ich sags lieber gleich, das hier wird keine zu ausführliche Review, denn so oft wie ich Uriah Heep und Nazareth in der Vergangenheit schon live on stage gesehen habe, fällt mir dazu auch nicht mehr viel ein. Zumal es im Prinzip jedes Mal so gut wie gleich als beim letzten Mal war und ist.
Schmunzeln muss ich trotzdem einmal mehr über den, nach wie vor enormen Zuspruch, den gerade Uriah Heep auch nach 40 Jahren in Germany immer noch erfahren. Da kann kommen und sein was will, wenn Heapy, wie Bandchef Mick Box seine Truppe liebevoll zu nennen pflegt, aufkreuzt, dann steht die Bude Kopf, bzw. ist knüppelvoll. Und dieses Publikum besteht zum größten Teil aus einem fröhlichen Rock’n’Roll Rentner Verein, für den ein solches Event, fast schon das Ereignis des Jahres darstellt. Dank des Vorab-Garantiescheins, dass es ohnehin gut wird, zehrt der rüstige 50er Plus noch wochen – wenn nicht sogar monatelang von den wilden Rockern in spe – eben Uriah Heep. – Und die Band weiß das nur zu genau. Denn daheim in England ist der Kuchen schon lange aufschnabuliert und das Interesse an Easy Livin’ verloren gegangen. Nicht so hier bei uns, wo Heapy immer noch das Non plus Ultra des Rock’n’Rolls darstellen. – Nazareth hingegen kenne wir auch alle – eh klar, - denn auch jene besitzen ein gewisses Potential an Kultstatus. Und das, obwohl viele Leute immer noch nicht wissen, dass einer ihrer größten Hits ‚Love Hurts’ im Original gar nicht von ihnen, sondern von einem Herrn namens Boudleaux Bryant im Jahr 1960 komponiert wurde und erstmals von den Everly Brothers eingespielt wurde. Übrigens auch Jim Capaldi (Traffic) hat sich dieser Nummer 1975, im selben Jahr wie Nazareth, angenommen.
Soviel zur generellen, musikalischen Allgemeinbildung.
Nun, im Augenblick befinden sich also Uriah Heep, genauso wie Nazareth auf einer Europa Tour. Und immer mal wieder zwischendurch ergibt sich hierbei ein Termin, wo man gemeinsame Sache macht, so wie eben heute Abend hier in München. Wobei da wiederum Heapy eindeutig im Vorteil bzw. in der berühmten Pole-Position liegen. Cafferty & Co feuern den Startschuss ab und geben sich 75 Minuten die Ehre, während Micky Boy und Weggefährten anschließend 90 Minuten lang die Muffathalle aus den Grundangeln heben.


für die Garderoben Verpflegung ist wie immer gesorgt

Nun hübsch der Reihe nach also, und nachdem Nazareth, übrigens diesmal ohne schottischen Hochmoor Nebel (bzw. tonnenweise Trockeneis-Dampf) in Erscheinung getreten sind, frage ich mich alsbald mal, ob die Brüder heute entweder einen Bad Hair Day haben, wie man so schön sagt, oder langsam aber sicher jetzt doch ihre DNA am verrosten ist.

Ich lass’ das mal vorsichtig dahin gestellt. Die akustischen Verhältnisse sind zwar astrein, aber jene scheinen in einer Zeitlupen Klangwolke hängen geblieben zu sein. Sorry Leute, aber irgendwie ist da der Cheyennepfeffer raus. Nichts gegen die Qualitäten eines Jimmy Murrison an den 6 Saiten und der Tatsache, dass bei dieser Truppe immerhin noch zwei Orignale mit von der Partie sind, nämlich Dan Cafferty (Voc) und Bassist Pete Agnew. Letzteres ist ja nicht so selbstverständlich bei dieser Alterskategorie, - aber all das ist keine Entschuldigung für so eine Schlafpille wie diese hier. Sorry Jungs, aber das Intermezzo hier in München erinnert mich eher an ein Seniorenkränzchen beim golfen in slow motion, aber nicht so sehr an eine energiegeladene Rockshow Gut, man muss dazu sagen, dass etliche Stücke auf dem neuen Longplayer Big Dogz  eher der ruhig-getragenen Art sind.. Hiervon bekommen wir ca fünf Kostproben geboten.


