Live Review 599 |
Heute setzen wir unsere
Reihe fort in Sachen: Bluesrock Gitarristen, die die Welt noch nicht
entdeckt hat, sondern lediglich von Insidern und Freunden des gepflegten
Blues geschätzt werden. Dabei ist David Gogo ein, immer wiederkehrender
Gast hier in Europa, der bei jenen Gelegenheiten unsere heimische Clubszene
bespielt. Allerdings gehört er leider auch zu jenen hochtalentierten Künstlern,
die sich, wie ich immer zu sagen pflege, den Arsch aufspielen, und es
trotzdem nicht schaffen, die Erfolgsleiter hoch zu klettern. Nenn’ es
allgemeine Ignoranz von Bluesrock hierzulande oder mangelndes
musikalisches Allgemein-Bewusstsein, so ganz wird sich das wohl nie klar
heraus kristallisieren. Aber gut, über das Problem habe ich ja in
vergangenen Konzert-Rückblicken bereits des öfteren philosophiert. Ergo ist der gute Mann in
jener Spartenszene ein fester Bestandteil. Und um mich zu wiederholen, für
die wirklichen Kenner und Liebhaber dieser Musikkategorie gehört Mr.
Gogo schon seit langem zum festen Repertoire in ihrer Plattensammlung.
Aber eben nur für diese...... Heute Abend hat unsere
Garage in München die Ehre Mr. Gogo anzukündigen. Und wie bei so
vielen anderen Künstlern dieser Art, haben sich wiederum so um die 100
Seelen eingefunden, die sich von der Kunstfertigkeit des Kanadiers überzeugen
wollen. Ach ja, bevor ich es vergesse... David Gogo engagiert für
Europa stets eine andere Band, als back home über des großen Teich, -
aus Kostengründen, versteht sich. Und hier am alten Kontinent begleiten
ihn jetzt schon seit etlichen Jahren Jasper Mortier (Bass/Voc) und
Ronald Oor (Drums), beide aus den Niedlanden stammend. Man spürt sofort, dass sich
die Drei sehr gut kennen und perfekt aufeinander eingestimmt sind. Auch
wenn David himself nach den ersten vier Songs zu bedenken gibt, dass er
selten so viele Fehler gemacht hätte, wie heute und er nicht hoffe,
davon etwas auf You Tube zu finden, - das Ganze natürlich mit einem
Augenzwinkern versehen. Nun, ehrlich gestanden, ab und an ein etwas
anderer Jargon ist ja ganz menschlich, aber wirklich gestört hat das
hier in dem Moment beileibe niemanden. Er ist wirklich gut in dem was er
da oben fabriziert und auch wie er es macht. Das steht außer Frage.
Aber im Gegensatz zu so manchem anderen Bluesrocker, der sich da oben in
schwitzenden Trance spielt, bedient sich Gogo eher des unaufdringlichen
Blues. Seine Stücke haben, bis auf die Jamsessions eine normale Länge
von ca. 4 –5 Minuten und setzen sich sowohl aus neuem als auch aus
alten Material zusammen. Wobei mir auffällt, dass die Songs von der
aktuellen Scheibe ‘Different Views’ teilweise eine neue Härte
aufweisen, die ab und an so intensiv ausfällt, dass man sie fast schon
als Hardrock bezeichnen könnte. Dazwischen gibt’s dann
auch noch ein Cover von ‚Hoochie Coochie Man’, dem Blues-Klassiker
schlechthin. Und immer wieder weiß David zwischendurch ein gepflegtes
Schlückchen Whiskey zu schätzen, oder leert eine Flasche Becks in
einem Zug. Aber das scheint ihm keineswegs zu schaden (außer vielleicht
der grazilen Figürlichkeit ) Und während der gesamten Show wird von
ihm immer wieder der bayerische Wolperdinger erwähnt, unser heimisches
Fabelwesen, dessen Geschichte ihn unsäglich beeindruckt zu haben
scheint. -
Gerissene Gitarrensaiten hin
oder her, zumindest schenkt ihm dieses Malheur die Möglichkeit, zum
Beispiel einen Song auf einer der vier anderen, bereitstehenden Klampfen
zu spielen, und er feiert damit indirekt eine Premiere. Anschließend
wird die Saite seelenruhig on Stage ausgetauscht und die kurze Pause
einmal mehr mit einer amüsanten Anekdote überbrückt. Nein, man kann wirklich
nicht meckern über David Gogos Münchner Gastspiel. Ich persönlich
habe zwar schon Gitarristen erlebt, die mich mehr beeindruckt haben von
der Performance her, was aber wiederum nicht heißen soll, dass er nicht
ebenfalls ein famoser Gitarrist ist. Und als Ganzes gesehen, hat sich
der Abend vor allem als abwechslungsreiche, kurzweilige und höchst amüsante
Darbietung gestaltet, die man gern mitgenommen hat und an die man sich
bestimmt noch eine ganze Weile mit Wohlwollen erinnert –
inklusive Jägermeister und eben Wolperdinger..... |
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