Live Review 599

Heute setzen wir unsere Reihe fort in Sachen: Bluesrock Gitarristen, die die Welt noch nicht entdeckt hat, sondern lediglich von Insidern und Freunden des gepflegten Blues geschätzt werden. Dabei ist David Gogo ein, immer wiederkehrender Gast hier in Europa, der bei jenen Gelegenheiten unsere heimische Clubszene bespielt. Allerdings gehört er leider auch zu jenen hochtalentierten Künstlern, die sich, wie ich immer zu sagen pflege, den Arsch aufspielen, und es trotzdem nicht schaffen, die Erfolgsleiter hoch zu klettern. Nenn’ es allgemeine Ignoranz von Bluesrock hierzulande oder mangelndes musikalisches Allgemein-Bewusstsein, so ganz wird sich das wohl nie klar heraus kristallisieren. Aber gut, über das Problem habe ich ja in vergangenen Konzert-Rückblicken bereits des öfteren philosophiert.
Nichts desto trotz  sind es gerade diese Musiker wert, dass man ihnen die Beachtung schenkt, die sie verdienen. Mit seinen 42 Jahren hat der Kanadier David Gogo bereits zehn Studioalben, sowie zwei Bootleg Scheiben vorgelegt. In seiner Heimat wurde er in der Vergangenheit für den Juno Award nominiert und gewann zwei Mal den Maple Blues Award.

Ergo ist der gute Mann in jener Spartenszene ein fester Bestandteil. Und um mich zu wiederholen, für die wirklichen Kenner und Liebhaber dieser Musikkategorie gehört Mr. Gogo schon seit langem zum festen Repertoire in ihrer Plattensammlung. Aber eben nur für diese......
Nun ein richtiger Blues-Patriot gibt nicht auf, und wenn er in 150 Jahren noch immer durch die Clubszene tingeln muss. So muss sich das auch David gedacht haben. Und deshalb hat er sich außerhalb seiner Heimat Kanada vor allem auf Europa konzentriert. Erstens sei Europa aufgeschlossener in Sachen Blues, wie er der Meinung ist, und zweitens erschwere vor allem die allgemeine Wirtschaftsbürokratie ein Touren in den USA ungemein. Das fängt bei Visa-Problemen an und hört beim Steuerfiskus auf. – Außer natürlich man ist selbst ein Teil eines Tour-Trosses, so wie kürzlich, als er mit Johnny Winter die Bühne geteilt hatte. Dann sieht die Sache schon anders aus. Und so supportete Gogo in der Vergangenheit neben Winter, auch Legenden wie Buddy Guy, Bo Diddley oder Albert Collins. –
Sein Hauptansinnen ist allerdings, dass er mit seinem eigenen Namen die Leute anregt zu den Konzerten zu kommen. Und deshalb können wir uns im Prinzip darauf verlassen, dass er alle Jahre wieder zurück kehrt zu uns hier her in die europäische Clubszene.

Heute Abend hat unsere Garage in München die Ehre Mr. Gogo anzukündigen. Und wie bei so vielen anderen Künstlern dieser Art, haben sich wiederum so um die 100 Seelen eingefunden, die sich von der Kunstfertigkeit des Kanadiers überzeugen wollen. Ach ja, bevor ich es vergesse... David Gogo engagiert für Europa stets eine andere Band, als back home über des großen Teich, - aus Kostengründen, versteht sich. Und hier am alten Kontinent begleiten ihn jetzt schon seit etlichen Jahren Jasper Mortier (Bass/Voc) und Ronald Oor (Drums), beide aus den Niedlanden stammend.

Man spürt sofort, dass sich die Drei sehr gut kennen und perfekt aufeinander eingestimmt sind. Auch wenn David himself nach den ersten vier Songs zu bedenken gibt, dass er selten so viele Fehler gemacht hätte, wie heute und er nicht hoffe, davon etwas auf You Tube zu finden, - das Ganze natürlich mit einem Augenzwinkern versehen. Nun, ehrlich gestanden, ab und an ein etwas anderer Jargon ist ja ganz menschlich, aber wirklich gestört hat das hier in dem Moment beileibe niemanden. Er ist wirklich gut in dem was er da oben fabriziert und auch wie er es macht. Das steht außer Frage. Aber im Gegensatz zu so manchem anderen Bluesrocker, der sich da oben in schwitzenden Trance spielt, bedient sich Gogo eher des unaufdringlichen Blues. Seine Stücke haben, bis auf die Jamsessions eine normale Länge von ca. 4 –5 Minuten und setzen sich sowohl aus neuem als auch aus alten Material zusammen. Wobei mir auffällt, dass die Songs von der aktuellen Scheibe ‘Different Views’ teilweise eine neue Härte aufweisen, die ab und an so intensiv ausfällt, dass man sie fast schon als Hardrock bezeichnen könnte.

Dazwischen gibt’s dann auch noch ein Cover von ‚Hoochie Coochie Man’, dem Blues-Klassiker schlechthin. Und immer wieder weiß David zwischendurch ein gepflegtes Schlückchen Whiskey zu schätzen, oder leert eine Flasche Becks in einem Zug. 

Aber das scheint ihm keineswegs zu schaden (außer vielleicht der grazilen Figürlichkeit ) Und während der gesamten Show wird von ihm immer wieder der bayerische Wolperdinger erwähnt, unser heimisches Fabelwesen, dessen Geschichte ihn unsäglich beeindruckt zu haben scheint.  - 

Gerissene Gitarrensaiten hin oder her, zumindest schenkt ihm dieses Malheur die Möglichkeit, zum Beispiel einen Song auf einer der vier anderen, bereitstehenden Klampfen zu spielen, und er feiert damit indirekt eine Premiere. Anschließend wird die Saite seelenruhig on Stage ausgetauscht und die kurze Pause einmal mehr mit einer amüsanten Anekdote überbrückt.

Nein, man kann wirklich nicht meckern über David Gogos Münchner Gastspiel. Ich persönlich habe zwar schon Gitarristen erlebt, die mich mehr beeindruckt haben von der Performance her, was aber wiederum nicht heißen soll, dass er nicht ebenfalls ein famoser Gitarrist ist. Und als Ganzes gesehen, hat sich der Abend vor allem als abwechslungsreiche, kurzweilige und höchst amüsante Darbietung gestaltet, die man gern mitgenommen hat und an die man sich  bestimmt noch eine ganze Weile mit Wohlwollen erinnert – inklusive Jägermeister und eben Wolperdinger.....

http://www.davidgogo.org/


Diary
klicken für einige Before- und Aftershow Schnappschüsse