Und wieder einmal sieht man etliche Fragezeichen in den Gesichtern von noch mehr Musikfreaks.- Wer bitte sind die Bacon Brothers? – Eigentlich nicht weiter verwunderlich, so ist diese Konzertreise die allererste Tour für die beiden Brüder aus Philadelphia. - Und diejenigen, die wissen, oder anhand den Fotos zumindest erkennen, um wen es sich da tatsächlich handelt, erheben umgehend den Zweifel, ob das hier nun wieder einer jener musizierenden Hollywood Schauspieler ist, einer von dieser Sorte, bei denen der Stern langsam sinkt am Movie Himmel, und die jetzt mit ihrer musischen Ader die Karriere wieder aufmöbeln wollen. Bestes Beispiel hierfür war unser aller Kevin Costner, der damit hierzulande zwar ein größeres (neugieriges) Publikum anzog, aber den allgemeinen Erwartungen als Sänger nicht wirklich gerecht wurde. Aber mit seinem Aussehen, Charme und einer exzellenten Background Band kam Mr.Costner auch damit ganz passabel an. – Juliette Lewis hingegen frönt hingegen einer sehr exzentrischen Punkrock-Variante, liefert eine brillante Bühnenshow, aber stößt mit ihrer Musik an stilistische Geschmacksgrenzen. Wogegen Jared Leto mit seinen 30 Seconds To Mars vor allem ein junges Klientel bedient, und auch eher wegen seines Aussehens als wegen seiner Performance geliebt wird, vor allem von den Mädels. Schauspieler wie Bruce Willies und Johnny Depp, die im Gegensatz zu den vorhin genannten Mimen immer noch dick im Moviebusiness stecken, haben das Musizieren ohnehin immer nur als kleine Abwechslung und Hobby gesehen. – Aber es gibt noch eine dritte Variante. Und zwar sind das die Schauspieler, die so wie Depp und Willies noch viel beschäftigt auf dem Hollywood Olymp sitzen, aber die wenige, verbleibende, freie Zeit für die Musik verwenden, weil sie diese lieben und nicht wegen der Karriere oder gar des Geldes wegen. 
Kevin Bacon gehört zu jener, zuletzt beschriebenen Art, und das nicht zuletzt dank seines, neun Jahre älteren Bruders Michael, der in den USA ein anerkannter Komponist für TV und Filmmusik ist. – Bereits als Kind ließ sich Kevin von Mike beeinflussen und lernte durch ihn seine Liebe zur Musik kennen. Aber ihre Wege trennten sich alsbald, nämlich dann, als Kevin auszog, um doch lieber Schauspieler zu werden. Erst 1995 fanden die Beiden wieder zusammen, um von da an musikalisch gemeinsame Sache zu machen, zumindest soweit es die verbleibende Freizeit der beiden vielbeschäftigten Künstler zuließ Und die sieht bis heute in etwa ca. 60 Auftritte im Jahr vor. Immerhin haben die Bacon Brothers es bis jetzt auf 6 Alben gebracht, wovon 5 nur im Eigenvertrieb in den USA erschienen waren. Erst die magische Sechs namens ‚New Year’s Eve’, die vor 2 Jahren das Licht der Welt erblickte, wurde jetzt auch in Europa von hochoffizieller Seite übernommen. Zeit also für den ersten Europa Besuch, um diese Platte und sich selbst vorzustellen. Für Deutschland sind sechs Termine angesetzt. Und die einzige Show im Süden Deutschlands hat man nach Memmingen im Allgäu gelegt. Ob, das jetzt so die optimale Wahl war, sei dahin gestellt. Denn die Besucherzahl hält sich in Grenzen mit ca. 200 Gästen. Und diese wirken wiederum wie – Otto Normalverbraucher, der auf keinen bestimmten Musikstil steht, sondern einfach nur wieder mal einen netten Abend verleben will. – Bei den Bacons wiederum fehlt jede Spur von Starallüren, beim vorhergehenden Small Talk. Es ist eher eine angenehme Zurückhaltung, die sie auszeichnet und fast hat man das Gefühl, dass es gerade Kevin genießt, zur Abwechslung mal keinem Blitzlichtgewitter ausgesetzt zu sein oder von fanatischen Filmfans oder Yellow Press Fotografen bedrängt zu werden. Dabei hat er vor diesem Europa Trip gerade seinen neuesten Blockbuster fertig gedreht mit dem Titel: ‚X-Men: First Class’, der im Sommer in die Kinos kommt. – Aber er ruht sich keinesfalls auf diesen Tatsachen aus, sondern sieht in dieser Bacon Brothers Europa Tour, wo er wesentlich kleinere Brötchen backen muss, eine Herausforderung, sich und auch seinen Bruder Michael hier bei uns als Band zu etablieren. 

Pünktlich um 20 Uhr macht Cy Curnin, der ehemalige, und jetzt wieder Frontmann von der britischen New Wave Achtziger Jahre Band The Fixx die Vorhut. 

Der 54jährige Musiker, der lange in den USA lebte und jetzt seinen Wohnsitz in Frankreich hat, promotet damit sein eigenes Baby, das Cy Curnin Project mit dem er bislang drei Studioalben veröffentlicht hat. Zuletzt war er übrigens als Support von Midge Ure auf dessen Europa Konzerten live on Stage zu sehen. Und auch diesmal mit den Bacon Brothers absolviert er einen Solostint, akustisch nur sich selbst auf der Gitarre begleitend. Und genau letzteres ist so eine Sache. Einerseits kann ein Musiker allein auf der Bühne am besten zeigen was er drauf hat, oder auch nicht. Andererseits ist so eine One Man Akustik Show nicht jedermans Ding, da es oftmals im Verlaufe des Sets in Monotonie und Einseitigkeit ausartet. – Aber genau diese Problematik scheint Mr. Curnin bedacht zu haben. Erstes weist sein Set lediglich eine Länge von 30 Minuten auf. Und zweitens versteht er es mit ohrwurmträchtigen Melodien, einer sehr guten Stimme und viel englischem Humor, diese halbe Stunde sehr abwechslungsreich zu gestalten. 

