Live Review 624

Schalke 04 gegen Inter Mailand im Viertelfinale der Champions League.... jaaaaaaaaa  - und wenn jenes Spiel mittags in München gewesen wäre, dann hätte Micha unserer schönen Allianzarena mit Sicherheit einen Besuch abgestattet, auch wenn er den FC Bayern auf den Tod nicht leiden kann. Aber leider sollte dies so nicht sein, sondern das Spektakel vielmehr just an diesem Abend in Gelsenkirchen stattfinden. Also bleibt nur der Fernseher – backstage im Hospitality Bereich. –  und sogar da dürfte Micha das Match via Flatscreen so ziemlich zur Gänze entgangen sein, denn  eine Liveshow lässt sich so kurzfristig nun mal nicht verschieben. Und ich glaube, das will er auch gar nicht. Als stolzer Dauerkarten-Besitzer für Schalke dürfte auch so sein Bedarf an Fußball zur Genüge gestillt werden. – Und bevor ich’s vergesse, schließlich und endlich hat Schalke heute Abend Inter Mailand raus geschmissen – alle Achtung.

Aber gut vorher wissen wir das natürlich noch nicht und sind erst mal gespannt, inwieweit In Extremo mit ihrer neuen Tournee zum jüngsten Kapitel ‚Sterneisen’ Veränderungen in ihre Liveshow eingebaut haben, oder auch nicht. Micha ist sich nur in einer Hinsicht völlig sicher, und das ist der Umstand, dass er definitiv noch ein paar Jährchen dran hängt an seine Musiker Karriere auch wenn der flotte Fünfziger nicht mehr in allzu weiter Ferne ist. Und wenn ihm eines sicherlich nie und nimmer auf die Bühne käme, dann is’ es ein Teleprompter zur eventuellen Ankurbelung der grauen Zellen. „Davor lass’ ich’s lieber“, meint er im amüsanten Smalltalk vor der Show und bemerkt zudem, dass er nach der vergangenen Akustik-Tour am liebsten gar kein Rockkonzert mehr gegeben hätte, da er seine Liebe zum Chanson  entdeckt hätte. Auch ansonsten gibt man sich relaxt und gelassen. Thomas von Schandmaul ist mal kurz rüber gewackelt für einen Besuch, er ist ja schließlich hier zu Hause, und gute Freundschaften wollen  gepflegt werden. Sebastians Brille hingegen, mit einer Mindestdioptrie-Stärke von 10+  hat es mir persönlich besonders angetan. Dafür krieg’ ich später auch noch ein nettes Dankeschön (siehe ganz unten)

First of all gibt’s unsere Pseudo Iren von Fiddlers Green frisch auf dem Tablett serviert, die mit ihrer Vorspeise versuchen, die ca. 3.000 Mittelalter- und Dudelsack Verfechter aufzukochen.

In der Tat haben sich die Erlanger eine nette Choreographie ausgedacht, die nicht sooo alltäglich ist. Und so mancher echte Einwohner der grünen Insel könnte sich von deren Originalität eine Scheibe Irish Cheddar absäbeln. Das neue Album"Wall of Folk", der 1990 gegründeten Speed-Folk-Truppe kommt zwar erst im September angeeiert, aber die Chance In Extremo zu supporten, lässt sich nur ein Vollidiot entgehen. Und das sind Fiddlers Green weiß Gott nicht. Die Musik ist eine Mischung aus eigenen Kreationen, aber auch irischen Folklore Melodien in deren typischen Polka Rhythmus. Diese Mixtur wird unter der Leitung von Frontvogel Ralf ‚Albi’ Albers, der selbst aussieht, wie ein verschrobener Bilanz-Buchhalter per schwungvoll-irischer Tanzaerobic  präsentiert, wobei der Rock’n’Roll aber doch schließlich und endlich das letzte Wort behält.  Bei Stücken wie "Saloniki" und "Folks Not Dead" bleibt aber auch gar kein O-Bein mehr an seinem Platz heften, und Albis liebe Kollegen Stefan Klug am Akkordeon, Tobias Hendl an der Fidel sowie der Rest der sieben Zwerge sorgen für eine Partystimmung, wie sie nicht besser sein könnte, nicht zu vergessen, die fantasievolle Schlagzeug Kreation Marke Eigenbau – vermute ich zumindest.

Klar man muss der irischen Dudelei schon was abgewinnen können, aber ich glaube, hier in diesem morschen Gemäuer befindet sich ohnehin niemand, der das nicht tut. Fehlt nur noch ein gepflegtes Guinness vom Fass um das Ambiente zu vervollständigen. Aber der letzte Punkt auf dem Fiddel - i - muss notgedrungen einem bayerischen Gerstensaft, und das auch noch aus dem Plastikbecher, weichen.

Auch egal, scheeeennn war’s anyway, und die allgemeine Stimmung ist genau auf der Messlatte platziert, wie es sich In  Extremo für ihren darauffolgenden Feuerzauber nur wünschen können. Ein irischer Trinkspruch tuts zu guter Letzt:
"May we be in heaven half an hour before the devil knows we are dead.”
http://www.fiddlers.de/cms/



Ob Micha schon ahnt, dass Schalke heute Abend zu einem Triumphzug ansetzt, sei dahingestellt. Aber im Falle, dass nicht, ist dies ohnehin besser, denn wer weiß, ob wir ansonsten nicht zusätzlich noch einen Vortrag in Sachen rundes Leder und Elfmeter schießen bekommen hätten.

