...kenn’ ich nicht, - werden jetzt viele von Euch sagen. Andererseits aber auch nur diejenigen, die sich zeitlebens nie mit Jazz und filigraner Fusion - Philosophie befasst haben. Und auch wenn man jetzt kein Fan jazziger Töne ist, sollte man sich diesen Musiker hier einmal im Leben angesehen haben. Denn er gehört zu den wenigen Priviligierten, die sich im hantieren mit dem Bass Instrument immer wieder neu erfinden. Das war wahrscheinlich auch der Grund warum ihn andere Größen, so wie z.B. Jazz Ikone Michael Brecker oder John McLaughlin unter ihre Fittiche genommen hatten anno dazumal in den Achtziger Jahren. Zu jener Zeit war Hellborg bereits eine Koryphäe auf seinem Gebiet, so hat er doch schon im zarten Kindesalter das Erspielen der 4 Saiten erlernt, bzw. es sich selbst beigebracht. Heute ist der, inzwischen 53jährige Schwede, genauer definiert kommt Jonas aus Göteborg, eine eingesessene Institution, aber eben nur in Jazz- und Insider Kreisen. |
Wenn sich Hellborg auf eine seiner, eher seltenen Konzertreisen begibt, dann wechselt er mitunter seine Mitmusiker. Und es gibt da Einen, der hat eben nicht nur einen Namen in jenen Fusionkreisen, sondern auch im Classic Rock Bereich. Sein Name: Ginger Baker, ehemals Schlagzeuger der legendären Rockbands Cream und Blind Faith. – So und jetzt sind wir beim springenden Punkt, der eine Jonas Hellborg Konzertreise anheizen soll, und das ist die Titelierung: Jonas Hellborg Group in Concert feat. Ginger Baker.... Und jawohl, es funktioniert! Zumindest was den heutigen Auftritt im Salzburger Rockhaus betrifft, dessen Ballsaal rappelvoll ist. Klar wissen die meisten Besucher was sie im Prinzip erwartet. Trotzdem erhofft sich wahrscheinlich so Mancher denn doch ein bisserl legendären Baker Beat zu hören. Es ist übrigens das erste Mal seit über 15 Jahren, dass die Beiden gemeinsam auf einer Bühne stehen. Und zustande gekommen ist diese erneute traute Zweisamkeit bereits vor 2 Jahren, als Ginger Baker, der seit langem in Südafrika lebt, in seiner alten Heimat London ein Buch-Signierstunde samt Party gab. |
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Ein neues Album gibt es übrigens von
beiden Musikern nicht. Die jüngste Veröffentlichung von Hellborg
nannte sich ‚Art Metal’ und erschien 2007. Jenes ist ein wahres
Brachialwerk, das deutlich zeigt, in wie vielen verschiedenen Metiers
Jonas heimisch ist..... Denn neben all den Jazz Beats
schlägt er mitunter auch ziemlich rockige Töne an, rockige Klänge
in übertragenem Sinn, versteht sich. Auch der Punk ist ihm auch nicht
unbekannt. Man erinnere sich an seine Mitarbeit bei Public Image Ltd.
(der Band von John Lydon v.d.Sex Pistols) auf dem Album ‚Virgin’.
– Heimisch ist der Ausnahme-Bassist übrigens nach wie vor in
Schweden, besitzt aber auch einen Wohnsitz in Deutschland und den USA.
Aber da er ohnehin selten zu Hause ist, nennt er sich selbst
Weltenbummler. Er übt sich in skandinavischer Zurückhaltung, der aber
auch eine gewissen Arroganz nicht abzusprechen ist. Auf der Bühne
allerdings entrückt er jeglichen persönlichen Charakter-Eigenschaften
und versetzt sich barfüßig in eine Art Trance, die ihn zu seiner
eigenwilligen Akrobatik an den 4 Saiten verführt. Und so beginnt auch
das Konzert in Salzburg um 20.45 Uhr (ohne Supportact) mit einem ca. 20
minütigen Solo-Intermezzo von Jonas Hellborg. Und auch wenn derartige
Unterfangen bei anderen Musikern oftmals in eine Art Monotonie abenden,
so lässt einen dieser anfängliche Einstand fast schon andächtig zuhören,
- und das sogar als Nicht-Musiker. Denn wie erwartet, besteht das
anwesende Publikum, ich schätze mal, es waren so um die 6 - 800
Genussspechte fortgeschrittener musikalischer Künste, - zur Hälfte
aus, wie sollte es anders sein, - Musikern und selbsternannten
Fachleuten. Und last but not least hamma da den Percussionist Dodoo Abass, der Mr. Baker in keinster Weise nachsteht was die Rhythmus-Maschinerie angeht. Auch er zählt zu den ganz Großen seines Faches. Fakt
ist, Hellborg lässt seinen Weltklasse-Mitstreitern unheimlich viel
Freiraum da oben, damit sich diese, genau wie er selbst, bei jeder Show
immer wieder, um mich zu wiederholen, selbst neu erfinden und vor allem
entfalten können. In der Tat könnte man diese Truppe als Band der
Superlative bezeichnen was das Können betrifft. Und musikalisch wird
hier ein multikontinentaler Cocktail gemixt und eindrucksvoll durchgeschüttelt.
Jazz vermischt sich mit Rock und afrikanischen Worldmusic Klängen.
Hellborgs - John McLaughlin`s Mahavishnu Orchestra – Vergangenheit lässt
ebenso grüßen wie Südafrika oder das Taktgefühl von Ghana, wo Dodoo
Abass ursprünglich her stammt. – Lediglich die wenigen Cream Fans,
die sich hier eingefunden haben, werden etwas entäuscht sein, da bis
auf den Umstand, dass sich da oben auf dem Sockel ein ehemaliges
Mitglied der einstigen Supergroup befindet, rein gar nichts an jene
Rocklegende erinnert. – Und an diese will Ginger Baker auch gar nicht
mehr großartig erinnert werden. Im Gegenteil, er bezeichnet Cream nicht
mal als Rockband, geschweige denn als Rocklegende. „Das waren einfach
nur 3 Musiker, die miteinander auf einer Bühne gespielt haben damals,
nicht mehr und nicht weniger“ meinte er noch im Interview vor der
Show. Und in einer Rock’n’Roll Band habe er ohnehin nie gespielt in
seinem Leben... Nun, das kann man jetzt nehmen wie man will. Und es
spielt auch im Rahmen des Auftritts von der Jonas Hellborg keine Rolle
mehr. Tatsache ist, das hier waren 115 Minuten ganz großes Kino was
musikalische Talente angeht. Aber.... man sollte schon ein gewisses
Verständnis und eine
Vorliebe für diesen schwierigen Fusion Crossover mitbringen, damit man
das Ganze auch richtig genießen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass
irgendwann das allgemeine Musikverständnis nicht mehr hinterher kommt. |
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