Live Review 631

Wer???? Nun spätestens jetzt ist diese Band jedem Besucher, eines der momentan, stattfindenden  Johnny Winter Konzerte, ein Begriff. Denn unsere Musiker, um die es in dieser Review geht,  supporten gegenwärtig die Bluesrock Ikone auf dessen Terminen, na ja zumindest bei den meisten. – Und zwischendurch bleibt dann noch etwas Zeit für das eine oder andere Club - Rendevouz. Nun, für alle, die bislang weder wissen wer Hundred Seventy Split ist, noch eines dieser Johnny Winter Konzerte besucht hat (Schmarrn, dann wüssten sie’s ja) sei hierbei schnell erklärt: das ist niemand anderer als Bassist
Leo Lyons  und Sänger/Git.
Joe Gooch von Ten Years After. Der Eine, ein Woodstock Veteran, der Andere for etlichen Jahren für Alvin Lee in die Kultband gekommen. Wobei ja viele Leute behaupten, Joe wäre noch um Längen besser als es Mr.Lee je war. Ihm fehle dank seiner Jugend lediglich der berühmte Kultstatus wegen seiner Woodstock Abstinenz. Das wiederum wäre aber ohnehin nicht möglich gewesen, denn Little Joe flog zu jenem Zeitpunkt noch mit den Störchen, als das bekannteste Festival aller Zeiten über die Bühne ging. – Aber gut, das hatten wir schon mal in einer längst vergangenen TYA Kritik.
De ja vu gut und schön. Jetzt sind wir hier und heute im allseits beliebten Village Club in Habach bei Garmisch. Und die üblichen Verdächtigen bzw. (ohnehin -) Stammgäste haben sich einmal mehr vom heimischen Sofa in ihr zweites Wohnzimmer geschwungen, um Altbewährtes in neuem Gewand zu bewundern. Naja, zumindest zum größten Teil, denn ein Drittel davon, nämlich Schlagzeuger
Damon Sawyer  kennen wir bis dato noch nicht. Nichts gegen den guten Mann jetzt, aber das ist in dem Fall jetzt eher zu vernachlässigen. Denn in sämtlichen Infos und Promo-Berichten, sowie im CD Cover sind lediglich Cooch und Lyons ausgewiesen. Andererseits ohne die Rhythmus Maschinerie geht’s halt auch nicht.



Anyway, und wer jetzt gedacht hat, er kriegt hier einen leicht verqueren TYA Abklatsch serviert, der sieht sich bald mal ziemlich getäuscht, denn in den 2 x 50 Minuten wird nicht ein einziger karierter Zwischenton der Woodstock Legende ausgepackt, sondern es findet tatsächlich und ausschließlich Musik vom Hundred Seventy Split Debütalbum ‚The World Won’t Stop’ statt. Stilistisch gibt es natürlich keine gravierenden Unterschiede zum Mutterschiff. Auch hier handelt es sich um astreinen, meist treibenden Bluesrock, der sich vor allem in Tracks wie ‚The Smoke’, dem Titeltrack und ‚Poison’ auswirkt. 

Klassisch wird’s hingegen dann bei ‚Going Home’ – das absolut nichts mit dem gleichnamigen TYA Track zu tun hat. Und die Hymne ‚Wish You Were At Woodstock’ birgt sehr viel Nostalgie und eventuell dann doch noch eine entfernte Relation zur Kultband. Ich finde auch, bei Hundred Seventy Split kann Joe Gooch endlich auch seine eigene, individuelle Kreativität entfalten, was weniger mit seinen Gitarrenkünsten zu tun hat, die er ohnehin seit Jahren bei TYA unter Beweis stellt. Sehr angenehm wird auch die Tatsache empfunden, dass es dem Trio absolut nichts auszumachen scheint, hier vor nur 50 Seelen zu spielen, wo sie doch sonst auf dieser Tournee meist vor – bis zu 1.000 Fans agieren dank Meistro Winter, - wie schon eingangs erwähnt.

Vielleicht macht das aber auch der Umstand, dass man sich hier in der guten Stube eben gegenseitig zum größten Teil aus der Vergangenheit schon kennt. Das gibt dem Ganzen einen, fast schon familiären Charakter. Und im Gegensatz zu etlichen anderen Künstlern dieses Genres, entpuppt sich der Einstand von Hundred Seventy Split keinesfalls als Endlos-Bandwurm, sondern als eine kurzweilige Bluesrock Party, die hier mit viel Herzblut absolviert wird. Sogar die Zigarettenpause zwischendrin dauert keine 45 sondern nur knappe 20 Minuten. Und ich denke, dass auch in dieser Zeit locker bei Bedarf, der Glimstengel fertig qualmt -und das nächste Bier bestellt ist. –


Auf alle Fälle könnt’ ich mir gut vorstellen, wenn Joe und Leo mit ihrem Seitenprojekt noch ein wenig mehr über die Stränge schlagen, und sich mit der Zeit durch’s supporten eines Johnny Winter oder ähnlichem ein breiteres Renomee’ erarbeitet haben, dann macht es auch wieder Spaß zum 150.000sten Mal mit Ten Years After - ‚Hey Little Schoolgirl’ anzustimmen. Wie sagt man so schön: es kommt immer auf den richtigen Ausgleich drauf an. – Ich mein’ damit: wenn wir uns 25x im Jahr Johnny Winter anschauen würden, dann hätten wir auch gut und gerne Bock mal zur Abwechslung wieder AC/DC oder weiß der Geier was zu sehen/hören,.... um dann einmal mehr wieder zu den alten Woodstock Helden zurück zu kehren. Denn so eine Liebe gibt man denn doch nie auf, oder doch irgendwann.... ?
Tja, das wird wohl erst die Zeit zeigen, also warten wir’s ab....
http://www.hundredseventysplit.com/ 

Im Diary gibts einige Aftershow Schnappschüsse