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Eine Kleinigkeit irritiert mich
hier ein wenig. Und das ist der Umstand, dass hier von einem
Ausnahme-Konzert gesprochen wird, einer sogenannten intimen Clubshow. Ich
meine, man kann das jetzt sehen wie man will. Aber 1) ist das Kaminwerk in
Memmingen bestimmt keine Abstellkammer mit einer Kapazität von knappen
1.000 Besuchern bei ausverkauften Haus. Und 2) ist mir ehrlich gestanden
nicht bewusst gewesen, dass Edguy anscheinend schon so was ähnliches wie
einen Superstar Status einnehmen. Oder lebe ich hinterm Mond, bzw. bin ich
nur ein anderes Level gewohnt? Hmmmm.... schwer zu sagen. Aber ich hab mal
die Rolling Stones bei einem Überraschungsgig im Londoner Hot Club 100
vor 50 zufälligen Besuchern in den Achtzigern live erlebt. Und so was
nenne ich tatsächlich Club-Konzert. Klar, das ist jetzt ein etwas krasser
Vergleich. Aber ich will damit im Prinzip nur sagen, dass ich das heutige,
ausverkaufte Spektakel jetzt – Band-Popularität hin oder her – nicht
unbedingt als intime Clubshow bezeichne. Anyway, Memmingen ist im Edguy Fieber heute Abend, und nicht nur jene Ureinwohner, sondern am Parkplatz draußen sieht man auch etliche andere Kennzeichen aus ganz Bayern, sogar eine verlorene Seele aus Innsbruck im schönen Tirol hat offensichtlich ihren Weg hier her gefunden. Wir schreiben Ende Oktober. Es ist schon kalt abends, aber zumindest muss man noch kein Schneechaos befürchten, was ja gerade im schönen Allgäu nicht zu unterschätzen ist, im Falle dass..... Okay, zurück zu unseren Stars des Abends die sich gerade auf ihrer ‚Age Of The Joker’ Tour befinden. Robin Hood lässt grüßen und schießt seinen Pfeil auf die devoten Anhänger inklusive Little John und Bruder Tuck. Immerhin haben unsere hessischen Outlaws in ihrer Band Existenz schon 19 Lenze auf dem Buckel. Ergo: nächstes Jahr feiern wir unser 20jähriges Jubiläum. Kaum zu glauben, wenn man sich den Fünfer so betrachtet, der schon im zarten Teeniealter ausgezogen ist, um die Bretter, die die Welt bedeuten, zu erobern. Immerhin haben es Edguy in den letzten 2 Jahrzehnten auf insgesamt neun Studioalben gebracht, wobei ich den restlichen Backkatalog in Form von Eps, Singles, DVDs, Compilation und Livealben gar nicht mehr berücksichtige an dieser Stelle. ‚The Age Of The Joker’ entspricht in der Tat seinem Namen und ist nicht die erste Trumpf Ass seiner Art. Ich denke da nur an ‚King Of Fools’ und ‚Superheroe’. – Aber der größte Joker ist wahrscheinlich Klein-Toby Sammet himself, der sich im Laufe der Jahre als genialer Allrounder geoutet hat mit eben dieser Combo und auch seinem anderen Baby Avantasia. Er tritt stets als Letzter in Erscheinung bei einem anstehenden Auftritt vor Ort, während seine Kampfgenossen bereits weit vor Showtime am Venue sind. Woran das liegt sei dahin gestellt. Aber ich denke nicht, dass es etwaige Starallüren sind oder bedeckte Schüchternheit. Im Gegenteil, ich habe selten einen so lustig-netten und natürlichen Gesellen erlebt wie Toby, der aber zugleich anscheinend oft mit stimmtechnisch-gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Und das tut den Vokalbändern nicht wirklich gut. Also ist Schonung angesagt. Und das mag wiederum der Grund für das oftmals späte Erscheinen sein. Sei’s drum. Hauptsache das Piepmatz kommt überhaupt angeflattert. Und das hat er bislang immer getan. |
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Ganz egal, die Schose geht
auf alle Fälle pünktlich los mit dem Support. Und der heißt Kottak.
