Vielleicht erinnern sich einige unter uns älteren Semestern noch an Georgia Satellites, der mainstreamigen – Südstaatenrock - angehauchten US Band, die hauptsächlich mit einem Song Furore machten. Und das war, wie könnte es anders sein: ‚Keep Your Hands To Yourself’.-  Dan Baird schrieb diese Nummer einst im Tourbus, und er handelt von den Problemen die der Schlagzeuger mit seiner Freundin hatte. Der Titel des Songs heißt ja im Prinzip nichts anderes als: kümmere dich um deinen eigenen Mist....
Nun, Georgia Satellites sind schon sehr lange Geschichte, leben aber gerade durch diesen Track immer noch weiter. – Dan Baird hingegen, der mit seinen inzwischen fast 58 Jahren immer noch wie 35+ wirkt, hat sich nie auf den damaligen Lorbeeren ausgeruht. Ob solo oder mit seiner zweiten Band Yayhoos  oder so wie gegenwärtig mit Homemade Sin, ist er nie weg gewesen vom Fenster, wenngleich er auch bis heute den Erfolg der 1986er Single nicht mehr wiederholen konnte.
Ich gehöre zu den Priviligierten, die sich glücklich schätzen können , Georgia Satellites  damals anno 1986 bereits live gesehen zu haben. Und jetzt wollen wir mal schauen, was sich, und vor allem wie sich Dan Baird in den letzten 25 Jahren verändert hat. Zusammen mit seinen Homemade Sin tourt er fleißig diesseits und jenseits des Kontinents und versucht zu beweisen, dass er immer noch up to date un noch lange nicht tot ist. –


Seiner Band gehört übrigens auch Mauro Magellan an, der schon bei den Georgia Satellites, wenngleich nicht von Beginn weg,  die Drumstöcke geschwungen hat. Des weiteren finden wir Keith Christopher am Bass. Dieser Herr begleitet Dan Baird seit dem Ende der legendären Band bis zum heutigen Tag. Und last but not least ist da noch Warner E.Hodges an der Gitarre. Er ist zusätzlich auch noch bei Jason & The Scorchers beschäftigt. – Und in genau dieser, eben beschriebenen Konstellation beehren uns Homemade Sin aufs Neue mit einer Konzertreise durch die europäische Clublandschaft. –

Bei uns im Süden Deutschlands machen sie Station in Habach im Village, um dort heute Abend vor ca. 100 Zuschauern ein Gastspiel zu geben. – 100 Seelen ist bereits sehr passabel für Village Verhältnisse, und die gute Stube erweist sich gut gefüllt, aber nicht aus allen Nähten platzend was unsereins nur recht ist, um das bevorstehende Event relaxt genießen zu können.
Die Amis legen eine so legere Lässigkeit an den Tag... pardon Abend, - dass man meinen könnte, da sind jetzt mal eben ein paar Straßenmusikanten herein marschiert, um ein bisschen rum zu jammen. Aber dann donnern sie los wie die 12 Apostel beim Kegel schieben und machen aus dem Village Club ein Hochofen-Fegefeuer, wobei sie selbst am meisten darin baden. Geboten werden uns vor allem etliche Songs aus Bairds Solokarriere, einige Oldies von Georgia Satellites und natürlich Tracks vom aktuellen, ersten Album von Homemade Sin. - 
Gesanglich bestreitet der Meistro alles selbst bis auf zwei Stücke, wo einmal Bassist Keith Christopher (bereits leicht angesäuselt) und einmal Gitarrist Warner E.Hodges zum Zug kommen (siehe nachstehende Clips) –

Irgendwann zwischendurch erfährt die Band, dass sie in zwei Sets spielen soll, wegen der, im Village üblichen Zigarettenpause. Dies kommt zwar etwas plötzlich und scheint den Herren eher ungewohnt zu sein. Aber sie halten sich brav dran und liefern, wie Holzfäller beim zerhacken von 10 Mammutbäumen, demzufolge  2 x  ca. 80 Minuten straighten, meist harten Rock’n’Roll ab. Alle Achtung, die Kondition scheint jedenfalls mit zunehmenden Alter keineswegs gelitten zu haben, und vom Zipperlein sind wir noch weit entfernt. Hervorstechend ist unter anderem die Dauerekstase von Drummer Mauro Magellan, die Beate Uhse als Unschuld vom Lande erscheinen lässt. Und die Motorik eines Warner E.Hodges entspricht immer noch der eines 25jährigen Hochleistungssportlers.

Dabei ist auch er mehr als doppelt so alt. Dazu kommt noch das nicht zu übersehende Sexappeal, das beim eigentlichen Frontmann Baird leider etwas untergeht, nicht zuletzt dank des, fast konstanten Vorhangs im Gesicht. Aber dafür hamma ja die berühmte Zahnlücke - sein Markenzeichen.


Aber Hauptsache der Ton stimmt, denn der macht letztendlich die Musik...  Und der gipfelt im Highlight ‚Keep Your Hands to Yourself’ – logisch, ohne das – gibt’s nicht...
Auf alle Fälle handelt es sich hier um keine hochkomplizierte High Quality Frickelei, wie man sie sonst so oft hier im Village zu sehen und hören bekommt. Sondern das hier ist Down To Earth Zunder zum mitrocken und abtanzen. Wobei die Musikalität trotzdem nicht zu kurz kommt. Denn so mancher Song endet in einer verqueren Jamsession, bei der sich vor allem die Gitarren ein nahezu akrobatisches Duell liefern. Was aber das wichtigste an unserem ungehobelten Kammerkonzert hier ist... man kann die, immer noch riesengroße Spielfreude fast hautnah inhalieren. Und dieser Virus steckt uns alle unweigerlich an und infiziert unsere Sinne mit Null Chance auf Heilung. Wollen wir auch gar nicht....

Nun sagen wir mal so: es war solides Rock’n’Roll Intermezzo, das uns allen sehr gut gefallen hat. Nur dieser allerletzte Kick zum absoluten Begeisterungs-Orgasmus, der hat, zumindest mir noch gefehlt. Aber das wiederum kommt ohnehin allerhöchstens nur einmal im Jahr vor bei durchschnittlich 120 Konzerten. – Also so what?!
http://danbairdandhomemadesin.com/

Einige Off-Stage Schnappschüsse gibts noch im Diary