Man merkt, hier ist ein Profi am Werk, der ganz genau weiß, wie er sein Publikum unterhält. Mal schauen, was dieser zweite Frühling für ihn (und The Fixx) bringt, und ob die Sonne zukünftig wieder breiter und öfter für ihn scheint 
http://www.cycurnin.com/

Eigentlich hieß es, dass die Bacons um 21 Uhr ihren Zauber starten. 

Aber sie scheinen ungeduldig zu sein. Denn bereits 15 Minuten nach Beendigung von Mr. Curnins Set, heißt es: auf die Plätze, fertig los... und das alles absolut unspektakulär im selben Hemd und selber Jeans, die sie schon tagsüber schon trugen. Hmmm... wie soll ich es am besten beschreiben? Dem individuellen Gefühl nach, beginnt der Reigen eher mit einer vornehmen Zurückhaltung, Michael Bacon an der Gitarre, und vor lauter Mundharmonika sieht man von Kevins Gesicht erst mal minutenlang gar nichts. 

 


Nicht wirklich ideal für uns Fotografen, die wieder mal nur drei Songs lang Zeit haben, die Szenerie in Bild einzufangen. Aber Gott sei Dank bleibt's nicht so. Und Kevin wechselt zwischen Gitarre, Trommel mit oder nur Gesang. Wobei er sich letzteres redlich mit Mike teilt. Der Rest der Band ist übrigens auch nicht zu verachten. So musiziert hier das Who is Who der Session-Elite. Da wären: Bassist Paul Guzzone, Gitarrist Ira Siegel, Drummer Frank Vilardi und Keyboardist Charles Giordano. Diese arbeiteten bereits mit Größen wie Whitney Houston, Rod Stewart, Cher und Bruce Springsteen zusammen oder tun es immer noch. Es ist vor allem Michael Bacon, den eine jahrelange Freundschaft mit diesen Leuten verbindet, teils dank vergangener Zusammenarbeit, oder aber durch Zusammenführung durch die Branche. Und jeder Einzelne wird von Kevin dann gebührend vorgestellt und bekommt auch seine kurze Soloeinlage. - 

Auf der Setliste sind lediglich zwei Cover-Versionen zu finden, zum einen George Harrisons ‚If I Needed Someone’ und das Schlusslicht des Sets ‚The Last Time’ von den Rolling Stones, oder wie Kevin das Ganze ankündigt: a Song by the Glimmer Twins. Obwohl das so nicht ganz richtig ist. Denn dieses Lied ist eigentlich ein uralter Gospelsong, den erstmalig die Staples Singers populär machten. Aber da kein Mensch irgendwelche Rechte  darauf hatte und die Staples niemals Tantiemen dafür kassiert hatten, fackelten die Stones nicht lange und verleibten sich die Hymne mit abgeändertem Text anno 1965 ein um sie mit ihren Federn zu schmücken. Und der Knoten ging auf. – Was soll’s. Wir sind hier bei den Bacon Brothers und nicht bei den Rolling Stones, deshalb zurück zur Gegenwart. 

Höhepunkt der 90 minütigen Show ist aber ein anderer Song names ‚Only A Good Woman’ (vom 1997er Album ‚Forosoco). Halleluja, was für eine Gaudi, hier passt einfach alles – die Melodie, die sofort im Mittelohr hängen bleibt und ein überragender Kevin, dem hierbei seine schauspielerische Ader in Sachen Ausdruck zugute kommt. Und ich frage mich langsam, was kann dieser Mann eigentlich nicht? Er ist ein hervorragender Schauspieler und auch ein guter Musiker. Wobei er natürlich Bruder Michael nicht ganz das Wasser reichen kann. Denn jener ist um einiges länger und das auch noch ausschließlich Vollblutmusiker. – 

Nicht zu vergessen wäre dann noch die Single aus dem jüngsten Album ‚New Year’s Eve’, die sich ‚Go My Way’ nennt und ebenfalls zu jenen Songs gehört, die man sich bereits nach einmaligen anhören merkt. 

Zum Ende hin wird diese gelungene Mischung aus Pop-Rock’n’Roll, Blues, Soul und sogar etwas Country noch richtig schnell und rockig und endet mit dem bereits erwähnten Cover von ‚The Last Time’ in der einzigen Zugabe.


Fazit dieses Konzerts für mich ist das Gefühl, dass es sich hierbei um eine einzelne ansteigende Kurve gehandelt hat, die sich im Verlauf des Sets ständig höher und höher gepuscht hat. Das hier ist ist einer dieser versteckten Diamanten, die noch erst noch entdeckt werden müssen von der breiten Masse. Und das will speziell Kevin. ohne seinen großen Namen erreichen, denn sonst wäre der Erwartungsdruck viel zu groß, wie er selbst meint. Also watch out für eine kleine, aber feine Cross Over Band aus der USA, die gerade erst begonnen hat, die Welt zu erobern.
http://baconbros.com/     


auf's Foto unten klicken für einen kleinen Small Talk mit den Bacons