Oh, ich weiß nicht so recht,
haben sich gar einige unter uns gedacht bei dieser Kombination von Bands
hier. Denn stilistisch haben die beiden Vertreter verschiedener
Rock’n’Roll Varianten nicht wirklich viel gemeinsam. Andererseits –
warum nicht, es ist doch alles nur Rockmusik. Und zudem ist es das einzige
Konzert in Ganz – Deutschland hier im Münchner Zenith, das da mit dem
Slogan wirbt: absolut ausverkauft. Und das wiederum bedeutet in Zahlen
6.800 Fans aus allen Himmelsrichtungen, die da angereist gekommen sind, um
ihre Götter wieder und noch ein letztes Mal live zu sehen. |
Und jetzt sind wir mal
gespannt, denn wir alle können uns nur zu gut erinnern an die letzte
Tournee, zusammen mit Alice Cooper und dem fatalen Auftritt in der Münchner
Olympiahalle, wo augenscheinlich teils mit Playback gearbeitet wurde und
das auch noch reichlich daneben. Aber wie sagt man so schön: jeder hat
eine zweite Chance, also schauen wir mal, was Herr Coverdale, inzwischen
flotte 60 Jahre jung, seinen beiden Enkeln und allen anderen Fans heute
Abend hier im Zenith bietet. Im Band Line Up hat sich auch wieder
einiges verändert. Aber das ist bekanntlich bei Whitesnake egal, denn
Whitesnake ist David Coverdale, und Coverdale ist Whitesnake. It’s as easy as that…. Neu am Bass ist Michael Devin, der
statt Uriah Duffy rein gekommen ist. Am Keyboard ersetzt Brian Ruedy
seit diesem Jahr Timothy Dury, und am Schlagzeug sitzt jetzt Brian Tichy
statt Chris Frazier. Der Rest ist gleich geblieben, an den 6 Saiten Reb
Beach und Doug Aldrich und natürlich der große Meister himself.
Und der ist auch dieses Mal das Hauptproblem nach dem Motto: wie
zerstöre ich am besten meine eigene Legende. – Kinder, ich habe diese
Band immer geliebt, vor allem die älteren Sachen, und ich sage das
jetzt folgende wirklich nur sehr ungern....... Aber das was David Coverdale da oral-akustisch von sich gibt ist schlicht und ergreifend absolut katastrophal. Wo ist die einstmals so rauchig-sexy Stimme geblieben. Das hier klingt eher nach der Kreuzung aus einer verrosteten Heulboje mit einer, an Keuchhusten leidenden Spätherbst-Krähe, - und das ist noch gelinde ausgedrückt. Einziger schwacher Trost ist, dass dieses Disaster unmöglich Playback sein kann. – Zum Glück hat der Meistro einige sehr talentierte Musiker zu seiner Seite, die ihm immer wieder aus so mancher Schwulität heraus helfen, na ja, so gut das überhaupt möglich ist. Bei der Song Auswahl wird einmal mehr
schnell klar, dass nichts was älter als 1980 ist, berücksichtigt wird.
Schade auch, dass einige der wirklichen Brillanten von Whitesnake keinen
Platz auf der Setliste gefunden haben, wie z.B. 'Don't Break My Heart
Again' oder 'Hot Stuff'- Aber da spielen mit Sicherheit auch
einige rechtliche Dinge mit. Das lass ich jetzt mal dahin
gestellt. – Und seien wir mal ehrlich, den größten Wurf feierte
Coverdale schließlich mit ‚Here I Go Again’. Zumindest ist mein All
Time Fave ‚Gimme All Your Love Tonight’ mit dabei (danke an John
Sykes anno 1987) Es bleibt nur zu hoffen, dass Herr
Coverdale vielleicht bald auf die Idee kommt, es auch, so wie Priest zu
machen, - nämlich auf Live Auftritte zu verzichten und nur noch Alben
zu produzieren. Ich mein’, das neue Teil ist ja nun wirklich nicht
schlecht, und im Studio lässt sich so manches mit der allheiligen
Technik richten. Aber live on Stage wäre jede noch folgende Action eine
weitere Demontage einer Legende. Sorry Freunde, aber das ist die nackte
Wahrheit.