So langsam wird der Name Begriff hier in Germany, nicht zuletzt dank der
Tatsache, dass Namensträger James Kottak seit immerhin geschlagenen 16
Jahren Drummer von Deutschlands größter Hardrock Band ist. Bekanntlich
befindet sich aber diese zur Zeit auf ihrer Fairwell Tour, die aber, so
meinte James selbst einmal, - ohnehin mindestens 2-3 Jahre dauern würde
und das mit Pausen, - quasi – noch lange kein Ende in Sicht. Und jene
Unterbrechungen wiederum nutzt der amerikanische Sunnyboy, um seine
eigene Band Kottak zu etablieren, vor allem eben hier bei uns. Denn das
Leben geht weiter auch nach den Scorpions. Und dafür will vorgesorgt
sein. Allerdings muss er mit diesem Projekt noch deutlich kleinere Brötchen
backen. Das letzte Mal, als Kottak auf europäischer Clubtour waren, füllten
sie nicht mal unseren Backstage Club in München. Sprich 50 und ein paar
Zerbröselte waren damals das Resultat. Hier auf dieser Tour ist er zwar
‚nur’ der Support, aber dafür hat er natürlich um so einige Schäflein
mehr, dank Edguy, die ihm gnädigerweise auch zuhören. Zwar ist der Maßstab
noch lange nicht mit dem der Scorpions vergleichbar, aber doch eine
wesentliche Verbesserung zum Alleingang vom letzten Jahr. – Und das
will genutzt sein. Es gibt einige Veränderungen im Bandgefüge seit damals. Dazu gehört Ehefrau Athena Lee die nicht mehr mit von Der Partie ist. Aber da nachzufragen, das verbietet mehr oder weniger das Taktgefühl. Denn jener Wechsel hat höchstwahrscheinlich weniger mit Musiker Qualitäten oder künstlerischer Veränderung zu tun, wenn Ihr versteht was ich meine. Dafür ziert jetzt eine andere holde Weiblichkeit die sechs Saiten. Und diese US Schönheit scheint nicht nur für den Gitarren-Job zuständig zu sein. J Anyway, James Kottak scheint sich als Frontmann genauso wohl zu fühlen als hinterm Schlagzeug und lässt aber auch rein gar nix aus, um die Zuschauer auf seine Kosten zu unterhalten.
Und zugegeben, einen etwas eigenwilligen Humor besitzt Herr Kottak allemal. Mit diesem versucht er auch vehement die deutlich hörbaren Schwächen der Band so gut es geht, zu kaschieren. Mir kommt jedenfalls so vor, als wenn das momentane Line up der Gruppe noch so gar nicht aufeinander eingespielt ist. Deshalb kommt es auch zu den nicht zu überhörenden Patzern, besonders was eben die Dame, übrigens namens Stephanie Smith an der Gitarre betrifft. Wobei es sich James aber später dann nicht nehmen lässt,zu versichern, dass dies das beste Line up wäre, dass er jemals für Kottak gehabt hätte. Dass er selbst noch ein furioses Schlagzeug Solo vom Stapel lässt, muss man fast schon nicht mehr erwähnen. Sei’s drum, dank des langsam steigenden Fieberwert bei den Fans, was die Edguy Show angeht, wird das Handycap geflissentlich übersehen und man konzentriert sich auf den Klamauk von James, der in etwa 10 T-Shirt übereinander trägt und sich nach und nach um ein weiteres entledigt, nicht ohne jedes Mal damit eine gewisse Message zu übermitteln. Das Ganze endet mit dem Slogan von James: Rock’n’Roll Forever, das nicht nur auf dem letzten Hemd vermerkt ist, sondern per Riesen-Tattoo auch auf seiner Rückseite, und das für die Ewigkeit.
Witzig ist der Einstand von Kottak
allemal, wenngleich auch nicht halb so energiegeladen als damals vor ca.
einem Jahr im Backstage Club in München vor nur sehr magerem Publikum.
Aber dafür war die Party mindestens fünf Mal intensiver. – Nun man
kann es drehen und wenden wie man will, dafür bekommt Kottak, wie schon
zuvor erwähnt, heute Abend wesentlich mehr Resonanz von einer breiten
Fan-Masse. Bin mal gespannt, wie’s weiter geht
in naher Zukunft......
