Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf, oder gar nicht. It’s as easy as that…. Aber lasst mich gleich zu Beginn nochmal etwas ausholen, um dieses Phänomen plausibel zu erklären, zumindest aus meiner Sicht der Dinge.
Um mich zu wiederholen, - ich sehe Job-bedingt  in etwa 100 bis 120 Konzerte im Jahr. Darunter befinden sich jede Menge gute Shows, aber von denen wiederum gibt es nur zwei oder drei Künstler, die mich regelrecht aus den Sieben Meilen Stiefel raus schmeißen vor lauter Begeisterung. Und dass einer dieser Musiker bzw.  Band jene, gerade beschriebene Begeisterung bei mir noch ein zweites Mal hervor ruft, das kommt so selten vor wie ein Polarbär im Sudan, wenn Ihr versteht was ich meine.
Denn die Erwartungen, die man nach dem ersten Konzert in astronomische Höhen geschraubt hat wegen eben dieser Begeisterung, erfüllen sich beim nächsten Mal meist nicht mehr. Es ist zwar dann immer noch gut, aber es ist nichts neues mehr, und man bleibt auf dem Boden der Tatsachen und nimmt es hin wie jedes andere relativ passable Konzert.
Diejenigen, die aber meinen Enthusiasmus anhand ihrer Brillanz noch ein zweites Mal zum Mond schießen, die kann ich in den letzten 30 Jahren an fünf Fingern zählen – im Ernst!
Und deshalb ist meine Nervosität auch übergroß, wenn ich so einen Künstler wieder sehe -, der, der mich in der Vergangenheit so sehr überzeugt hat, - weil es ach so großartig war. Y & T ist so ein Fall. Und ich kann mich noch gut an deren letzten Einstand vor zwei Jahren erinnern, wo nicht nur ich hin und her gerissen war vor lauter Verzückung dank des Funkenregens, der über uns nieder geprasselt ist.  Nicht, dass ich diese Band nicht schon früher live erlebt hätte, aber die Show vor zwei Jahren war eines dieser Schlüssel-Erlebnisse, die man nicht mehr vergisst.

Die Zeit ist schnell vergangen seit 2009, und es hat sich auch so einiges getan bzw. verändert in der Zwischenzeit, und das wiederum nicht nur zum Guten. So ist doch bekanntlich Original Bassist Phil Kennymore im letzten Januar an den Folgen eines Krebsleidens verstorben und hat ein ziemliches Loch hinterlassen. Und anfangs stand die Frage im Raum, wie es wohl weitergehen sollte.
Es ging weiter, Phil hätte es ohnehin so gewollt. Und die neue Schraube im Gerüst heißt Brad Lang, ein wahrlich würdiger Ersatz, der den Platz mindestens ebenbürtig füllt. Mit ihm und ‚Facemelter’, dem nach wie vor aktuellen Longplayer von 2010, haben sich die US Rock’n’Roller auf ein Neues nach good old Europe begeben, um unter anderem zu beweisen, dass sie immer noch up to date sind. Der Rest vom Schützenfest ist derselbe geblieben, und neben Y&T Chef Meniketti, wären da noch John Nyman (Git) und Mike Vanderhule (Drums) 



(entschuldigt die eher bescheidene Klang Qualität, aber das lag mehr oder weniger
an den örtlich-akustischen  Umständen....)


Aber im Grunde genommen steht und fällt der Laden mit erstgenanntem Kopf der Band, der mit seinen, inzwischen 57 Jahren deutlich und klar beweist, dass man auch in diesem Alter noch die Welt, bzw. Bühne aus den Angeln heben kann. Und das tut er auch heute wieder, hier in der Garage in München. Y&T legen um 20.30 Uhr los, als ob es kein Morgen mehr gibt und das mit dem passenden Titel ‚On With The Show’, der vom letzten Longplayer stammt.  Insgesamt weist die Setliste übrigens sechs Knaller von Facemelter auf. Die anderen 16 Diamanten heißen ‚Midnight in Tokyo’, ‚Mean Streak’, Summertime Girls, um nur einige zu nennen, dann das phänomenal gute ‚Rescue Me’, oder auch ‚Squeeze’ das als einziges Stück nicht von Dave Meniketti gesungen wird, sondern von John Nymnan, der hierbei heftiger explodiert als der Ätna bei seinem momentanen Vulkanausbruch.  

Den Abschluss des offiziellen Sets gibt ‚I’m Coming Home’ das ebenfalls vom ‚Face Melter’ Album stammt. ‚We play what you want’ ruft Meniketti einem kleinen aber feinen Publikum zu, das sich nicht mehr einkriegt hier in der ausverkauften Garage. Und die lautstarken Rufe zeigen es: ‚Open Fire’ wird gewünscht. Und jenes steht nicht mal auf der Setliste.

Mei is’ des guat!!! Wie der Bayer jetzt sagen würde und es auch tut. Y&T verstehen es in der Tat auch den obercoolsten Rocker von seinem Barhocker zu reißen, ihn zum mitbängen zu bringen, und das Eis im Jacky-Cola schmelzen zu lassen. Das ist Rock’n’Roll in seiner reinsten Form, so wie er wirklich sein sollte – hart, kompromisslos und zerberstend vor lauter Energie. Das Kunststück, so eine Performance auch noch auf dieser relativ kleinen Bühne hinzulegen, will ich nur am Rande erwähnen.





Nein, hier gibt es, genauso wie kürzlich bei Pain, in keinster Weise auch nur irgendetwas zu bemeckern. Hier hat 100%ig alles gepasst – die Musik, der Vibe, die Band, die Aura, die Fans, der brodelnde Suppentopf, -keine schmerzenden Füße und das Vergessen der Zeit, - einfach alles. Und über allem schwebt der Spirit von Phil Kennymore, dem diese und auch alle anderen Shows auf der momentanen Tour gewidmet sind.

Kurz und gut, Y&T haben das Kunststück geschafft, mich zum zweiten Mal restlos zu begeistern ohne wenn und aber oder auch nur die leiseste Kritik. Tja, und nun sind wir mal gespannt, ob sie’s auch ein drittes Mal schaffen, sofern sie hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft wieder hier her kommen. Ich warte jetzt schon drauf. 
http://meniketti.com/

PS: This is for you Stef… wie immer bei Y&T….:- )))


Aftershow Schnappschüsse sind im
Diary zu finden