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Und wieder einmal sieht man etliche Fragezeichen in den Gesichtern von noch mehr Musikfreaks.- Wer bitte sind die Bacon Brothers? – Eigentlich nicht weiter verwunderlich, so ist diese Konzertreise die allererste Tour für die beiden Brüder aus
Philadelphia. - Und diejenigen, die wissen, oder anhand den Fotos zumindest erkennen, um wen es sich da tatsächlich handelt, erheben umgehend den Zweifel, ob das hier nun wieder einer jener musizierenden Hollywood Schauspieler ist, einer von dieser Sorte, bei denen der Stern langsam sinkt am Movie Himmel, und die jetzt mit ihrer musischen Ader die Karriere wieder aufmöbeln wollen. Bestes Beispiel hierfür war unser aller Kevin Costner, der damit hierzulande zwar ein größeres (neugieriges) Publikum anzog, aber den allgemeinen Erwartungen als Sänger nicht wirklich gerecht wurde. Aber mit seinem Aussehen, Charme und einer exzellenten Background Band kam Mr.Costner auch damit ganz passabel an. – Juliette Lewis hingegen frönt hingegen einer sehr exzentrischen Punkrock-Variante, liefert eine brillante Bühnenshow, aber stößt mit ihrer Musik an stilistische Geschmacksgrenzen. Wogegen Jared Leto mit seinen 30 Seconds To Mars vor allem ein junges Klientel bedient, und auch eher wegen seines Aussehens als wegen seiner Performance geliebt wird, vor allem von den Mädels. Schauspieler wie Bruce Willies und Johnny Depp, die im Gegensatz zu den vorhin genannten Mimen immer noch dick im Moviebusiness stecken, haben das Musizieren ohnehin immer nur als kleine Abwechslung und Hobby gesehen. – Aber es gibt noch eine dritte Variante. Und zwar sind das die Schauspieler, die so wie Depp und Willies noch viel beschäftigt auf dem Hollywood Olymp sitzen, aber die wenige, verbleibende, freie Zeit für die Musik verwenden, weil sie diese lieben und nicht wegen der Karriere oder gar des Geldes wegen. Der 54jährige Musiker, der lange in den USA lebte und jetzt seinen Wohnsitz in Frankreich hat, promotet damit sein eigenes Baby, das Cy Curnin Project mit dem er bislang drei Studioalben veröffentlicht hat. Zuletzt war er übrigens als Support von Midge Ure auf dessen Europa Konzerten live on Stage zu sehen. Und auch diesmal mit den Bacon Brothers absolviert er einen Solostint, akustisch nur sich selbst auf der Gitarre begleitend. Und genau letzteres ist so eine Sache. Einerseits kann ein Musiker allein auf der Bühne am besten zeigen was er drauf hat, oder auch nicht. Andererseits ist so eine One Man Akustik Show nicht jedermans Ding, da es oftmals im Verlaufe des Sets in Monotonie und Einseitigkeit ausartet. – Aber genau diese Problematik scheint Mr. Curnin bedacht zu haben. Erstes weist sein Set lediglich eine Länge von 30 Minuten auf. Und zweitens versteht er es mit ohrwurmträchtigen Melodien, einer sehr guten Stimme und viel englischem Humor, diese halbe Stunde sehr abwechslungsreich zu gestalten. Man merkt, hier ist ein Profi am Werk, der ganz genau weiß, wie er sein Publikum unterhält. Mal schauen, was dieser zweite Frühling für ihn (und The Fixx) bringt, und ob die Sonne zukünftig wieder breiter und öfter für ihn scheint Aber sie scheinen ungeduldig zu sein.
Denn bereits 15 Minuten nach Beendigung von Mr. Curnins Set, heißt es: auf die Plätze, fertig los... und das alles absolut unspektakulär im selben Hemd und
selber Jeans, die sie schon tagsüber schon trugen. Hmmm... wie soll ich es am besten beschreiben? Dem individuellen Gefühl nach, beginnt der Reigen eher mit einer vornehmen Zurückhaltung, Michael Bacon an der Gitarre, und vor lauter Mundharmonika sieht man von Kevins Gesicht erst mal minutenlang gar nichts.
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Auf der Setliste sind lediglich zwei Cover-Versionen zu finden, zum einen George Harrisons ‚If I Needed Someone’ und das Schlusslicht des Sets
‚The Last Time’ von den Rolling Stones, oder wie Kevin das Ganze ankündigt: a Song by the Glimmer Twins. Obwohl das
so nicht ganz richtig ist. Denn dieses Lied ist eigentlich ein uralter Gospelsong, den erstmalig die Staples Singers populär machten. Aber da kein Mensch irgendwelche Rechte darauf hatte und die Staples niemals Tantiemen dafür kassiert hatten, fackelten die Stones nicht lange und verleibten sich die Hymne
mit abgeändertem Text anno 1965 ein um sie mit ihren Federn zu schmücken. Und der Knoten ging auf. – Was soll’s. Wir sind hier bei den Bacon Brothers und nicht bei den Rolling Stones, deshalb zurück zur Gegenwart. Höhepunkt der 90 minütigen Show ist aber ein anderer Song names ‚Only A Good Woman’ (vom 1997er Album ‚Forosoco). Halleluja, was für eine Gaudi, hier passt einfach alles – die Melodie, die sofort im Mittelohr hängen bleibt und ein überragender Kevin, dem hierbei seine schauspielerische Ader in Sachen Ausdruck zugute kommt. Und ich frage mich langsam, was kann dieser Mann eigentlich nicht? Er ist ein hervorragender Schauspieler und auch ein guter Musiker. Wobei er natürlich Bruder Michael nicht ganz das Wasser reichen kann. Denn jener ist um einiges länger und das auch noch ausschließlich Vollblutmusiker. – Nicht zu vergessen wäre dann noch die Single aus dem jüngsten Album ‚New Year’s Eve’, die sich ‚Go My Way’ nennt und ebenfalls zu jenen Songs gehört, die man sich bereits nach einmaligen anhören merkt. Zum Ende hin wird diese gelungene Mischung aus Pop-Rock’n’Roll, Blues, Soul und sogar etwas Country noch richtig schnell und rockig und endet mit dem bereits erwähnten Cover von ‚The Last Time’ in der einzigen Zugabe. Fazit dieses Konzerts für mich ist das Gefühl, dass es sich hierbei um eine einzelne ansteigende Kurve gehandelt hat, die sich im Verlauf des Sets ständig höher und höher gepuscht hat. Das hier
ist ist einer dieser versteckten Diamanten, die noch erst noch entdeckt werden müssen von der breiten Masse. Und das will speziell Kevin. ohne seinen großen Namen erreichen, denn sonst wäre der Erwartungsdruck viel zu groß, wie er selbst meint. Also watch out für eine kleine, aber feine Cross Over Band aus der USA, die gerade erst begonnen hat, die Welt zu erobern.
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