Es stimmt tatsächlich!
Dies hier ist die allererste Headliner Tour von Zakk Wylde und seinen
Black Label Society hier in Europa. Bislang musste man sich mit
Support-Jobs begnügen, die zwar einen kleinen Einblick in die
Live-Arbeit der Truppe gewährte, aber mitnichten den kompletten Vibe
entfaltete. Klar, Zakk Wylde hatte sich als Gitarrist von Ozzy Osbourne
schon längst einen Namen gemacht. Aber der Job war natürlich nicht das
Non Plus Ultra für ihn, sondern lediglich ein Job und auch ein ideales
Sprungbrett zur eigenen Popularität. Warum er aus Ozzys Band
ausgeschieden war, ist bis heute nicht ganz klar. War er gegangen
worden, oder hatte er selber das Handtuch geschmissen, - auch egal,
geschadet hat es ihm auf alle Fälle nicht. Mit Black Label Society ist
Zakk heute erfolgreicher denn je und befindet sich weiterhin auf der
Karriereleiter nach oben. – Dazu sollte man noch sagen, dass BLS
eigentlich ein ‚Ein Mann Projekt’ ist. – Zakk ist der Boss, er
schreibt alle Songs und er bestimmt wo’s und wie’s lang geht. Der
Rest der Truppe, der aus Nick Catanese – The Evil Twin
(Rhythmusgitarre), John "JD" DeServio(Bass) und seit
neuestem – Johnny Kelly (Schlagzeug) besteht, hat nicht viel zu sagen.
Es sind schlicht und ergreifend Angestellte, die ihre Arbeit erledigen.
Trotzdem haben die Drei, zumindest live on Stage eine eigene Persönlichkeit
entwickelt, die zwar durch Zakks Ego stark überschattet -, aber
trotzdem wahrgenommen wird. Und so bildet dieses Band Line Up ein
harmonisches Ganzes, das sehr gut rüber kommt bei ihren Auftritten. Und
so was wiederum, stellt man am besten bei einer intimen Headliner Show,
so wie z.B. heute Abend in der Münchner Theaterfabrik, fest. –
Absolut ausverkauft ist die Devise, und nichts geht mehr. Und einige
Fans sind von sehr weit angereist, um diese Band zum ersten Mal, oder
bereits zum dritten- oder vierten Mal anzuschauen.
Dem Ausschauen nach, - strammer Holzfäller Look und größer als 1.85m, könnten sie genauso wie BLS aus Amiland stammen, oder auch aus Kanada. Tun sie aber nicht, im Gegenteil, wir haben es hier mit einer Rockband aus Great Britain zu tun, genauer gesagt, aus dem Londoner Vorstädtchen Croydon, die gerade dabei ist, sich flügge zu machen. Godsized das sind: Effon (Drums), Gav (Bass), Glen (Voc7Git) und Neil (Git). - Plattendeal gibt’s noch keinen und deshalb auch keine CD. Lediglich 2 selbstproduzierte EP existieren. Aber es gibt konkrete Albumspläne, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieses erscheint. Ihre Musik kann man gut
und gerne als sogenannten Stoner – meets Southernrock bezeichnen. Die
Stücke sind brachial, lang und streckenweise
ohne Gesang. Deshalb gehen sich auch in den gegebenen 40 Minuten
gerade mal sechs Songs aus. Aber die Band kommt sichtlich an beim Münchner
Publikum und wird durch lautstarken Zuspruch honoriert. Nicht so
schlecht Herr Specht, aber andererseits jetzt auch nichts
weltbewegendes, das in der Erinnerung großartig hängen bleibt (Anm. außer
