Okay, man könnte sich nun locker fragen, warum denn schon wieder? Beide Bands waren doch erst Ende vergangenen Jahres in München, bzw. Bayern zu Gast. Aber die Begründung, dass das alljährliche Sommer-Tollwood Festival eine Ausnahme bildet, ist dann auch die logische Erklärung. Wie schon oft erzählt, treten bei dieser, 3 Wochen, andauernden Veranstaltung, jeden Abend andere Künstler bzw. Bands im Musik Arena – Zelt auf. Beginn ist meist schon um 19 Uhr, spätestens um 19.30 Uhr, denn um Schlag 10 ist Zapfenstreich, so die Ansage der Münchner Stadtväter. – Es sind aber nicht nur die ungewöhnlichen Show Zeiten und das Zelt, sondern das ganze Ambiente drum herum, dass einem Konzert im Rahmen des Tollwoods die besondere Note in positivem aber ab und zu auch im negativen Sinn erteilt.
Nun, für mich persönlich beginnt das Tollwood 2011 mit diesem Konzert von Blind Guardian und Helloween, wo ich, wie meistens in fotografischer Hinsicht für ein Magazin tätig bin.
Der Umstand, dass sich in der Musik Arena lediglich ca. 1.500 Fans befinden, lässt sich auf mehrere Arten erklären. Zum einen haben etliche Rockfans unter uns, beide Acts ebenfalls erst vor einem halben Jahr live on Stage gesehen und ersparen sich die teuren Ticketpreise hiermit ein zweites Mal. Zum anderen könnte auch die angehende Urlaubszeit und das schöne Wetter eine Rolle spielen. All das sei dahin gestellt. Die Fakten sprechen für sich – Punkt um.

Ich denke aber mal, dass 19 Uhr auch für Helloween eine außergewöhnlicher Starttermin ist. 

Und wenngleich das Ganze mehr oder weniger als Doppel-Headliner-Show annonciert ist, so kristallisiert sich dennoch ziemlich klar heraus, dass die eben Genannten im Grunde genommen die Rolle des Special Guest  inne haben. Und das wiederum rührt nicht nur von der Pole Position her, sondern auch anhand der etwas kürzeren Spielzeit. – Ein weiterer Missstand ist der absolut katastrophale Soundbrei zu Beginn von Helloweens Intermezzo und das noch schlechtere Licht. Ich meine, wir alle wissen, dass, besonders was die Akustik betrifft, das Tollwood Zelt nicht unbedingt das Non Plus Ultra ist, aber das, was der Tontechniker von Helloween hier zusammen zaubert ist schlicht und ergreifend jenseits von heilig und unmoralisch zu bezeichnen. Während des holprigen Auftakts mittels ‚Are U Metal’ und den folgenden Hymnen ‚Eagle Fly Free’ und ‚March Of Time’ ist vor allem vom Gesang kaum etwas zu erahnen, geschweige denn zu hören. Im Verlaufe des Sets wird’s dann, wenngleich auch nur unwesentlich, etwas besser. Stoische Helloween Fans lässt dies zwar so ziemlich lauwarm, aber wie man allgemein weiß, lässt der wahre Anhänger kaum mal Kritik über seine Faves zu. In das, auf 70 Minuten verkürzte Set haben Weikath, Großkopf und Co. ein Medley ausgetüftelt, das sich aus den Songs ‚Keeper Of The Seven Keys’ - ‚The King For A 1000 Years’ – und  ‚Halloween’ zusammensetzt. Ausgespielt hätten alle drei Stücke eine Gesamtlänge von 48 Minuten, so aber sind die wichtigsten Passagen in nur 7  x 60 Sekunden zusammengefasst. So etwas nennt man eine Tugend aus der Not machen. Denn einerseits will man nicht auf die drei Gassenhauer verzichten, andererseits verhindert die verkürzte Showtime das extensiver Ausspielen jener. 

