Live Review 612

31 Jahre haben Overkill jetzt auf dem krummen Buckel, und sie gehören, meiner Meinung nach, immer noch zu den besten Live Acts im Heavy Metal Sektor. Und das sage ich beileibe nicht, weil ich die Band, dank jahrelanger Zusammenarbeit sehr gut kenne und noch mehr schätze. Die meisten Verfechter dieser musikalischen Stilistik sind in etwa der gleichen Ansicht. – Zudem sind Overkill nicht nur eine von vielen Metaltruppen, sondern sie sind quasi schon eine Institution, ein Möbelstück, das zwar nicht mehr ganz so taufrisch ist in Bezug auf ihr Alter, aber dennoch bis heute nichts von ihrer Politur und dem daraus resultierenden Glanz verloren hat.
Overkill sind Kult, sind unantastbar und ein absoluter Garant für eine mehr als gepfefferte Live Performance. Viel mehr gibt’s dazu eigentlich nicht zu sagen.  Auf insgesamt 16 Studioalben können die Amis jetzt zurück blicken, wobei die jüngste Pik Ass  namens ‚Ironbound’ im vergangenen Jahr das Licht der Welt erblickt hat. Aber Bobby Elsworth und seine Kollegen gehören inzwischen zu jenen Acts, die eigentlich kein neues Teil mehr auf den Markt werfen müssten. Denn die Fans wollen vor allem Songs wie ‚I Hate’, ’Elimination’ und ‚Fuck You’ hören. – Kriegen sie auch, keine Sorge, aber das neuere Material will natürlich auch vorgestellt werden. – klar doch!


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Auf dieser Tournee ist man im Vierer-Paket unterwegs durch Europa Der bayerischen Süden  wird dieses Mal nicht berücksichtigt, aber Gott sei Dank findet das einzige Österreich Konzert ausgerechnet in Wörgl, Tirol statt. Und das ist vom südlichen Münchner Stadtrand bei optimaler Verkehrslage gerade mal eine Autostunde entfernt. Also auf geht’s zum schichtln mal wieder außerhalb der Stadtgrenzen. Und so eine örtliche Abwechslung hat doch immer wieder zwischendurch, auch mal seinen Reiz. – Erste Aktion nach Überquerung der Landesgrenze: - tanken! Dies ist ein unbedingtes Muss, denn mit 1,33 Euro pro Liter Super, wäre man, bei einem Besuch in Ösiland,  ein Vollidiot, diese Chance nicht wahr zu nehmen. – Einen Nachteil hat die Fahrerei denn doch, denn bei vier Vertretern der harten Zunft, hat man im Komma Club einen sehr frühen Start anbelangt. Und als ich eintreffe, hat der Opener After All bereits geduscht und gebadet, und Heathen liegen in den letzten Tönen. Somit ist mir lediglich noch die Nummer 3 Destruction und Overkill selbst vergönnt. Andererseits muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir 4 Kapitel ohnehin ein wenig zuviel sind, - bin ja schließlich auch nicht mehr die Jüngste J Aber ich will damit natürlich niemanden aufs Hühnerauge treten mittels etwaiger Ignoranz.

Okidok, there we are... Destruction wie sie leiben und leben – live on Stage pünktlich um 20.15 Uhr.

Und Irgendwie hat’s den Anschein, als ob Big Boss Schmier sich in den letzten 25 Jahren so gut wie gar nicht verändert hat, optisch gesehen. Ja, vielleicht hat sich da die eine oder andere Stirnfalte mehr eingeschmuggelt, aber ansonsten – alle Achtung und gut gehalten würde ich mal sagen.  Das Gleiche gilt auch für Mike Sifringer. Beide waren ja von Anfang an mit von der Partie, und die gründete sich immerhin bereits 1983. Schmier hat dann zwar mal 10 Jährchen pausiert zwischendurch, um 1999 doch das heimatliche Kuckucksnest wieder aufleben zu lassen. Seitdem ist Schmier und Co. nicht untätig gewesen und haben so manchen Zapfenstreich verursacht. Gerade eben, genauer gesagt, am 18.02. ist ein weiteres Brachialwerk namens ‚Day Of Reckoning’ beim Nuclear Blast Label erschienen, ein sehr guter Grund sich diesem Tour - Paket hier anzuschließen. – Tja was soll ich groß um den heißen Brei herum reden. Genauso, wie sie sich visuell kaum verändert haben, so ist auch der Ton in der selben Schwingung verknotet geblieben. Was aber besonders auffällt, ist die hervorragend-saubere Vorgehensweise bei der Performance. Das ist einwandfreies Kino ohne wenn und aber. Von der neuen Bibel haben nur 2 Tracks, nämlich Armageddonizer und Hate Is My Fuel auf die Setliste gefunden, neben all den anderen Gassenhauern mit teils hohem Wiedererkennungswert.

