Sex sells, sagt man für
gewöhnlich. Und das gilt für die meisten Dinge vor allem aber auch in
der Musik. Nur oft sind die diversen Beauties nur das zierende Beiwerk für
so manchen abgewrackten Gitarren Hero oder blondgelockten Sangesbarden
für dessen angeknackstes Selbstbewusstsein. Frauen auf der Bühne sind
dagegen nach wie vor noch die Minderheit vor allem was den Hardrock
Sektor betrifft, oder wie in unserem Fall hier – den Bluesrock.-
Die diesjährige „Blues Caravan“ steht unter dem Motto: Girls On
Guitar. Und das wiederum sind allen voran, das englische Blues Talent
Dani Wilde und die beiden Amerikanerinnen Samantha Fish und Cassie
Taylor. Wobei letztere die Tochter von Blueslegende Otis Taylor ist.
Alle Drei haben sich inzwischen schon eine individuelle Reputation
aufgebaut, wenngleich diese noch weit entfernt vom Superstar Status
situiert ist. Aber wie so oft im Bluesrock Genre, bewegt sich die
Popularität eben hauptsächlich in diesem Insider Kreis.
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Im Gegensatz zu so
manchem anderen Blueser, der hier in der Garage schon aufgetreten ist,
zeigt sich die Kemenate heute Abend wohl gefüllt mit schätzungsweise,
sagen wir mal, so 100 Freunden des gepflegten Blues, und das, obwohl wir
morgen alle wieder früh aufstehen müssen. Und genau deshalb beginnt
der Reigen bereits um 20 Uhr ohne Support Act. Aber nicht zu früh
gefreut, denn die Mädels haben vor, zwei Mal 80 Minuten mit einer Pause
zu spielen. Das ist lang, sehr lang sogar. Und es schleicht sich die
leise Befürchtung ein, dass es eventuell etwas zuviel des Guten sein könnte,
wenn Ihr versteht was ich meine. Aber es dauert nur kurz, um
festzustellen, dass dem eben nicht so ist.
Die Überraschung ist gelungen, denn die drei Grazien zeigen
augenblicklich, dass sie tatsächlich was auf dem Kasten haben – alle
Achtung!!! Sie ergänzen sich hervorragend, teilen sich den Gesang und
die Gitarren Parts und harmonieren auf eigenwillige Art und Weise so
unterschiedlich, dass es einfach nie und zu keinem Zeitpunkt langweilig
wird. Dani Wilde brilliert vor allem durch ihre intensive Stimme,
Samantha hingegen gefällt mir am besten was die 6 Saiten Arbeit angeht.
Und Cassie handhabt den Bass, als wenn sie nie was anderes in der Hand
gehalten hätte. Wobei sie diejenige ist, die noch am schwächsten auf
der Brust ist was das Singen betrifft. Andererseits überspielt sie das
mit viel Charme und Aufmerksamkeit ihrerseits, besonders in Hinsicht auf
die hinteren Reihen des
kleinen aber feinen Publikums. Dani weist mehrmals auf ihre Charity
Arbeit in Afrika hin, die für sie neben der Musik die größte Rolle
spielt und macht die Feststellung, dass deutsche Männer ja so viel
besser aussehen würden, als die Herrn der Schöpfung in ihrer Heimat
Großbritannien. Diese Tatsache wird natürlich sehr wohlwollend von
unseren Münchner Buam hier drinnen aufgenommen. – Nur nicht zuviel
bitte, liebe Dani, sonst steigt unseren Kerlis die Einbildung zum
Schluss noch zu sehr in die Großhirnrinde.- Aber ist es nicht
ohnehin so, dass alles das, was man nicht hat, - besser, interessanter
und schöner ist? Ist doch mit allem so.
Also
so what?!

...und der einzige Herr in der
Damen-Liga blieb vornehm, aber doch unverzichtbar im Hintergrund
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Aber gut, die Mädels
hier sind noch soooo jung. Samantha Fish, gerade mal 21, hat sich zum
Beispiel zwar in ihrer Heimatstadt Kansas City
und Umgebung ganz schön etabliert, ist aber großflächig, noch
ein relativ unbeschriebenes Blatt. Trotzdem legt sie Soli auf die
Bretter, als wenn sie schon 30 Jahre im Geschäft wäre. Hey, ich übertreibe
hier wirklich nicht. Das hier sind alles Naturtalente, wie man sie heute
nicht mehr allzu oft findet.
Während Dani Wilde
bereits zwei Soloalben auf dem Markt hat, steht Samantha ihr Debüt erst
noch bevor. Cassie hingegen hat einen großen Bonus. Sie ist, wie schon
eingangs erwähnt, die Tochter von Otis Taylor. Und dieser Umstand
schafft natürlich eine sehr gute Basis. Obwohl auch sie erst Anfang 20
ist, hat sie bereits auf acht Alben ihres Vaters mitgespielt und auch
auf Gary Moores 2008 VÖ ‚Bad For You Baby’. Das Talent wurde ihr
quasi in die Wiege gelegt. –
Wie das Trio genau
zueinander gefunden hat, kann ich Euch nicht sagen, aber die Cooperation
hat sich sofort als goldrichtig erwiesen. Gemeinsam hat man sogar ein
Album eingespielt, das bei Ruf Records erschienen ist. Auf alle Fälle
versucht man jetzt und mit dieser Tour einen größeren Bekanntheitsgrad
zu erzielen und sie sind auf dem besten Weg dazu. Das 2 ½-stündige
Programm beinhaltet Solosongs der Künstlerinnen, aber auch Steve
Miller’s ‚Jet Airliner’ bekommt eine ganz eigenwillige Note.
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