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Da wird 2 Minuten vor Show
Time noch schnell ein Zigarettchen geraucht oben am Balkon zusammen mit
einigen Backstage Spechten, ganz seelenruhig,
so als ob man gar nicht dazu gehöre dann runter marschiert, um sich,
der langsam ungeduldig werdenden Menge zu präsentieren. Die Halle ist
so was von voll gepackt, dass ich es vorziehe, meine visuellen Eindrücke
lediglich von oben festzuhalten, was aber alles andere als einfach ist,
nicht zuletzt dank des diffusen Lichtpegels. Und die Edguy Show ist
wieder mal der eindeutige Beweis, dass auch zuviel Licht unter Umständen
eher nachteilig sein kann, nämlich dann, wenn die Kamera partout nicht
mehr so will, wie es die manuellen Einstellungen wollen.
Inzwischen hat sich der Ofen aufgeheizt.
Und während es draußen bereits Minus-Temperaturen hat, droht hier
drinnen langsam aber sicher Überhitzung, vor allem die der Gemüter,
wenn Toby wie Klein-Adlerauge im Allgäuer Tropensturm, an die vorderste
Front stürmt, und das im Wintermantel. Diesen legt er auch die gesamte
Show Time nicht ab – alle Achtung! Er scheint einen niedrigen
Blutdruck zu besitzen, den er noch besser unter Kontrolle hat. Aber am
wichtigsten ist, von seinem kürzlichen stimmlichen Gebrechen, wegen dem
so einige Auftritte auf Ende Oktober verschoben werden mussten, ist
jetzt nichts mehr zu spüren und Toby zwitschert wie eh und je in seiner
3 Oktaven Balance. Eingestiegen wird sofort nach dem Motto: alles neu
macht der M.... na ja, eigentlich hamma ja Oktober, aber Edguy haben
auch eine neue Scheibe, die es zu promoten gilt. Deshalb geht’s gleich
ab durch die Mitte mit ‚Nobody’s Hero’ gefolgt vom ebenfalls neuen
‚The Arcane Guild’. Insgesamt werden sechs Juwelen von ‚Age Of The
Joker’ vorgestellt, allen voran natürlich die Single ‚Robin
Hood’, das Ganze gekonnt vermischt mit alten Gassenhauern, so wie eine
schmackhaft, gut geschüttelt- durchgerührte Bloody Mary.
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Etwas unterscheidet dann
unsere Edguy Show hier doch noch von allen anderen auf der momentanen
Tour. Und das ist der örtlich bedingte Umstand, der aufgrund der
geringeren Hallengröße auf einige Show-Elemente verzichten muss. Aber
Toby nimmt das locker und meint zu seinen Anhängern, dass dies ja nicht
das wichtigste hier sei, sondern vielmehr die Tatsache, dass er überhaupt
hier wäre und für sie spiele. Das gilt selbstredend für die ganze
Band. Trotzdem ist es nicht zu verleugnen, dass Edguy, trotz ihrer nicht
zu verachtenden Musiker, in erster Linie aus Toby besteht. So klein er
in seiner Physik auch sein mag, so überdimensional ist doch seine Aura
und Stage Präsenz und natürlich auch seine Talente. Vom Durchhaltevermögen
muss man, glaube ich auch nicht weiter sprechen, man denke nur an all
die, mehr als 3stündigen Avantasia Shows aus der näheren
Vergangenheit. –
Aber zurück zu den heute vernachlässigten Show Elementen, die Toby in anderer Hinsicht wieder wett macht, und zwar indem er hinten raus rennt, ums Haus – backstage wieder rein und oben auf dem Balkon entlang der Balustrade unter frenetischem Jubel wieder auf die Bühne zusteuert. Somit hat er bewiesen, dass er auch schon fast fit für den nächsten Ironman auf Hawaii ist, - na ja fast....
Abgeschlossen wird der Zauber durch eine
Zugabe mit 2 Perlen, und die wiederum, wie könnte es anders sein, enden
mit einem voluminanten ‚King Of Fools’ – Amen! Und während andere
Künstler daraufhin umgehend ihre Garderoben aufsuchen, wird hier, wie
schon vor der Show, erst mal ein Zigarettchen geschmaucht. Gitarrist
Dirk hat da wirklich die Relaxtheit gepachtet und betrachtet in aller
Seelenruhe die langsam leer werdende Halle von oben . Lediglich unsere
Frontnachtigall begibt sich straight in die Backstage Gemächer, um erst
mal etwas zu regenerieren, bevor die Party dann erst richtig abgeht. |
Offstage Schnappschüsse
sind im Diary
zu finden |