Oh, ich weiß nicht so recht, haben sich gar einige unter uns gedacht bei dieser Kombination von Bands hier. Denn stilistisch haben die beiden Vertreter verschiedener Rock’n’Roll Varianten nicht wirklich viel gemeinsam. Andererseits – warum nicht, es ist doch alles nur Rockmusik. Und zudem ist es das einzige Konzert in Ganz – Deutschland hier im Münchner Zenith, das da mit dem Slogan wirbt: absolut ausverkauft. Und das wiederum bedeutet in Zahlen 6.800 Fans aus allen Himmelsrichtungen, die da angereist gekommen sind, um ihre Götter wieder und noch ein letztes Mal live zu sehen.
Aber der Abend sollte nicht ganz problemlos verlaufen, wie sich gleich zu Beginn mit der ersten Misere heraus kristallisiert. – Denn man hat den Startschuss von und mit Whitesnake auf sagenhaft frühe 19.15 Uhr gelegt. Vor der Halle steht noch mindestens ein Drittel aller Besucher in der Schlange und versucht so rasch wie möglich innerhalb dieser vier Wände zum zweiten Drittel zu gelangen, das dank frühzeitiger Präsenz schon die besten Plätze für sich in Anspruch genommen hat. Das letzte Drittel sitzt noch im Auto inklusive meiner selbst und kämpft sich durch den Parkplatz-Stau.
Aber es geht halt hier um zwei namhafte Bands, bei der keine in eine Supportrolle gedrängt werden will.

Sprich, auch wenn Mr.Coverdale und seine Whitesnake 2011 die Vorhut machen, so verlangt dies nach einer vollen Spielzeit, die letztendlich dann aber auf 105 Minuten gedrosselt wird.

Und jetzt sind wir mal gespannt, denn wir alle können uns nur zu gut erinnern an die letzte Tournee, zusammen mit Alice Cooper und dem fatalen Auftritt in der Münchner Olympiahalle, wo augenscheinlich teils mit Playback gearbeitet wurde und das auch noch reichlich daneben. Aber wie sagt man so schön: jeder hat eine zweite Chance, also schauen wir mal, was Herr Coverdale, inzwischen flotte 60 Jahre jung, seinen beiden Enkeln und allen anderen Fans heute Abend hier im Zenith bietet. Im Band Line Up hat sich auch wieder einiges verändert. Aber das ist bekanntlich bei Whitesnake egal, denn Whitesnake ist David Coverdale, und Coverdale ist Whitesnake. It’s as easy as that…. Neu am Bass ist Michael Devin, der statt Uriah Duffy rein gekommen ist. Am Keyboard ersetzt Brian Ruedy seit diesem Jahr Timothy Dury, und am Schlagzeug sitzt jetzt Brian Tichy statt Chris Frazier. Der Rest ist gleich geblieben, an den 6 Saiten Reb Beach und Doug Aldrich und natürlich der große Meister himself.  Und der ist auch dieses Mal das Hauptproblem nach dem Motto: wie zerstöre ich am besten meine eigene Legende. – Kinder, ich habe diese Band immer geliebt, vor allem die älteren Sachen, und ich sage das jetzt folgende wirklich nur sehr ungern.......

Aber das was David Coverdale da oral-akustisch von sich gibt ist schlicht und ergreifend absolut katastrophal. Wo ist die einstmals so rauchig-sexy Stimme geblieben. Das hier klingt eher nach der Kreuzung aus einer verrosteten Heulboje mit einer, an Keuchhusten leidenden Spätherbst-Krähe, - und das ist noch gelinde ausgedrückt. Einziger schwacher Trost ist, dass dieses Disaster unmöglich Playback sein kann. – Zum Glück hat der Meistro einige sehr talentierte Musiker zu seiner Seite, die ihm immer wieder aus so mancher Schwulität heraus helfen, na ja, so gut das überhaupt möglich ist.

Bei der Song Auswahl wird einmal mehr schnell klar, dass nichts was älter als 1980 ist, berücksichtigt wird. Schade auch, dass einige der wirklichen Brillanten von Whitesnake keinen Platz auf der Setliste gefunden haben, wie z.B. 'Don't Break My Heart Again' oder 'Hot Stuff'- Aber da spielen mit Sicherheit auch einige rechtliche Dinge mit. Das lass ich jetzt  mal dahin gestellt. – Und seien wir mal ehrlich, den größten Wurf feierte Coverdale schließlich mit ‚Here I Go Again’. Zumindest ist mein All Time Fave ‚Gimme All Your Love Tonight’ mit dabei (danke an John Sykes anno 1987)
Abgesehen davon wird zwar höflich, aber doch verhalten applaudiert. Viele Whitesnake Fans sind enttäuscht, wenngleich nicht sogar erschüttert, und dem Rest ist das sowieso egal, denn der wartet ohnehin nur auf Judas Priest.
Den Gipfel schießt dann auch der allerletzte Song in Whitesnakes Set ab – ‚Still Of The Night’. Ich sag’ dazu jetzt nichts mehr und empfehle Euch nur noch den, hier vorhandenen Clip anzuschauen. Dann wisst Ihr vielleicht was ich mit alledem meine.