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Im Gegenteil, Rob Halford
wird seinem Ruf als - God of Metal einmal mehr 5x fett rot unterstrichen
gerecht. Halleluja, da werden die Lauscher gleich drei Mal so groß, und
wir empfinden Robby’s Helden Tenor
wie glasklare Glöcklein am Firmament. Uih, uih uih ist das
scheeennnn... Judas Priest wie sie leiben und leben und das in absoluter
Bestform. Mit ‚Rapid Fire’ in sprichwörtlichem Sinn steigen wir
ein, um sich dann durch ein Set zu arbeiten, dass banal ausgedrückt,
keinen Herzenswunsch offen lässt. Und alle Gassenhauer sind mit dabei.
Vorgestellt wird uns zudem der neue Mann an der zweiten Gitarre –
Richie Faulkner, unschuldige 26 Jahre alt und fast ein Abbild seines
Vorgängers K.K.Downing. Keine Ahnung, ob man bei der Auswahl des Neuen,
damals auch auf Äußerlichkeiten wert gelegt hat. Aber bei der
Betrachtung jenes neuen Paradiesvogels, ist der Gedanke irgendwie doch
naheliegend. |
Spätestens bei ‚Turbolover’
ist der erste Höhepunkt erreicht. Und bei ‚Green Manalishi’ wissen
bis heute die wenigsten Fans, dass dieser Song eigentlich aus der Feder
von Peter Green stammt. – Die Begeisterung bei den fast 7.000 Fans hat
inzwischen bei weitem den Siedepunkt überschritten, und zwar so
intensiv, dass Mr.Halford bei ‚Breaking The Law’ auf die Leadvocals
komplett verzichtet, und der ganze Song einzig allein vom Publikum
gesungen wird. Er selbst hat dabei Tränen in den Augen vor lauter Rührung.
Und das nachfolgende ‚Painkiller’ wird zur Hommage seinerseits an
die Treue seiner Anhänger. (siehe Videoclip) Schöner kann eine Liebeserklärung
eigentlich gar nicht sein. Und pfeif drauf, dass Robby-Boy mitunter
seinen Text vom dezent versteckten Teleprompter abliest, - lieber so und
gut, als auswendig und schlecht gezwitschert oder gar playback
simuliert.... |
Judas Priest geben hier
absolut alles und beweisen uns einmal mehr, dass auch die ältere
Generation an Rockern noch durchaus ohne irgendwelche Verschleißerscheinungen
mitmischen können – aber Hallo!!!!!!
Schade, wirklich Schade, dass ausgerechnet diese Gruppe ihre
Live-Aktivitäten auf Eis legen wollen. Denn seit heute Abend weiß nun
wirklich auch der allerletzte Depp, dass es eigentlich andersrum sein
sollte. Aber gut, wie sagt man so allgemein: never say never again, und
es wäre ja nun wirklich nicht die erste Rückkehr im Falle dass.... okay,
Time will tell…. Standesgemäß und mit Motorrad wird die Zugabe samt ‘Hell Bent For Leather’ eingeläutet..... ..... und mit ‘Another Thing Coming’
bedeutungsvoll fortgesetzt. – Und eigentlich sollte jetzt Feierabend
sein, aber...... neeeeeiiiiiinnnn, Gott sei Dank, und was viele schon
befürchtet hatten – aber dem ist nicht so.... – gibt’s doch noch
das Amen in der Kathedrale hier mit dem unverwüstlichen, und ursprünglich
nicht auf der Setliste vermerkten: ‚Living After Midnight’. Das
war’s – aus Ende, Schluss und finito..... oder vielleicht doch
nicht....?!! Tja, lassen wir uns überraschen und reden wir in ein paar
Jahren oder sogar schon
etwas früher weiter.... |