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Ich muss mich immer wieder wundern über das allgemeine Interesse bei Hardrock – und Heavy Metal Konzerten. Quälen sich die Einen durch zig Termine mit gerade mal je 50 Gästen, so können die Anderen gerade mal zwei müde Pommesfinger in die Luft halten, und schon läuft Headbanging-Normalverbraucher fast amok vor lauter Enthusiasmus. Und wenn letzteres auch noch just am selben Abend vonstatten geht, an dem gleichzeitig Motörhead etwa 5 km Luftlinie entfernt aufgeigen, dann will das schwer was heißen. – Auf gut deutsch: während die guten alten Power Metal Bands der herkömmlichen Schule zum Großteil ein eher tristes Dasein fristen in den gegenwärtigen Musikgefilden, da feiert die Prügelmetal Fraktion einen, im wahrsten Sinn des Wortes, dritten Frühling. Heiliger Christopherus, ich verspreche hier nicht zuwenig, meine Freunde der gepflegten Geräuschkulisse lieblicher Thrashmetal Philosophien. – Aber lassen wir Motörhead heute mal lieber in Lemmys linke Schuhsohle rauchen, und feiern stattdessen im wesentlich intimeren Backstage Werk den Urknall im Mini-Westentaschen-Format, aber das mit einer Härte, dass sogar Osmium wie Kerzenwachs unterm Weihnachtsbaum schmilzt. Gleich vier Weichei... äh sorry, - hard boiled Eggs haben sich für diese Konzertreise zusammen gerauft und präsentieren uns 20 Mal und öfter hier in Europa ihre melodienreichen Künste und liebliche Weisen. Zugleich findet hier ein Generation Clash statt. Während Headliner Kreator, Exodus und Death Angel allesamt sehr lebendige und fitte Reliquien aus den Achtzigern sind, die gegenwärtig, zumindest bei uns in Europa, ein Fanecho erhalten, wie sie es nur aus ihren Hoch-Zeiten wage in Erinnerung haben, ist der Opener Suicidal Angels noch eher neu an der Gewitterfront.
Aber während die restlichen Schlümpfe alle schon den runden Vierziger hinter sich haben, gehören Odysseus, Achilles und Hermes der Götterbote in spe eher einer jüngeren Generation an. Frontvogel ist Nick Melissourgos, die sechs Saiten bedient Panos Spanos und die vier Strings Angel Kritsotakis.Und dann wäre da noch Drummer Orpheas Tzortzopoulos. Eieiei, griechische Sprache – schwere Sprache. Aber keine Angst, auch diese Athener hier haben sich der internationalen Kommunikation angepasst und parieren in Englisch. Tja, und letzteres gehört heutzutage ja schon zur Allgemeinbildung, genauso wie ein Führerschein. Drei Demos, zwei Eps und drei Studioalben kann Griechenlands Thrash-Export herzeigen. Und ihr Name ist inzwischen auch zum Begriff im Genre geworden.
Vielleicht sind die Reaktionen des durchaus jugendlichen
Publikums deshalb bereits zu früher Stunde so impulsiv. Ich für meinen
Teil kann jetzt zwar nichts außergewöhnliches erkennen, aber der Vibe
stimmt und hat die ausverkaufte Bude hier (1.200 Fans) zum anglühen
gebracht. Und das ist die Hauptsache. Death Angel setzen da an, wo Suicidal Angels aufgehört haben, allerdings mit noch einer weiteren Ladung – High Energy drauf gepfeffert. Und der Dampfer
schippert mit mindestens 150 Knoten am Kap Hoorn des Backstages vorbei,
angeführt von Captain Hook a.k.a. Mark
Osegueda, der locker bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft einen
Medaillen Platz ins Klein-Adler Auge fassen könnte. – Diese
amerikanische Party Combo, großteils philippinischer Abstammung hat sich
auch optisch seit den Achtzigern kaum verändert, - aber hallo.... unser
Captain versprüht die reinste Lebensfreude in jeder Beziehung und mit
ihm steht und fällt das Feuerwerk. Wenn jetzt die allgemeine
Stubenbeleuchtung mit genauso viel Strom gespeist würde, wäre ich noch
glücklicher. Ist es aber leider nicht. Und die Ungerechtigkeit nimmt
seinen Lauf. Sprich: während in den ersten Fan-Reihen ein wahres
Blitzlicht Gewitter herrscht, ist es uns Knipsern strikt untersagt, eine
aufhellende Unterstützung zu Hilfe zu nehmen, es sei denn man hat einen
AAA Pass um den Hals hängen. Aber so ist das nun mal, und es bleibt
keinerlei Zeit, sich darüber auch noch zu mokieren.
