Es ist Donnerstag Abend, noch
kein Wochenende, ergo: morgen müssen wir alle nochmal früh raus aus
den Federn. Auf unserem Backstage Areal herrscht gähnende Leere, denn
bis auf den kleinen Club, liegt der Rest im Dunkel und wird es wohl
heute Abend so bleiben. Zu allem Überfluss bleibt auch noch der,
eigentlich geplante Supportact irgendwo auf der Strecke liegen, und die
Peacocks müssen sich wohl oder übel selbst anheizen vor den gerade
mal, schätzungsweise 100 Verfechtern der 50 Jahre Rockabilly Nostalgie.
Letztere lässt sich nicht übersehen, so sind die wenigen Mädels im
Publikum, tatsächlich in Pettycoat, Punkte-T-Shirt und mit bravem
Pferdeschwanz aufgekreuzt, sowie die Herren der Schöpfung in Lederjacke
und Haircut ala’ James Dean. Na ja, zumindest die Hard Fans geben sich
mondän und cool gelackt. –
Dabei bestreiten die Peacocks selbst, jemals eine reine Rockabilly
Kapelle gewesen zu sein. Sie würden sich lediglich der Anleihen dieser
Stilistik und des Punks bedienen. Kurz und gut, im Grunde genommen bezeichnen sie ihre Musik eher als
sogenannten Psychobilly, eine explosive Mischung aus den vorhin
genannten Komponenten, und das schon seit über 20 Jahren.
Beheimatet sind die Peacocks in der schönen Schweiz und bestehen
derzeit aus: Hasu Langhart (Voc/Git), Simon Langhard – (Contrabass)
und Jürg Luder – (Drums).
Und sie können auf ein sehr beachtliches Repertoir an Alben und Eps
sowie Best of’s zurückblicken. Das jüngste Juwel namens ‚After
All’ ist im vergangenen Jahr erschienen, und die Frage ist, ob die
jetzigen Konzert-Termine immer noch in Hinblick dessen stattfinden, oder
ob sich die Schweizer nur generell mal wieder in Erinnerung bringen
wollen?! Wie auch immer... das Timing ist jedenfalls nicht das
Allerbeste hier, und die Band hat erst mal die, doch nicht unerhebliche
Aufgabe, die Ratten aus ihren Löchern zu holen. Andererseits machen die
Jungs da oben auf mich nicht unbedingt den Eindruck, als ob ihnen das größere
Sorgen bereiten würde.

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Sie starten ihr Kammerkonzert ein wenig
später als angesetzt, sprich so gegen 21.30 Uhr, und nach dem Motto:
hinter uns die Sintflut, brettern sie los, als ob es kein Morgen mehr
geben würde. Aber sie haben nicht mit dem Münchner Publikum gerechnet,
das zwar physisch anwesend ist, aber scheinbar geistig noch meilenweit
weg. Trotz etlichem Platz vor der Bühne, beliebt es die Fangemeinde
eher im hinteren Teil des Clubs zu posieren, und nur vereinzelt,
inklusive meiner selbst, findet ein Marlon Brando in spee an die Front
der Tatsachen, wenngleich auch aus anderen Gründen. Denn mein Suchen
nach Nähe hat eher mit einem optimalen Fokus durch die Linse meiner
Kamera zu tun. -
Fakt ist jedenfalls, dass das Trio nicht viel von langen Reden zwischen
den Songs hält und lieber ein Stück ins andere übergehen lässt.
Dazwischen lässt sich Frontmann Hasu lediglich mal über seine
Abneigung gegen Rock Musik aus, was ich so aber auch wieder nicht
nachvollziehen kann. Denn auch Rockabilly und Punk gehört im weitesten
Sinn zum Oberbegriff Rock oder Rock’n’Roll. Schwierig wird’s für
mich eher in der Hinsicht, die einzelnen Tracks auseinander zu
dividieren, denn eine Setliste suche ich vergeblich am Bühnenboden, dafür
umso mehr Zigarettenkippen. In der Tat habe ich selten einen Musiker
live on Stage erlebt, der sich während einer Show so viele Glimmstengel
anzündet wie Sänger Hasu, um sie nach spätestens 10 – 20 Sekunden
wieder fallen zu lassen wegen der nächsten oralen Strophe. Was für
eine Verschwendung, im Bewusstsein der Tatsache, wie teuer dieser Luxus
doch heutzutage geworden ist. Aber gut jeder wie er will und hat. -
Künstlerfreiheit nennt man so was im allgemeinen, denn dem
normalen Fußvolk im Publikum ist es innerhalb dieser 4 Wände
mitnichten gestattet, sich der Nikotin-Freuden hinzugeben. –
Wie auch immer.... und erst im letzten
Drittel der Show gelingt es den Peacocks doch noch, die Stimmung aufzumöbeln,
und die Puppen im wahrsten Sinn des Wortes tanzen zu lassen. – Dabei
ist der Stoff aus dem die Träume, bzw. die Songs der Schweizer sind,
alles andere als eine Schlafpille. Im Gegenteil, der Punk geht ab
wie’s Sau. Aber was nutzt das alles, wenn die meisten Leute da stehen
wie die Ölgötzen, und sich die Energie der Klangwellen im Nirvana
verliert, bis auf eben die letzten 20 oder so Minuten. Erst zu dann
kommt die Schnecke doch noch aus ihrem Haus gekrochen und tanzt einen
tschatschatscha.
Ich für meinen Teil habe denn auch erst zu, in etwa diesem Zeitpunkt
meine anfängliche Skepsis abgelegt. Und ich muss sagen, dass mir dieser
Einstand der Peacocks eigentlich sehr gut gefallen hat, wären da nicht
die begleitenden Umstände gewesen.
http://www.thepeacocks.ch/ |