Das allerdings könnte wiederum nach hinten los gehen, denn hier drinnen sind mit aller Wahrscheinlichkeit auch so einige Bayern Fans zugegen (auch wenn’s Dir stinkt als Schalke Fan) – und das sind die Allerletzten, die den Blauen den Sieg – auch noch gegen Inter – vergönnen. Aber Gott sei Dank ist das kein Thema in just diesem Moment, und einige imposante Feuerpfeile, die vom hinteren Teil der Halle nach vorne geschossen kommen, eröffnen ein weiteres Live-Kapitel von In Extremo hier in München im Rahmen ihrer Sterneisen Tour. Satte neun Songs von der aktuellen Bibel werden uns hier unter den Riecher gerieben, lediglich unterbrochen von den üblichen Gassenhauern, wie ‚Erdbeermund’, ‚Vollmond’, ‚Horizont’ und ‚Spielmannsfluch’ – den Rest entnehmt bitte der Setliste. –

Optisch sind wir kaum gealtert seit dem letzten Einstand, klar doch – Rock’n’Roll hält bekanntlich jung und jugendlich. Lediglich die Haute Couture hat einen etwas puristischeren Touch bekommen, und Herr Rhein bevorzugt es anscheinend nunmehr nicht mehr oben ohne zu agieren. Das erledigen aber nach wie vor  unsere beiden Dudelsack-Pfeifen – Flex und Boris – um zumindest der holden Weiblichkeit was fürs Auge zu bieten. Dafür wiederum ist Michas Haarschnitt sicherlich nicht dem Hause Udo Waltz entsprungen, sondern ist eher dem Daunenpolster der letzten Nacht zuzuschreiben. Dr. Pymonte, wie immer der Schlankste in der Runde, bezirzt mit einem figurfördernden Ringelshirt und Lutterli verzieht keine Miene nach dem Motto: mein Name ist Bo... äh .... Lutter, - Kay Lutter! Immer noch – Neuzugang Specki überzeugt ebenfalls im Seemannslook, und mein absoluter Favorit Sebastian sollte sich wirklich mal überlegen, ob er nicht on Stage doch die sexy Augengläser aufbehalten sollte um seinen treuherzigen Dackelblick zu unterstreichen.. Aber gut, das passt wahrscheinlich wieder nicht zum Mittelalter Jargon. (Anm: warum hab ich Dödel backstage bloß kein Foto gemacht. Ich ärger mich heute noch grünviolett). Soviel zum allgemeinen Look unserer Mittelalter Rockband Nr. 1, der u.a. auch für die fotografische Linse äußerst ansprechend ist.-

Die Beschreibung jener physischen Visualität  ist durchaus berechtigt, denn wie schon oft gepredigt: das Auge isst bekanntlich mit, auch wenn die Musik, wie immer, ausschlaggebend ist. Und dieser Schmaus enthält mindestens 10.000 Kalorien.

Auch  der Pyro-Magic hat’s insich. Und bedanken können wir uns letztendlich bei den Münchner Autoritäten, die da anscheinend ein Auge zugedrückt haben. Denn normal ist mit denen in dieser Hinsicht gar nicht gut Kirschen essen. (Anm. und Micha lass die Finger lieber davon beim Aufbau. Das könnt’ sonst irgendwann etwas brenzlig werden).


"hmmmmm... wie's wohl bei Schalke grad steht??"

Zwei ganze Stunden werden wir verzaubert von In Extremos mittelalterlicher Rock’n’Roll Nostalgie und geben den Fans in den ersten Reihen sogar ihr letztes Hemd... no sorry.... ihre letzte Wasserflasche, und Micha meint nur lapidar: ‚super, jetzt haben wir hier oben nix mehr zu saufen’.- Nun ich denke nicht, dass die Münchner Helferlein unsere Sterneisen-Träger verdursten haben lassen.

Abgeschlossen wird das opulent-akustische Feuerwerk durch einen buchstäblich wahren Goldregen Und zu diesem Zeitpunkt steht auch schon das Wunder von Gelsenkirchen fest, dass das heißt: 2 : 1 für Schalke. Ob Micha das noch ausführlich gefeiert hat zu einem späteren Zeitpunkt, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber eines ist sicher, beim nächsten Rendvouz kriegt er ein Bayern T-Shirt von mir, allerdings mit der Ansage – erst öffnen, wenn ich mich in Sicherheit gebracht habe. Das war’s denn auch wieder mit In Extremo live in München 2011. Und für alle die’s versäumt haben, gibt’s auf diversen Open Air Festivals im Sommer noch jede Menge Gelegenheiten dies nachzuholen. Lang lebe der Fußball, In Extremo und vor allem gesund bleiben... und dann sehen wir uns auch wieder – irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft.
Nur eines noch zu guter Letzt, und das habe ich auch schon des öfteren gepredigt. Mit diesem lieblichen Instrument, das sich da Dudelsack nennt, werde ich wohl in diesem Leben keine Freundschaft mehr schließen. Abgesehen davon auch diesmal 1 : 0 für 
In Extremo. 
http://www.inextremo.de/ 


Das netteste Grinsen des Abends - samt Posing für die Kamera  - merci!



Für die kleine Plauderei pre Show bitte aufs Foto klicken
(Länge ca. 20 Min. beginnt mit 30sek.Musik-Intro
Streaming Audiofile f. WMP)