Mehr als 20 Jahre Axxis... einerseits möchte man es kaum glauben, dass es diese deutsche Hardrock Tanzkapelle schon so lange gibt. Andererseits hab’ ich aber eher das Gefühl, dass sie schon immer da waren und das sehr viel länger als nur etwas über zwei Dekaden. Warum? – das kann ich nicht genau sagen, aber sicherlich nicht weil Prinz Bernhard  langsam auf die Fünfzig zugeht und trotzdem noch wie eine Herbstzeitlose im Teenager Alter wirkt.....- wenn Ihr versteht was ich meine.
Abgesehen davon sind die momentanen Zeiten nicht unbedingt die rosarotesten für diese Art von Musik. Trotzdem gibt’s auch hier die sogenannten Stehauf Mainzelmännchen, diejenigen die nie aufgeben und auch nach etwaigen Kunstpausen in der Versenkung, immer wieder am Rock’n’Roll Horizont auftauchen nach dem Motto: seht her, wir sind noch nicht tot, sondern nach wie vor quicklebendig. Axxis tauchen relativ oft an dieser Grenzlinie auf und haben ihre – immer noch - Existenz mit der DVD „20 Years of Axxis“ unterstrichen. Jene enthält u.a. das Jubläumskonzert vom
13. September 2009 aus der Bochumer "Zeche .
Ein Kuriosum rund um Axxis was mir schon früher aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass der bodenständige Rockfan diese Band entweder mag oder generell ablehnt. Ein Inbetween scheint es da nicht zu geben. Abgesehen davon, steht die Truppe nach wie vor für den soliden Old School - Hardrock der Achtziger Jahre, vielleicht inzwischen mit einem etwas moderneren Touch versehen. Und so besteht auch das Publikum zum Großteil aus Fans, die diese Epoche bereits Konzert-aktiv miterlebt haben inkl. deren Sprösslinge,  die wiederum von ihren Erzeugern in die Materie an den Lauschern hinein erzogen worden sind. Lt. Bernhard finden inzwischen auch viel mehr weibliche Zaungäste ihren Weg zu Axxis Shows , und das freut die Herren Musiker natürlich ungemein, denn damit wird das eigene Ego gehegt und gepflegt und 'Mann' strengt sich ganz besonders an, dem anderen Geschlecht zu gefallen. – Nun, Spaß beiseite, ich denke mal, eine Rockband nach der Art von Axxis will generell gefallen und einen guten Eindruck hinterlassen – ob da unten jetzt der Opa mit dem Urenkel tanzt, oder die Schwiegermutter mit der Großtante zweiten Grades. Hauptsache es befinden sich so viele wie eben mögliche Gäste in der guten Stube, die extra heute Abend wegen Axxis gekommen sind.

Vorhut gibt’s von den Bochumern Dawn Of Destiny, die in ihrer Sparte kein unbeschriebenes Blatt mehr sind. 

Gegründet 2005 haben die Ruhrpottler  inzwischen 3 Artifakte auf der Pudelmütze sitzen und gehören auch zur immer beliebter werdenden Zunft der weiblich-dominanten Schachpartien. Dame schlägt Reiter und setzt sich über sämtliche Bauern hinweg. Klar doch, was hübsch anzusehen ist und auch noch über einen Mezzo-Sopran wie eine ambitionierte Nachtigall  verfügt, bekommt gleich die doppelte Aufmerksamkeit, und das vor allem vom männlichen Klientel im Zuschauerraum. Leider verschwindet ein Teil der fünfköpfigen Schicksals-Dämmerung hinter dem Rest vom Schützenfest, weil simpel und ergreifend die Bühne zu wenig Spielraum lässt. Und bei solchen Umständen trifft das meistens auf Keyboard und Schlagzeug zu. Die Sichtbehinderung macht allerdings Sängerin Jeanette wieder wett und das auffallend gelungene Gitarren Plädoyer von Veith Offenbächer. Bassist Jens Faber hält dagegen, mit einigen Beispielen in Sachen hohe Kunst des sogenannten growlings.


Wie auch immer, Dawn of Destiny schlagen sich recht wacker den gegebenen Umständen entsprechend und sind ihrerseits wirklich happy, dass sie auf dieser Tour Axxis supporten dürfen. Mal schaun, wie viel und oft wir von dieser Band zukünftig noch zu hören und zu sehen kriegen, vor allem hier im Süden unten....
http://www.dawnofdestiny.de/ 


Axxis übernehmen das Schlachtfeld mit der Eleganz von Al Capone und dem Paten, sauber geschniegelt und in Pseudo-Designerhemd und Cavallo Hose samt vornehmen Seiden-Schlips gewandet. Man gibt sich sophisticated und übt sich visuell im Understatement. Kein schlechter Zug, denn Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.
 


