nicht so sehr was die Bands selbst betrifft. Aber dafür sind sämtliche
Tourmanager aller vier Acts weiblich und in dem Fall sogar sehr
zuvorkommend und behilflich bei der Pressearbeit, - nur am Rande erwähnt.
Denn in Normalfall haben derartige Damen meist Haare auf den
Zähnen.
Die halbe Halle ist wie so oft in letzter Zeit durch einen schwarzen
Vorhang abgeteilt. Nicht weiter verwunderlich, so passen doch mehr als
doppelt so viele Kaspern hier rein, als heute tatsächlich vor Ort
sind. Und die ganze Schose beginnt auch, fast schon unnatürlich früh
um ca. 18.40 Uhr mit Halestorm.
Die Truppe, angeführt von Lzzy Hale
wurde von ihr und ihrem Bruder Arejay Hale bereits vor 13 Jahren ins
Leben gerufen.
Allerdings sind bislang erst eine EP
‚One & Done’ 2006 und ein selbstbetiteltes Album im
vergangenen Jahr erschienen. Nichts desto trotz gibt sich die junge
Dame sehr selbstbewusst und stürmt den Tempel noch vor ihren
Mitstreitern und zwar mit so einer Energie und Leidenschaft, dass dem
Publikum hier für einen Moment buchstäblich der Kaugummi in der
Zahnlücke kleben bleibt. Im
Ernst, aber so etwas habe selbst ich selten erlebt. Vor allem gelingt es
Lzzy (Anm:sie schreibt sich wirklich so) unser Zenith zu diesem frühen
Zeitpunkt bereits so richtig zum brodeln zu bringen. Wer hätte das gedacht?!
Halleluja, das ist wirklich grandios und haut rein wie’d Sau, wie man
in Tirol und Bayern sagen würde. Und um mal ganz ehrlich zu sein, ich
kann mich in den letzten 20 Jahren nicht erinnern, einen so guten Opener
erlebt zu haben, der da Reaktionen auslöst, als wenn wir fast schon
beim Headliner auf dem Tablett hätten.
(Anm.
leider ließ die allgemeine Hallen-Akustik nur eine bescheidene
Soundqualität bei
diesen Clips zu)
Schreibt Euch Halestorm mal auf alle Fälle
auf Euren imaginären Spickzettel für’s nächste Mal. Treibender
Heavy Metal meets High Voltage Charme und einen wahren Funkenflug an
guter Stimmung. Alle Achtung, ich bin wirklich beeindruckt. http://www.halestormrocks.com/
Buckcherry lassen nicht lange auf sich warten und haben... wie soll ich
es am besten ausdrücken, einen eher schweren Stand.
Die Amerikaner haben in ihrer Heimat
bereits einen passablen Ruf als böse und wilde Garagen Rockband
und werden dort ziemlich hoch gehandelt. In Europa waren sie bislang
allerdings erst für
einige vereinzelte Auftritte. Der Slot auf der Taste of
Chaos Tour kam also geradezu gelegen, um sich einem breiteren Publikum
vorzustellen. Aber, obwohl Frontmann Josh Todd eine interessante Aura ausstrahlt
und sein Body, an dem kein Gramm Fett schwabbelt, mit kunstvollen Tattooes übersäht
ist, vermag er und seine Kollegen es nicht in dieser großen Halle, den
richtigen Vibe rüber zu knattern. Schade eigentlich, denn
Buchcherry sind ansich kein schlechter Wurf und vertreten mit ‚All Night Long’
oder dem finalen ‚Crazy Bitch’ genau jenes – Sex and Drugs and
Rock’n’Roll Image, dass man sich bei so einer Band vorstellt. Aber
die ersten fünf Reihen hier im Zenith, großteils Mädels im Alter von
16 – 21, würde ich mal schätzen, warten alle nur auf Jacoby Shaddix
ihrem Sexsymbol von Papa Roach. Und da hat selbst ein Josh Todd keine
Chance.
Zu alt, zu böse, zu verwegen, ich weiß
es nicht.... Fakt ist, Buckcherry sind hier fehl am Platz und wären
besser beraten, irgendwann mal eine eigenständige Clubtour auf die
Beine zu stellen. Ich bin mir fast sicher, dass jene, sofern richtig
promotet, auch gut einfahren würde. Aberhier stehen sie definitiv auf verlorenem Posten inmitten all der
Disturbed und Papa Roach Fans.
Bei Papa Roach geht die Post dann schon anders ab, mein lieber Herr
Gesangsverein.
Jacoby lässt nichts aus, inklusive
seines beschwörenden Augenaufschlages, um all die Blondies auf den
Logenplätzen hier, absolut außer Rand und Band zu bringen. Er ist das
neue Non Plus Ultra am Rock’n’Roll Himmel und besitzt ebenfalls ein
markantes Espirit. Anders als Josh Todd von Buckcherry setzt er noch
viel mehr auf Publikumsnähe und bringt, zumindest die Girlies einer
Ohnmacht nahe. Aber nicht falsch verstehen, Papa Roach sind mitnichten
eine Teenie Boy Band oder so was, sondern hardrockende Metaller, die den
Schwerpunkt auf einen jugendlichen New Metal setzen, der schnell und
fetzig rüber kommt. Allein schon der Opener ihres Set – ‚Kick In
The Teeth’ besitzt jene Schnelligkeit und treibende Kraft, die einen
augenblicklich vom Hocker katapultiert. Und Verschnaufpause bleibt
ohnehin keine zwischendurch.
