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Jeder
halbwegs versierte Entertainment Freak kennt Chucky die Mörderpuppe.
Ihr wisst schon, dieser faschierte Plastikheini, der mit schielendem
Glas-Kullerauge und seinem dreckigen Kichergrinsen die Film-Fans das Fürchten
lernte, indem er so manchen frommen Kirchgeher und Betbruder um die Ecke
räumte, bzw. genüsslich abmurkste. – Nun unsere Murderdolls hier,
haben zwar nicht wirklich etwas mit Chucky zu tun, aber das Fürchten
haben sie mich heute Abend in München trotzdem gelehrt, wenngleich auch
etwas anderer Art. Aber bevor der Supergau an Hysterie zum Ausbruch kommen sollte, versuchen die Schweden Marionette, die Stimmung in den üblichen Maßen zu lüften. Die anfängliche
Maskenparade erinnert allerdings eher an den berühmten Karneval in
Venedig zu jener Epoche, als Casanova dort mit seinem Charme die holde
Weiblichkeit beglückte, oder besser ausgedrückt, flach legte. – Nun,
ich denke nicht, dass dies der Beabsichtigung unserer Young Generation
Metalband aus Skandinavien entspricht. Jene zielt vielmehr auf die
musikalische Akzeptanz der Besucher auf dieser Konzertreise. Immerhin
haben Marionette schon fast 6 Jahre auf dem Buckel, aber dafür nur ein
Album (erschienen 2008) im Tornister. Ich vermute mal, das sogenannte
Freischwimmen im heimatlichen Schweden war Schuld an der langen
Wartezeit. Andererseits sind Axel Widén, Mikael Medin, Anton Modig,
Aron Parmerud, Linus Johansson und Jimmy Olausson noch relativ jung. Und
die Hörner müssen erst noch abgeschliffen werden. Steht nur die Frage
im Raum, wie dieser Feinschliff in Sachen Melodic Death Metal dann ausfällt.
Noch müssen sie um die notwendige Anerkennung kämpfen, und dieser
Fight umfasst auch diverse Sprünge in den Fotograben, um dem
allgemeinen Ambiente eine etwas besondere Note zu geben. Aber das und
die musikalische Darbietung sind nicht nicht das Hauptproblem für Sänger
Axel, sonder eher der Umstand, dass er eben nicht Joey Jordison heißt. Und das wiederum lassen ihn zumindest all die Grazien in dark
Noir’ hier, mit schlichter Ignoranz spüren. Für alle Freunde des
gediegenen Düster Metals gibt’s aber unter folgendem Link noch jede
Menge Infos über Marionette. Das Fatale an dieser Tatsache ist allerdings, dass die Murderdolls anscheinend das gleiche Ansinnen haben in Sachen Aufputz. Denn bei der schwungvollen Attacke des Backstage Opferaltars, ergießt sich als allererstes eine Ladung weißer Feinstaub über meine Rübe und vor allem über mein hochheiliges Kameragerät. Und hier sind wir an dem Punkt, wo ich eingangs erwähnte, dass es mich das fürchten lehren würde. Aber klappern mit den Gebeinen und fluchen wie ein Bartgeier können wir später, denn momentan fehlt schlicht und ergreifend die Zeit. Minuten werden zu Sekunden, während der, unsereiner, rasender Bildbericht-Erstatter die Höllenbrüder auf Speicherkarte bannen will. Erschwert wird diese Action durch eine momentane Blindheit und Keuchusten dank der Moder-Mehl Ration, sowie der weiteren Tatsache, dass sich unsere Chuckys anscheinend mit mindestens 5 Flaschen Chanel No. 5 einparfümiert haben, abgesehen vom kunstvollen Dior Lidstrich. Halleluja, - ein Aromabad will ich nun wirklich nicht zusätzlich nehmen. – Abgesehen davon herrscht zusätzlich Tokio Hotel Atmosphäre im Miniformat, und Klein Joey wird zur Ikone des neuen Schönheitsideals gekrönt von Münchens gruftiger Damenwelt. Ums nicht
außen vor zu lassen, unsere kleine Partycombo hier, besteht natürlich
nicht nur aus Figaro Wednesday und Mr. Jordison, der übrigens in seiner
Funktion hier, nicht hinterm Schlagzeug sitzt, sondern mit seiner Six
Strings an vorderster Front agiert - (Anm. schön für all seine
Verehrerinnen zwecks der physischen Nähe). Sondern da oben präsentieren
sich noch drei weitere Mörderpuppen, die auf die Namen: Roman
Surman (Git) Jack
Tankersley (Bass) und Racci Shai (Drums) hören. |
Und alle zusammen im Quintett
produzieren eine konstante Dampfwolke, wie sie im Fegefeuer nicht
dichter sein könnte. Die einzelnen satanischen Verse
auf der Setliste beziehen sich auf die beiden, bislang erschienen
Werke, wobei auf dem neuen Koran ‚Woman & Children Last’
selbstredend der Schwerpunkt liegt. Was mir an der Musik von den
Murderdolls gefällt, ist der Melodien-Reichtum, trotz der eisernen Härte
und des Punks. Und das ist nicht zuletzt dem Einfallsreichtum von
Wednesday 13 zuzuschreiben. Um ehrlich zu sein, stilistisch ist zwischen
der Musik von den Murderdolls und seinem Solokram nicht unbedingt viel
Unterschied heraus zu hören. Und das gibt er sogar im, dem Auftritt voraus gegangenen, Small Talk zu. Aber im Prinzip ist das egal, nach dem Motto: Hauptsache es rockt. Und das tut es. Die Stimmung brodelt wie ein gediegenes Höllenfeuerchen das seinen Orgasmus in der Mitgröhl-Arie ‚Nowhere’ vom aktuellen Longplayer, findet und sich darin ergießt.
Auch die erste Single aus der aktuellen
Bibel namens ‚My Dark Place Alone’
steht selbstredend mit auf dem Plan. Und beim performen jener,
zeigt sich 3x unterstrichen, dass Chucky und Co.
tatsächlich sogenannte Bad Ass Rock’n’Roller sind. Mit "Death
Valley Superstars" wird bewiesen, dass die Puppen tatsächlich
tanzen können, zwar kein Schwanenballett, aber dafür einen charmanten
Hardcore Tscha Tscha Tscha. Hervor heben möchte ich dann last but not
least den Song "Welcome to the Strange", der dem verstorbenen
Slipknot Bassisten Paul Grey gewidmet ist.
Das alles jetzt etwas wild durcheinander was die Reihenfolge der
10 Gebote betrifft. |