Lediglich bei der Frisur ist man dem allgemeinen Jargon des Rock’n’Roll treu geblieben. Und der heißt – Vorhang trifft elektrifizierten Wischmob und in der Mitte ein streng gestraffter-aalglatter etwas verdeckter Mittelscheitel. Nun belassen wir’s bei jenen Udo Waltz Alpträumen, - erlaubt ist was gefällt, und schließlich machen die Jungs von Axxis  immer noch einen ganz passables Saubermann trifft Rock’n’Roller Allgemein- Eindruck. Das wiederum ist auf deutsche Gründlichkeit zurück zu führen. Aber über allem steht immer noch die Darbietung ansich. Und diese beschränkt sich auf der momentanen Tour lediglich auf die ersten drei Alben  1989: ‚Kingdom of the Night’, dann 1990: ‚Axxis II’ und 1993: ‚The Big Thrill’
Grund dafür ist, etlichen Songs eine Chance zu geben, die es sonst nie auf Setlisten diverser Auftritte schaffen. Und Bernhard, der inzwischen einen Guiness Book Eintrag für die schnellste Schnatterliese am Hardrock Cafe Roundtable verdient, ist selbst am neugierigsten, wie die, fast schon – Oldies, heute noch rüber kommen. 

Nun, zumindest in München treffen jene Perlen zielsicher ins Auge des Wirbelsturms. Und das macht nicht nur der Pfeffer im melodischen Getriebe aus sondern wie so oft auch das plastisch- explodierende Stilleben. Sagen wir mal so,  der Chef  ist der geborene Entertainer, quasselt on Stage fast so viel wie abseits der Manege und lässt im unmittelbaren Vergleich Enrico Caruso  gesanglich  wie einen, an Keuchhusten leidenden Regensburger Domspatzen, abdümpeln ... – na ja fast! –

 Auf alle Fälle ergreift unser rockender Giacomo Casanova in spe wie jedes Mal die Chance um eine holde Schönheit aus dem Publikum nach oben zu hieven und ihr das richtige Rhythmusgefühl beizubringen... äh, ich meine natürlich rein musikalisch. Diesmal hat er sich dafür ein Kücken ausgesucht, dass A) locker seine Tochter sein könnte, B) Axxis bis dato noch nicht kannte und C) ohnehin noch nie auf einem Hardrock Konzert dieser Art war. – Was das Mädl hier her verschlagen hat weiß nur der Papst, aber sie lässt sich nicht lumpen und versucht eisern die Rassel im Takt zu halten zum unvermeidlichen ‚Touch The Rainbow’.  Nun das kann nicht verkehrt sein nach dem Motto: so gewinnt man die New Generation für sich. (Anm: Jungs ich glaub, Ihr habt ‚nen neuen Fan, aber aufgepasst, der Rotschopf fällt noch unters Jugendschutzgesetz, also Finger weg :-))


Abgesehen davon, entnehmt bitte den 2 x 10 Geboten was heute Abend sonst noch gepredigt worden ist.

Um den Rest der fünf Apostel nicht außen vor zu lassen, seien diese auch noch miteinbezogen anhand von Band-Oldtimer Harry Oellers am Keyboard, Rob Schomaker an den vier Saiten, Gitarren-Wunderkind Marco Wriedt  (Anm: wirkt auch noch wie 18+ und ein paar Zerquetschte)  und Schlagzeuger Dirk Brand. 


Nein, man kann über Axxis sagen was man will und auch ob man die Musik jetzt mag oder nicht mag. Aber wenn jemand in erster Linie für amüsante Unterhaltung sorgt, dann ist es unser aller Front-Piepmatz Bernie, der die Zügel der Kutsche durch den Fleischwolf kurbelt. Und das macht er nach wie vor nicht schlecht. Der Beweis dafür sind  zwei abwechslungsreiche Stunden, die sich nur allzu schnell  durch unser aller Bewusstsein verflüchtigen, dort aber einen, sicherlich länger währenden Eindruck hinterlassen in Sachen unterhaltsamer Abend. Und die ca. 100 Münchner Zaunspechte, die sich hier eingefunden hatten, gehen satt und zufrieden nach Hause, um ja nicht zu kurz zu kommen was den individuellen Schönheitsschlaf betrifft. Deshalb gute Nacht und sleep well in your Bettgestell....
http://www.axxis.de/

Off Stage Schnappschüsse gibts im Diary