Anyway und abgesehen davon hat sich im Prinzip nichts verändert am coolen Mafiosi Blick und der betont lässigen – rutsch mir den Buckel runter – Attitude, unterstrichen durch den Helloween-typischen Speedy Gonzales Riff Beat.  Zum guten Ende des Vorgebets spucken unsere Boys noch die üblichen drei heiligen Sakramente aus der hauseigenen Wundertüte, nach dem Schema: Assen trumpfen immer. Und so sei es denn auch mittels ‚Future World’ und ‚I Want Out’ und der immer wiederkehrenden Zugabe ‚Dr.Stein’. Und so wird aus der anfänglichen Misere doch noch glücklich und endlich ein Royal Flash.

Viel gibt’s hier nicht hinzuzufügen, außer, dass Helloween endlich mal wieder auch den Weg nach München gefunden haben, (Anm. hat ja schon Seltenheitswert inzwischen) auch wenn es ‚nur’ am Tollwood und in verkürzter Form, samt bescheidener Soundkonditionen stattgefunden hat. Aber was soll’s  - auch das ist Rock’n’Roll.
http://www.helloween.org/



Blind Guardian müssen sich jetzt zum einen dranhalten, damit sie ihren Stiefel bis Schlag 22 Uhr unter die Mütze fegen. 

Denn die Stadtväter kennen kein Erbarmen, und ich habe sogar schon einmal in der Vergangenheit erlebt, dass einem Künstler gnadenlos der Zapfhahn abgedreht wurde, weil er noch gedachte weiterzuspielen. Is’ leider nicht Freunde schöner Künste, deshalb halten wir uns dran, damit wir auch hier noch so viel wie möglich von der Sahnetorte schnabulieren können.
Und gleich zu Beginn wird klar: es geht ja doch mit dem glasklaren, astreinen Sound hier drinnen. Blind Guardian liefern gerade den unüberhörbaren Beweis. Die Truppe aus Krefeld, allen voran Hansi Kürsch ist bekannt für visuelles Understatement, und im Gegensatz dazu für ihre großartige  Klangwolken Konstruktion. Hier sitzt einfach alles, und alles passt hundertprozentig zusammen, ohne dass es jetzt aber steril oder wie man so schön zu sagen pflegt, unpersönlich klingen würde. Im Gegenteil, ich denke, dass u.a. auch Hansis freundliches – Boy von Nebenan – Image (Anm. besonders jetzt mit dem flotten Kurzhaarschnitt) und die Publikumsnähe dafür verantwortlich zeichnen, dass der Band die Herzen der Zuschauer in nahezu Lichtgeschwindigkeit zuflattern. 
Zudem duftet der musikalische Blumenstrauß altbewährt, aber dafür umso intensiver. Und das antike Sprichwort – altbewährtes kommt immer gut an – trifft einmal mehr ins Schwarze der Zielscheibe. Natürlich haben auch Blind Guardian ihre Pralinen an letzter Stelle geparkt, so wie der Nachtisch der den Magen schließt (siehe Setliste) . ‚Mirror Mirror’ wird gerade noch eben rein gequetscht in die streng regulierte Stage Time. 

Dann ist auch schon Feierabend und Zeit für die Heia. Aber gerade  bei Blind Guardian, die mitunter zwei bis zweieinhalb Stunden da oben ausharren, ist so ein, eben Mal 90 Minuten Set, eine eher kurze Angelegenheit. Aber da helfen keine Pfiffe und keine Zugabe Rufe mehr, denn der Stundenzeiger hat die 22 Uhr Marke ohnehin bereits überschritten.
Letztendliches Resümee’ ist klar und eindeutig, nämlich dass Blind Guardian die tatsächlichen Gewinner dieses Abends sind, und das nicht nur allein auf Grund der äußeren Umstände, auch wenn diese hierbei eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Wohl denn, und that’s it for now....Das Amen im Petersdom auf dem Tollwood entspricht auf alle Fälle der Tatsache, dass allgemein der Bedarf an deutschem Heavy Metal last but not least denn doch ausreichend gedeckt worden ist..... na ja, zumindest bis zum nächsten Rendevouz in unseren Breiten hier....

http://www.blind-guardian.com/

Aftershow-Schnappschüsse im Diary 

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