Und auch hier gibt’s, wie bei den meisten Supportacts nur eine Sache wirklich zu bemängeln, und das ist die übliche Trauerfunzel-Beleuchtung, die uns Fotografen das Leben schwer macht. Abgesehen davon, na ja, sagen wir mal so... wenn eine Supportband mal wirklich gut rüber kommt und beeindruckt, dann ist die Zeit mit den üblichen 45 Minuten natürlich viiieeeelll zu kurz.
http://www.destruction.de/




Overkill!-
Jetzt hab ich wirklich ein Problem, denn, wie schon vorhin erwähnt, hab’ ich eigentlich schon alles über diese Band gesagt, was es zu sagen gibt. 

Und im nochmaligen Stenostil heißt das schlicht und ergreifend: sau gut wie eh und je. Bobby ‚Blitz’ ist ohnehin ein physisches Phänomen. Mit 52 Jahren hat er einen Herzinfarkt hinter sich, eine Hautkrebserkrankung und der Glimstengel ist auch ein ewiger Begleiter. Trotzdem wirkt er immer noch wie 25 und ein paar zerbröselte was die allgemeine Konstitution und auch die Rotz-Schlingel Ausstrahlung betrifft. Mein lieber Herr Gesangsverein, da schwabbelt kein Gramm Fett am durchtrainierten Body, der sich da oben in ständiger Bewegung befindet zu seinem eigenen Gesang und den harten Rhythmen des Overkill Fossils. Was mir persönlich bei dieser Band so gefällt, ist, dass deren Thrashmetal eine überaus tiefgründige, stabile Substanz aufweist. Im Gegensatz zu etlichen anderen Vertretern dieser Zunft, hat bei Overkill immer noch die eigentliche Melodie den Vorrang und verleiht damit so manchem Track fast schon Ohrwurm Qualität. Ich denke da sofort an ‚Horroscope’, das aber leider heute nicht auf der Setliste steht. Dafür bekommen wir so manche andere Perle aus dem Fundus der Combo präsentiert inklusive 5 Hymnen vom aktuellen Longplayer. Und das sind der Opener ‚Green And Black’, ’Bring Me Tonight’, der Titeltrack ‚Ironbound’, ‚Endless War’ und ‚Give A Little’. – 

Ein weiterer Streich, der es mir besonders angetan hat, ist übrigens ‚Old School’ vom Album RELIXIV von 2005. Mit diesem Track haben sich Overkill des guten alten Punks angenommen in bester Sex Pistols meets The Clash Manier. Keine Ahnung, ob dies eine Hommage an jene Epoche sein soll, oder das Resultat einer momentanen Laune. Fakt ist aber, dass genau bei diesem Stück, die ca. 500 Besucher nicht mehr zu halten sind. 

Hat der Saal vorher schon gebrodelt, so kocht er jetzt buchstäblich über, und das mindestens fünf Mal jenseits des Siedepunkts. Mitunter überlässt ‚Blitz ‚ die Bühne dem Rest der Gang, um für einige Sekunden hinter der Box zu regenerieren, wenn man davon überhaupt sprechen kann.

Dann gehört die Bühne für diese Mikrozeitspanne Langzeitspezl Bassist D.D.Vernie allein, zusammen mit Gitarrist Dave Linsk, übrigens ein hervorragender Musiker, der seit 99 mit ihm Boot sitzt, Tailer ebenfalls an der 6-Bindfäden, und das seit 2001, und last but not least noch Ron Lipnicki an der Buschtrommel. Letzterer klopft übrigens den Bettvorleger seit 6 Jahren und ist somit das jüngste Kücken im Brutkasten. Und letzteres gilt nicht nur für die Bandzugehörigkeit sondern vermutlich auch, was die persönlichen Jahresringe angeht.
Anyway, das hier sind wieder mal Overkill pur, wie eh und je und immer eine S-Klasse für sich. Abgeschlossen wird der Tanz auf dem Vulkan mit – wie könnte es anders sein – ‚Elimination’ und ‚Fuck You’. 



Mehr brauchts denn auch nicht zum allgemeinen Erschöpfungszustand, ob on oder off stage. 

Sand brauchen wir uns jedenfalls heute Nacht garantiert keinen mehr in die Äuglein zu streuen für einen gesunden Tiefschlaf. Denn unsere Traummännlein da oben haben das mit ihrer 1.000 Volt Energie gerade vorhin mit links geschafft. -  Und abschließend noch ein Schlummertrunk mit dem Obersandmännchen und anschließend ab in die Nacht auf den einsamen Highway back home to Minga. – Hope to see you soon again....
http://wreckingcrew.com/Ironbound/

Aftershow Schnappschüsse im Diary

Die Fotos gibts in Kürze auch bei