Live Review 648


Jawohl, dieses Jahr erlebt das Tollwood Festival in München eine richtige Ösi Invasion. So hat den Anfang bereits Wolfgang Ambros gemacht. Jetzt schließt sich die Erste Allgemeine Verunsicherung an. (Anm. es folgt in selbiger Örtlichkeit in den nächsten Tagen auch noch eine Aufführung vom legendären Watzmann und vorher gibt Ludwig Hirsch sich die Ehre)
Genauso wie der Ambros (übrigens eingebürgerter Freisinger) genießt auch die, kurz betitelte– EAV hier in Deutschland einen ziemlich hoch angesetzten Popolaritätslevel. Jenen haben die Österreicher vor allem ihren Hitsingles ‚Banküberfall’ und ‚Der Märchenprinz’ zu verdanken. Außerdem hat sich Sänger Klaus Eberhartinger in der Heimat noch ein zweites Standbein als Fernsehmoderator aufgebaut. Das Einzige was ihm jetzt noch fehlt zu seinem Glück, ist die Schauspielerei, wie er vor der Show im Interview meint.

Was soll ich sagen, das Zelt ist ausverkauft bis auf den letzten Platz, was bei bestuhlter Örtlichkeit in etwa 3.000 zahlende Gäste bedeutet. 

Und die Temperatur hier drinnen beginnt zu steigen. Unser Troubadour der guten Laune ist zwar heute etwas unpässlich, laut eigener Aussage und fürchtet schon die zeltinterne Hitze, aber davon ist dann während der Show nichts mehr zu spüren. Sowas nennt man Professionalität – Respekt! 

Nur ganz am Anfang reißt einmal der Faden, und der ‚Kerkermeister’ will nicht so wie er das will. Aber mit viel Humor und charmantem Witz, dreht er das Rad so herum, dass das Publikum tatsächlich denkt, das gehört dazu zum Spiel. Danach läuft aber alles wie geschmiert. Und ein Gassenhauer jagt den nächsten, nicht ohne, dass Sir Klaus dazwischen immer wieder zweideutig-tiefsinnige Anekdoten zum Besten gibt. Es ist vor allem die Politik, die hier zerpflückt wird, sei es Obama, Merkl oder Berlusconi, ganz sinngemäß nach dem Motto: neue Helden braucht das Land (Anm: so auch der Titel der bislang letzten CD) aber auch die unzähligen und immer noch mehr werdenden TV Kochshows im Fernsehen  sind Opfer zynischer Kritik der EAV geworden. ‚Küss Die Hand Schöne Frau’ darf natürlich genauso wenig fehlen, wie der allgegenwärtige ‚Nostradamus’. Dann kommen noch ‚Die Russen’ zu Wort und der ‚Burli’ hat auch nichts zu lachen. – Und der größte Wurf der EAV, nämlich ‚Der Märchenprinz’ hat sein Gesicht etwas verändert, bzw. wurde der Text ein wenig mehr auf den aktuellen Jahrgang der Akteure zugeschnitten (hier) - oder siehe Clip drunter....

Allerdings ganz so schlimm, wie da beschrieben, scheint die allgemeine Konstitution denn doch noch nicht zu sein. Im Gegenteil, ich denke, dass die Brüder es gut und gerne noch mit so manchem Jungspund aufnehmen könnten. ‚Fata Morgana’ schließt das offizielle Set ab. Und zu jedem einzelnen Stück gibt’s in Windeseile die entsprechende Staffage, und sei es nur ein Hut oder Turban und zwei Helfershelfern der darstellenden Künste.

Hier passt einfach alles zusammen. Man darf auch nicht vergessen, ein Konzert der EAV ist nicht nur eine musikalische Angelegenheit, sondern auch Comedy pur. Das Ganze miteinander kombiniert, gibt der Sache erst den letzten Feinschliff.

Während man übrigens in Österreich ein etwas anderes Programm auffährt, behält sich die Combo für Deutschland mehr oder weniger ein Greatest Hits Paket vor. – Klar doch, die meisten von uns hier sind ja keine Insider, so wie es zu Hause in Österreich der Fall ist. Man kennt die EAV rein allein und vor allem von den Hitsingles her. Und diese wollen hier im Nachbarland auch gehört werden. Sei’s drum, das Publikum bekommt alles nach was es verlangt. Und sämtliche 3.000 Schäflein hier im Zelt sind happy mit diesem, über zwei Stunden andauernden Feuerwerk an guter Laune und Humor.
Aber halt, noch ist nicht aller Tage Abend,  - und es folgt eine extensive Zugabe mittels eines ausgesuchten Medleys.

Und damit sind wir wieder entlassen vom Ösi Schmäh. Was soll’s – das war wirklich gute Unterhaltung allererster Sahne. Nur ganz so tierisch ernst sollte man die Dinge dabei nicht sehen.
PS: Sonst wär’s ja auch nicht die EAV.
http://www.eav.at/


Den kleinen Smalltalk mit Klaus Eberhartinger gibt's zum anhören, wenn man auf's Foto klickt
(Streaming Audiofile im WMP)