Live Review 640

Okay, ums vorne weg zu nehmen... Elton John, pardon .... Sir Elton John – so viel Zeit muss sein – gehört noch zu den Künstlern, die nach wie vor weltweit die Bude ausverkaufen, und zwar wirklich überall… Naja, vielleicht nicht unbedingt in Papua Neuguinea oder auf den Cook Inseln. Aber ich denke, Ihr wisst, was ich meine. – Elton John ist Music History, ist eine lebende Legende und ist einfach nicht mehr weg zu denken.... Wenngleich er heutzutage vor allem Freunde schnulziger Balladen erfreuen dürfte. Aber egal, Fakt ist, der inzwischen 63jährige Reginald Kenneth Dwight alias Elton John, und frischgebackener Vater eines Adoptivsohnes, gilt nach wie vor als einer der ganz Großen. Neben der Musik, gilt seine Leidenschaft noch dem Fußball und auch wohltätigen Zwecken und das betrifft nicht nur die Elton John Aids Foundation. Als guter Freund des englischen Königshauses darf er sich seit 1998 auch noch Sir nennen.  Und 2002 wurde ihm von der Royal Academy of Music in London der Ehrendoktor Titel verliehen.Die restlichen Fakten erspare ich mir an dieser Stelle. Denn im Grunde genommen kennt doch ohnehin fast jedermann die Lifestory von Sir Elton und vor allem seine größten Hits.

Unsere Münchner Olympiahalle ist wieder mal ausverkauft (alles andere wäre auch undenkbar gewesen).

Und vom Opa bis zum Urenkel ist auch hier wieder mal alles vertreten. Die Arena ist in diesem Fall bestuhlt, was so viel bedeutet, dass nicht ganz so viele Leute in unserer Oly-Halle Platz finden, wie bei einem üblichen Rockkonzert. Ich würde die Anzahl mal auf grob 8.000 schätzen.

Elton John ist ein Early Bird. Sprich er steht, bzw. sitzt um Punkt halb Acht Uhr an seinem Platz hinterm Piano. Nein, nicht weil er etwa zu alt ist und früh ins Bett muss. Der Grund ist vielmehr, dass er nach jeder Show, egal wo auch immer diese stattfindet, per Privatjet wieder zurück nach England düst, weil er nur in seinem eigenen Bett schlafen kann, wie er selbst betont. Und unser Münchner Flughafen macht nun mal um 23 Uhr die Pforten dicht. Da wird auch für Sir Elton keine Ausnahme gemacht. Also gilt, der frühe Vogel fängt den Wurm um spätestens um 22 Uhr die Zugabe zu beschließen.

Außerdem benötigt ein Elton John keine Supportband, wozu auch?! Hat er nicht notwendig.... So auf geht’s zum schichteln.... und der Meister betritt die Szenerie pünktlich wie die Feuerwehr und setzt sich an sein Piano. Dort bleibt er auch für die nächsten 2 ½ Stunden wie festgewurzelt kleben. Nur die obligatorischen Verbeugungen lassen ihn seinen Platz, wenngleich auch nur kurz, verlassen.
Nun, was soll man groß sagen.... Die jetzige Tour ist bei weitem nicht so pompös wie die vorhergegangene... Ihr wisst schon, die mit dem roten Piano.... Und einigen Leuten, die damals auch dabei waren, fällt das natürlich standepede auf. Heute beherrscht Purismus die Bühne – Elton, seine Band und ein paar Lichtspielereien im Hintergrund, sowie zwei Großleinwände zu beiden Bühnenseiten – that’s it.

Apropo Band... die ist nämlich mitnichten zu vernachlässigen, allen voran Nigel Olsson am Schlagzeug, der seit Mitte der Siebziger Jahr den Job bei Elton inne hat, aber auch eine beachtliche Solokarriere verfolgt. Des weiteren erwähnenswert ist Bassist Bob Birch, der jetzt auch schon seit 20 Jahren mit im Boot sitzt. Und dann ist das noch Gitarrist Davey Johnstone, der Elton seit dessen Karriere Beginn die Treue hält und ebenfalls schon so einige Soloscheibchen auf den Markt geworfen hat. Ferner gibt’s noch Percussionist John Mahon und Keyboardist Kim Bullard, sowie drei hübsche Background Sängerinnen und zwei Chellisten.

Elton John gibt sich mondän im Blumen-besticktem Frack, dessen Konfektionsgröße sich seit dem letzten Mal mit Sicherheit um 2 bis 3 Größen erweitert hat. Aber egal, wir sind ja schließlich hier um Musik zu machen und nicht für eine Modenschau.
Und was bekommen wir hier? Balladen, Balladen und noch mal Balladen! (siehe Setliste – deren Song-Reihenfolge allerdings von Elton leicht abgeändert wird im Verlaufe der Show) Leider fehlen so Stücke wie ‚I’m Still Standing’ oder ‚I Don’t Wanna Go On With You Like That’. Dafür bekommen wir sämtliche Schnulzen, die in Eltons Repertoire enthalten sind, präsentiert. Aber die wiederum besitzen wirklich Klasse und werden auch exzellent rüber transferiert.


(c)



(c) (eine der wenigen schnelleren Nummern - klingt leider etwas dumpf hier)

Sagen wir mal so... für meinen Geschmack hätte Elton den Cocktail ruhig etwas mehr durchschütteln können, damit nicht zu viele Balladen hintereinander abgedudelt werden. Denn so, auch wenn die Darbietung allererste Sahne ist,  kommt denn doch irgendwann etwas Monotonie auf, oder besser formuliert, - Langeweile. Ein paar Spritzer Chilli hätten nicht geschadet zwischendurch. Aber gut, Elton hat auch seine anwesenden Fans wieder mal vollkommen zufrieden gestellt inklusive Überlänge und dem legendären Crocodile Rock. Das ist nicht zu übersehen.


Vor allem wenn diese zum Schluss hin an den Bühnenrand stürmen vor lauter Begeisterung. Und trotz straffem Zeitplan lässt sich Sir Elton dann noch herab um geduldigst von da oben so manches Autogramm zu schreiben.
Dann ist er auch schon, entschwunden in der Nacht, um ja noch rechtzeitig zum Take Off  am Münchner Flughafen zu kommen. Und Ihr wisst ja, der Weg dorthin ist weit... sehr weit sogar .....
http://web.eltonjohn.com/