Prügel hin oder her, aber Mr. Osegueada himself ist allein schon ein Garantie Faktor
für gute Laune und viel Spaß on Stage und auch off Stage..... Parlez-vous-francais
– Mark ?! Aber ich glaube, das müssen wir erst noch lernen :-)))
Und eine grimmige Mimik gehört bei unserer Alt-Herren
Riege zur allgemeinen Image Pflege. Speziell Frontvogel Rob Dukes
nimmt man den Bad Boy noch am ehesten ab mit seiner zierlichen Figürlichkeit
und der neuesten up to date Frisur-Kreation a la Kojak meets Yul Brunner
- na ja fast. Bei diesem Blick könnte
selbst Gargamel neidisch werden. Und sein durchdringendes Organ lässt
beinahe die Plastik-Bierbecher hier drin bersten. Exodus besitzen fast schon so was,
was man gemein hin als Legendenstatus bezeichnet, obwohl auch sie von
der allgemeinen Wirtschaftskrise nicht verschon geblieben sind. Das Schöne
ist, sie ruhen sich nicht auf den einstigen und jetzt wieder
erarbeiteten Lorbeeren aus, sondern ackern sich den Allerwertesten auf,
um nicht an Glaubhaftigkeit zu verlieren. Und auch hier setzt man eher auf
ein Best of... Programm, als auf Promotion für ein neues Produkt. Somit wird das aktuelle Teil namens
„The Human Condition“ gerade mal mit drei Suren bedacht. Dafür
kriegen wir Klassiker wie „A Lesson In Violence“
oder „Strike Of
The Beast“ um die Ohrmuschel gebrettert.
Drummer
Tom Hunting bestimmt die Power des Motors, während Lee Altus und Gary
Holt den Spiritus in die Flammen gießen, die wiederum samt Rob Dukes
Aufforderung an die Fans, das Moshpit auf dem Abstreifer entfachen.
Exodus scheinen irgenwie über allem zu stehen, - unantastbar und (schein)
heilig. Deshalb wundert es mich auch irgendwie, dass sie noch immer
nicht einen Status wie Slayer oder ähnlichem erreicht haben. Hey,
vielleicht sind doch die leichten Verständigungsschwierigkeiten
Schuld an diesem Umstand, wer weiß. – Aber nichts für ungut.
Exodus sind einmal mehr Gewinner im Werks-Boxring und die nächste Runde folgt
wahrscheinlich schon in Bälde. Denn mal ehrlich: was wäre, wenn es
Europa nicht gäbe....
Das Schlusslicht heißt Kreator, Eurer Lieblingsband aus Essen, wie es
Mille da oben im Verlaufe des Sets betont. Aber erst mal hat – Gott
hab ihn selig – Johnny Cash das Wort und läutet den Reigen mit einem
unverwüstlichen „The Man Comes Around“ ein, das wiederum eine
kleine Backstage Aktivität per Diaprojektion begleitet. Kommt gut rüber, denn
Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.
Was dann folgt ist eine typische
Kreator Show mit den gleichen klischeehaften Ansagen, wie sie auch
Exodus pflegen. Allerdings sind sie bei unserem Headliner hier in
deutsch gehalten und fallen deshalb umso krasser ins Getriebe. – Ach
ja, und von wegen, die Hauptband hat das meiste Licht. Im Gegenteil, mir
kommt vor, je später der Abend, desto schummriger das Nightclub
Ambiente. Bahn frei zur fröhlichen Fluchorgie meinerseits.
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Die Setliste lässt keine Wünsche des ambitionierten Thrashmetal Fans offen. Aber irgendwie fehlt mir mitunter das letzte Pfefferkorn in der Bloody Mary von Kreator. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass sich dies wiederum auf Grund einer zunehmenden Tourmüdigkeit entwickelt hat. Schließlich handelt es sich bei der Münchner Show um die sechzehnte ihrer Art. Und es sollten noch acht weitere Strophen folgen. Mille hat seinen üblichen Sprint – Stufen rauf und runter zum Schlagzeug Podest, in ein eher gemächliches Traben verlangsamt heute Abend. Und die gemütliche physische Verfassung mag nicht wirklich zur musikalisch –ultraharten Gangart von Kreator passen. – Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass unser Meistro hier, den heutigen Abend lieber woanders verbracht hätte. Aber Job ist nun mal Job, und da müssen wir uns durch beißen. Nur gut, dass dies nicht jedem Freund schöner Künste hier, so im Detail aufgefallen ist wie mir. Und das ist auch gut so.
http://www.kreator-terrorzone.de/ |
Im Diary
gibts einige Backstage Schnappschüsse |