Der Rest vom Schützenfest sind selbstredend die größten Gassenhauer die die Band im Laufe ihrer, ebenfalls ca. 4 Dekaden Lebenszeit fabriziert hat. Das beginnt bei ‚Dream On’ über ’This Flight Tonight’, ‚Son Of A Bitch bis hin zum unvermeidlichen und bereits erwähnten ‚Love Hurts’.-
Die Zugabe wird dann u.a. noch mit „Razamanaz“ bestritten. (Anm: leider war keine Setliste erhältlich)

Egal, denn im Großen und Ganzen hamma hiermit die ganzen Highlights aufgezählt, wenn man sie heute Abend überhaupt als solche bezeichnen kann. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass selbst die Band erleichtert ist, als die 75 Minuten um sind. Also zusammengefasst und very last word: ich für meinen Teil habe Nazareth schon wesentlich lebhafter da oben auf der Empore erlebt. Und um mich zu wiederholen: entweder wird’s langsam Zeit, sich doch eine Gehhilfe zuzulegen oder die Schotten sind heute lediglich mit dem linken Holzbein zuerst aufgestanden.
http://www.nazarethdirect.co.uk/nazareth/


Heapy lassen sich nicht lange betteln anschließend.

Und ums kurz und schmerzlos zu formulieren, der erste Gang von Nazareth wird in Sekundenschnelle in ein Turbo-Getriebe hochgekurbelt, und das, obwohl der Großteil von Uriah Heep, in etwa, dem selben Jahrgang wie dem der Vorgänger entsprechen. Tja, und damit hamma den Beweis, dass Alter keineswegs ein Fitness Hemmer sein muss. Und seien wir mal ehrlich, unsere deutsche Haus- und Hof Kapelle war von je her ein Garant für energiegeladene Unterhaltung. Micky Boy fängt immer noch Fliegen beim 6 Saiten Gewitter, in dem Fall das, tatsächlich einzig-übriggebliebene Orginal (Anm.: zumindest in der Hinsicht haben Nazareth einen Vorsprung). Und Trevor Bolders haariger Vorhang versteckt den verschmitzten Ausdruck im Klein-Adlerauge, beim malträtieren seines Basses. Aber der Motor wird vor allem von Sänger Bernie Shaw gespeist, der hier über die Bühne wirbelt, dass er gut und gern mit Steven Tyler von Aerosmith mithalten könnte. Warum auch nicht, altersmäßig dürfte nicht allzu viel Unterschied sein. – Auch Neuzugang Russel Gilbrook, der 2007 für Lee Kerslake in die Band gekommen war, macht sich ausnehmend gut, und im Grunde kann man nach 4 Jahren eigentlich gar nicht mehr von ‚neu’ sprechen. Andererseits bei einer Gruppe, die seit 1969 im Rock’n’Roll Zirkus mitmischt, sind 4 x 12 Monate eigentlich gar nichts.

Gut – back to the Action, - und es gibt in der Tat denn doch ein kleines Manko, dass ich bei den Kings of the Road zu bekritteln habe. Und das ist die Akustik, die im Gegensatz zu Nazareth vorher, ein wenig zu wünschen übrig lässt, vor allem was Bernies Schmetterarien angeht. Weiß der Geier, was sich der Tontechniker hierbei gedacht hat. Gott sei Dank ist dieser Umstand nicht nonstop der Fall, sondern nur zeitweise bedingt. -

Heapy haben ebenfalls ein neues Prachtstück im Reisegepäck mit dabei, das sich ‚Into The Wild’ nennt. Und auch hier bekommen wir einige Kostproben kredenzt. Der neue Longplayer ist übrigens durchaus hörenswert, aber wie immer bei neuen Dingen, erst mal gewöhnungsbedürftig. Abgerockt wird hauptsächlich und zum 125 dreiviertelsten Mal zu ‚Gypsy’, ‚Look At Yourself’ und dem unverwüstlichen ‚Lady In Black’.

Und bei der zusätzlichen Gebetsstrophe werden Fans zu ‚Free & Easy’ auf den Altar gebeten, um zum ersten Heavy Metal Song aller Zeiten (Zitat: Mick Box) ihrerseits mit einer exklusiven Headbanger Performance das Ambiente zu verfeinern. 

Da tobt der Tanzbär und brodelt der Eintopf. Und nach dem Motto: kein Heep Konzert ohne ‚Easy Livin’ heißt’s wieder mal: scheeenn war’s, guat war’s und bis zum nächsten Mal und übernächsten Mal und bis.... zum open End.....
http://www.uriah-heep.com


Was Ober-Heapy Mick Box wieder einmal zu 
erzählen hatte, könnt Ihr anhören, wenn Ihr aufs
 Foto unten klickt.
(Streaming Audiofile im WMP - ohne Download Zeit -
Länge ca. 15 Min. - Beginnt mit kurzem musik.Intro.)