|
Und wieder haben wir es hier
mit einem Künstler zu tun, der sich neben etlichen anderen Musikern, in
die Reihe – der zu wenig beachteten Perlen – einreihen lässt. Auch
Bishop geistert bereits seit 20 Jahren in der internationalen
Musiklandschaft herum, hat mehr als ein Dutzend Alben im Tramper
Rucksack und spielt sich
den Allerwertesten wund, ohne dass es ihm jemals gelungen wäre, sich
aus der, ach so berühmten Sumpf-Club-Szene frei zu schwimmen. Und
welcher Ort für jene Gattung von Künstlern ist hierbei geeigneter, als
unser allseits beliebtes Village im oberbayrischen Habach bei Garmisch.
Denn die Besucher und Gäste des Clubs, sind ohnehin meist die selben.
Die wiederum wissen wie der Hase hoppelt und genießen in der intimen
Atmosphäre der guten Bauernstube die meist, brillanten Musiker. Jene
die dann wiederum dankbar sind, dass es gerade hier in Deutschland doch
noch ein paar Kenner und Genussspechte dieser ganz speziellen Szene
gibt. Auch ich selbst zähle mich zu jenem Klientel, wenngleich ich dank anderweitiger Verpflichtungen nicht immer die Möglichkeit habe, einem solchen Event im Village beizuwohnen. - Jetzt ist es nach, ohnehin - einigen Wochen Konzert Abstinenz, wieder mal soweit für einen Abstecher nach Habach, wo an diesem Abend einmal mehr Lord Bishop anrollt, und das im wahrsten Sinn des Wortes. Zwei Mal war er in den vergangenen Monaten schon angesetzt gewesen, und beide Male hatte er aus, mir nicht bekannten Gründen abgesagt gehabt. Aber beim dritten Anlauf klappt’s jetzt, und er und seine zwei Mitstreiter sind hier, um den Club buchstäblich zum vibrieren zu bringen. |
Besonders bei schwarzen Künstlern scheint oft die Selbstdarstellung ganz groß geschrieben zu sein. Ob das ein Bootsy Collins ist, oder ein TM Stevens oder auch ein Stevie Wonder. Aber wenn einer den Titel – größter Egomane überhaupt verdient, dann ist es mit Sicherheit Lord Bishop, der allein schon durch sein Gardemaß von ca. 2 Metern beeindruckt. Hinzu kommt noch die phantasievolle Aufmachung, die beim US-Flaggen-Sombrero anfängt, über die überdimensionale, bunte Seidenmasche um den Hals, die noch buntere plakatierte Jacke samt Guns’n’Roses T-Shirt bis hin zur Nickisamt Strampelhose, die mich ehrlich gestanden, etwas entfernt an Windel Winnie erinnert. Andererseits bei dieser Schießbuden Figürlichkeit, die der Lord da inne hat, ist es auch kein Wunder, dass Designer Jeans wahrscheinlich nicht zu seiner Garderobe gehören. – Das Ganze wird noch von
einer gewissen Großmäuligkeit gekrönt, die er allen Anscheins nach,
nicht nur auf der Bühne raushängen lässt. Genau kann ich das nicht
sagen, da ich ihn bei der heutigen Gelegenheit nicht persönlich kennen
gelernt habe. – Eigentlich tut man letzteres automatisch immer, schon
allein dank der örtlichen Umstände. Nicht so heute, da ich das Geschehen
vorzeitig verlasse in Hinsicht meines Weckers, der auf 6 Uhr des nächsten
Morgens gestellt ist, obwohl es ein Sonntag ist. Aber das ist eine andere
Story.
Die fünf Grundgedanken seiner Musik erläutert er auf seiner bunt
gestalteten Webseite. Erstens: Politiker sind der Abschaum der Menschheit.
Zweitens: Das Musikbusiness steht am Abgrund, weil es viel zu wenig
Indie-Radiosender gibt. Drittens: Die Welt ist ein vielfältiger Ort.
Lernt die Unterschiede kennen und lieben. Viertens: Sex bis zum Abwinken.
Fünftens: Habt keine Angst, euren Weg zu gehen und eure Meinung zu äußern. Die jüngste CD ‚Peace Action’ hat auch schon über ein Jahr am Buckel, aber es sind genau dessen Stücke, die er live daraus vorstellt, die am meisten einfahren. Ein kleines Akustikset zwischendrin, tut dem Ganzen keinen Abbruch. |
Es wird sogar getanzt hier
drinnen in der guten Stube, und zwar zu dem Zeitpunkt, als die Stimmung,
die im ersten Teil der Show noch relativ verhalten war, während der
zweiten Hälfte deutlich anschwillt bei den ca. 50 Gästen. – Der Lord
samt schicker Sonnenbrille, die den Coolness Faktor wohl noch etwas erhöhen
soll, sonnt sich in seiner Egozentrik und in seinem selbstauferlegten
Selbstbewusstsein, das in Wirklichkeit wahrscheinlich gar nicht sooo groß
ist. Ich will damit sagen, dass so Mancher eine solche Selfconfidence
dazu benützt, um einen etwaigen Komplex zu verbergen... – muss jetzt
nicht sein, kann aber...
|