Live Review 601

Eigentlich hamma mir’s scho’ sakrisch scheeen hier in Bayern. Mir ham’s beste Bier auf der Welt. Mir ham’ die Berg’ vor der Haustür und an FC Bayern, und dazua’ no’ an weiß-blauen Weißwurscht Himmel. Was wuilst mehr außer no’ a guate Musi’. – Und des muass a nit immer a Jodler sein.
So, und für alle Nicht-Bayern, Saupreußen und andere Zuagroaste, steig’ i jetzt um in die hochdeutsche Sprache bei meinem Plädoyer. Nicht, dass mi zum Schluss koa Z’nierchterl  mehr versteht. Hoast mi?
Nun, ähem...wie schon gesagt, herrscht bei uns in Bayern nicht nur Lederhosen Philosophie, und ich meine damit die Krachlederne und Gamsbart-Seppl-Hutmode samt Zithermusik, sondern wir haben uns auch hier im Bayernland mittlerweile durchaus der Moderne angepasst – in vielen Beziehungen und eine davon ist die Musik. Dabei handelt es sich beim Schwerpunkt unserer heutigen Review eher um eine postmoderne Variante musischer Künste. Die Rede ist von unserem lokalen Folk-Rock Stolz Schandmaul, der längst zum nationalen Superstar avanciert ist, quasi zu den  U2’s Deutschlands. Dabei wäre es grad das, was sich Schandmauls Feldmarschall Thomas so sehr wünschen würde, nämlich einmal im Leben U2 zu supporten.

Ob das jemals passiert, ist zwar im Andromeda Nebel vergraben, aber ich denke, zumindest im deutschsprachigen Raum, hat es seine Combo wirklich nicht mehr notwendig als Pantoffel - Abstreifer zu fungieren. Im Gegenteil, seinerseits benötigt der Sechser, rund um unseren zuagroasten Nicht-Bayern Front-Caruso, selbst kein anglühen mehr, um die Hallen zum schmoren zu animieren. Das funktioniert wie auf Knopfdruck und ganz von selbst auch so, sobald die Schandmäuler mit ihrem Flöten- und Dudelsack Tango loslegen, dass selbst Holzwurm Fridolin in so manchem Event-Gemäuer einen Paso Doble mit tanzt. Allerdings hatte er in den letzten 17 Monaten  kaum eine Gelegenheit dazu, weil in der sogenannten künstlerischen Schaffenspause, die, - wie man so schön fabuliert, - berühmte Ruhe vor dem nächsten Orkan, die Szenerie beherrschte. Fridolin zeigte, ehrlich gestanden, schon langsam besorgniserregende  Entzugserscheinungen und gab sich not very amused. Stop, wir sind hier immer noch g’sund bayerisch und keinesfalls vornehm britisch. –
Aber die Durststrecke ist mit dem heutigen Tag tatsächlich beendet, und inklusive einem kühlen Hellen, feiern wir hier in der Theaterfabrik die Ankunft des Traumtänzers in all seinen Schattierungen..


Aber halt: „eigentlich sind wir heute nicht hier um zu spielen, sondern um mit Euch zu schnacken“ (Anm: schon wieder so ein Preußenausdruck :-) - Das jedenfalls gibt Schandmauls Gondoliere zu bedenken, grinst etwas süffisant, um dann großzügig hinzu zu fügen: “na ja, ein bisschen dudeln wir vielleicht doch...“.- Und dazu braucht’s bei dieser ersten, von etlichen, weiteren angesetzten Tauffeiern fürs neue Baby, auch keine opulente Kostümierung. Wir sind ja schließlich ganz intim unter uns in gediegener Stuben Atmosphäre mit lediglich einigen wenigen, erlesenen Genuss - Gourmets, Kennern und natürlich den Taufpaten aus dem schönen Pullach, die es überhaupt erst ermöglicht haben, dass das Kind auf die Welt kam, - hey, und das ganz ohne Kaiserschnitt.
(Anm: nebenbei bemerkt, handelt es sich beim Traumtänzer nicht um das einzige Baby, das geboren wurde, sondern band-intern gab es noch einen weiteren Lichtblick, der aber eher menschlicher Natur war und dafür sorgte, dass bis zuletzt nicht sicher war, ob Schandmaul sich heut' Abend im kompletten Kammerensemble die Ehre geben könnten.) Aber die Sorge erweist sich als unbegründet, denn der neue Erdenbürger gönnt seiner Mami Birgit sehr wohl das kleine Vergnügen,  wieder mit dem Rest der Groß - Familie, nunmehr die andere Geburt, - nämlich die des Traum-Nurejews zu zelebrieren.


 

Dieser Neuling darf dann auch fünf Mal Solo tanzen in Form von so klingenden Choreographien wie ‚Auf Hoher See’,  ‚Hexeneinmaleins’, ‚Geas Traum’, (Anm. Manowar lassen grüßen in Form von Manfred Hohlbein)  ‚Pakt’ und last but not least zum nachhaltigen Eindruck erschallt der Slogan des Schwanenballetts  namens ‚Traumtänzer’. Dazwischen gibt’s noch einen kleinen, inzwischen wohlbekannten Trinkspruch samt Lichtblick in unserer vorgezogenen Walpurgisnacht, quasi als De ja vu für eventuelle Alzheimer Patienten angedacht, oder einfach nur zum schlichten Party Vergnügen. 

Cirka ein gesundes Stündlein dauert die delekate Nussknackersuite ala’ Schandmaul. Und selbst Tschaikowsky hätte seine helle Freude daran gehabt, trotz sicht-beschränktem Ambiente und halterungsloser Flöten Partitur  übers Standmikro gebeamt. Aber auch das ist schimmelpfennig und sonst noch was, Hauptsache die musikalische Ballettterminologie des Traumtänzers und seiner Partizipanten ist gut eingefahren  bei der Münchner Hautevolee`. Und das, meine Freunde schöner Künste, hat sie dreifach kastriert und in der Tat getan. So und weil’s so schön war, gibt’s in Kürze noch einen ausführlicheren Zuckerguss an traumtänzerischer, auf der Zunge zergehender Schlagsahne, aber das ganz ohne Angst vor zu vielen Kalorien. Infos diesbezüglich können dieser Website unter Tourdates oder http://www.schandmaul.de/  entnommen werden.

PS: ...noch einige kleine Anmerkungen.....

.aber bei aller Liebe muss ich selber dann doch immer wieder feststellen: mit der pseudo-schottischen Sackpfeif’n  werd’ ich in diesem Leben keine Freundschaft mehr schließen . Aber das ist Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, nur eine rein persönliche Geschmacksorientierung, die heute Abend dank viel professionellem Charme vom Zeremonienmeister und seiner Zunft in den Hintergrund gesteppt wird.

Ganz nebenbei bemerkt sei noch: „seid's froh, dass i anfangs und jetzt a wieder zum munteren Ausstand, „nur“ bayerisch g’redt hab. Denn in meinem Jargon als Ur-Tirolerin, hättet’s Ihr da draußen nämlich rein gar nix mehr g’schnackelt....(ausgenommen natürlich meine Landsleut')
Vergelts Gott für’s zua losen (hören), pfiat Eich und bis zum nächsten Jager Stammtisch...  
Prost- Mahlzeit und Amen!

Hier gibts noch einige Off Stage Schnappschüsse