Okay, Rick Vito war mal bei
Fleetwood Mac. Und? – Nichts - und weiter.... denn seine Zeit bei
dieser Rocklegende war ohnehin nur begrenzt auf 4 Jahre, als er 1987 bis
1991 Lindsay Buckhingham ersetzte.
Ihn also nur an diesen Umstand aufzuhängen wäre etwas zu wenig des
Guten, befürchte ich. Dass
er als Solokünstler nie den Status erreicht hat, den er als Mitglied
von Fleedwood Mac erzielte, ist eigentlich ungerecht. Denn der,
inzwischen 61jährige Amerikaner kann auf sieben, qualitativ hochwertige
Soloalben, sowie ein Best of.... zurück blicken. Aber jene wiederum
haben nie das Echo erhalten, dass ihnen eigentlich gebührt. Und deshalb
hat Rick Vito über all die Jahrzehnte immer wieder Jobs bei anderen Künstlern
angenommen und auf deren Longplayern mitgewirkt. Es gibt fast keinen
Rock Dino dem er nicht seine helfende Hand schon geliehen hat. Ob das
Bob Seger ist, Bonnie Raitt, Jackson Browne, Rita Coolidge,
Hank Williams jr. um nur einige weniger zu nennen, oder John Mayell in
dessen Band er zudem einige Jahre lang gespielt hat. In letzter Zeit ist
er neben seine Soloaktivitäten und Sessionwork noch Mitglied bei der
Mick Fleedwood Bluesband und hat mit jenen vor 3 Jahren das Album
‚Blue Again’ veröffentlicht. Ein Jahr später, also vor 24 Monaten,
warf er sein eigenes Best Of... auf den Markt. Seitdem ist nicht mehr
viel passiert.

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Deshalb fragt sich
unsereiner natürlich, warum er ausgerechnet jetzt im musikalischen
Nirvana seiner selbst, diese Europa – Clubtour durchzieht?!
‚Just
for Fun’ and the Offer’ meint Vito im Interview vor der Show. Eigentlich
tourt er gar nicht mehr so gern, sondern hätte lieber einen permanenten
Dauerjob in Las Vegas so mit 50 oder 100 Shows in Folge, wie es auch
Cher oder Carlos Santana oder Prince handhaben. Aber leider ist er nun
mal nicht so berühmt wie die gerade genannten Ikonen, und lebt
stattdessen mit seiner Family heute in Nashville, Tennessee, um von dort
seine vielseitige Tätigkeit im Schatten anderer auszuüben. – Aber
der Chance für diesen Trip zu uns hier rüber, konnte er denn doch
nicht widerstehen, denn so ab und zu reize es ihn schon noch, die
Rock’n’Roll Tour-Luft zu schnuppern, gibt er zu bedenken. Der letzte
Einstand hier in Europa ist auch schon so einige Jährchen
Vergangenheit. Also Zeit wird’s, sich wieder mal in Erinnerung zu
bringen. – Aber seien wir mal ehrlich.... wer kennt Rick Vito heute überhaupt
noch? Eventuell ein paar Die Hard Fleetwood Mac Fans, oder wie so oft,
spezifische Musikliebhaber, die sich von jeher mit der Materie des
Bluesrock und des amerikanischen AOR beschäftigt haben. Eigentlich sagt
man, dass die Deutschen in der Beziehung sehr gut wären, aber dann doch wieder nicht. Und manchmal ist es
einfach wie verhext gerade was München uns sein äußerst schwieriges
Publikum betrifft. Ist an einem Tag die Hütte bis zum Bersten voll,
herrscht am nächsten Abend wieder gähnende Leere. Und das hat gar
nicht mal so viel mit Popularitätsstatus oder der Tatsache, dass am nächsten
Morgen ein neuer Arbeitstag beginnt, zu tun.

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In unserem Fall hier, hat
auch der Aufhänger - war mal bei Fleetwood Mac - nichts
geholfen. Und so haben sich in unsere Garage hier gerade mal 40
verlorene Schäflein verirrt, um sich Rick Vito 2011 rein zu ziehen.
Aber die wiederum sollten voll auf ihre Kosten kommen. Wie immer während
der Woche ist die Show-Time relativ früh angesetzt mit 20 Uhr, was auch
äußerst vernünftig ist für jeden arbeiteten Normalbürger.
Supportacts gibt’s, wie so oft, keinen, und Rick Vito legt mit seinen
beiden Mit-Musikern für 2x je
45 Minuten los, die lediglich durch eine kurze Pause unterbrochen sind,
in der er den Fans für einige Autogramme und Fotos zur Verfügung
steht. . Seine Performance wird fast ausschließlich vom Bluesrock
bestimmt, was ich eigentlich etwas schade finde, so hat er doch in
seinem Solo-Backkatalog einige wirklich fetzige Mainstream Rock Nummern,
die voll reinziehen.
Ihm zur Seite stehen
übrigens
Lenny
Castellanos mit dem er auch in der Mick Fleetwood Blues Band zusammen
spielt, und der auf Maui Hawaii lebt,
sowie Drummer Kyle Jones aus Memphis Tennessee, mit welchem er
erst seit kurzem zusammen spielt. Letzterer hat übrigens bereits den
Emmy Award erhalten für - Best Music Composer/Arranger.
Vito selbst begleitet sich während
des Sets auf 4 verschiedenen Gitarren, wobei drei Exemplare auf die
Slide-Technik zugeschnitten sind. Und doch klingt jedes Instrument
anders. Genauer kann ich’s nicht beschreiben, denn dazu bin ich
zuwenig Techniker.
Wie die Setliste zeigt schöpft
Vito aus allen Epochen seines Musiker Daseins, inklusive einiger
Fleetwood Mac Songs, wie z.B. der Opener ‚Looking For Somebody’
oder der Mick Fleetwood
Track ‚Red Hot Gal’, oder im zweiten Set, der Traffic Klassiker
‚Hole In My Shoe’ und das krönende Schlusslicht, die Peter Green
Komposition ‚Albatross’ als allerletztes Amen. -
Herauszuheben ist noch der Song ‚Rosie’ im ersten Set, der
nur mit Stimme und Percussion performt wird. Und zugegeben, es hat was.-

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Sagen wir so, das was uns
Mr. Rick Vito hier bietet, ist schönes Bluesrock Entertainment, das man
gemütlich beim oder anderen Bierchen an der Bar genießt, nichts für
jugendliche Rocker oder Party Animals, aber allemal ein nostalgischer Rückblick
auf: es war einmal..... –
ein Konzert das man genießt, das man als ganz passabel empfindet im
Nachinein, aber nichts, was sich auf Dauer ins Erinnerungsvermögen
eingräbt. Na ja, vielleicht gibt’s dann bald mal wieder die Mick
Fleetwood Bluesband live in unseren Breiten, denn viel Unterschied zur
Musikalität eines Rick Vito solo ist da nicht. – Und Fleetwood Mac,
die ja auch noch nach wie vor und immer wieder mal rumgeistern im
Musicbiz, das wird zumindest für Vito wohl ein abgeschlossenes Kapitel
bleiben. Time doesn’t stand still... außer in den letzten 2 x 90
Minuten. http://www.rickvito.com/
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