Es bleibt nur zu hoffen, dass Herr Coverdale vielleicht bald auf die Idee kommt, es auch, so wie Priest zu machen, - nämlich auf Live Auftritte zu verzichten und nur noch Alben zu produzieren. Ich mein’, das neue Teil ist ja nun wirklich nicht schlecht, und im Studio lässt sich so manches mit der allheiligen Technik richten. Aber live on Stage wäre jede noch folgende Action eine weitere Demontage einer Legende. Sorry Freunde, aber das ist die nackte Wahrheit.
http://www.whitesnake.com/


So, und jetzt sind wir an dem Punkt, wo ich gleich nachschießen muss, dass es zwar die nun folgenden Judas Priest sind, die hier ihren Abschied vom Live Geschehen feiern und sich zukünftig nur noch auf die Studioarbeit konzentrieren wollen, die das aber wiederum garantiert nicht machen, weil einer der Herren in irgendeiner Form schwächelt.

Im Gegenteil, Rob Halford wird seinem Ruf als - God of Metal einmal mehr 5x fett rot unterstrichen gerecht. Halleluja, da werden die Lauscher gleich drei Mal so groß, und wir empfinden Robby’s Helden Tenor  wie glasklare Glöcklein am Firmament. Uih, uih uih ist das scheeennnn... Judas Priest wie sie leiben und leben und das in absoluter Bestform. Mit ‚Rapid Fire’ in sprichwörtlichem Sinn steigen wir ein, um sich dann durch ein Set zu arbeiten, dass banal ausgedrückt, keinen Herzenswunsch offen lässt. Und alle Gassenhauer sind mit dabei. Vorgestellt wird uns zudem der neue Mann an der zweiten Gitarre – Richie Faulkner, unschuldige 26 Jahre alt und fast ein Abbild seines Vorgängers K.K.Downing. Keine Ahnung, ob man bei der Auswahl des Neuen, damals auch auf Äußerlichkeiten wert gelegt hat. Aber bei der Betrachtung jenes neuen Paradiesvogels, ist der Gedanke irgendwie doch naheliegend.
Spätestens bei ‚Turbolover’ ist der erste Höhepunkt erreicht. Und bei ‚Green Manalishi’ wissen bis heute die wenigsten Fans, dass dieser Song eigentlich aus der Feder von Peter Green stammt. – Die Begeisterung bei den fast 7.000 Fans hat inzwischen bei weitem den Siedepunkt überschritten, und zwar so intensiv, dass Mr.Halford bei ‚Breaking The Law’ auf die Leadvocals komplett verzichtet, und der ganze Song einzig allein vom Publikum gesungen wird. Er selbst hat dabei Tränen in den Augen vor lauter Rührung. Und das nachfolgende ‚Painkiller’ wird zur Hommage seinerseits an die Treue seiner Anhänger. (siehe Videoclip)

Schöner kann eine Liebeserklärung eigentlich gar nicht sein. Und pfeif drauf, dass Robby-Boy mitunter seinen Text vom dezent versteckten Teleprompter abliest, - lieber so und gut, als auswendig und schlecht gezwitschert oder gar playback simuliert....

Judas Priest geben hier absolut alles und beweisen uns einmal mehr, dass auch die ältere Generation an Rockern noch durchaus ohne irgendwelche Verschleißerscheinungen mitmischen können – aber Hallo!!!!!!  Schade, wirklich Schade, dass ausgerechnet diese Gruppe ihre Live-Aktivitäten auf Eis legen wollen. Denn seit heute Abend weiß nun wirklich auch der allerletzte Depp, dass es eigentlich andersrum sein sollte. Aber gut, wie sagt man so allgemein: never say never again, und es wäre ja nun wirklich nicht die erste Rückkehr im Falle dass.... okay, Time will tell….
Standesgemäß und mit Motorrad wird die Zugabe samt ‘Hell Bent For Leather’ eingeläutet.....

..... und mit ‘Another Thing Coming’ bedeutungsvoll fortgesetzt. – Und eigentlich sollte jetzt Feierabend sein, aber...... neeeeeiiiiiinnnn, Gott sei Dank, und was viele schon befürchtet hatten – aber dem ist nicht so.... – gibt’s doch noch das Amen in der Kathedrale hier mit dem unverwüstlichen, und ursprünglich nicht auf der Setliste vermerkten: ‚Living After Midnight’. Das war’s – aus Ende, Schluss und finito..... oder vielleicht doch nicht....?!! Tja, lassen wir uns überraschen und reden wir in ein paar Jahren  oder sogar schon etwas früher weiter....
To be continued… so oder so…..
http://judaspriest.com/