Das ist es, was eine wahre
Rock’n’Roll Orgie ausmacht, eine die durch und durch geht und
geradezu zum abtanzen und mitbängen einlädt. – Und genauso wie für
den Großteil der Fans hier, ist auch für mich – Papa Roach definitiv
der Gewinner des Abends. Aber vielleicht liegt das auch daran,
dass wir alle nach deren Auftritt so ausgepowert sind, dass wir für
Disturbed einfach nicht mehr die Kraft haben, sie so intensiv wie Papa
Roach zu konsumieren. Beendet wird das impulsive Set mit.... klar
doch.... ‚Last Resort’. – Eine Papa Roach Konzert ohne dieses Stück
– gibt’s einfach nicht. Aus Schluss, Feierabend.
Und obwohl diese Combo uns im vergangenen
Jahr bereits 3 Mal beehrt hatinklusive
heute, kann man von ihnen einfach nicht genug bekommen.
Papa Roach rules – und dieser Meinung
bin sicherlich nicht nur ich heute Abend. http://paparoach.com/
Man beachte die
Rechtsschreibung oben
Zudem muss ich wohl nicht erwähnen, dass der Andrang eher
verhalten ist... Na ja, wir sind halt nicht in Amerika :-)))
Ergo – Disturbed haben, ebenso wie Buckcherry keinen allzu optimalen
Stand hier, auch wenn sie sich alle erdenkliche Mühe geben den Zauber
von Papa Roach noch zu toppen.
Zumindest sorgen die anwesenden Fans des
Headliners noch für die notwendige Stimmung. 14 Jahre und 5 Alben später
stehen Disturbed nach wie vor für Alternative Metal der etwas anderen
Art, unterstrichen durch etliche Lichtspielereien hier. Und ich erinnere
mich augenblicklich an den letzten Einstand dieser Gruppe, wo ein
jugendlicher Fan Stein auf Bein geschworen und gewettet hatte, dassderen Cover von Genesis ‚Land Of Confusion’ – doch von Disturbed
im Original sei. – (soviel zum jugendlich-musikalischen Allgemeinwissen).
Fest steht aber, zumindest was die USA betrifft: Disturbed gehören zu
den erfolgreichsten Metalbands dieser Zeit. Sie haben bisher über elf
Millionen Alben verkauft. Die Alben Believe, Ten Thousand Fists,
Indestructible und Asylum stiegen alle auf Anhieb auf Platz Eins der
US-amerikanischen Albumcharts ein. Damit sind Disturbed nach Metallica
und der Dave Matthews Band erst die dritte Rockband, der dies mit vier
aufeinanderfolgenden Alben gelang. Erfolgreichstes Album bisher ist das
Debütalbum The Sickness, welches in den USA mit Vierfachplatin für über
vier Millionen verkaufter Einheiten ausgezeichnet wurde.
Hier bei uns haben sie noch nicht ganz
diesen Stellenwert, behaupten sich aber dennoch relativ gut.
Der Rest vom Schützenfest samt Aushängeschild und Kojak Double David
Draimanpassiert ohne mich,
dürfte aber nicht mehr wirklich etwas schwerwiegendes hervor gerufen
haben.
3.000 Fans sind hier
auf alle Fälle recht passabel
abgespeist worden. http://www.disturbed1.com/
Im Diary
sind noch einige Backstage Schnappschüsse zu finden.
Der Grund für meinen frühen Abgang nach
nur ca. 45 Minuten Disturbed hat aber mehr oder weniger den Grund, um
noch an einem anderen Kuchen zu naschen. Denn just an diesem Abend sind
in München satte sieben Konzerte angesagt: Ich spreche hier von Peter
Maffay, Therion, Napalm Death, Phillip Sayce, Alter Bridge, die gerade
beschriebene Taste Of Chaos Tour und last but not least Dan Reed in der
Garage.
Und genau letzterer geht sich noch für
ein paar Takte aus. Nebenan spielen im selben Gebäude Alter Bridge vor
ausverkauftem Haus. Dan Reed hingegen muss sich mit ca. 50 Schäflein
begnügen. Vielleicht kann sich so manch einer unter Euch noch an Dan
Reed’s Network erinnern, die in den späten Achtzigern auf einer nicht
unbeachtlichen Erfolgswelle schwammen mit Songs wie ‚The Ritual’ und
‚Rainbow Child’. Aber mit der einschneidenden Tatsache, dass sich
Danirgendwann eine Glatze
scheren ließ, blieb auch symbolisch gesehen, der Erfolg aus. Er zog
sich daraufhin zurück und widmete seine Konzentration dem Buddhismus.
Seit einiger Zeit versucht er nun ein Come back. In der näheren
Vergangenheit war er bereits einige Male akustisch und im Alleingang
hier bei uns zu Gast. Heute hat er (Gott sei Dank) eine Band mit dabei,
die dem Ganzen etwas Pfeffer in den Allerwertesten streut.
Ich meine, Dan Reeds Musik ist ohnehin
von Haus aus eher gemäßigt, da sollte dann zumindest die Untermalung
etwas Schwung in die Sache bringen. Ich komme gerade noch recht zu ‚Rainbow
Child’ dem vorletzten Song vom offiziellen Set.
Unsere Münchner
Rockinstanz Armand Presser bittet zum Zugabe
Anschließend folgen noch zwei
Zugaben. Klar, wenn man von sowas wie der Taste of Chaos Tour ankommt,
dann ist das hier ein wahrer Dämpfer auf einem rosaroten Wattebausch,
wenn Ihr versteht was ich meine.
back in 1990 in London
20 years later - in 2010
Aus fertig Feierabend und Dan
Reed hat denn bei mir auch für die nötige Bettschwere gesorgt, nicht
ohne dass mir beim Weg zum Auto nicht noch Alter Bridge über den Weg
gelaufen wären. Aber die Brüder auch noch mitzunehmen live on Stage, das wäre denn doch etwas zuviel des Guten gewesen
an einem Abend. http://www.danreed.com/