die ausgesprochene Attraktivität des Bassisten :-)))) Die Stars, oder sollte ich lieber sagen – der Star des Abends, macht’s spannend mit Vorhang und Intro, um dann wie eine mittelschwere Kanone einzuschlagen. Fehlt nur noch die, sonst übliche Pyroshow, um den Eindruck perfekt zu machen. Aber gut, wir wissen ja alle, wie München zu Pyros steht, nämlich auf absolutem Kriegsfuss. Und deshalb wird jene hier allerhöchstens in sehr großen Hallen und auch nur in Ausnahmefällen gewährt. Aber gut, das braucht’s jetzt auch nicht in unserem Fall. Zakk schindet allein schon durch seine Erscheinung Eindruck. Fehlt im Prinzip nur der Heiligenschein. So kommt es mir da vorne im Fotograben jedenfalls vor, wenn ich mir seinen Mikrophonständer näher betrachte, der da am oberen Ende mit einem Holzkreuz und mindestens 3 Rosenkränze geschmückt ist. Ich kann mich zudem an ein früheres Gespräch mit ihm erinnern, in dem er zugestanden hatte, bekennender Christ zu sein, der samt seiner Großfamilie (5 Kinder) jeden Sonntag eine Kirche besucht. Die Totenköpfe weiter unten am Gestänge symbolisieren hingegen eher das Logo der Band, als irgendeinen allgemeinen Metalkult. Man muss dazu sagen, dass die 20 Jahre in Ozzys Camp wesentlich zur Veränderung von Zakks Persönlichkeit beigetragen haben. Nicht nur der allgemeine Benimm, der eher an einen Bauern aus der tiefsten Provinz erinnert, sondern auch sein Äußeres hat sich im Laufe der Zeit vom hübsch anzusehenden Metaladonis zu einem bärbeißigen, vollbärtigen Kleiderschrank entwickelt. Aber das soll hier nicht weiter interessieren, denn schließlich und endlich kommt es auf die Musik und deren Darbietung an. Und beide lassen nichts zu begehren übrig. Nun, auch bei Zakk scheinen die grauen Zellen bereits einem dezenten Alterungsprozess zu unterliegen. Aber statt eines Teleprompters, bevorzugt er die lyrische Gedächtnisstütze lieber zu seinen Füßen Und so wird nach jedem Song, von einem fürsorglichen Helfershelfer ein Blatt entfernt für die nächst drunter liegende Strophe..... Vom ultraharten Metalriff bis hin zur, fast schon pathetisch melancholischen Rockballade ist alles geboten. Letztere übrigens, „In This River“ vom 2005er Album „Mafia“ nimmt sich ungewöhnlich und nicht uninteressant aus, von Zakk sitzend am Keyboard gespielt. Aber abgesehen davon regiert hauptsächlich der harte Beat, wobei JD und Nick und auch Johnny durchaus ihren Teil mit bei steuern. Unterschiedlicher könnte eine Band gar nicht wirken, wie diese hier. Neben dem allmächtigen Zakk Wylde, nimmt sich JD mit seinen, höchstens 1.60m Körpergröße wie ein Zwerg aus. Nick ( was ist eigentlich unter der Mütze? :-)))) kommunizert hingegen mittels einer sehr aktiven Mimik und dem charmantesten Grinsen seit George Clooney, am meisten mit den Fans, und Johnny klopft seinen Fellen die Seele aus den Eingeweiden und freut sich wahrscheinlich über die jetzige positive Energie nach all den Jahren, die er als Trauerfunzel bei Type’O’Negative gefristet hat. Nebenbei genießt Zakk während der Performance das eine oder andere bayerische Bierchen. Und es scheint ihm sichtlich zu munden. – Die Laune ist hervorragend, der Sound brachial und vor allem seeeeehhhhhrrrrr laut, und der Publikumsraum brodelt wie der Ätna kurz vor einer Eruption. Mit dem Stück
‚Stillborn’ vom Album „The Blessed Hellride“,
ist Schluss mit Lustig was diese powervolle Heavy Metal Orgie
angeht. 90 Minuten sind vorüber – Zugabe gibt’s keine, denn so was
braucht’s nicht laut Zakk, die hängt ja schon im normalen Set mit
dran. Fazit: das hier war
solider Ami-Hardrock mit der Ernsthaftigkeit eines Grizzlybären und dem
Witz einer impulsiven Backing Band,
und 800 Fans sind wunschlos glücklich. |