Besonders bei schwarzen Künstlern
scheint oft die Selbstdarstellung ganz groß geschrieben zu sein. Ob das
ein Bootsy Collins ist, oder ein TM Stevens oder auch ein Stevie Wonder.
Aber wenn einer den Titel – größter Egomane überhaupt verdient, dann
ist es mit Sicherheit Lord Bishop, der allein schon durch sein Gardemaß
von ca. 2 Metern beeindruckt. Hinzu kommt noch die phantasievolle
Aufmachung, die beim US-Flaggen-Sombrero anfängt, über die überdimensionale,
bunte Seidenmasche um den Hals, die noch buntere plakatierte Jacke samt
Guns’n’Roses T-Shirt bis hin zur Nickisamt Strampelhose, die mich
ehrlich gestanden, etwas entfernt an Windel Winnie erinnert. Andererseits
bei dieser Schießbuden Figürlichkeit, die der Lord da inne hat, ist es
auch kein Wunder, dass Designer Jeans wahrscheinlich nicht zu seiner
Garderobe gehören. –

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Das Ganze wird noch von
einer gewissen Großmäuligkeit gekrönt, die er allen Anscheins nach,
nicht nur auf der Bühne raushängen lässt. Genau kann ich das nicht
sagen, da ich ihn bei der heutigen Gelegenheit nicht persönlich kennen
gelernt habe. – Eigentlich tut man letzteres automatisch immer, schon
allein dank der örtlichen Umstände. Nicht so heute, da ich das Geschehen
vorzeitig verlasse in Hinsicht meines Weckers, der auf 6 Uhr des nächsten
Morgens gestellt ist, obwohl es ein Sonntag ist. Aber das ist eine andere
Story.
Lord Bishop performt seine Musik per Trio, und er bezeichnet seinen Stil
selbst als Sex Rock.
Die fünf Grundgedanken seiner Musik erläutert er auf seiner bunt
gestalteten Webseite. Erstens: Politiker sind der Abschaum der Menschheit.
Zweitens: Das Musikbusiness steht am Abgrund, weil es viel zu wenig
Indie-Radiosender gibt. Drittens: Die Welt ist ein vielfältiger Ort.
Lernt die Unterschiede kennen und lieben. Viertens: Sex bis zum Abwinken.
Fünftens: Habt keine Angst, euren Weg zu gehen und eure Meinung zu äußern.
Das kann man jetzt auffassen wie man will, aber ob der kolosshafte
Paradiesvogel nun unbedingt der Traum aller Schwiegertöchter ist, mag
eher zu bezweifeln sein. – Die Musik hingegen ist eine Mischung aus
Hardrock mit etlichen Funk und Bluesanleihen. Zwölf Studioalben sowie
eine Best of... Scheibe liegen, für die relativ kleinen Verhältnisse
hier, auf dem überdimensionalen Merchandise Tresen.

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Die jüngste CD ‚Peace
Action’
hat auch schon über ein Jahr am Buckel, aber es sind genau dessen Stücke,
die er live daraus vorstellt, die am meisten einfahren. Ein kleines
Akustikset zwischendrin, tut dem Ganzen keinen Abbruch.
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